Von der Inflation zum Sparpreis: Döner für zwei Euro – ein echter Coup oder ein Schlag ins Gesicht der Dönerbranche?
Von Ayhan Güneş
Vor nicht allzu langer Zeit war der Döner das Fast Food der Wahl für preisbewusste Esser. Für vier oder fünf Euro gab es eine vollwertige Mahlzeit, die sättigte und dabei das Portemonnaie schonte. Doch dann kamen die Corona-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen: Lieferketten gerieten ins Stocken, die Preise für Rohstoffe stiegen, und viele kleine Imbissbetriebe kämpften ums Überleben. In der Folge trieben Inflation, höhere Rohstoffkosten und teure Energie die Preise weiter in die Höhe – auch beim Döner. In einigen Städten hat sich der Preis mittlerweile verdoppelt und kratzt an der Zehn-Euro-Marke. Ein Aufschrei ging durch die Republik – und ausgerechnet ALDI SÜD hat ihn gehört.
Mit einer Aktion, die viele überrascht und manche sicher auch verärgert, rollt der Discounter-Gigant jetzt seinen eigenen Döner-Truck durch die Lande. „Döner für alle“ nennt sich die Roadshow, die seit dem 7. August durch vier deutsche Städte tourt und Döner zum unschlagbaren Preis anbietet: Zwei Euro für die vegetarische Version und drei Euro für die Variante mit Huhn oder Rind. Ein Angebot, das den Geschmack der Kunden trifft – aber sicher nicht den der Dönerbuden-Besitzer.
Ein Angebot, das für Gesprächsstoff sorgt
Die Aktion kommt nicht von ungefähr. ALDI SÜD reagiert damit auf die hitzige Debatte um die steigenden Dönerpreise und macht sich zum Preisführer auf einem Markt, der bisher fest in den Händen der traditionellen Dönerläden lag. Doch während die Kunden jubeln, dürften die Besitzer dieser Läden die Aktion mit gemischten Gefühlen betrachten. Schließlich stellt sich die Frage: Wie kann ein Döner für zwei oder drei Euro noch rentabel sein, wenn gleichzeitig die Preise für Fleisch, Gemüse und Energie durch die Decke gehen?
„Die Aktion ‚Döner für alle‘ ist als Reaktion auf die Debatte rund um die gestiegenen Döner-Preise entstanden. Mit dem Angebot des beliebten Fast Foods zu einem besonders günstigen Preis möchten wir den Menschen eine Freude bereiten und unterstreichen dabei unsere Rolle als Preisführer“, erklärt Christian Göbel, stellvertretender Geschäftsführer Marketing & Communication bei ALDI SÜD. Doch was für ALDI eine kreative Marketingkampagne ist, könnte für die Dönerbranche als Provokation empfunden werden.
Ein Rückblick in die gute alte Zeit – und eine Herausforderung für die Gegenwart
Die Aktion startete am 7. August in Düsseldorf und zieht dann weiter nach Mainz, München (14. August, Frankfurter Ring 19) und Nürnberg.(16. August, Grolandstraße 43) Vor ausgewählten ALDI SÜD-Filialen wird ein Döner-Truck parken, der den Kunden ein Stück Nostalgie serviert: Dönerpreise wie vor der Pandemie. Mit den Eigenmarken des Discounters wie GUT BIO und GOLDÄHREN zubereitet, scheint das Angebot fast zu gut, um wahr zu sein. Doch was für den Kunden eine Rückkehr in die Zeiten günstigen Fast Foods bedeutet, stellt die traditionelle Dönerbranche vor eine neue Herausforderung.
Während ALDI SÜD die Straßen mit günstigen Dönern belebt, könnten die Dönerbuden in den Städten das Nachsehen haben. Die Frage, ob die Qualität eines Döner-Schnäppchens mit dem traditionellen Angebot der kleinen Läden mithalten kann, bleibt offen. Klar ist aber, dass diese Aktion die Preisspirale, die sich in den letzten Jahren immer weiter nach oben gedreht hat, auf unkonventionelle Weise stoppt – zumindest für kurze Zeit und an ausgewählten Standorten.
Ein wohltätiger Coup mit bitterem Beigeschmack?
Dass ALDI SÜD die gesamten Einnahmen aus der Aktion an regionale Tafeln spendet, macht den Deal für die Kunden noch verlockender. Hier gibt es nicht nur Döner zum Sparpreis, sondern auch das gute Gefühl, etwas für den guten Zweck getan zu haben. Doch während die Kunden und Tafeln profitieren, dürfte die Dönerbranche selbst „not amused“ sein.
red