Bundestagswahl 2021: Kreis-CDU nominiert Steffen Bilger fast einstimmig

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Von Uwe Roth

Letztlich war es eine Formsache: Am Freitag (4. September) wählten 80 CDU-Mitglieder ohne große Diskussion Steffen Bilger zu ihrem Kandidaten für die Bundestagswahl im Herbst nächsten Jahres. Die Zustimmungsquote lag bei 98,72 Prozent. Es gab lediglich zwei Abweichler und eine Enthaltung. Der 41-jährige Familienvater von zwei Kindern mit Wohnsitz Ludwigsburg hat seit 2009 ein Bundestagsmandat. Seit 2018 ist er zudem Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Bilger ist bei der Mitgliederversammlung in der Gerlinger Stadthalle ohne Gegenkandidaten angetreten. Kreisvorsitzender Rainer Wieland wertete die Zurückhaltung anderer Bewerber als „ein Zeichen der Wertschätzung für dich“.

In dieser Schlüsselfunktion habe er für den Landkreis Ludwigsburg einiges erreichen können, betonte Bilger in seiner Bewerbungsrede. So habe jede Kommune eine Förderung aus seinem Ministerium erhalten, das neben der Verkehrsinfrastruktur auch für die digitale Infrastruktur zuständig ist. „Die Arbeit in einem CSU-Haus ist manchmal schwierig“, räumte er ein. Die ihm dort gestellten Aufgaben mache er aber „sehr gern“. Nach aus seiner Sicht „vielen mageren Jahr“ vor seiner Amtszeit „gibt es inzwischen in allen wesentlichen Bereichen Fortschritte“. Als Beispiel nannte er die Straßen- und Brückensanierung, für die nun beachtliche Summen zur Verfügung stünden.

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Bilger übte vor allem Kritik an den Grünen in Baden-Württemberg. Nachdem nun nach Jahrzehnten eine Ortsumfahrung für Enzweihingen (Stadtteil von Vaihingen an der Enz) beschlossene Sache sei, kämen nun grüne Mandatsträger mit der Forderung, auf die Umfahrung zu verzichten und das Geld besser in den Ausbau des ÖPNV zu investieren. Der Bundestagsabgeordnete sieht darin einen Widerspruch zu Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der bekanntlich der Autoindustrie wohlwollend gegenüberstehe. Als weitere Pluspunkte seiner politischen Arbeit sieht er den Bau von Radschnellwegen, wie den geplanten zwischen Ludwigsburg und Waiblingen, der der mit Bundeszuschüssen finanziert werde. In das Schienennetz werde investiert „so viel wie nie zuvor“. Das Projekt Stuttgart 21 gehe voran. „Es ist beeindruckend, was sich da tut.“ Mit der Digitalisierung des Bahnknotens bekomme die Region „den modernsten Bahnhof Europas“. Auch im Ausbau des schnellen Internets gebe es gute Fortschritte. „Die Funklöcher verschwinden so langsam“, stellte er fest. Beim Thema Dieselfahrverbote zeigte er sich überzeugt, dass diese für Ludwigsburg endgültig vom Tisch seien. „Ich freue mich auf den Tag, wenn Resch seine Klage zurückziehen muss.“ Jürgen Resch ist der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

In die Zukunft geblickt, sieht Bilger für Deutschland gute Chance, glimpflich aus der Corona-Krise zu kommen. „Einen zweiten Lockdown halte ich für ausgeschlossen“, gab er sich überzeugt. „Ich kenne kein Land, das es besser gemacht hat.“ In den Jahren vor Corona eine Schwarze-Null-Politik zu betreiben, sparsam zu haushalten und Schulden zu vermeiden, habe sich ausgezahlt. So seien finanzielle Reserven vorhanden gewesen, um den vom Lockdown Betroffenen rasch zu helfen.

Kreisvorsitzender Wieland betonte, dass „praktisch die Bundestagswahl morgen anfängt“. Ab sofort gelte der Wahlkampfmodus. Demnächst ist die Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart, bei der es einen CDU-Kandidaten durchzusetzen gelten. Im Frühjahr folgt die Landtagswahl, bei der die Christdemokraten zur alten Stärke zurückfinden wollen, wie Wieland sagte. Bei der Wahl 2016 hatte die CDU zwölf Prozent Verlust gemacht.