Regierung prüft weiter Vereinbarkeit von Cannabis-Liberalisierung

Die Bundesregierung weiß noch immer nicht, ob die geplante Legalisierung von Cannabis völker- und EU-rechtlich umsetzbar ist. Das geht aus einer Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Unions-Bundestagsfraktion hervor, über die die Zeitungen des “Redaktionsnetzwerks Deutschland” in ihren Donnerstagausgaben berichten. Danach wurde eine gesonderte Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich ausschließlich mit den internationalen rechtlichen Fragen beschäftigen und Lösungen vorschlagen soll.

Die Beratungen seien aber noch nicht abgeschlossen, heißt es in der Antwort. Gegenstand der Prüfung sind nach Angaben des Ministeriums eine Vielzahl von völkerrechtlichen Verträgen, die Deutschland ratifiziert hat, darunter das Einheits-Übereinkommen über Suchtstoffe von 1961, das Übereinkommen über psychotrope Stoffe von 1971 und das Übereinkommen gegen den unerlaubten Verkehr mit Suchtstoffen und psychotropen Stoffen von 1988. “Ebenso prüft die Bundesregierung derzeit die europarechtlichen Rahmenbedingungen”, heißt es in der Antwort. Hier stünden das Schengener Durchführungsübereinkommen und der Rahmenbeschluss des Europäischen Rates über Mindestvorschriften zur Bekämpfung des illegalen Drogenhandels von 2004 im Mittelpunkt.

Beide stellen laut Ministerium hohe Hürden für eine Cannabis-Legalisierung dar. So heißt es im EU-Rahmenbeschluss, die Mitgliedsstaaten müssten Anbau, Verkauf und Besitz von Cannabis unter Strafe stellen. Im Schengener Durchführungsübereinkommen verpflichten sich die Vertragsstaaten in Bezug “auf die unmittelbare oder mittelbare Abgabe von Suchtstoffen und psychotropen Stoffen aller Art einschließlich Cannabis” alle “notwendigen Maßnahmen zu treffen, die zur Unterbindung des unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln erforderlich sind”.

Der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger, dessen Partei eine Legalisierung ablehnt, sagte dem RND, die Bundesregierung habe immer noch keinerlei Antworten darauf, wie eine Regelung aussehen könne, die nicht gegen internationales oder europäisches Recht verstoße. “Eine monatelange Rechtsprüfung macht dieses Vorhaben halt auch nicht rechtens”, so der Bundestagsabgeordnete. “Die Cannabislegalisierung ist im Begriff zu scheitern, bevor sie überhaupt begonnen hat”, prognostizierte er.

“Wenn wir erwarten, dass sich andere Staaten an völker- und an europarechtliche Vereinbarungen halten sollen, zum Beispiel die Südeuropäer bei den Staatsfinanzen, muss Deutschland das beim Drogenrecht genauso tun”, forderte der CSU-Politiker.

red

Rückgang bei Einfamilienhäusern führt zu weniger Baugenehmigungen

Die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland geht zurück. Im Juni wurden 30.425 neue Wohnungen erlaubt, 4,5 Prozent oder 1.419 Baugenehmigungen weniger als im Juni 2021, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Im 1. Halbjahr 2022 wurden damit insgesamt 185.772 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt – das waren 2,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

In den Ergebnissen seien sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten, so das Bundesamt. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 17,0 Prozent auf 41.765 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern stieg die Zahl genehmigter Wohnungen dagegen um 1,6 Prozent (+254) auf 16.622 und bei den Mehrfamilienhäusern sogar um 7,8 Prozent (+7.179) auf 99.755, so die Statistiker.

red

Merkel verurteilt Abbas-Äußerungen

Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat empört über die Holocaust-Äußerungen von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in einer Pressekonferenz mit ihrem Nachfolger Olaf Scholz (SPD) reagiert. Merkel verurteile die Äußerungen “auf das Schärfste”, sagte eine Sprecherin des Büros der Altkanzlerin der “Bild”. Es handele sich um einen inakzeptablen “Versuch, die Singularität der von Deutschland im Nationalsozialismus begangenen Verbrechen des Zivilisationsbruchs der Shoa zu relativieren beziehungsweise den Staat Israel direkt oder indirekt auf eine Stufe mit Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus zu stellen”.

Merkel bekräftigte: “Solche Versuche werde Deutschland niemals dulden.”

red

Energieexperten warnen vor Heizlüftern zum Sparen von Gas

Die energiepolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Nina Scheer, hat Verbraucher davor gewarnt, zum Sparen von Gas im Herbst und Winter auf elektrische Heizlüfter zu setzen. “Es ist wichtig, jetzt so viel Energie zu sparen wie es nur geht. Darum kann ich auch nur vor dem Einsatz von Heizlüftern warnen”, sagte sie der “Rheinischen Post” (Mittwochausgabe).

Die Wärmeversorgung der Privathaushalte in Deutschland sei gesichert, so Scheer. “Das Einschalten von Heizlüftern ist die mit Abstand teuerste Form der Wärmegewinnung.” Sie verwies auf Kapazitätsgrenzen des Stromnetzes in Deutschland.

“Wenn eine panikartige Verwendung von Heizlüftern zudem das Stromnetz überlastet, hilft dies niemandem”, warnte die Sozialdemokratin. Die Diskussion über den Einsatz von Heizlüftern sei mit den Hamsterkäufen von Toilettenpapier zu Beginn der Corona-Pandemie vergleichbar: “Ohne die auch medial begünstigte Angst vor leeren Regalen hätte es nie einen Engpass gegeben. Mit Heizlüftern und deren massivem Strombedarf darf uns das nun nicht erneut passieren”, sagte Scheer.

Auch beim Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) warnt man vor solchen Geräten, um den Gasverbrauch zu senken. “Heizlüfter sind nicht geeignet, um Gas oder Geld zu sparen. Denn Heizlüfter verbrauchen sehr viel Strom – und Strom ist zumindest absehbar sogar noch teurer als Gas”, sagte Florian Munder, Experte beim VZBV für Energie und Bauen.

“Hinzu kommt die Gefahr, dass die Stromverteilnetze überlastet werden, wenn massig Heizlüfter angeworfen werden”, sagte Munder.

red

Explodierende Energiepreise: Linksfraktion für Einmalzahlung von mindestens 1.500 Euro

Linksfraktionschefin Amira Mohamed Ali hat zur Entlastung der Verbraucher von gestiegenen Energiepreisen hohe Einmalzahlungen pro Haushalt gefordert. “Eine Zahlung von 1.500 Euro pro Haushalt plus 600 Euro für jedes weitere Haushaltsmitglied wäre eine wirksame Maßnahme”, sagte sie der “Rheinischen Post” und dem “General-Anzeiger” (Mittwochausgaben). “Es ist grotesk, wenn der Finanzminister behauptet, für finanzielle Entlastungen wie diese sei kein Geld da, aber gleichzeitig eine Übergewinnsteuer für Unternehmen ablehnt, die in der Krise auf dem Rücken der Bürgerinnen und Bürger riesige Gewinne machen.”

Gerade Rentner wie auch Studierende könnten so spürbar entlastet werden. “Das nächste Entlastungspaket muss unter dem Motto stehen: nicht kleckern, sondern klotzen”, mahnte Mohamed Ali.

red

Zahl der Disziplinarstrafen gegen Bundesbeamte gestiegen

Der Bund hat im vergangenen Jahr 373 Disziplinarmaßnahmen gegen Beamte erlassen. Das waren elf Prozent mehr als 2020 (336), berichtet die “Bild” unter Berufung auf eigene Recherchen. In 17 Fällen wurden Staatsdiener demnach sogar entlassen, fast doppelt so viele wie 2020 (neun).

In den meisten Fällen gab es Geldbußen (205) und Verweise (90). In neun Fällen wurden Beamte bestraft, weil sie gegen das Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung verstoßen hatten – das ist die Umschreibung für Reichsbürger oder Extremisten. In vier Fällen verstießen Beamte gegen das Gebot zur Mäßigung und Zurückhaltung bei politischer Betätigung.

113 hatten ungebührliches Verhalten an den Tag gelegt, 76 hatten die Anweisungen von Vorgesetzten missachtet, in 31 Fällen ging es um Korruptionsverdacht.

red

INSA-Umfrage: Scholz könnte derzeit nicht nochmal Kanzler werden

Die Ampel-Koalition verteidigt mit zusammen 49 Prozent laut neuer INSA-Umfrage ihre parlamentarische Mehrheit, Olaf Scholz hätte bei Neuwahlen aber wohl geringe Chancen, Kanzler zu werden. Die Grünen liegen drei Prozentpunkte vor der SPD, so die Erhebung, die in der Dienstagausgabe der “Bild” veröffentlicht wird. Auch Schwarz-Grün mit zusammen 50 Prozent käme auf eine parlamentarische Mehrheit.

Knapp könnte es sogar für ein schwarz-rotes Bündnis reichen, das zusammen auf 47 Prozent käme. Sicher reichen würde es für eine sogenannte “Deutschland-Koalition” aus CDU/CSU, SPD und FDP mit zusammen 55 Prozent. Die Ergebnisse im Einzelnen: CDU/CSU 28 Prozent, SPD 19 Prozent (jeweils plus eins).

Die Grünen (22 Prozent) legen einen halben Punkt zu. AfD (12 Prozent) und Linke (5 Prozent) verlieren jeweils einen halben Prozentpunkt. Die FDP (8 Prozent) hält ihren Wert aus der Vorwoche.

Sonstige Parteien kommen zusammen auf 6 Prozent (- 1,5). INSA-Chef Hermann Binkert sagte “Bild”: “Nur in der Ampel könnten die Grünen den Kanzler stellen. Die SPD bliebe in jeder denkbaren Konstellation nur Juniorpartner. Selbst wenn die Ampel bestätigt würde, Kanzler Olaf Scholz wäre abgewählt.” Beim Politikerranking sind Robert Habeck, Annalena Baerbock, Cem Özdemir und Markus Söder auf den ersten vier Plätzen und gewinnen jeweils einen Punkt oder sogar zwei Punkte hinzu. Aufsteiger der Woche ist der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil.

Er legt drei Punkte zu und steigt von Platz 9 auf Platz 5. Er ist der bestplatzierteste Sozialdemokrat, noch vor Karl Lauterbach (Platz 7) und Olaf Scholz (Platz 8). Für den INSA-Meinungstrend im Auftrag von “Bild” wurden vom 12. bis zum 15. August 2022 insgesamt 2.146 Bürger befragt.

red

Studie: Deutschland verfehlt 2-Prozent-Ziel trotz 100 Milliarden Euro Sondervermögen

Trotz des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens für die Bundeswehr wird Deutschland das Zwei-Prozent-Ausgabenziel der NATO im kommenden Jahr und vor allem in der nächsten Wahlperiode wohl verfehlen – entgegen des Versprechens der Kanzlers. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, über die die “Rheinische Post” (Montag) berichtet. Darin fordert das Institut von der Bundesregierung, die nötige erhebliche Erhöhung der Verteidigungsausgaben auch nach 2026 jetzt schon besser vorzubereiten.

Nehme man die Aussage von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vom 27. Februar ernst, dass von nun an das NATO-Ziel von zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für die Verteidigung sogar übertroffen werden solle, verbleibe eine Lücke in der Haushaltsplanung der Regierung, kritisiert das Institut. “Für 2022 ist keine Ausgabe aus dem Sondervermögen vorgesehen, für 2023 gerade einmal 8,5 Milliarden, so dass eine Lücke von etwas unter 18 Milliarden Euro (bis zur Erreichung des NATO-Ziels) bleibt”, heißt es darin. In den Folgejahren bis 2026 werde das NATO-Ziel dann auch nur beinahe erreicht, aber nicht übertroffen.

Ab 2027 sei die Finanzierung zur Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels aber völlig ungeklärt. “Wenn das Sondervermögen bis dahin aufgebraucht ist und der Verteidigungshaushalt nicht erhöht wird, entsteht eine Lücke von rund 35 Milliarden Euro. Wenn diese nicht geschlossen wird, würde der Anteil der Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt auf rund 1,2 Prozent zurückfallen”, so die IW-Studie.

Die Regierung müsse frühzeitig klären, wie die “Abbruchkante” bei den Verteidigungsausgaben verhindert werden könne, “um eine langfristige Planungssicherheit über 2026 hinaus zu erreichen”, fordern die Studienautoren. “Ohne diese Verstetigung kann sich die Verteidigungswirtschaft nicht auf zukünftige Anforderungen einstellen.” Das Institut lobt zwar das Sondervermögen, weil es zumindest bis 2026 für die Sicherheit in der Verteidigungsindustrie sorge, dass das Geld auch wirklich zur Verfügung stehe.

“Dennoch zeigt die Regelung auch, dass die bestehenden politischen Restriktionen – keine Steuererhöhungen, keine Kürzungen, Schuldenbremse in jetziger Form – für notwendige Mehrausgaben zu eng sind” so das IW. “Spätestens 2026 muss zur Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels ein um gut 60 Prozent vergrößertes reguläres Verteidigungsbudget zur Verfügung gestellt werden.”

red

Ursachen für Fischsterben in Oder weiter unklar

Die Ursachen für das Fischsterben in der Oder sind weiterhin unklar. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) sprach am Montag im RBB-Inforadio von einer “absoluten Anomalie” des Wassers. Man habe einen hohen Sauerstoffgehalt, einen hohen PH-Wert und eine hohe Salzfracht festgestellt.

Die Gründe dafür kenne man noch nicht. Auch sei unklar, ob noch weitere Stoffe in die Oder gelangt seien. “Die Polen fahnden jetzt nach insgesamt 300 Stoffen, sie haben angegeben, dass sie jetzt auch gezielt nach Insektiziden im Wasser und in den Fischen suchen.”

Die Giftwelle sei aber offenbar vorbei, sagte der Grünen-Politiker. Inzwischen seien wieder viele kleine Fische eingeschwommen. Dennoch müsse man davon ausgehen, dass die Katastrophe noch lange Folgen haben werde.

“Wir reden jetzt immer über Fische, tatsächlich ist ja das gesamte Ökosystem der Oder geschädigt.” Man habe wirklich lange Zeiträume, wo insbesondere Muscheln, Mollusken, Insekten dann auch Zeit benötigten, um sich wieder aufzubauen. Mit Blick auf die Zusammenarbeit mit Polen zeigte sich der Minister optimistisch, dass die Kommunikation künftig besser werde: “Auf polnischer Seite hat es ja auch inzwischen deutliche Umorientierungen gegeben, der Chef der Wasserbehörde ist gefeuert worden, der Chef der Umweltbehörde ist von seinem Amt entbunden worden, also neue Kräfte, die jetzt auch einen großen Optimismus an den Tag legen.”

Er denke, die polnische Seite sei jetzt “ganz anders aufgestellt als noch vor einer Woche”, so Vogel.

red

Geflohener Ex-Präsident Ghani will keine Million aus Afghanistan mitgenommen haben

Der von den Taliban vor einem Jahr gestürzte afghanische Präsident Ashraf Ghani hat Berichte dementiert, denen zufolge er bei seiner Flucht aus Kabul am 15. August 2021 in einem Hubschrauber Millionen US-Dollar aus seinem Heimatland herausgeschafft habe. “Meine Frau ist mit zwei kleinen Handtaschen geflohen, wir hatten 800 Dollar bei uns”, sagte er der “Bild am Sonntag” in seinem Exil in Abu Dhabi. Er könne nicht sagen, ob andere Personen in dem Hubschrauber größere Geldsummen dabeigehabt hätten.

Aber: “Ich habe kein Geld in dem Helikopter gesehen.” Unmittelbar nach der Flucht aus Kabul gab es Vorwürfe, Ghani habe eine große Menge Bargeld mitgenommen. Und in einem Bericht des Sonder-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau Afghanistans der US-Regierung vom Juni dieses Jahres ist die Rede von einem Betrag zwischen einer und einer halben Million Dollar, die Ghani und seine Berater bei ihrer Flucht mitgenommen hätten.

Ghani vertritt die Auffassung, dass er juristisch noch immer afghanischer Präsident sei: “Rechtlich gesehen vertrete ich immer noch die Islamische Republik Afghanistan. Die Regierung wurde am 15. August durch einen Staatsstreich gestürzt.” Den Vorwurf, er habe mit seiner blitzartigen Flucht vor einem Jahr die Menschen in Afghanistan im Stich gelassen habe, wies der 73-Jährige zurück: “Das habe ich nicht. Was wäre passiert? Die Taliban hätten mir die Pistole an den Kopf gehalten, um sich selbst zu legitimieren. Es war ein Staatsstreich.” Dennoch wäre er in Kabul geblieben, wenn auch nur zehn Mann auf seiner Seite gewesen wären: “Aber ich hatte niemanden, der mit mir gemeinsam kämpfen wollte.”

Ghani verwies darauf, dass er bereits in den Monaten zuvor großer Gefahr ausgesetzt gewesen und trotzdem in Kabul geblieben sei.

red