Börsen-Skandal: 1,9 Milliarden Euro “verschwunden”

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Wenn sich in einem Unternehmen plötzlich fast zwei Milliarden Euro in Rauch auflösen, kann es nicht mit rechten Dingen zugehen. Und wenn es sich dabei noch um einen Dax-Konzern handelt, ist die Fassungslosigkeit riesig. Dass es sich dabei nicht um einen Albtraum handelt, beweist der aktuelle Fall des Finanzdienstleisters Wirecard, der jetzt mit dem Rücken zur Wand steht und auf das Wohlwollen der Banken angewiesen ist.

Im Börsen-Skandal um Wirecard hat sich nun der Vorstand zu Wort gemeldet. Die in der Bilanz des Zahlungsabwicklers fehlenden 1,9 Milliarden Euro würden mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht existieren, teilte das Unternehmen in einer Stellungnahme mit.

Die Gesellschaft ging bislang davon aus, dass die zugunsten von Wirecard ausgewiesenen Bankguthaben auf Treuhandkonten befänden. In der Rechnungslegung habe sie die Summe deshalb bisher als Aktivposten ausgewiesen. Das entspricht nach Angaben des Unternehmens in etwa einem Viertel der Konzernbilanzsumme, berichtet “tagesschau.de”.

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Wirecard teilte nun mit, dass es die Einschätzungen des vorläufigen Ergebnisses des Geschäftsjahres 2019 sowie des ersten Quartals 2020 zurücknehme. “Mögliche Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse vorangegangener Geschäftsjahre können nicht ausgeschlossen werden”, heißt es in der Mitteilung weiter.

Da das Geld eigentlich aus einem Drittpartnergeschäft stammen sollte, will das Unternehmen untersuchen, ob, in welcher Art und Weise und in welchem Umfang das Geschäft tatsächlich zugunsten der Gesellschaft geführt wurde. Wegen des Skandals ist bereits der Gründer und Chef von Wirecard, Markus Braun, mit sofortiger Wirkung zurückgetreten.

Die Firma hatte zuvor ihren Jahresabschluss zum vierten Mal verschoben und mit dem möglichen Betrugsfall die Börse schockiert. Die Aktie ist innerhalb weniger Tage von über 100 Euro auf unter 15 Euro abgestürzt. Damit wurde ein zweistelliger Milliardenbetrag an Börsenwert vernichtet.

Ralf Loweg