Bauarbeiter gehören zu Rekord-Pendlern im Kreis Ludwigsburg: Gewerkschaft fordert Entschädigung

ANZEIGE

Für sie kommt Homeoffice nicht in Frage: Bauarbeiter sind in ihrem Job ständig unterwegs. Um zur Baustelle zu kommen, legen sie überdurchschnittlich weite Wege zurück. Die Gewerkschaft IG Bau fordert für die rund 4.500 Bauarbeiter im Kreis Ludwigsburg erstmals eine Entschädigung der Fahrerei. Die Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern gehen am 25. Juni in Wiesbaden in die bereits dritte Runde.

Sie sitzen morgens um sechs im Auto und sind oft erst abends um acht zu Hause: Ein Großteil der rund 4.500 Bauarbeiter im Landkreis Ludwigsburg nimmt enorme Pendelstrecken in Kauf – ohne die Zeit für die Fahrerei bezahlt zu bekommen. Darauf weist die Gewerkschaft IG BAU hin. „Bauarbeiter zählen zu den Rekord-Pendlern in der Region. Um zur Baustelle zu kommen, haben sie nicht nur besonders weite Wege. Die Einsatzorte ändern sich auch ständig. Darunter leiden Familie, Freunde und Freizeit“, sagt Mike Paul, Bezirksvorsitzender der IG BAU Stuttgart. Erstmals soll es nun eine Entschädigung der sogenannten Wegezeiten am Bau geben. Das fordert die Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde, die am 25. Juni in Wiesbaden fortgesetzt wird.

Laut der IG Bau legen nach einer aktuellen Untersuchung des Pestel-Instituts Bauarbeiter in Deutschland im Schnitt 64 Kilometer für die einfache Strecke zur Arbeit zurück. In der repräsentativen Umfrage unter 4.800 Bau-Beschäftigten gab jeder Vierte an, mehr als eine Stunde zur Einsatzstelle unterwegs zu sein – plus Rückfahrt. Zum Vergleich: Unter allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern betrifft das nur fünf Prozent.

ANZEIGE

IG BAU-Bezirkschef Mike Paul spricht von „verlorener Lebenszeit“ und fordert die Baufirmen dazu auf, den Einsatz ihrer Mitarbeiter anzuerkennen. „Mobiles Arbeiten gehört natürlich zum Bau dazu. Es wird immer woanders gebaut. Aber dann müssen Bauarbeiter für die Fahrerei immerhin eine Entschädigung bekommen – entweder durch Geld oder Zeit-Guthaben“, so der Gewerkschafter. Damit könne die Bauwirtschaft auch einen wichtigen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten. „Berufsstarter überlegen sich dreimal, ob sie in einer Branche anfangen, in der sie mehr Zeit im Bulli als zu Hause verbringen.“

red