EU will komplette Aussetzung des Visa-Abkommens mit Russland

Die Europäische Union will das Visa-Abkommen mit Russland vollständig aussetzen. Das teilte EU-Kommissionsvize Josep Borrell am Mittwochnachmittag mit. “Wir haben einen erheblichen Anstieg der Grenzübertritte von Russland in die Nachbarstaaten erlebt. Dies wird zu einem Sicherheitsrisiko”, so Borrell. “Wir sind daher heute mit den EU-Außenministern einig bezüglich einer vollständigen Aussetzung des EU-Russland-Abkommens über Visaerleichterungen”, so der EU-Außenbeauftragte. Borrell hatte im Vorfeld des Treffens neben der Visa-Frage gefordert, man müsse drei zentrale Punkte beibehalten: “Die Ukraine unterstützen, Druck auf Russland ausüben und sich mit den weitreichenderen Folgen dieses Krieges befassen, der die ganze Welt betrifft.”

red

Grünen-Urgestein Hans-Christian Ströbele ist tot

Grünen-Urgestein Hans-Christian Ströbele ist tot. Er starb am bereits Dienstagmorgen im Alter von 83 Jahren in seiner Wohnung in Berlin-Moabit, berichtet die “taz”, deren Mitgründer er war. Der 1939 in Halle (Saale) geborene Politiker war von Beruf Anwalt.

Für frühe Aufmerksamkeit sorgte vor allem seine Tätigkeit als Verteidiger von RAF-Mitgliedern, unter anderem Andreas Baader. Auf der politischen Ebene war Ströbele zunächst von 1970 bis 1975 Mitglied der SPD. Die Partei schloss ihn aber aus, nachdem er Terroristen der RAF in einem Brief als “liebe Genossen” bezeichnet hatte.

1978 war er einer der Mitbegründer der Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz, des späteren Landesverbandes der Grünen in Berlin. In den Deutschen Bundestag zog er erstmals 1985 ein, dem er zunächst bis 1987 angehörte, später dann noch einmal von 1998 bis 2017. Im Bundestagswahlkreis Berlin-Friedrichshain – Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost holte er bei den Wahlen 2002, 2005, 2009 und 2013 als jeweils einziger Bundestagsabgeordneter seiner Partei ein Direktmandat. 2017 trat er dann nicht mehr an.

red

Michail Gorbatschow ist tot

Michail Gorbatschow ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Das meldete am Dienstag die russische Nachrichtenagentur Tass. Gorbatschow war Ende der 1980er Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) und von März 1990 bis Dezember 1991 Staatspräsident der Sowjetunion und gilt als einer der “Väter der deutschen Wiedervereinigung”.

So lehnte er diese zwar zunächst ab, gab seinen Widerstand später aber auf. In der sowjetischen Politik setzte er mit Glasnost (“Offenheit”) und Perestroika (“Umbau”) neue Akzente und leitete in Abrüstungsverhandlungen mit den USA das Ende des Kalten Krieges ein. 1990 erhielt er den Friedensnobelpreis.

In den Folgejahren war er in Deutschland immer wieder gern gesehener Gast. In Russland dagegen war Gorbatschows Ruf weit schlechter. So wurde ihm oft vorgeworfen, den Zusammenbruch der Sowjetunion und die folgende Phase wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit verursacht zu haben.

red

Wetterdienst meldet sonnigsten Sommer seit Messbeginn

Der Sommer 2022 ist in Deutschland der sonnigste seit Aufzeichnungsbeginn gewesen. Das geht aus Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurden. Mit fast 820 Stunden überragte die Sonnenscheindauer demnach ihr Soll von 614 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um rund 35 Prozent.

Im Vergleich zu 1991 bis 2020 lag die positive Abweichung bei rund 25 Prozent. Damit hat der Sommer 2022 den bisherigen Rekordhalter 2003 mit 793 Stunden deutlich abgelöst. Am Oberrhein schien die Sonne in den letzten drei Monaten fast 1.000 und im äußersten Norden um 700 Stunden.

Der Temperaturdurchschnitt lag im Sommer 2022 nach vorläufigen Berechnungen des DWD mit 19,2 Grad Celsius um 2,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +1,6 Grad. Damit gehört der Sommer 2022 zu den vier wärmsten in Deutschland seit 1881. “Spitzenreiter” bleibt 2003 mit 19,7 °C. Aus dem Stand brachte bereits der Juni den Sommer auf Hochtouren, wurde im Juli zum Dauerläufer und blieb das auch im August. Hamburg-Neuwiedenthal meldete am 20. Juli mit 40,1 °C die deutschlandweit höchste Temperatur.

Jener Tag brachte in der Norddeutschen Tiefebene viele neue Rekorde. Kühl war es dagegen in Gilserberg-Moischeid, 25 Kilometernordöstlich von Marburg, wo am 2. Juni mit 1,1 °C der Sommertiefstwert festgehalten wurde. Im Sommer fielen mit rund 145 Litern pro Quadratmeter knapp 40 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 mit 239 l/m².

In der seit 1881 bestehenden Zeitreihe des DWD war der Sommer damit der sechsttrockenste. Am trockensten bleibt der Sommer 1911 mit nur 124 l/m². Auch im Vergleich zur Referenzperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 2022 -40 Prozent.

Das Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen meldeten eine historische Sommerdürre. An den Alpen fielen währenddessen über 500 l/m². Dort wurde in Wertach-Bichel im Allgäu am 19. August mit 114,2 l/m² auch der höchste Tagesniederschlag des Sommers erhoben.

Die deutlich zu trockene und überdurchschnittlich warme und sonnenscheinreiche Sommerwitterung ließ die Böden stark austrocknen. Dabei nahm der Rückgang der Bodenfeuchte in Deutschland einen ähnlichen Verlauf wie im Dürrejahr 2018. Von der Trockenheit besonders getroffen waren vor allem die Sommerkulturen wie Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben. Grünland verdorrte zusehends.

Auswirkungen auf das kommende Erntejahr zeichnen sich bereits ab, da die Bedingungen zur Herbstaussaat zurzeit ungünstig sind. Auch bei vielen Bäumen und Sträuchern wurde der Trockenstress immer deutlicher sichtbar. Besonders markant war auch die Waldbrandgefahr: Die Anzahl der Tage mit einem hohen bis sehr hohen Waldbrandgefahrenindex war im Deutschlandmittel in diesem Sommer ähnlich hoch wie im Jahr 2018.

red

Atom-Organisation schickt Team zum Kernkraftwerk Saporischschja

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) hat ein Team von Spezialisten zum von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja geschickt. Die “Unterstützungs- und Hilfsmission” sei auf dem Weg, teilte IAEO-Chef Rafael Grossi am Montag über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. “Wir müssen die Sicherheit der größten Nuklearanlage der Ukraine und Europas schützen.”

Die Spezialisten sollen im Verlauf der Woche im AKW Saporischschja eintreffen. Das Kraftwerk war Anfang März von russischen Truppen besetzt worden. Es wird jedoch weiterhin von ukrainischem Personal betrieben.

red

Städtetag verlangt deutlich mehr Mittel für ÖPNV

Der Deutsche Städtetag fordert die Bundesregierung auf, mehr Mittel für den Öffentlichen Personennahverkehr bereitzustellen. “Wir brauchen viele neue Busse und Bahnen”, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der “Rheinischen Post” (Montagsausgabe). “Nur so kann der Betrieb dauerhaft gesichert werden.”

Eine Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket dürfe auf keinen Fall die Investitionen in Busse und Bahnen ausbremsen, ergänzte Dedy. “Der ÖPNV ist extrem unterfinanziert. Die Kosten der Energiekrise kommen für die Verkehrsunternehmen on top. Das muss durch kurzfristige Sofortmaßnahmen behoben werden.” Dedy forderte den Bund überdies auf, die Regionalisierungsmittel für 2022 und 2023 um mindestens 1,7 Milliarden Euro aufzustocken und die Mehrkosten für Energie und Personal auszugleichen. “Wir unterstützen die Haltung der Verkehrsministerkonferenz der Länder, dass hier kurzfristiges Handeln nötig ist”, sagte der Hauptgeschäftsführer.

red

Linke fordert Eingriff in Stromhandel

Linken-Chefin Janine Wissler hat einen Eingriff in den Stromhandel gefordert, um die Preise für Verbraucher zu senken. “Es ist tatsächlich relativ einfach, den Strompreis spürbar zu senken”, sagte Wissler der “Rheinischen Post” (Montagsausgabe). “Mit einem kleinen Eingriff in den Stromhandel lässt sich große Wirkung erzielen.”

An der Strombörse bestimme das teuerste Kraftwerk den Preis, den alle bekommen, so Wissler. Aktuell seien das die derzeit extrem teuren Gaskraftwerke, die aber nur einen verhältnismäßig kleinen Teil zur Stromerzeugung beitragen würden. “Wenn man den Kraftwerksbetreibern einen fairen, aber relativ niedrigen Gaspreis für ihre Kalkulation vorschreibt, und den Differenzbetrag staatlicherseits ausgleicht, senkt man den effektiven Strompreis für Strom aus allen anderen Energieträgern gleich mit”, schlug die Linken-Chefin vor.

Spanien und Portugal wendeten das bereits so an. “Auch in Deutschland sollten wir verhindern, dass der teure Gaspreis Milliarden aus den Taschen der Bevölkerung in Übergewinne der Energiekonzerne verschiebt. Das passiert nämlich, wenn in Deutschland Besitzer von abgeschriebenen Kohlekraftwerken ihren Strom zum aktuellen Preis für Gas-Strom verkaufen”, sagte Wissler.

Zur Finanzierung verwies sie auf Rücklagen aus der EEG-Umlage. Die Verbraucher hätten dieses Jahr die EEG-Umlage gezahlt, “die aufgrund der hohen Börsenstrompreise zur Finanzierung der Ökostrom-Vergütungen an die Anlagenbetreiber von Windkraft und Photovoltaik kaum benötigt wurde”. Im Ergebnis sei auf dem sogenannten EEG-Konto ein “gigantischer Überschuss” von bislang 16 Milliarden Euro entstanden.

Dieses Geld stehe den Stromkunden zu. “Die auch nach einem `Hack` des Strommarktes immer noch gigantischen Extragewinne der Energiekonzerne sollten zusätzlich mit einer Übergewinnsteuer abgeschöpft werden”, forderte Wissler.

red

Lkw fährt bei Rotterdam in Grillfest – mehrere Tote

In der Nähe von Rotterdam ist am Samstagabend ein Lkw in eine Menschengruppe gefahren. Mindestens sechs Menschen seien dabei ums Leben gekommen, teilte die niederländische Polizei am Sonntag mit. Zudem seinen sieben weitere Menschen bei dem Vorfall in der Ortschaft Nieuw-Beijerland verletzt worden, einer davon schwer.

Das Unglück hatte sich am Abend gegen 18 Uhr ereignet – der Fahrer war mit seinem Lastwagen einen Deich hinuntergefahren und an einer Kreuzung mitten in das Grillfest gerast. Zu diesem Zeitpunkt sollen Dutzende Personen vor Ort gewesen sein. Die Hintergründe waren zunächst unklar.

Der 46-jährige Fahrer aus Spanien wurde vorläufig festgenommen. Die Ermittlungen dauerten zunächst noch an.

red

Lehrer und GEW kritisieren Schulstart mit reduziertem Unterricht

Lehrerverbände und Gewerkschaften kritisieren, dass wegen fehlenden Personals die Schulen in mehreren Bundesländern den Unterricht bereits beim Start ins neue Schuljahr reduzieren müssen. “Der Mangel an Lehrkräften hat ein dramatisches Niveau erreicht und die Folgen der personellen Unterdeckung an Schulen führen bereits jetzt bundesweit zu Einschränkungen”, sagte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Donnerstagausgaben). Schon mit Beginn der Schuljahres seien in ganz Deutschland Unterrichtsausfälle, die Kürzung der Stundenpläne und die Zusammenlegung von Lerngruppen längst an der Tagesordnung, kritisierte Beckmann.

Nötig sei, die Ausbildung von Lehrkräften schnell zu verbessern, um Abbruchquoten zu minimieren, eine einheitliche Bezahlung von Lehrkräften unabhängig von der Schulform sowie den Einsatz multiprofessioneller Teams, um Lehrkräfte zu entlasten, sagte der VBE-Chef. “Wird diese immense Herausforderung nicht umgehend angegangen, droht das Kartenhaus Schule endgültig zusammenzubrechen”, warnte er. Nach Berechnungen im Auftrag des VBE könnten laut dem Vorsitzenden bis 2035 fast 160.000 Lehrkräfte fehlen.

Grund dafür seien die “jahrelange Schönrechnerei des Lehrkräftebedarfs seitens der Politik und die Unterfinanzierung des Bildungssystems”. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, verwies darauf, dass etwa Sachsen-Anhalt schon im neuen Schuljahr nur 92 Prozent des vorgesehenen Unterrichts stattfinden könne. Dies sei ein “katastrophaler Wert”, sagte Meidinger dem RND. “So dramatisch, wie es dieses Jahr zu werden droht, war der Lehrermangel noch nie.”

Als Gründe nannte Meidinger Arbeitsüberlastung, ein schlechtes Berufsimage und mangelnde Aufstiegschancen. Ein Lösungsansatz sei deshalb die Erhöhung der Durchlässigkeit – in den, aber auch aus dem Beruf, so der Lehrerverbandschef. Zudem müsse in Zeiten mit einem Lehrkräfteüberangebot über Bedarf eingestellt werden, um im nächsten Abwärtszyklus einen solchen Lehrkräftemangel wie derzeit zu verhindern.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht die schlechten Arbeitsbedingungen als Ursache für den Lehrkräftemangel und fordert deshalb kleinere Klassen und weniger Pflichtstunden. “Wenn die Politik sagt, dass sie die Arbeitszeit nicht senken könne, weil es zu wenige Lehrkräfte gebe, dann sage ich, dass genau andersherum ein Schuh daraus wird: Mit abschreckenden Arbeitsbedingungen kann man niemanden anlocken”, sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern dem RND. Zudem plädierte sie für eine Abschaffung des Numerus clausus, der trotz Personalmangels insbesondere an Grundschulen noch immer den Zugang zu sehr vielen Grundschullehramtsstudiengängen beschränke, so Finnern.

red

SPD-Generalsekretär konkretisiert Entlastungspläne

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hat die Entlastungspläne der Bundesregierung konkretisiert. Das dritte Entlastungspaket werde in den nächsten Tagen zusammengeschnürt, sagte er den Sendern RTL und ntv. Als wichtige Elemente des neuen Pakets nannte er eine Wohngeldreform, aber auch Direktzahlungen und Steuerentlastungen.

“Da werden sicherlich auch Formen von Direktzahlungen an bestimmte Bevölkerungsgruppen, die jetzt in Schwierigkeiten sind, drin sein.” Es werde zudem was zum Thema Einkommenssteuer, Stichwort kalte Progression, mit drin sein. “Und all das kommt ganz weit überwiegend den unteren Einkommen in Deutschland zu.”

Die Mehrwertsteuersenkung auf Gas sei eine Kompensation für die gestiegenen Gaspreise. Dazu hatte die Bundesregierung durch die Gasumlage selbst beigetragen. “Ich verstehe, dass das von außen umständlich wirkt”, so Kühnert.

Deshalb sei es wichtig, dass von der Gasumlage nicht die Falschen profitierten: “Nur Unternehmen, die insolvenzbedroht sind, sollen Leistungen aus der Umlage kriegen können und nicht – wie es die Liste der beantragenden Unternehmen vermuten lässt – solche, die ein paar kleine Gewinneinbußen haben.”

red