Aufenthaltsverbot am Akademiehof in Ludwigsburg: So verlief das Wochenende

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Von Uwe Roth

Die am Rand des Akademiehofs patrouillierenden Kräfte der Bereitschaftspolizei hatten den Ausgang des Abends so wohl nicht erwartet. Eingestellt auf Widerstand, blieb alles friedlich. Um 22 Uhr war am Freitag der an Wochenendtagen beliebte Treffpunkt mit jungen Menschen gut gefühlt – wie in den Wochen davor auch. Kurz vor 23 Uhr verließen die meisten nach allen Seiten den Platz in der Ludwigsburger Innenstadt, ohne Aufforderung und zu murren. Als folgten sie einer Regie-Anweisung. Die Polizei kam nicht dazu, über Lautsprecher den Beginn des von der Stadt angeordneten Verweilverbots zu verkünden. Die Durchsage hätte mit Blick auf den zu diesem Zeitpunkt fast schon verlassenen Akademiehof mehrwürdig geklungen. 23.05 Uhr standen drei Polizisten auf einer leeren Grünfläche und schauten in allen Richtungen.

Von weitem sahen die Beamten noch die Rücken der sich entfernenden Feiernden, die offensichtlich weiterhin ihre gute Laune behielten. Lediglich eine alte Flaschensammlerin war noch auf dem Rasen und sammelte glückselig das herumliegende Pfandgut ein. In den vergangenen Monaten hatte die Polizei zur späten Stunde mehrmals den Platz mit einem Großaufgebot geräumt, weil die Stimmung zumeist unter Drogen- und Alkoholeinfluss von guter Laune in eine Bereitschaft zur Aggression und Gewalt gekippt war.

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Die Räumung des Platzes zu einer bestimmten Uhrzeit mit behördlicher Ansage schien zumindest am Freitag Wirkung gezeigt zu haben. Der Hinweis auf den gelben Plakaten der Stadt, dass der Platz zwischen 23 und 6 Uhr gesperrt sei, blieb allerdings von vielen unbemerkt. „Keine Ahnung, was Verweilverbot heißen soll“, antwortete einer auf die entsprechende Frage, ob er dieses Verwaltungswort kenne. Die Angesprochenen waren über andere Kanäle über den drohenden Platzverweis dennoch gut informiert. „Wir haben geplant, kurz vor elf zu gehen und nach Stuttgart in einen Club zu fahren“, beschrieb ein junger Mann den weiteren Verlauf des Abends. Sie seien geimpft. Weil in seiner Altersgruppe die Zahl der Geimpften steige, würden sich sowieso immer mehr gegen Mitternacht vom Akademieplatz in Clubs und Kneipen verziehen, lautete seine Einschätzung. Allein wegen der Kälte. Am Freitag war es nasskalt und weit unter zehn Grad Celsius.

Die vereinzelt gefragten Feiernden bedauerten die Anordnung der Stadt, zeigten aber Verständnis, weil ihnen die Randale auch zuwider sei. Die Menschen, die vor 23 Uhr bereits heftig betrunken waren, bildeten entlang des Bühnenturms eine Randgruppe im Wortsinn. Die allerdings befragte man besser nicht. Der Akademiehof könnte seine Funktion vor Corona zurückbekommen: Ein frühabendlicher Treffpunkt für jungen Leute zu sein, die mit günstig erstandenen alkoholischen Getränken vorglühen, um anschließend in einem Club vorzugsweise in Stuttgart weiter zu feiern. Die Sorge, die Menschen auf dem Platz könnten nach 23 Uhr auf die Bärenwiese oder auf den Arsenalplatz ausweichen, schien ebenfalls unbegründet. Bis auf ein Pärchen war die Sitzgelegenheiten im neuen Pop-up-Park an der Wilhelmstraße leer. Aus der stockdunklen Bärenwiese klangen ein paar Stimmen und etwas Musik. Die Polizei hatte an diesen Abend zumindest bis Mitternacht wenig zu tun: Wenige Personen randalierten und wurden von der Polizei schnell eingefangen. Meistens schon verhinderte die eigene Clique, dass einer von ihnen gegenüber der Polizei oder fragenden Medienvertretern ausfällig wurde.