An der Impf-Reihenfolge scheiden sich die Geister

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Beim Impfen gegen das Coronavirus wurde eine Reihenfolge festgelegt. Zunächst sollten alle geimpft werden, die ein besonders hohes Risiko für eine schwere Erkrankung haben – Ältere, Vorerkrankte oder Menschen, die im medizinischen Bereich arbeiten. Dafür erarbeitete die Ständige Impfkommission (STIKO) mit Hilfe der Leopoldina und des Deutschen Ethikrats eine Priorisierungsliste.

Doch davon ist nicht mehr viel übrig: Viele Bundesländer preschten vor, gaben zunächst AstraZeneca und dann alle Impfstoffe in Arztpraxen frei. Nun zieht das Bundesgesundheitsministerium nach, die Priorisierung soll deutschlandweit ab dem 7. Juni 2021 aufgehoben werden.

Doch es gibt auch Kritik. “Es ist nach wie vor wichtig, jene zu schützen, die besonders gefährdet sind”, sagt beispielsweise Alena Buyx, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, gegenüber tagesschau.de. Je mehr Menschen geimpft würden, desto mehr könne man sich auch von der Priorisierung lösen. “Entscheidend ist aber nach wie vor, dass die Menschen aus den Priorisierungsgruppen ein Angebot bekommen haben. Dann kann man die Impfungen für alle frei geben.”

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Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sei es zudem wichtig, vor allem auch die jüngere Generation in den Blick zu nehmen und zu unterstützen, so Buyx: “Gerade junge Menschen und Familien werden in der Pandemie besonders belastet, je länger sie dauert. Sie sind zwar gesundheitlich nicht so direkt bedroht wie Ältere oder Risikogruppen, aber die psychischen, sozialen und ökonomischen Belastungen sind enorm.”

Ein erster Schritt könne sein, die durch flächendeckende Impfungen frei gewordenen Testkapazitäten schnell und unkompliziert für Jüngere zur Verfügung zu stellen. Dies sei aber nur ein erster Schritt, betont Buyx: “Es braucht viel mehr kreative und zugleich zielgerichtete und großzügige Programme zur Unterstützung für verschiedene Gruppen wie etwa Auszubildende, Studierende oder eben Familien.”

Ralf Loweg / glp