Landeshauptstadt Stuttgart schreibt erstmals Defizit – OB Nopper mahnt zu Sparsamkeit und Haushaltsdisziplin

Stuttgart – Zum ersten Mal seit Einführung der doppischen Buchführung verzeichnet die Landeshauptstadt Stuttgart im Jahr 2024 ein ordentliches Haushaltsdefizit. Wie die Stadtverwaltung am Freitag mitteilte, beträgt das Minus 6,8 Millionen Euro – ein vergleichsweise geringer Betrag, der jedoch einen tiefgreifenden Trend signalisiert.

„Die guten Jahre sind leider auch in Stuttgart vorbei“, sagte Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU). Der Jahresabschluss 2024 sei ein Warnsignal und eine Mahnung zu Sparsamkeit und Haushaltsdisziplin.

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Auch Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU) zeigte sich alarmiert. Die Stadt müsse dringend gegensteuern, um die negative Entwicklung bei Erträgen und Aufwendungen zu bremsen. Besonders deutlich werde die Schieflage im Ergebnishaushalt 2025, der laut Zwischenbericht ein voraussichtliches Defizit von 890,2 Millionen Euro ausweisen werde. Ein Nachtragshaushalt sei deshalb unumgänglich.

Erträge sinken, Ausgaben explodieren

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Der Jahresabschluss verdeutlicht ein zentrales Problem: Während die ordentlichen Erträge 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund 340 Millionen Euro zurückgingen, bleiben sie im langfristigen Vergleich dennoch auf hohem Niveau. So erzielte die Stadt aus der Gewerbesteuer nach dem Rekordwert von 1,6 Milliarden Euro (2023) immerhin noch 1,3 Milliarden Euro im Jahr 2024.

Gleichzeitig explodierten die Ausgaben: Die ordentlichen Aufwendungen stiegen um rund 460 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen sind:

Zuweisungen und Zuschüsse: +159 Millionen Euro

 •Soziale Leistungen: +101 Millionen Euro

Sachaufwendungen: +90 Millionen Euro

Personalaufwand: +89 Millionen Euro

Schuldenfrei – noch

Zum Jahresende 2024 beträgt die Bilanzsumme der Stadt rund 12,6 Milliarden Euro. Der Stadthaushalt selbst ist nach wie vor schuldenfrei. Allerdings weisen die Eigenbetriebe Kreditverbindlichkeiten von 299,3 Millionen Euro aus – ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (281,6 Millionen Euro). Daraus ergibt sich ein pro-Kopf-Schuldenstand von 489 Euro (2023: 445 Euro).

Die Stadtverwaltung arbeitet derzeit an einem Konsolidierungsplan, um spätestens ab 2030 wieder Überschüsse im Ergebnishaushalt zu erzielen.

red