Bundestagskandidat Oliver Martin beantwortet den Ludwigsburg24-Fragebogen

Wer sind die Bundestagskandidat*innen im Kreis Ludwigsburg?

Es sind nur noch wenige Wochen bis zur Bundestagswahl – höchste Zeit, sich die Direktkandidaten im Wahlkreis 265 (Ludwigsburg) einmal genauer anzusehen. Die Online-Zeitung Ludwigsburg24 fühlt den Bundestags-Direktkandidat*innen auf den Zahn.

Inspiriert vom Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat Ludwigsburg24 die Bewerber’innen gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, der früher ein beliebtes Gesellschaftsspiel war und den der Schriftsteller Marcel Proust in seinem Leben gleich zweimal ausfüllte. Mit unserem Fragebogen wollen wir den Leser*innen die Menschen, die zukünftig in Berlin repräsentieren möchten, persönlich vorstellen:

Ludwigsburg24: Ihr Lieblingsort im Kreis Ludwigsburg?

Oliver Martin: Mein Haus

 

Ludwigsburg bedeutet für mich…

Heimat

 

Was vermissen Sie im Kreis Ludwigsburg?

Das Meer

 

Was ist für Sie das größte Unglück?

Nicht gesund zu sein

 

Was macht Sie nervös?

Ein Stau auf dem Weg zu einem wichtigen Termin

 

Worauf können Sie verzichten?

Streitereien, Hass und Kriege

 

Was macht Sie glücklich?

Die Freiheit, mein Leben weitestgehend selbst gestalten zu können

 

Ihr Lieblingswort?

Beharrlichkeit

 

Mit welcher (lebenden) Person würden Sie gerne einmal Mittag essen? Und warum?

Nicht Mittagessen sondern Afternoon-Tea mit der Queen. Ich bewundere Ihre Disziplin und Ihre Beharrlichkeit über die Jahrzehnte hinweg

 

Welchen Lebenstraum haben Sie aufgegeben?

Einmal James Bond – Darsteller zu werden (vielleicht werde ich noch „Q“!?)

 

Wann haben Sie sich zuletzt selbst gegoogelt?

Vor etwa 6 Monaten. Ich glaube, schon (fast) alles über mich zu wissen 😊

 

Wofür haben Sie sich zuletzt entschuldigt?

Dafür, dass ich einen Rückruf vergessen habe

 

Was beunruhigt Sie am meisten an sich?

Dass mein Leben zeitlich begrenzt ist

 

Was sind Ihre Lieblingsnamen?

Mandy (meine Tochter) und Jean

 

Was ist Ihr Lebensmotto?

Du hast keine Chance, also nutze sie

 

Wie trinken Sie Ihren Kaffee?

Mit viel Milch

 

Ihr Lieblingsbuch?

„Hummeldumm“

 

Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?

Gandhi

 

Ihre LieblingsmalerInnen?

Udo Lindenberg und Otto Waalkes

 

Ihre LieblingsschauspielerInnen?

Jodie Foster und Heinz Rühmann

 

Ihre LieblingskomponistInnen?

Mozart und Johann Strauss

 

Ihre Lieblingsfarbe?

blau

 

Ihre Lieblingsblume?

Die Rose

 

Ihr Lieblingsvogel? 

Spatzen, die „Lausbuben“ unter den Vögeln

 

Ihr Lieblingsschriftsteller?

Max Frisch

 

Ihre Helden in der Wirklichkeit?

Alle Rettungskräfte

 

Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?

Das sie mich so mögen, wie ich bin

 

Was ist Ihr Traum vom Glück?

Ein langes, gesundes und erfülltes Leben

 

Welchen Sport betreiben Sie?

Skifahren und Radfahren

 

Welches Auto möchten Sie gerne fahren?

Mercedes C-Klasse mit dem Solarstrom von meinem eigenen Dach

 

Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, was ist es bei Ihnen?

Gesundheit und Zufriedenheit

 

Welche drei Gegenstände nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?

Ein Taschenmesser, ein Seil und meine Zahnbürste

 

Wie geht es Ihnen?

Ich bin glücklich und zufrieden 😊

 

Bundestagskandidat Martin Pfaff beantwortet den Ludwigsburg24-Fragebogen

Wer sind die Bundestagskandidat*innen im Kreis Ludwigsburg?

Es sind nur noch wenige Wochen bis zur Bundestagswahl – höchste Zeit, sich die Direktkandidaten im Wahlkreis 265 (Ludwigsburg) einmal genauer anzusehen. Die Online-Zeitung Ludwigsburg24 fühlt den Bundestags-Direktkandidat*innen auf den Zahn.

Inspiriert vom Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat Ludwigsburg24 die Bewerber’innen gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, der früher ein beliebtes Gesellschaftsspiel war und den der Schriftsteller Marcel Proust in seinem Leben gleich zweimal ausfüllte. Mit unserem Fragebogen wollen wir den Leser*innen die Menschen, die zukünftig in Berlin repräsentieren möchten, persönlich vorstellen:

Ludwigsburg24: Ihr Lieblingsort im Kreis Ludwigsburg?

Martin Pfaff: Das Blühende Barock…ein wunderschöner Ort zum Verweilen, wo man die Seele baumeln lassen kann.

 

Ludwigsburg bedeutet für mich…

Eine Großstadt, die es geschafft hat, historische und moderne Gebäude zu verbinden, die einfach schön geblieben ist. Viele andere Städte sind leider anonym und steril geworden.

 

Was vermissen Sie im Kreis Ludwigsburg?

So richtig schöne hohe Berge. Dann müsste ich nicht immer so weit fahren, wenn ich eine Auszeit brauche und Bergwandern gehen möchte.

 

Was ist für Sie das größte Unglück?

Einen Menschen aus meinem Umfeld zu verlieren.

 

Was macht Sie nervös?

Die Entwicklung unserer Gesellschaft, die Spaltung des Volkes.

 

Worauf können Sie verzichten?

Selbstdarsteller, die ohne echten Inhalt versuchen die Menschen auf ihre Seite zu ziehen, die Argumente durch Lautstärke und Druck ersetzen.

 

Was macht Sie glücklich?

Freiheit im Denken und Handeln. Eine schwierige Aufgabe erfolgreich abschließen. Zeit mit Familie und Freunden verbringen.

 

Ihr Lieblingswort?

Sorry, ist ein Satz! Abenteuer beginnen, wo Pläne versagen.

 

Mit welcher (lebenden) Person würden Sie gerne einmal Mittag essen? Und warum?

Jan Fleischhauer u.a. bekannt für seine Kolumne im Focus. Seine Art das aktuelle Geschehen, mit spitzer Feder, auf den Punkt genau zu beschreiben ist einfach genial.  Dabei zeigt er auch ungewöhnlich offen sein Innerstes, wenn er über den Tod seines Vaters erzählt, oder die Erfahrungen als seine Mutter ins Krankenhaus kommt. Ich kann jeden nur empfehlen, seine Beträge regelmäßig zu lesen.

 

Welchen Lebenstraum haben Sie aufgegeben?

Ich lebe noch, also keinen!

 

Wann haben Sie sich zuletzt selbst gegoogelt?

Offen gesagt noch nie…ich würde ja eh nur mich finden und „den” kenne ich ja schon…

 

Wofür haben Sie sich zuletzt entschuldigt?

Der Grund ist privat, es war ein Fehler, den ich gemacht habe. Wer ist frei davon Fehler zu machen? Die Kunst besteht darin, es sich selbst einzugestehen.

 

Was beunruhigt Sie am meisten an sich?

Ich fordere mich selbst weit mehr als andere, gebe keine Ruhe, bis ich das bestmögliche erreicht habe, auch wenn das mir und meinem Körper nicht immer guttut.

 

Was sind Ihre Lieblingsnamen?

Sabrina

 

Was ist Ihr Lebensmotto?

Lebe jeden Tag, als ob es dein letzter wäre.

 

Wie trinken Sie Ihren Kaffee?

Selten! Aber wenn ich dann doch einen trinke, dann bitte mit viel Milch.

 

Ihr Lieblingsbuch?

Puh, nur eins? Dann muss ich wohl “ES” von Stephen King nehmen.

 

Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?

Der komplette “Club der Verlierer”…Stärke durch Freundschaft und Zusammenhalt

 

Ihre LieblingsmalerInnen?

Meine Tochter…besonders ihre frühen Werke (2-6 Jahre). 😉

 

Ihre LieblingsschauspielerInnen?

Harrison Ford, unvergessen in “Indiana Jones”, “Star Wars” oder “Auf der Flucht”. Sandra Bullock in Speed, Robert Downey Jr. als Iron Man oder Sherlock Holmes…wobei die Interpretation des Sherlock Holmes durch Benedict Cumberbatch auch genial ist. Meg Ryan, Kate Winslet, und so viele mehr…nicht zu vergessen Tom Hanks, der eine unglaubliche Bandbreite an Charakteren dargestellt hat!

 

Ihre LieblingskomponistInnen?

Da muss ich passen. Mein Musikgeschmack ist aber breit gefächert von ABBA und AC/DC, über Genesis und Linkin Park bis zu Zucchero und ZZ-Top ist so ziemlich alles vertreten, was Rock und Pop zu bieten hat.

 

Ihre Lieblingsfarbe?

derzeit Orange…

 

Ihre Lieblingsblume?

Die Distel. Hartnäckig, stachelig, unbequem und trotzdem schön, wenn sie blüht.

 

Ihr Lieblingsvogel? 

Tweety…klein, frech und lässt sich nicht vera…

 

Ihr Lieblingsschriftsteller?

Und wieder: Puh, nur einer? Dann nehme ich Stephen King. Ich habe all seine Bücher gelesen und er begeistert mich seit meiner Jugend.

 

Ihre Helden in der Wirklichkeit?

Es gibt so viele, im Großen und Kleinen, dass das den Rahmen sprengen würde! Schauen Sie einfach tagtäglich rechts und links und Sie werden sie entdecken.

 

Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?

Sie sind ehrlich, hilfsbereit, liebevoll, unkompliziert und zuverlässig.

 

Was ist Ihr Traum vom Glück?

Ein unbeschwertes Leben mit meiner Familie, meinen Freunden. Eine Zukunft für alle, ohne Sorge darüber, ob Sie dann noch in einem demokratischen und freien Land leben.

 

Welchen Sport betreiben Sie?

Wandern und Mountainbike fahren.

 

Welches Auto möchten Sie gerne fahren?

Dodge Viper oder Ford Mustang. Völlig unvernünftige Autos, aber einmal damit fahren wäre schön.

 

Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, was ist es bei Ihnen?

Mit Familien und Freunden ein gutes Essen genießen und dazu ein leckerer Wein…das ist die beste Art einen Abend zu verbringen und den Stress zu vergessen.

 

Welche drei Gegenstände nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?

Drei Bücher wären zu wenig. Dann also meinen E-Reader mit ganz vielen Büchern, ein Ladekabel und ein Solar-Ladegerät dazu.

 

Wie geht es Ihnen?

TRAURIG, weil in D eine Kultur des gegenseitig fertigmachen herrscht. Man diskutiert nicht mehr, man brüllt den anderen nieder. Manche schweigen aus Angst gebrandmarkt zu werden.

WÜTEND, weil das durch das Verhalten der Regierung aktiv befeuert wird, statt mäßigend einzugreifen.

MOTIVIERT, weil ich für mich beschlossen habe, aktiv zu werden. Jammern kann jeder, aber genauso kann jeder aktiv werden und dazu beitragen, dass sich etwas verändert. Wir brauchen frisches Blut in der Politik!

OPTIMISTISCH, da ich überzeugt bin, dass die Menschen begriffen haben, dass es so nicht weitergehen kann.

Bundestagskandidat Macit Karaahmetoglu beantwortet den Ludwigsburg24-Fragebogen

Wer sind die Bundestagskandidat*innen im Kreis Ludwigsburg?

Es sind nur noch wenige Wochen bis zur Bundestagswahl – höchste Zeit, sich die Direktkandidaten im Wahlkreis 265 (Ludwigsburg) einmal genauer anzusehen. Die Online-Zeitung Ludwigsburg24 fühlt den Bundestags-Direktkandidat*innen auf den Zahn.

Inspiriert vom Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat Ludwigsburg24 die Bewerber’innen gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, der früher ein beliebtes Gesellschaftsspiel war und den der Schriftsteller Marcel Proust in seinem Leben gleich zweimal ausfüllte. Mit unserem Fragebogen wollen wir den Leser*innen die Menschen, die zukünftig in Berlin repräsentieren möchten, persönlich vorstellen:

Ludwigsburg24: Ihr Lieblingsort im Kreis Ludwigsburg?

Macit Karaahmetoglu; Mein Lieblingsort im Landkreis Ludwigsburg ist Hemmingen, da ich dort aufgewachsen bin und schöne Kindheitserinnerungen habe.

 

Ludwigsburg bedeutet für mich…

Moderne und kreative Gesellschaft. Wirtschaftlich stark. Aber leider teures Wohnen.

 

Was vermissen Sie im Kreis Ludwigsburg?

Bezahlbaren Wohnraum und die Stadtbahn, die hoffentlich bald kommt.

 

Was ist für Sie das größte Unglück?

Einen Menschen zu verlieren, den man liebt.

 

Was macht Sie nervös?

Wenn ich auf dem Weg zu einem Termin bin und im Stau stehe.

 

Worauf können Sie verzichten?

Die AfD.

 

Was macht Sie glücklich?

Zeit mit Menschen zu verbringen, die ich gern habe.

 

Ihr Lieblingswort?

Empathie.

 

Mit welcher (lebenden) Person würden Sie gerne einmal Mittag essen? Und warum?

Mit Elon Musk, weil er die Mobilität und die Raumfahrt revolutioniert hat.

 

Welchen Lebenstraum haben Sie aufgegeben?

Ich habe noch keinen Lebenstraum aufgegeben.

 

Wann haben Sie sich zuletzt selbst gegoogelt?

Vor circa 7 Jahren.

 

Wofür haben Sie sich zuletzt entschuldigt?

Bei meiner Frau, weil ich zu spät zum gemeinsamen Treffen kam.

 

Was beunruhigt Sie am meisten an sich?

Nichts.

 

Was sind Ihre Lieblingsnamen?

Anastasia.

 

Was ist Ihr Lebensmotto?

Leben und leben lassen.

 

Wie trinken Sie Ihren Kaffee?

Ich trinke nur Tee.

 

Ihr Lieblingsbuch?

Siddhartha von Hermann Hesse.

 

Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?

Siddhartha.

 

Ihre LieblingsmalerInnen?

Meine Mutter.

 

Ihre LieblingsschauspielerInnen?

Jack Nicholson.

 

Ihre LieblingskomponistInnen?

Antonio Vivaldi.

 

Ihre Lieblingsfarbe?

Hellblau.

 

Ihre Lieblingsblume?

Rosa Rosen.

 

Ihr Lieblingsvogel?

Kanarienvogel.

 

Ihr Lieblingsschriftsteller?

Hermann Hesse.

 

Ihre Helden in der Wirklichkeit?

Menschen die in ärmsten Ländern anderen Menschen helfen (zum Beispiel Ärzte ohne Grenzen).

 

Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?

Dass ich so sein kann, wie ich bin.

 

Was ist Ihr Traum vom Glück?

Dass man Glück nie nur von einer Sache abhängig machen darf.

 

Welchen Sport betreiben Sie?

Fitness.

 

Welches Auto möchten Sie gerne fahren?

Mercedes – deswegen fahre ich bereits einen Mercedes Hybrid.

 

Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, was ist es bei Ihnen?

Pasta.

 

Welche drei Gegenstände nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?

Einen solarbetriebenen Laptop mit Satelliteninternet und viel zu Essen und zu Trinken.

 

Wie geht es Ihnen?

Sehr gut.

Bundestagskandidat Martin Hess beantwortet den Ludwigsburg24-Fragebogen

Wer sind die Bundestagskandidat*innen im Kreis Ludwigsburg?

Es sind nur noch wenige Wochen bis zur Bundestagswahl – höchste Zeit, sich die Direktkandidaten im Wahlkreis 265 (Ludwigsburg) einmal genauer anzusehen. Die Online-Zeitung Ludwigsburg24 fühlt den Bundestags-Direktkandidat*innen auf den Zahn.

Inspiriert vom Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat Ludwigsburg24 die Bewerber’innen gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, der früher ein beliebtes Gesellschaftsspiel war und den der Schriftsteller Marcel Proust in seinem Leben gleich zweimal ausfüllte. Mit unserem Fragebogen wollen wir den Leser*innen die Menschen, die zukünftig in Berlin repräsentieren möchten, persönlich vorstellen:

 

Ludwigsburg24: Ihr Lieblingsort im Kreis Ludwigsburg?

Martin Hess: Ich bin gerne in unserer wunderschönen Natur und genieße meine Spaziergänge und Wanderungen mit meinem Sohn, z.B. entlang der Enz.

 

Ludwigsburg bedeutet für mich…

Schwäbisches Idyll und Wirtschaftsstandort, gefährdet durch importierte Gewalt und schwarz-grüne Politik der Deindustrialisierung.

 

Was vermissen Sie im Kreis Ludwigsburg?

Gar nichts. Hier findet man alles, was man für ein zufriedenes Leben braucht.

 

Was ist für Sie das größte Unglück?

Wenn Menschen sterben, obwohl ihr Tod hätte verhindert werden können. Z.B. bei Terroranschlägen.

 

Was macht Sie nervös?

Wenn ich an die derzeitige Regierungspolitik und die fatalen Folgen für unser Land denke. Allerdings führt dies andererseits auch zu einem sehr hohen Maß an Engagement und Entschlossenheit, dies zu ändern.

 

Worauf können Sie verzichten?

Wenn es die Umstände erfordern, auf sehr vieles. Ich könnte aber nicht auf Dauer auf den Kontakt mit Menschen, die mir sehr nahestehen, verzichten.

 

Was macht Sie glücklich?

Die gemeinsame Zeit mit meinem Sohn, die durch mein Mandat leider viel zu knapp bemessen ist.

 

Ihr Lieblingswort?

Familie.

 

Mit welcher (lebenden) Person würden Sie gerne einmal Mittag essen? Und warum?

Mit dem deutschen Unternehmer Wolfgang Grupp. Ich schätze ihn sehr, weil bei ihm – im Gegensatz zu sehr vielen anderen Managern und Unternehmern – der Mitarbeiter als Mensch einen wichtigen Stellenwert einnimmt.

 

Welchen Lebenstraum haben Sie aufgegeben?

Ich wollte als kleiner Junge mal Astronaut werden. Habe dann aber doch recht schnell gemerkt, dass meine Stärken in anderen Bereichen liegen.

 

Wann haben Sie sich zuletzt selbst gegoogelt?

Das ist zu lange her, als das ich mich genau daran erinnern könnte.

 

Wofür haben Sie sich zuletzt entschuldigt?

Dafür, den Namen der Person verwechselt zu haben, mit der ich sprach. Das kann passieren, wenn man mit vielen Menschen Kontakt hat, sollte aber nicht.

 

Was beunruhigt Sie am meisten an sich?

Meine Ungeduld und manchmal auch Emotionalität, was endlose Diskussionen betrifft. In der Politik ist das nicht gerade ein Vorteil. Ich bin Pragmatiker. Und die haben es in der Politik nicht immer leicht.

 

Was sind Ihre Lieblingsnamen?

Daniela und Nic.

 

Was ist Ihr Lebensmotto?

Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun. (Edmund Burke)

 

Wie trinken Sie Ihren Kaffee?

Ich trinke keinen Kaffee (mehr).

 

Ihr Lieblingsbuch?

Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry.

 

Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?

Helmut Schmidt, der ein Politiker war, wie ich ihn mir vorstelle. Pragmatisch, entschlossen, lösungsorientiert und von einem tiefen Verantwortungsgefühl für seine Aufgabe und gegenüber den Bürgern getragen.

 

Ihre LieblingsmalerInnen?

Caspar David Friedrich.

 

Ihre LieblingsschauspielerInnen?

Meryl Streep, Charlize Theron, Al Pacino und Robert de Niro.

 

Ihre LieblingskomponistInnen?

Ennio Morricone.

 

Ihre Lieblingsfarbe?

Blau.

 

Ihre Lieblingsblume?

Die Margerite. Davon pflückte ich früher zusammen mit meinem Bruder für meine Mutter immer Sträuße.

 

Ihr Lieblingsvogel? 

Der Seeadler.

 

Ihr Lieblingsschriftsteller?

Antoine de Saint-Exupéry.

 

Ihre Helden in der Wirklichkeit?

Und nochmals Helmut Schmidt. Er hat als Innensenator während der Hamburger Flut ebenso Entschlusskraft gezeigt wie später als Bundeskanzler im Deutschen Herbst gegen die Terroristen von der RAF.w

 

Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?

Loyalität und Ehrlichkeit.

 

Was ist Ihr Traum vom Glück?

Ich denke, dass wir beim Streben nach Glück zu oft die wirklich wichtigen Dinge vergessen. Gesundheit, Familie und Freundschaft zum Beispiel. Ich bin glücklich, wenn es den Menschen, die mir nahestehen, gut geht und sie gesund sind.

 

Welchen Sport betreiben Sie?

Für regelmäßigen Sport habe ich derzeit leider keine Zeit.

 

Welches Auto möchten Sie gerne fahren?

Ich bin mit meinem aktuellen Fahrzeug sehr zufrieden.

 

Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, was ist es bei Ihnen?

Zwiebelrostbraten und stilles Mineralwasser.

 

Welche drei Gegenstände nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?

Das kommt darauf an, wie lange ich mich dort aufhalten müsste und wie sich die genauen Umstände darstellen. Ich entscheide mich für ein Buch, ein Taschenmesser und eine Taucherbrille.

 

Wie geht es Ihnen?

Danke, gut. Und Ihnen?

 

„Wenn Sie in Frankfurt landen und ihr Handy einschalten, finden Sie ein Angebot von mir”: Ludwigsburg24 im Interview mit Dirk Mack

Von Löchgau nach Jinan in der chinesischen Provinz Shandong sind es mehr als 10.000 Flugkilometer: Eine turbulente Zeit hat der international hoch anerkannte Fußball-Experte Dirk Mack aus dem Landkreis Ludwigsburg hinter sich. Im Interview mit Ludwigsburg24 erzählt der ehemalige Chef der Nachwuchsakademie der TSG 1899 Hoffenheim, warum er seinen langfristigen Vertrag beim Bundesligisten Hoffenheim auflöste und die Herausforderung China annahm, über seine Erfahrungen im Reich der Mitte, was er jungen Fußballprofis empfiehlt und weshalb er sich wie in einem goldenen Käfig fühlte.

Ein Interview von Ayhan Güneş

Herr Mack: Als Sie sich für das Abenteuer China entschieden haben, hatten Sie noch einen 5-Jahres Vertrag in Hoffenheim. Was hat Sie motiviert vorzeitig die Zelte abzubrechen für eine neue Aufgabe in der fast 9 Millionen Einwohnermetropole Jinan?

Es gab für diesen Wechsel mehrere Gründe. Die Anfrage des Vereinspräsidenten war sehr lukrativ und der Zeitpunkt für den Wechsel sehr günstig, da meine Kinder in einem entsprechenden Alter waren, in dem sie den Vater nicht mehr täglich benötigen. Die familiäre Situation hat also die Entscheidung zugelassen. Die fünf Jahre in Hoffenheim waren super und ich konnte als Direktor Nachwuchs mit all den Mitarbeitern tolle Erfolge feiern. Ich habe mir lange überlegt, ob ich diesen Schritt nach China machen soll und letztlich war ich Dietmar Hopp und den beiden damaligen Geschäftsführern Dr. Peter Görlich und Frank Briel dankbar, dass sie mir diesen Wechsel ermöglichten. Ich war der Meinung, dass dies der optimale Zeitpunkt für ein solches Abenteuer war. Das Angebot aus Jinan kam, nachdem ich im Dezember 2019 ein Referat auf einem Fußballsymposium in Peking gehalten habe.

Wie kamen die Chinesen auf Sie?

Das Symposium war auf Einladung der chinesischen Liga, die schon seit Jahren den europäischen Profi-Fußball sowie die Akademien beobachtet. Die Chinesen machen regelmäßig Benchmark-Untersuchungen über Spieler und Trainer, die aus den eigenen Akademien kommen und vergleichen, wer alles wo welche Karriere macht. Während dieser Phase hat vor allem Hoffenheim besonders gut abgeschnitten durch zwanzig Spieler sowie sieben Trainer, die von der Akademie in den Profibereich gewechselt sind. Und da rede ich nicht nur von Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco, die die Spitze des Ganzen waren. Das war Grund genug für die Chinesen, mich immer wieder einzuladen, damit ich ihnen erläutere, wie Talentförderung im Spieler- und Trainerbereich in Hoffenheim läuft. Im Jahr 2019 hat es dann für mich zeitlich gepasst, so dass ich im Dezember nach Peking geflogen bin. Dort habe ich unser Konzept aus Hoffenheim vorgestellt und vor meinem Rückflug bat mich der Präsident von Shandong Luneng zum Abendessen. Dabei erzählte er mir, dass der Verein auch einen jungen, talentierten Cheftrainer habe, der in China als Legende gilt. Er ist ein ehemaliger Nationalspieler, der im Verein alle Stationen vom Spieler, Trainer bis Sportdirektor durchlaufen hat. Er brauchte eine rechte Hand, die für ihn Strategien, Konzepte und Organisation im Verein übernimmt und neue Ideen in den Akademie- und Profibereich bringt. Für diese Aufgabe hatte der Präsident mich auserkoren.

Wie darf man sich so ein Angebot vorstellen? Zieht der Präsident plötzlich einen Scheck aus der Tasche und sagt: „Wenn Sie bei uns unterschreiben, brauchen Sie hier nur noch Ihren finanziellen Wunsch eintragen?“

Nein, das läuft schon etwas anders ab. Er merkte, dass ich in Hoffenheim eigentlich glücklich war und er wusste auch, dass ich noch einen laufenden Vertrag hatte. Als wir uns verabschiedeten, meinte er: „Wenn Sie in Frankfurt landen und ihr Handy wieder einschalten, finden Sie ein Angebot von mir in Ihren Mails.“ Tatsächlich lag mir bei Ankunft ein Angebot von ihm vor. Daraufhin habe ich mit Dietmar Hopp und meinen Geschäftsführern telefoniert und gefragt, ob es grundsätzlich möglich wäre, ein solches Angebot anzunehmen. Sie wollten mich zwar nicht verlieren, mir aber auch nichts verbauen. Sie rieten mir, eine Probewoche in Jinan zu machen, mir alles genau anzuschauen und mich dann endgültig zu entscheiden. Dafür bin ich ihnen heute noch dankbar.

Haben Sie nicht zuerst Ihre Frau mit dem Angebot konfrontiert, bevor Sie mit den Hoffenheim-Bossen gesprochen haben?

Doch natürlich, das habe ich nach der neunzigminütigen Fahrt von Frankfurt nach Hause (Löchgau – Anm. d. Redaktion) am Telefon mit ihr und den Kindern in Ruhe besprochen. Wir haben alle Konsequenzen durchdacht und entsprechend unsere Entscheidung getroffen. Ursprünglich war angedacht, dass ich alle sechs bis acht Wochen heimfliege, was sich dann aufgrund der Corona-Lage nicht verwirklichen ließ.

Waren Ihre Frau und die Kinder nicht baff, als Sie ihnen vom Angebot in China erzählt haben? Wie war die erste Reaktion darauf?

Sie haben sich für mich gefreut, aber es war sofort klar, dass ich bei einer Zusage alleine nach China gehen würde. Meine Frau ist selbständig, sie leitet ihre eigene Physiotherapeutische Praxis, weshalb sich bei ihr die Frage des Mitgehens nicht gestellt hat. Außerdem gibt es viele Dinge in China, die für Mitteleuropäer nicht ganz so einfach sind. Und die Kids waren gerade im Profifußball angekommen bzw. kurz vorm Abitur, so dass ein Umzug für sie ebenfalls nicht infrage kam.

Welche Laufzeit hat Ihr Vertrag für Shandong Luneng?

Ich habe für zwei Jahre unterschrieben mit der Option, um ein weiteres Jahr zu verlängern.

Kurz nach Ihrem Start in Jinan ging es los mit Corona. Sie mussten also zuerst einmal in Quarantäne.

Ich bin am 8. Januar hingeflogen mit einem Kollegen, den ich als Co-Trainer und Multiplikator mitgebracht habe, und wir hatten sofort das erste Trainingslager in Guangzhou im Süden Chinas, weil es dort warm war. Das lief bis Chinese New Year, also bis Ende Januar. Anfang Februar sind wir für den kompletten Monat nach Dubai geflogen. Während wir in Dubai waren, schoss in China Corona so richtig nach oben, in Dubai war es dagegen noch recht unauffällig, in Deutschland fing es gerade so an. Mein Kollege und ich sind dann nochmals heimgeflogen und sind am 15. März gemeinsam mit einem weiteren Kollegen mit der letzten Maschine zurück nach China geflogen. Als wir in Peking ankamen, glich dieser riesige Flughafen einer Geisterstadt. Es landeten am Tag maximal drei Flugzeuge. Der Flughafen war total steril, die Mitarbeiter dort liefen in Kleidung herum, die an Astronautenanzüge erinnerte. Wir Passagiere wurden zuerst mal mitsamt unserer Anziehsachen durch eine Desinfektionsdusche geschickt, wie in einer Autowaschstraße. Danach wurden wir in eine riesige Messe gebracht und dort stundenlang getestet. Anschließend sind wir in einem fast menschenleeren Zug zwei Stunden lang nach Jinan gefahren, wo wir sofort in ein Quarantäne-Hotel, das zuvor 30 Jahre geschlossen war, eskortiert wurden.

Wie lief die Quarantäne ab?

Die Bedingungen dort sind durchaus vergleichbar mit denen unseres deutschen Radfahrers bei Olympia in Japan. Wir waren jeder in einem wirklich kleinen Zimmer zwei Wochen eingeschlossen. Dreimal am Tag wurde geklopft, um uns das Essen zu bringen, mehr Ablenkung hatten wir nicht. Wir durften nicht raus, hatten Telefon nur innerhalb des Hotels, W-Lan gab es nur sehr, sehr selektiv. Nach Ablauf der Quarantäne wurden wir zum Glück aufs Gelände des Vereins ins Zentrum der Profi-Mannschaft gebracht, wo es uns an gar nichts mehr gefehlt hat. Was dieser Verein an Infrastruktur hat, schlägt sogar noch das hohe Niveau Hoffenheim, Leipzig oder Bayern.

Inwiefern?

Es gibt allein fünf Rasenplätze und ein eigenes Hotel für die Spieler. Meine Mitarbeiter und ich waren dort untergebracht und jeder hatte seine 120 qm Suite. Auf dem Gelände gab es alles: Kältekammern, Schwimmbäder, also wirklich alles, was man mit Geld kaufen kann. Ich hätte auch in das zwei Kilometer entfernte Hilton Hotel ziehen können, aber für die tägliche Arbeit war das Leben auf dem Gelände des Sportzentrums einfach vorteilhafter. Wir haben gelebt wie in einem goldenen Käfig – mit eigenen Köchen, Putz- und Wäschefrauen, eigenem Chauffeur mit 24-Stunden-Service

Ein Chauffeur mit 24-Stunden-Service?

Ja, das geht auch nicht anders, denn uns war es verboten, selbst Auto zu fahren. Wir konnten nicht ein einziges Straßenschild lesen. Auch die Ampeln in China sind anders als bei uns. Oftmals stehen sie weit hinter der Kreuzung, 100 m von einem entfernt. Selbst die Verkehrsführung ist anders als bei uns, da kann man keinem Fremden empfehlen, selbst Auto zu fahren.

Galt für Sie als Ausländer in China Impfpflicht?

Nein, die gab es nicht. China hat seine Einheimischen auch erst seit Januar, Februar dieses Jahres geimpft, vorher gab es dort keine Impfungen. Die Saison lief mit sieben anderen Mannschaften in einer Bubble ab. Das bedeutet, dass alle acht Teams für zehn Wochen in einem Sportkomplex waren, wo alle drei bis vier Tage Tests gemacht wurden. Komischerweise gab es nie positive Testergebnisse. Im Olympischen Dorf dagegen gab es 400 positive Fälle, bei uns in der Bubble habe ich in den zehn Wochen nicht einen Spieler erlebt, der gefehlt hat.

Durften Sie sich im Land frei bewegen?

Generell durfte ich mich schon frei bewegen und selbst entscheiden, wohin ich will. Doch während Corona gab es in Peking beispielsweise Zeiten, in denen niemand in die Stadt reinkam oder aus ihr raus durfte. Die Hauptstadt wurde immer besonders geschützt. Innerhalb von Jinan durften wir uns komplett frei bewegen. Allerdings gab es durchaus Fälle, in denen wir als Ausländer keine Chance hatten. Wir wollten einmal sonntags in den Spa-Bereich eines Hotels in der Stadt, da war allerdings Ausländern der Zutritt verboten.

Wenn in China Corona auftaucht, werden ganze Viertel oder Städte abgeriegelt. In Europa ist das schwer vorstellbar. Was geht in Ihnen vor, wenn Sie sich hier die Diskussionen der Menschen über geraubte Freiheitsrechte anhören?

Aufgrund der Staatsform hat China schnell klare Fronten geschaffen. Den Menschen wurde gesagt, dass sie von März bis Mai daheimbleiben müssen und nur straßenweise an bestimmten Tagen einkaufen dürfen. Es patrouillieren dort Militär und Polizei und kontrollieren das Geschehen, so dass es keine Diskussionen in der Bevölkerung oder gar Demos gibt und die Anweisungen konsequent gelebt werden. Deshalb bekam China die Corona-Problematik schnell in den Griff. Dieser konsequente Umgang mit der Pandemie war der einzige Vorteil von China gegenüber Deutschland. Bei uns wird viel mehr rumgeeiert.

Das heißt also, Sie haben Corona in China unproblematisch erlebt.

Ja, das war so. Interessant war aber, dass zur Zeit der Maskenpflicht, die Menschen häufig einen Bogen um uns machten, wenn sie uns unter den Masken als Ausländer ausmachten. Denn in China wird nicht verlautbart, dass das Virus aus dem eigenen Land kommen könnte. Den Chinesen wird eingetrichtert, das Corona-Virus wäre über Ausländer und ausländische Produkte ins Land gebracht worden. So konnte ich irgendwann beispielsweise keinen Lachs mehr essen, weil mein Koch im Fernsehen gehört hatte, dass Corona durch importierten Lachs aus Norwegen eingeschleppt werde. Den Menschen wird das eingetrichtert und sie glauben es, ohne den Wahrheitsgehalt zu hinterfragen. Das haben wir auch schnell im Fußballbereich gemerkt.

Inwiefern?

Im kreativen Bereich sind sie hilflos. Wenn ich die Trainer nach dem Training gefragt habe, was ihnen aufgefallen ist, konnten sie mir darauf keine Antwort geben. Warum, weil sie es nicht gewohnt sind, eine eigene Meinung zu haben und sich darüber zu unterhalten. Bei den Spielern ist es genauso. Die machen genau das, was man ihnen sagt. Ein Spiel kann man jedoch nicht vorplanen, deshalb braucht man Spieler, die eigene Entscheidungen treffen. Das ist eine Gesellschaftsthematik, ein Problem und mit Ursache dafür, dass der chinesische Fußball weniger erfolgreich ist.

Die chinesische Kultur ist grundlegend anders als unsere. Was haben Sie am meisten vermisst?

Spontane und freie Entscheidungen zu treffen für das, worauf man gerade Lust hat, ist natürlich in China schon schwieriger, doch man gewöhnt sich dran. Die schwäbische Küche habe ich auch nicht vermisst. Das Essen ist anders, aber nicht unbedingt schlechter. Als wir wussten, wo wir außerhalb des Zentrums was bekommen, war das alles wunderbar. Das Essen am Straßenstand verträgt unser Körper allerdings nicht, in manchen Ecken ist es noch nicht mal empfehlenswert auch nur in die Nähe eines solchen Standes zu kommen.

Inzwischen ist Ihre Mission in China beendet.

Eigentlich sollte ich als sportlicher Leiter arbeiten und zusätzlich dem Chef als rechte Hand dienen. Die zwei anderen Kollegen sollten die Co-Trainer auf dem Platz sein. Normalerweise hätte die Saison bereits im Februar begonnen, doch durch Corona ging sie erst im Juli los. Wir hatten folglich eine extrem lange Vorbereitungsphase, in der wir mit den Jungs sehr intensiv trainieren konnten. Auch die inhaltlichen Dinge für die Akademie wie Trainerausbildung, Trainerentwicklung, Entwicklung einer gemeinsamen Spielphilosophie oder der Aufbau einer systematischen Videoanalyse konnten wir während der Ligapause sehr vorantreiben, so dass wir bei Liga-Start so dermaßen weit waren, dass der Verein entschieden hat, dass das alles zu viel und zu schnell ist. Die Chinesen sind nicht so ein Arbeitspensum gewöhnt wie im deutschen Fußball üblich. Also wurde entschieden, dass wir jetzt täglich die Profis begleiten sollten. Die Saison ging dann mit Pausen bis zum Pokalfinale am 19. Dezember. Zwei Tage später sind wir heimgeflogen als Pokalsieger, qualifiziert für die Champions-League trotz sportlicher Schwankungen. Es war die erfolgreichste Saison für den Verein innerhalb der letzten acht Jahre.

Wie war der Abschied in den Weihnachtsurlaub?

Der Trainer verabschiedete sich dankend. Uns wurde mitgeteilt, dass wir zurückgeholt werden, sobald bekannt ist, wann es für die Champions-League wieder losgeht. Eigentlich sollte es dann Ende Januar wieder für uns weitergehen, doch nichts kam. Auf Anfragen meinerseits wurde ich den ganzen Februar über hingehalten, bis dann im März die Ansage kam, dass sie wegen Corona und der inzwischen gut ausgebildeten Trainer es lieber selber machen wollten, so dass sie uns einen Auflösungsvertrag angeboten haben. Das ist typisch für die Chinesen. Sie kaufen sich Know How oder Maschinen, die sie irgendwo in einer Fabrik sehen, und sobald sie das Gefühl haben, über das nötige Wissen zu verfügen, machen sie es selbst.

Wie haben Sie darauf reagiert?

Unsere Verträge gingen noch bis zum Jahresende. Deshalb haben wir einer Auflösung nur unter bestimmten Bedingungen zugestimmt. Die Juristen haben vier Wochen lang gerungen und dann wurden zum 15. April die Verträge aufgelöst und das Kapitel China war erstmal erledigt. Aber ich gebe zu: China war eine Lebenserfahrung, die ich auf keinen Fall missen möchte.

Gab es denn wenigstens noch ein Abschiedsschreiben des Präsidenten?

Der Präsident war nach dem gewonnenen Pokalspiel und der Siegesfeier ebenfalls aus dem Amt geschieden, seither habe ich nichts mehr von ihm gehört. Wir flogen dann von dem menschenleeren Riesenflughafen Shanghai mit einer der beiden einzigen an diesem Tag startenden Flugzeug mit maximal zehn Passagieren nach Frankfurt zurück. Zu einzelnen Spielern habe ich noch immer Kontakt, vor allem zu den ausländischen Spielern. Die Chinesen sind grad mitten in der Saison, die jetzt allerdings von jetzt auf gleich für drei Monate unterbrochen wird, weil die Nationalmannschaft die WM-Quali für Katar spielt. Das gäbe es in Europa nicht, dass deshalb die ganze Liga stillsteht.

Ist das Thema China wirklich beendet, auch wenn morgen ein anderer Präsident mit einem noch besseren Angebot anruft?

Ja, momentan ist dieses Kapitel beendet.

Wie viele Fußballer gibt es in diesem großen Land?

Das weiß ich nicht. Ich weiß, dass wir in Jinan die erfolgreichste Jugendakademie mit rund 400 Spielern in China hatten und dort standen allein 30 Rasenplätze zur Verfügung. Das sind unvorstellbare Dimensionen. In Hoffenheim hatten wir zum Vergleich 120 Spieler. Das Problem in China sind nicht die Spieler, es ist die Qualität der Trainer.

Ihr Sohn Luca war bis vor kurzem Profispieler beim VfB Stuttgart und kickt seit dieser Woche für den ungarischen Erstligisten und aktuellen Pokalsieger Ujpest Budapest. Was sagt denn der Papa dazu?

Ein Spieler in dem Alter muss immer schauen, dass seine Entwicklung nach vorne geht, was bedeutet, dass er ständig auf höchstem Niveau spielen muss. Bei Luca war es so, dass er beim VfB mit Mangala und Endo auf seiner Position zwei Top-Spieler vor sich hatte, an denen er aktuell nicht vorbeikommt. Er war immer zwischen der ersten und zweiten Mannschaft, deswegen ist ein richtiger Schritt von ihm, sein Glück woanders zu suchen, damit er sich auf bestmöglichem Niveau weiterentwickeln kann. Ich halte diesen Schritt jetzt für notwendig.

Bekäme Ihr Sohn ein Angebot aus China, würden Sie ihm zuraten?

Aus finanzieller Sicht würde ich ihm zuraten, denn die Chinesen zahlen extrem hohe Gehälter. Aus sportlicher Perspektive betrachtet, würde ich ihm eher abraten. In China spielen überwiegend ausländische Fußballer, die schon am Ende ihrer Karriere stehen. Für die sportliche Entwicklung ist es nicht förderlich, wenn ein junger Spieler nach China geht, da das dortige Niveau nicht vergleichbar mit den europäischen Ligen ist

Ihre Tochter Mia hat mit sechzehn ihr Abitur gemacht und ist sportlich ebenfalls erfolgreich. Ist sie eine Überfliegerin?

Eine Überfliegerin ist sie sicherlich nicht. Sie ist halt ein bisschen jünger als die anderen, aber auch da muss man erstmal abwarten, wie es weitergeht. Sie ist für ihr Alter schon sehr reif, weil sie es gewohnt ist, mit Älteren zusammen zu sein. Aber mit sechzehn ist man ja auch manchmal noch ein bisschen Kind, was auch gut so ist. Sie hat jedenfalls die Unterstützung sowohl des Württembergischen als auch des Deutschen Tennisbundes und die der Familie sowieso. Egal, ob im Fußball oder beim Tennis – die Motivation muss immer vom Sportler ausgehen. Fehlt diese, kann es nichts werden. Und beim Tennis ist es noch schwieriger nach oben zu kommen als beim Fußball. Von daher ist es auch bei ihr noch ein weiter Weg.

Herr Mack, wir danken Ihnen für das Gespräch! 

Dirk Mack mit dem belgischen Nationalspieler Marouane Fellaini (rechts) und Graziano Pellè. Foto: Shandong Luneng

“Bei manchen Interessenten ist die Bonität zweifelsfrei vorhanden” – Ludwigsburg24 im Gespräch mit Auktionator Christoph Gärtner

Christoph Gärtner erlebt einen seiner Karriere-Höhepunkte, wenn sein renommiertes Auktionshaus mit Sitz in Bietigheim am 26. Juni den Rote Mauritius 1d Ball Cover aus dem Jahr 1847 im Forum in Ludwigsburg versteigern wird. Warum er für die einmalige Rarität einen Rekordpreis erwartet, welche Exponate diese 50. Auktion noch so besonders machen und was eine 26-jährige Freundschaft mit der Roten Mauritius zu tun hat, erzählt der Philatelie-Experte im Gespräch mit Ludwigsburg24.

Ein Interview von Ayhan Güneş

Ludwigsburg24: Herr Gärtner, worin besteht die Faszination, dass Menschen bereit sind, so eine riesige Geldsumme für eine alte Briefmarke auf den Tisch zu legen?
Die riesige Geldsumme ist relativ, denn gemessen an den Preisen von bedeutenden Bildern und Gemälden durchaus auch der neuen Zeitepochen, erscheint der Ausruf der Briefmarke zwar viel Geld, aber sicherlich nicht zu viel. Sie hat einen anerkannten Wert und einen internationalen Wert, also einen weltweiten Wert. Von daher gibt es sicherlich verschiedene Beweggründe, warum man so eine Legende sein Eigen nennen will.

Ludwigsburg24: Geht es den potentiellen Käufern bei der Roten Mauritius um eine Wertanlage oder um die Geschichte, die hinter diesem Kuvert mit der Marke steckt?
Es handelt sich bei dem Objekt um eine absolute Rarität, das zu den drei begehrenswertesten Objekten der Philatelie und sicherlich auch zu den drei teuersten gehört. Von daher ist es ein Spitzenstück und es gibt halt einfach Menschen, die sagen: Entweder starting in the tops oder etwas besitzen, was außer der englischen Königin und der British Library niemand besitzt. Es ist das einzige Stück dieser „Ball Cover“, das immer in Privathand war und von daher ist der Brief eben von unschätzbarem Wert. Der Wert kann auch sicherlich nicht so einfach definiert werden.

Ludwigsburg24: Wie muss man sich am 26. Juni diese Auktion vorstellen, wie läuft sie ab?
Wir werden das Objekt nochmal zeigen sowie historisch vorstellen und voraussichtlich wird auch die Tochter eines berühmten Vorbesitzers eigens dafür anreisen. Sie wird vielleicht ein paar persönliche Grußworte sagen, denn sie kennt das Stück noch aus ihrer Kindheit. Anschließend kommt es zur öffentlichen Versteigerung. Das bedeutet, dass die zuvor akkreditierten Interessenten im Saal mitbieten können. Manche Sammler, die nicht persönlich in Erscheinung treten möchten, bieten über verschiedene Agenten im Saal. Zum jetzigen Zeitpunkt steht bereits fest, dass es mehrere Telefonbieter geben wird, außerdem wird die Auktion per Livestream in alle Welt übertragen und es steht die Möglichkeit bereit, online zu bieten. Es wird jedenfalls eine sehr, sehr spannende halbe Stunde werden.

Ludwigsburg24: Wie sichern Sie sich ab, dass Sie die gebotene Summe auch tatsächlich bezahlt bekommen und keinem Fake aufsitzen.
Nur wer vorher persönlich mit mir in Kontakt war, darf überhaupt mitbieten. Wir haben bisher vier Bieter, die alle anonym bleiben wollen. Wir überprüfen natürlich im Vorfeld jeweils die Bonität, bei manchen Interessenten ist die Bonität zweifelsfrei vorhanden.

Ludwigsburg24: Erwarten Sie aufgrund der Exklusivität des Objektes regelrechte Gefechte der Bieter?
Das hofft ein Auktionator natürlich immer. Die Gebote werden sicherlich nicht in unermessliche Höhen gehen, aber wir hoffen schon, dass sich das von den 4 Millionen noch nach oben bewegt. Aber wo letztendlich der Preis landen wird, kann man nicht vorhersehen.

Ludwigsburg24: Sie gehen dennoch von einem Weltrekordpreis aus. Wo würde dieser liegen?
In diesem Monat ist die „British Guayana“ für 7 Millionen Dollar versteigert worden. Sie hat auch einen entsprechenden Nimbus, ist ebenfalls eine Legende. Diese Größenordnung erhoffen wir zu übertreffen.

Ludwigsburg24: Wie kommt Ihr Bietigheimer Unternehmen an ein solch rares Objekt?
Tatsächlich erwartet man die Versteigerung eines solchen Objekts eher in London oder New York. Dass die Auktion nun bei uns läuft, hat persönliche Gründe. Der Vorbesitzer ist ein sehr bemerkenswerter Mensch in Singapur, den ich am 24. August 1995 das erste Mal persönlich getroffen habe. In diesen 26 Jahren hat sich dann eine Freundschaft entwickelt. Wir waren seither viele Male in Singapur abends gemeinsam essen, dabei haben wir viele persönliche Dinge besprochen. In meiner Branche basiert vieles auf Vertrauen und es ist wichtig, dass man eine gute Reputation und die entsprechenden Kunden hat. Wir gehören seit vielen Jahren im Bereich der Briefmarken zu den Top-Auktionshäusern der Welt, können also mit den Auktionshäusern in London und New York sehr gut mithalten. In unserer Datenbank haben wir über 179.000 Interessenten, Sammler und Investoren, was in diesem Bereich sicherlich die stärkste Datenbank ist. Da ich seit 1986 weltweit quasi bei jeder Weltausstellung oder größeren Veranstaltung persönlich anwesend war, habe ich wahrscheinlich im Bereich Philatelie das beste und persönlichste Kundennetzwerk. Es gibt also sicherlich gute Gründe, warum die Rote Mauritius jetzt nach Bietigheim gekommen ist.

Ludwigsburg24: Wird die Auktion am 26. Juni das Highlight Ihrer Karriere sein?
Definitiv ist es das Highlight in meiner Karriere, aber auch für die philatelistische Familie hier in Bietigheim, also für meine 65 Mitarbeiter, ist es sicherlich ein sehr spannender Moment in unserer Firmengeschichte. Es ist aber nicht nur allein die Rote Mauritius, die die Auktion besonders macht, sondern die Tatsache, dass ich innerhalb von ein bis zwei Monaten eine Raritäten-Auktion zusammenbekommen habe, die wirklich ihresgleichen sucht. Es wird ja nicht allein der „Mauritius Ball Cover“ versteigert, wir haben auch einen zweiten sehr seltener Mauritius Brief, die sagenumwobene „Inverted Jenny“ aus USA, den seltenen 3 Kreuzer auf Fehldruck von Österreich/Ungarn, den Fehldruck auf Brief, wir haben auf vielen Gebieten teilweise die besten Stücke, beispielsweise größte Frankatur, seltenstes Stück. Auch im deutschen Bereich sind wir sehr gut aufgestellt. Wir haben Stücke, die es noch nicht einmal im Postmuseum gibt. Wir haben also sehr breit in dieser Raritäten-Auktion Objekte zu bieten, die oft jahrelang oder sogar jahrzehntelang nicht angeboten werden.

Ludwigsburg24: Ist es ein Geheimnis, wieviel ein Auktionator an der Vermittlung solcher Objekte verdient?
Es gibt immer individuelle Absprachen, die zu hundert Prozent vertraulich sind. Wir schützen unsere Kunden auf beiden Seiten und wir haben schon diverse Dinge bewegt, die niemand mitbekommen hat. Genau das ist meiner Klientel, die ich privat betreue, auch sehr, sehr wichtig, dass in allen Bereichen absolute Diskretion herrscht und nicht auch nur ein Detail an die Öffentlichkeit gelangt.

Herr Gärtner, wir sind sehr gespannt und danken Ihnen für das Gespräch! 

Rote Mauritius 1d Ball Cover aus dem Jahr 1847. Bild: Auktionshaus Gärtner

“Ich bin ein ziemlich schlechter Verlierer”: Ludwigsburg24 trifft VfB-Präsident Claus Vogt

Am 18. Juli findet in der Mercedes-Benz-Arena die Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart statt. Seit Dezember 2019 ist Claus Vogt Präsident des 1893 gegründeten Vereins für Bewegungsspiele und will es auch nach der Wahl weiter sein. Im Interview mit Ludwigsburg24 spricht der Unternehmer Vogt, wie er die Mitglieder überzeugen will ihn erneut zu wählen, zu seinem Verhältnis mit Präsidentschafts-Mitbewerber Pierre-Enric Steiger, zum Datenskandal beim Bundesligisten und wie der 51-Jährige den Jahrhundertorkan beim VfB überstanden hat.

Ein Interview von Patricia Leßnerkraus und Ayhan Güneş

Herr Vogt, vor der letzten Präsidentenwahl sagten Sie: „Ich will kommen, um zu bleiben.“ Was sagen sie am 18. Juli vor der erneuten Wahl?
Passend wäre die Aussage: „Ich will bleiben, um unseren positiv begonnenen Weg weiter voranzutreiben“.

Sie wollen somit also unbedingt gewinnen…
Ich wünsche mir, dass mir die Mitglieder ihr Vertrauen aussprechen und mich wählen. Von daher soll es weder einen Gewinner noch einen Verlierer geben. Die Mitglieder sollen denjenigen wählen, von dem sie sich am besten vertreten und repräsentiert fühlen.

Sie sind seit eineinhalb Jahren im Amt, in der Zeit ist jede Menge passiert. Was haben Sie aus Ihrer Sicht seither gut gemacht, um die Mitglieder von sich zu überzeugen?
Wenn sich jemand in der 2. Liga dem Verein für den Präsidentschaftsposten zur Verfügung stellt, ohne die Garantie des Aufstiegs zu haben, ist das erstmal ein klares Bekenntnis zum VfB. Und wenn er das dann in einer Corona-Pandemie aufrechterhält, plötzlich noch mit einer Datenschutzaffäre, für die er nichts kann, konfrontiert wird und mit beidem umgeht, ohne Planungssicherheit zu haben, dass er bleiben kann, aufzusteigen und sportlichen Erfolg zu haben – dann honorieren das die Mitglieder hoffentlich. Sie können aus meinem Engagement ableiten, dass sie einen verlässlichen, berechenbaren Präsidenten haben, der für ihre Rechte einsteht, sie auch in schweren Zeiten vertritt und nicht einfach alles hinwirft, wenn’s mal richtig schwierig wird. Deshalb möchte ich für alle, die mir damals ihr Vertrauen ausgesprochen und mich gewählt haben, bis zum 18. Juli – und nach Möglichkeit darüber hinaus – mit ganzer Kraft da sein.

Übersetzt heißt das, dass Sie zufrieden sind mit dem Ergebnis, das Sie während Ihrer bisherigen Amtszeit erzielt haben?
Es war die schwierigste Zeit, die der VfB und seine Mitglieder bislang zu überstehen hatte. Ich glaube, es ist uns gelungen, dass wir – trotz der schweren Zeiten und den im Vorfeld durchaus vorhandenen Vertrauensstörungen bei Fans, Mitgliedern, Partnern und Sponsoren zum Verein – relativ viel aufgebaut haben. Die Datenschutzaffäre musste ich als Präsident sehr ernst nehmen und diese Affäre haben wir gegen alle Widerstände sauber aufgearbeitet, haben die gemachten Fehler eingestanden und haben, auch wenn es hart war, die notwendigen Konsequenzen gezogen. Gerade sind wir dabei, gemeinsam mit dem untersuchenden Unternehmen und dem Datenschutzbeauftragten Maßnahmen zu ergreifen, damit so etwas nie wieder passiert. Auch glaube ich bewiesen zu haben, dass ich für die Mitglieder ein Präsident bin, der Angriffe aushält, diese nicht persönlich nimmt und sich somit nicht selbst übers Amt setzt, sondern der sich im Sinne des Vereins eher zurücknimmt und sogar ein paar unsportliche Schläge wegsteckt, der verzeihen kann, der nicht nachtragend ist. Wenn wir es schaffen, dies auf allen Positionen konstant zu halten, tut das dem VfB gut.

Was haben Sie inhaltlich umgesetzt?
Wir haben begonnen die Satzung mit ihren Geburtsfehlern durch eine interne Kommission zu korrigieren, wir haben das Thema „Zukunft Profi-Fußball“ angestoßen, wir haben eine Kommission zum Thema „Fan-Belange“ aufgemacht zur Weiterentwicklung des Fan-Ausschusses und der Stärkung der Fan-Rechte, wir haben eine Frauen-Fußballabteilung gegründet, wir haben die Datenschutzaffäre vernünftig aufgearbeitet. Auch auf der sportlichen Ebene passt es mit Trainer, Kader und allen, die da noch mit dranhängen. Ich finde, wir haben jede Menge gut hinbekommen und das innerhalb der kurzen und schweren Zeit.

Üben Sie rückblickend gelegentlich Kritik an sich nach dem Motto: An der einen oder anderen Stelle hätte ich auch anderes reagieren können oder müssen?
Selbstverständlich tue ich das, sogar recht häufig. Rückblickend könnte man sicherlich auch das eine oder andere anders machen. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Aber in dem Moment macht man es immer nach bestem Wissen und Gewissen.

Gibt es speziell beim VfB etwas, was Sie heute anders machen würden?
Was beim VfB schwer war und was man anders hätte machen können, war die Gremien- und Lobbyarbeit. Die kannte ich bislang aus meinem beruflichen Umfeld so nicht und hätte dafür vielleicht mehr Zeit investieren sollen. Denn im Fußball geht es nicht nur rein um fachlich-sachliche Entscheidungen, sondern auch um sehr viel Emotionen, die da reinspielen. Allerdings wäre eine intensivere Gremien- und Lobbyarbeit unter diesen Corona-Umständen auch nicht möglich gewesen.

Im Vorfeld ist sehr viel passiert, unter anderem gab es ein heftiges Scharmützel zwischen Ihnen und Thomas Hitzlsperger. Wie ist der aktuelle Stand zwischen Ihnen beiden?
Unser Verhältnis ist inzwischen wieder gut und hochprofessionell. Wir arbeiten im Sinne des VfB zusammen und wollen gemeinsam nur das Beste für den Verein. Wahrscheinlich müssen Sie eher Thomas fragen, warum er sich überhaupt bewerben wollte. Für mich ist es nicht erklärbar, außer dass wir in einer schwierigen Lage mit enormem Druck waren, die für uns alle neu war. Er hat sich aber inzwischen entschuldigt und ich habe die Entschuldigung angenommen. Von daher ist die Sache ausgeräumt. Ich bin nicht nachtragend und kann verzeihen. Mir selbst hat man ja auch verziehen, denn ich habe wohl ebenfalls Fehler gemacht. Ich glaube, wir sind beide aus dieser Situation gestärkt hervorgegangen. Wenn man so etwas gemeinsam übersteht, dann schweißt einen das sogar zusammen.

Eigentlich standen Sie in dieser Phase tatsächlich mutterseelenallein gegen einen Jahrhundertorkan, angefangen vom Daimler-Vorstand über den Ex-Aufsichtsrats-Boss vom VfB bis hin zu anderen Leuten, die den Verein inzwischen verlassen haben. Trotzdem stehen Sie immer noch fest auf beiden Beinen, wie kommt das?
Ich stand nie allein da, nie. Es ist gut, dass die Mitglieder, die Fans, die Menschen außerhalb des Vereins, ein ganz feines Gespür haben dafür, wer sie ehrlich und richtig vertritt. Ich habe unglaublich viel Zuspruch erfahren, woran ich gesehen habe, dass ich mich für das Richtige einsetze. Dafür musste ich zwar Schläge einstecken, obwohl ich zuvor nie ausgeteilt habe, aber ich tue das für den VfB und muss mich in diesen Momenten eben selbst als Person zurückstellen. Ich glaube, dies muss jeder gute Präsident tun, denn solche Situationen können immer passieren, das liegt einfach an dieser Branche Profi-Fußball. Das muss man wissen und damit entsprechend umgehen. Für mich war das eine Schnellschulung als Präsident in nur 16 Monaten, die mich gestärkt hat, an der ich gewachsen bin. Ich kenne keinen Präsidenten, der Ähnliches in so einer kurzen Zeit mitgemacht hat.

Für Sie persönlich war das sicherlich eine wichtige Erfahrung. Aber wie sehr schadet so ein Zwist dem Verein?
Grundsätzlich gilt für jeden Verein, für jedes Unternehmen: so öffentlich ausgetragene Diskussionen sind absolut schädlich. Das ist keine vertrauensbildende Maßnahme – weder für die Mitglieder noch für die Mitarbeiter, Fans, Partner oder Sponsoren. So eine Situation muss man vermeiden und die würde bzw. werde ich immer vermeiden. Bislang habe ich das jedoch nicht in der Hand gehabt. Deswegen muss ich damit bestmöglich umgehen, Ruhe bewahren, besonnen und ein seriöser und souveräner Präsident sein.

Waren Sie in der Zeit mal davor, alles hinzuwerfen?
Nein, in diesem Zustand war ich nie. Der Zuspruch der Mitglieder, die mich gewählt haben, der war so groß, dass ich täglich erklären konnte, was ich gemacht habe und warum. Und jeder hat gesagt, dass ich es richtig gemacht habe.

Wie ist Ihre Familie mit dem öffentlichen Gegenwind für Sie umgegangen?
Meine zwei Töchter sind mit ihren 22 Jahren durchaus in der Lage, solche Attacken vernünftig einzuordnen. Selbst mein 15-jähriger Sohn Moritz weiß das alles inzwischen gut einzuschätzen. Wir reden daheim darüber, damit die Familie die Zusammenhänge versteht. Aber sie stehen alle hinter mir und unterstützen mich darin, meinen Weg genauso weiterzugehen. Dieser Rückhalt gibt enorme Kraft, das ist ein schönes Gefühl. Die Menschen in meinem Umfeld, viele Mitglieder und Fans stehen hinter mir, als VfB-Präsident, auch weil sie merken, dass ich mir nichts darauf einbilde und immer noch der Selbe geblieben bin. Ich gehe vernünftig damit um, bin bodenständig und versuche, ein guter Vertreter der Mitglieder zu sein.

Kommen wir zur Wahl zurück. Der Vereinsbeirat hat sich entschieden, mit Pierre-Enric Steiger einen zweiten Kandidaten aufzustellen. Kennen Sie sich?
Wir haben uns erst ein einziges Mal gesehen, weshalb ich mir noch kein Bild von ihm machen konnte.

Bei Ihrer ersten Wahl postete Herr Steiger anschließend auf Facebook, dass er Sie gewählt hätte, wenn es ihm zeitlich gereicht hätte, da Sie der richtige Kandidat waren. Ist das rückblickend nicht ein klassisches Eigentor von ihm?
Als wir uns vor einer gemeinsamen Pressekonferenz kurz trafen, habe ich mich nachträglich für seine Glückwünsche zu meiner Wahl bedankt. Er erzählte mir dann, dass er damals nicht zur Wahl kommen konnte, weil sein Vater an diesem Tag seinen 90. Geburtstag hatte. Dafür darf er mich im Juli gerne wieder wählen, so viel hat sich ja nicht geändert. Spaß beiseite: Er meinte, dass er es schade fand, dass es keinen Gegenkandidaten gegeben hätte, wäre schon im März gewählt worden. Das hat ihn wohl aus einem demokratischen Ansatz heraus zu seiner Kandidatur motiviert.

Ist er der angenehmere Gegner für Sie als Volker Zeh, der sich ebenfalls für eine Kandidatur beworben hatte?
So sehe ich das nicht, zumal ich auch ihn persönlich überhaupt nicht kenne. Ehrlicherweise bedauere ich es ein bisschen, dass er in der Öffentlichkeit so schlecht dargestellt wird. Er hat sich im Dezember als Kandidat zur Verfügung gestellt, zu einem Zeitpunkt, wo der Verbleib in der 1. Liga noch nicht gesichert war, wo niemand wusste, wie es mit Corona weitergeht und wo die Datenaffäre auf ihrem Höhepunkt tobte. Niemand wusste, was noch passiert. Und da steht er trotzdem auf und stellt sich für den Verein zur Verfügung. Das zollt mir wirklich Respekt ab. Und obwohl er abgelehnt wird, rafft er sich ein zweites Mal zu einer Kandidatur auf, das finde ich bemerkenswert.

Wie enttäuscht wären Sie, sollten Sie im Juli nicht wiedergewählt werden?
Ich würde es bedauern, aber Wahlen sind ein demokratischer Prozess, die Mitglieder entscheiden. Natürlich würde ich gerne im Amt bleiben, der VfB würde Kontinuität beweisen und dass wir das fortsetzen, was wir jetzt trotz aller Schwierigkeiten gut begonnen haben.

Sie sind Doppelchef als VfB-Präsident und Unternehmer. Was für ein Typ Chef sind Sie – Autoritätsperson, Kumpeltyp oder eher hochexplosives Pulverfass?
Letzteres auf keinen Fall. Ich kann von mir sagen, dass ich es bislang geschafft habe, noch nie aus der Hose zu springen, weder hier im Unternehmen noch daheim bei der Familie oder beim VfB. Ich bin überall gleich, verstelle mich nicht, bin ehrlich, glaubwürdig und nahbar. Jeder kann mit seinen Problemen zu mir kommen, weil ich sie ernstnehme und versuche, immer zu helfen. Außerdem behandele ich jeden Menschen nach dem Motto: Mein Vertrauen kann man nicht gewinnen, sondern nur verlieren.

Selbst beim VfB sind Sie Doppelchef. Wie schwer ist das?
Zugegebenermaßen ist das nicht immer einfach. Im e.V. bin ich demokratisch gewählter Vertreter der Mitglieder, deren Interessen und Rechte ich wahrnehmen muss. Zeitgleich bin ich Aufsichtsratsvorsitzender einer ausgegliederten Kapitalgesellschaft einer Aktiengesellschaft. Das heißt, dass ich oftmals bei ein und derselben Frage zwei unterschiedliche Antworten geben könnte. Deshalb muss ich bei allem, was ich tue, meine Entscheidungen stets abwägen und auf jeder Seite dafür um Verständnis werben und bitten.

Was sagen Sie als VfB-Chef, wenn plötzlich Daimler noch mehr Anteile haben will, aber die Fans dagegen sind?
Daimler passt sehr gut zum VfB und wir sollten wirklich sehr froh sein, so ein Unternehmen aus der Region beim VfB zu haben. Diese beiden Marken verbinden sich richtig klasse, auch wenn wir leider sportlich ein wenig hinterherhinken. Sollte Daimler mehr Anteile wünschen, würde das bei mir und sicherlich auch bei vielen anderen Mitgliedern auf Zuspruch stoßen. Da bin ich mir relativ sicher. Ich bin stolz, dass ein solcher Weltkonzern mit uns als Fußballverein zusammenarbeitet. Daimler ist ein guter Partner für den VfB und ein glaubwürdiger für die Region.

Sollten Sie wiedergewählt werden, dann arbeiten Sie wohl künftig mit einem neuen Aufsichtsratsmitglied, da Herr Porth anscheinend nicht mehr mit Ihnen zusammenarbeiten will.
Gehört und gelesen habe ich das auch, ich kann aber nichts dazu sagen. Das ist seine Entscheidung.

Bislang arbeiten Sie beim VfB ehrenamtlich. Finden Sie das okay?
Es ist wohl beschlossen, dass es künftig ein Auto sowie eine Aufwandsentschädigung fürs Präsidium geben soll. Aber mir geht es nicht ums Geld, sonst würde ich mich nicht so engagieren. Allerdings würde ich mir persönlich wünschen, dass nicht nur im Fußball, sondern auch in der Politik, marktübliche Gehälter bezahlt werden, damit man die Besten der Besten für diese Aufgaben bekommt.

Bezahlung ist ein gutes Stichwort: Corona hat viele Vereine in eine finanzielle Schieflage gebracht, weshalb Transfereinnahmen notwendiger sind denn je. Muss der VfB jetzt seine Juwelen verkaufen?
Das ist jetzt der Bereich von Thomas Hitzlsperger und er hat mal gesagt: Niemand ist unverkäuflich. Aber die Frage ist doch, ob der Zeitpunkt für Verkäufe derzeit richtig ist, wenn gar nicht so viel Geld auf dem Transfermarkt vorhanden ist. Es wäre doch schade, einen Spieler unter Wert abgeben zu müssen. Wir haben viele gute Spieler mit einem hohen Entwicklungspotential, die unter normalen Umständen nochmals einen viel höheren Wert haben werden. Ich hoffe und wünsche mir sehr, dass wir es finanziell schaffen, die ganze Mannschaft langfristig zusammenzuhalten, damit wir sportlich erfolgreich sind.

Sie haben Ihr eigenes Unternehmen mit 50 Millionen Umsatz jährlich, reiben sich zeitgleich noch beim VfB auf. Bleibt da eigentlich noch Zeit für die Familie?
Es bleibt für alles zu wenig Zeit, vor allem unter Corona-Bedingungen plus Datenschutz-Affäre. Überall könnte ich mehr machen und ich versuche natürlich, alles so gut wie möglich zu organisieren. Zum Glück stehen meine Frau und die Kinder zu 100 Prozent hinter mir, denn sie wissen, dass ich alles, was ich tue, mit ganzem Herzen mache. Fürs Unternehmen habe ich mir einen Interimsmanager reingeholt, dem ich ständig verlängert habe. Deshalb wünsche ich mir, dass es mit der Wahl im Juli für die nächsten vier Jahre eine Planungssicherheit gibt – für den VfB, für mich als Unternehmer und als Mensch.

Wir sind noch so ein bisschen auf der Suche nach Ihren Ecken und Kanten. Haben Sie denn Schwächen?
Ja klar, Schwächen habe ich auch. Ich bin beispielsweise ein ziemlich schlechter Verlierer und das nicht nur beim Tischkicker. Wenn der VfB verliert, versuche ich mich ruhig zu verhalten und mir nichts anmerken zu lassen. Im Stadion funktioniert es meist noch ganz gut, während der Autofahrt nach Hause geht es meist auch noch, aber daheim bekommt meine Familie meine Enttäuschung sofort mit. Bei einem Sieg schaue ich mir dazu im Fernsehen alles an. Bei einer Niederlage hat dann das Wochenende sportlich quasi nicht stattgefunden. Aber meine Familie kennt das und kann damit umgehen.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, wie würde er lauten?
Rein sportlich gesehen wäre mein Wunsch, dass der VfB sportlich erfolgreich mit schönem Fußball dauerhaft in der 1. Bundesliga bleibt. Darüber hinaus würde ich mir wünschen, dass wir der stolze Mittelpunkt der Region sind. Der Erfolg eines Präsidenten ist ja nicht so messbar wie bei Trainer oder Mannschaft am wöchentlichen Spiel und Tabellenplatz. Ein Präsident hält keinen Ball und schießt kein Tor. Der Präsident muss langfristig strategisch für den Verein da und ein ruhiger, besonnener sowie berechenbarer Mensch sein, der nicht beim ersten Sturm ins Ruderboot springt und abhaut. Deshalb erhoffe ich mir für den VfB, dass wir es schaffen, dass Menschen, Mitglieder, Fans, Stadt, Region, Bundesland stolz auf den VfB auch unabhängig vom sportlichen Erfolg sind. Das wäre mein Ziel und ist mein Ansporn, denn dann hätten wir es geschafft, ein Werteverständnis zu verändern.

Was vermissen Sie derzeit am meisten?
Ich vermisse sehr, die nötige Ruhe beim VfB.

Wir hätten gedacht, dass Sie die Zuschauer im Stadion am meisten vermissen.
Ja, natürlich vermisse ich unsere singenden, anfeuernden und mitfiebernden Superfans im Stadion sehr. Auf den Rängen ist es nämlich zu lange schon zu ruhig. Das Paradoxe daran ist doch, dass der Profi-Fußball ausgerechnet nicht von denen gerettet werden kann, die ihn groß gemacht haben.

Herr Vogt, wir danken Ihnen für das Gespräch!

 

“Niemand kann 25 Jahre nur Glück haben”: Ludwigsburg24 im Gespräch mit MHP-Unternehmensgründer Dr. Ralf Hofmann

Gerade feierte Dr. Ralf Hofmann mit seinem Ludwigsburger Unternehmen MHP mit Sitz im Film- und Medienzentrum 25-jähriges Bestehen. Für die Stadt und auch den Kreis ist das Unternehmen ein absolutes Aushängeschild. Als der ehemalige SAP-Berater am 2. Mai 1996 mit seinem Partner Lutz Mieschke das Management- und IT-Beratungsunternehmen, damals Mieschke Hofmann und Partner, mit fünf Mitarbeitern am Standort Karlsruhe gründete, ahnte er nicht, welch eine Erfolgsstory er mit seiner Selbständigkeit schreiben würde. 1998 steigt Autobauer Porsche bei MHP ein, das Unternehmen expandiert, hat mittlerweile rund 3.000 Mitarbeiter an 20 Standorten und macht einen Umsatz von 502 Millionen Euro. Ralf Hofmann hält heute noch 18,2 Prozent der Anteile und könnte sich eigentlich jetzt schon ins Privatleben zurückziehen. Doch der MHP-Chef denkt noch lange nicht daran. „Mir macht die Arbeit noch großen Spaß und ich habe noch immer Ziele, die ich erreichen will“, verrät der agile 58-Jährige im Gespräch mit Ludwigsburg24.

Ein Interview von Patricia Leßnerkraus und Ayhan Güneş

Herzlichen Glückwunsch zum 25-Jährigen. Welche Gefühle kommen da in Ihnen hoch?
Da ist vor allem Stolz, denn wir arbeiten in der sehr schnelllebigen IT-Branche. Viele Unternehmen, die kurz vor oder auch mit uns angefangen haben, gibt es nicht mehr, denn sie sind mittlerweile in größeren Organisationen untergekommen. Uns dagegen gibt es noch. Aber das ist nicht allein mein Erfolg, dafür brauchen Sie immer ein gutes Team.

Natürlich ist es vor allem Ihr Erfolg, Sie waren schließlich einer der beiden Gründer und sind bis heute noch an Bord.
Das ist schon richtig, doch allein sind Sie in der Beratung ein Niemand. Wenn Sie nicht die richtigen Leute haben, kommen Sie in der Beratung nicht weit. Zum Glück hatten wir bei MHP immer gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so dass alles funktioniert hat. Und wir haben mit Porsche einen fantastischen Hauptgesellschafter. Bei uns passen schon einige Faktoren zusammen.

Mit welcher Vision haben Sie 1996 Ihr Unternehmen gegründet?
Am Anfang stand der gemeinsame Wunsch, sich selbständig zu machen. Wir waren beide Berater und haben eine Firma gegründet. Wir haben es getan und uns gesagt: Mal schauen, ob es funktioniert. Wenn nicht, muss man es entweder anpassen oder etwas anderes machen. Zum Glück hat es aber recht schnell recht gut funktioniert und sich immer weiterentwickelt.

Gehörte damals viel Mut zum Schritt in die Selbständigkeit?
Um eine Beratung zu gründen, benötigen Sie keinen Mut und vor allem kein großes Kapital. Es sind keine finanziellen Vorleistungen nötig wie beispielsweise in anderen Unternehmen für die Anschaffung von Maschinen oder Ähnliches. Als Beratungsunternehmen brauchen Sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Sie überzeugen müssen, damit sie das Thema mittragen und mit aufbauen. Aber vom Risiko her war unser Schritt in die Selbständigkeit überschaubar, zumal mein Partner und ich beide SAP-Berater waren. Jeder wollte diese Software haben und unser Skill war sehr gefragt.

Sie scheinen mit der Auswahl Ihrer Mitarbeiter meist richtig gelegen zu haben. Haben Sie dafür ein besonderes Näschen oder einfach immer nur Glück?
Niemand kann 25 Jahre nur Glück haben. Vielmehr ist es so, dass bei uns die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stets im Fokus stehen. Jede und jeder kann es spüren, dass wir eine sehr Mitarbeiter-orientierte Company sind. Am Anfang taten wir uns natürlich schwerer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden – auf einem Markt, auf dem jeder gute IT-Leute sucht. Wir mussten uns zunächst etablieren, gezielt suchen und die möglichen Interessenten von uns überzeugen. Heute sind wir etabliert, trotzdem müssen wir noch immer überzeugen, da wir uns auf einem hart umkämpften Recruiting-Markt befinden. Sie müssen dabei die Größenordnung bedenken. In Deutschland haben wir 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und stellen hier jährlich rund 700 bis 800 Leute ein. Das sind monatlich zwischen 50 und 100, runtergerechnet pro Tag sind das 2 bis 3 Leute. Eine Beratung hat eine hohe Fluktuation, die sie auch braucht. Recruiting ist ein ganz wesentlicher Prozess, den man beherrschen muss.

Was muss ich außer dem fachlichen Knowhow mitbringen, wenn ich bei Ihnen anheuern will?
Sie sollten auf jeden Fall ins Team, zu uns – zu MHP passen. Stellen Sie sich vor: Wenn Sie zusammen mit 6 bis 7 Kolleginnen und Kollegen für ein halbes Jahr in einem Projekt arbeiten, dann muss das nicht nur arbeitstechnisch funktionieren, sondern eben auch menschlich. Sie sollten ein Teamplayer sein, unseren Spirit leben, leidenschaftlich sein und für die Sache brennen. Und Sie sollten sich mit unseren Werten identifizieren, empathisch, authentisch und integer sein und auch eine gewisse Mobilität sowie Flexibilität mitbringen.

Sie haben mit fünf Mitarbeitern begonnen, weltweit sind es rund 3.000, davon ungefähr 1.500 am Standort Ludwigsburg. Damit gehören Sie zu den größten Playern sowie Arbeitgebern hier im Landkreis.
Als wir angefangen haben mit 5 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wollten wir unsere Firma vor allem erstmal ins Laufen bringen. Jetzt liegen wir bei 3.000 Mitarbeitern. Wir sind immer organisch gewachsen. Ich bin schon stolz auf das, was wir da geschafft haben. Aber wie schon gesagt, beruht der Erfolg auf der Arbeit des gesamten Teams und auch Porsche hat bei dieser Entwicklung eine Rolle gespielt. Es war der entscheidende Meilenstein nach zweieinhalb Jahren, als Porsche 1998 in unser Unternehmen eingestiegen ist. Wir haben diese Entscheidung nicht des Geldes wegen getroffen, denn wir waren zu diesem Zeitpunkt als 37-Mann-Firma noch nicht so viel wert. Wir haben uns dazu entschieden, um unsere Marktposition im Automotive-Umfeld zu stärken. Dafür gibt es eben keinen besseren Namen als Porsche. Porsche hat an uns geglaubt und wir sind damit kein Risiko eingegangen.

In 25 Jahren ging es doch sicherlich nicht immer nur bergauf, gelegentlich muss man auch durch tiefe Täler marschieren. Gab es Situationen, in denen Sie ans Aufhören gedacht haben?
Nein, dieser Gedanke hat sich bei mir nie ergeben. Wir hatten zwei Krisen und die waren schneller vorbei als gedacht. Das war die Wirtschaftskrise Ende 2008, Anfang 2009. Das war ein Riesenthema für uns und wir verzeichneten von einem aufs andere Jahr Umsatzeinbußen von 30 Prozent. Letztes Jahr kam Corona, wobei das für uns als MHP im wirtschaftlichen Sinne keine wirkliche Krise gewesen ist. Wir sind recht gut durch die Corona-Zeit gekommen.

Wenn Unternehmen andere aufkaufen, dann machen sie das in der Regel zu 100 Prozent. Wie kam es dazu, dass Porsche an MHP nur 81,8 Prozent der Anteile hält?
Ja, normalerweise ist das so, doch ich bin sicher, dass MHP sich nicht so entwickelt hätte, wenn es zu einer 100 Prozent-Übernahme gekommen wäre, weil Porsche dann einen anderen Fokus hätte.

Was ist denn Ihre Motivation, selbst die restlichen Anteile zu halten, anstatt das Unternehmen ganz zu verkaufen.
Erstens arbeite ich noch gerne und fühle mich nicht so, dass ich jetzt aufhören sollte. Außerdem ist MHP „mein Baby“, mit dem meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich noch viel vorhaben. Beispielsweise wollen wir uns bis 2025 beim Umsatz auf eine Milliarde verdoppeln, wollen auf 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachsen und uns in Deutschland vergrößern. In der jetzigen Zeit, in der alles digital wird und wir in Deutschland einen enormen Nachholbedarf bei der Digitalisierung haben, macht das alles viel Spaß und ich habe eine große Motivation, das alles weiter voranzutreiben.

Am Standort Ludwigsburg wird sich aber nichts verändern, es bleibt Headquarter von MHP?
Der Standort Ludwigsburg bleibt, es gibt definitiv keine Überlegungen, von hier wegzugehen. Ich wüsste keinen Grund, Ludwigsburg zu verlassen. Wir fühlen uns dort sehr wohl und sind in der Stadt stark engagiert – mit der MHPArena sowie den MHP Riesen.

Wenn Sie weiter expandieren, bleibt der Fokus auf Automotive sowie Maschinen- und Anlagenbau gerichtet oder wollen Sie weitere Branchen erobern?
In Deutschland ist und bleibt Automotive unsere Kernbranche. Als Berater brauchen Sie Kompetenz für das, was sie tun, und die kann man relativ einfach transferieren in Anlagen und Maschinenbau, also in die Manufacturing-Industrie. Und die ist groß genug in Deutschland für den nächsten Schritt.

Sie haben eben schon Ihre Unterstützung der MHP-Riesen angesprochen, Sie sind aber ebenfalls Sponsor bei den Stuttgarter-Kickers und in der kommenden Saison Hauptsponsor beim Fußball-Zweitligisten Heidenheim. Was ist hier Ihre Motivation und warum haben Sie sich nicht etwa für den VfB Stuttgart entschieden?
Wenn man in Deutschland bekannter werden will, kommt man um ein Fußball-Sponsoring nicht herum. Mein Herz schlägt zwar mehr für Basketball und ich bin extrem glücklich mit den Riesen und ihrem Erfolg, aber trotzdem ist die Präsenz im Fernsehen überschaubar. Da wir wachsen wollen, brauchen wir aber noch mehr gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und somit dafür noch mehr Bekanntheit auf dem Recruiting-Markt. Warum wir uns für Heidenheim entschieden haben? Heidenheim hat eine ähnliche Geschichte wie MHP, ist wie wir stets organisch gewachsen, der Verein teilt die gleichen Werte z.B. Nachhaltigkeit, Partnerschaft, Integrität. Sie haben den Trainer mit dem längsten Dienstverhältnis. Außerdem liegt es gut erreichbar in Baden-Württemberg, ist seit 30 Jahren sportlich sehr erfolgreich, denn sie haben das Potenzial für den Aufstieg. Das alles passt zu uns. Dazu kommt, dass Heidenheim ein guter Industriestandort ist mit der Nähe zu Ulm.

Werden Sie auch zukünftig den MHP-Riesen sowie den Stuttgarter-Kickers als Sponsor erhalten bleiben?
Wir fühlen uns den Vereinen verbunden. Ich gehe davon aus, dass alles so bleibt, wie es ist.

Treiben Sie selbst auch Sport?
Natürlich treibe ich Sport, mag den Konditionssport. Ich war 30 Jahre lang Jogger, bis vor 10 Jahren bin ich sogar meist jedes Jahr einen Marathon gelaufen, war in Berlin, in Hamburg und sogar schon in New York am Start. Inzwischen fahre ich viel mit dem Mountainbike und im Winter stehe ich auf den Skiern.

Wer viel arbeitet, sollte sich gelegentlich auch etwas gönnen. Was macht Sie als Privatmann glücklich?
Ich bin ein geselliger Mensch, gehe gerne aus und habe meinen Freundes- und Bekanntenkreis gerne um mich rum. Ein schönes Essen mit einem guten Glas Wein und guten Gesprächen in geselliger Runde daheim oder auswärts, das ist so mein Ding und macht mich glücklich.

Haben Sie auch einen persönlichen Traum, den Sie sich noch unbedingt erfüllen möchten?
Es gibt durchaus einige Träume, und einen davon, der mich schon seit Jahrzehnten begleitet, werde ich mir auf jeden Fall auch noch erfüllen – mit dem Auto von meinem Wohnort Bad Rappenau nach Wladiwostock zu fahren. Russland ist einfach ein schönes, weites Land, vor allem Sibirien ist sehr faszinierend. Es gibt zwar von Moskau aus die Transsibirische Eisenbahn, aber ich will die ganze Strecke lieber mit dem Auto bewältigen. Schon als Student habe ich viel über Sibirien gelesen und mir damals vorgenommen, mir diese Reise zu gönnen. Über Google-Maps habe ich mir den Weg dorthin schon angeschaut und ein bisschen vorgeträumt, wie ich mich mit einer alten G-Klasse von Mercedes auf den Weg mache.

Mit einer G-Klasse von Mercedes? Gehen Sie Porsche etwa fremd?
Mein Traum von dieser Reise ist schon so alt, da gab es die Porsche-SUVs noch gar nicht. Deshalb bleibe ich dem Auto meines Traums für diese Reise einfach treu.

Welche Wünsche wollen Sie sich noch erfüllen?
Das alles aufzuzählen, führt jetzt zu weit. Aber ich garantiere Ihnen, wenn ich bei MHP einmal aufhöre, werde ich nicht etwa zu Hause bleiben, sondern meine Wünsche erfüllen und die haben viel mit Reisen zu tun. Ich bin mein ganzes Berufsleben lang gereist und das werde ich im Ruhestand ebenfalls tun, nur mit einem anderen Blickwinkel.

Wissen Sie schon, wann Sie frühestens aufhören wollen?
Übers Aufhören habe ich mir noch keine konkreten Gedanken gemacht. Solange mir die Arbeit Spaß macht und ich etwas zum Erfolg beitragen kann, mache ich weiter.

Haben Sie eigentlich Vorbilder?
Typische Vorbilder habe ich nicht wirklich, ich finde aber manche Biografien spannend. Als junger Kerl hat mich der Banker Alfred Herrhausen interessiert, später dann die Lebensgeschichten des Apple-Chefs Steve Jobs oder die von Jeff Bezos, der Amazon ebenfalls im Jahr 1996 gegründet und es in 25 Jahren zum mächtigsten Unternehmen der Welt gemacht hat. Solche Erfolgsstorys faszinieren mich.

Welchen Rat würden Sie mit Ihrer langjährigen Erfahrung einem jungen Menschen mit auf den Weg geben, der sich heute selbständig machen möchte?
Ich finde, man muss immer nach vorne schauen und sich seine Strategie bewusst machen und versuchen, die Dinge langfristig zu sehen und sich klarzumachen, wie das Unternehmen in 5 oder 10 Jahren dastehen soll. Dann kann man Dinge bewusster tun und man hängt nicht vom Zufall ab. Ich hatte Glück, dass alles von Anfang an mit der Selbständigkeit gut lief und dass mein Partner und ich sehr früh – in unseren Anfangsjahren – bei Porsche überzeugen konnten.

Würden Sie rückblickend den gleichen Weg nochmals gehen?
Ja, unbedingt. Ich war immer schon Berater, bis 1995 im Angestelltenverhältnis, danach selbständig. Ich habe nie etwas anderes gearbeitet. Beratung ist einfach für mich gemacht und ich bin sehr gerne Berater, auch wenn ich inzwischen nicht mehr im klassischen operativen Geschäft tätig bin.

Eine letzte Frage: Was hat Ihnen jetzt seit Ausbruch von Corona am meisten in Ihrem Leben gefehlt?
Am meisten habe ich das soziale Leben vermisst, mal abends spontan in eine Kneipe oder ein Restaurant zu gehen. Was mir aber wirklich richtig fehlt, ist, dass man nicht mehr reisen konnte. Wir haben Niederlassungen in Amerika, China, Rumänien und England, und ich bin gerne dahingeflogen. Mal zwei, drei Tage Shanghai oder Atlanta, also das fehlt mir enorm. Ich reise einfach gerne.

 Herr Dr. Hofmann, wir danken Ihnen für das Gespräch! 

Das große Interview mit Kliniken-Chef Prof. Dr. Jörg Martin: “Die Mitarbeiter in den Corona-Bereichen sind mittlerweile ausgebrannt und leer”

Als Chef der RKH-Kliniken bekommt Professor Dr. Jörg Martin jeden Tag aufs Neue die Auswirkungen von Corona unmittelbar mit. Der 63-jährige Mediziner, der selbst viele Jahre auf der Intensivstation gearbeitet hat, zeichnet dafür verantwortlich, dass seine 11.000 Mitarbeiter in den insgesamt zwölf Kliniken vor dem Virus so gut wie möglich geschützt sind, die Covid 19-Patienten optimal betreut werden und der sonstige Krankenhausalltag weitestgehend unbeeinträchtigt weiterläuft. Keine leichte Aufgabe in Zeiten der nun schon seit über einem Jahr anhaltenden Pandemie. Wie er diese Herausforderung meistert und dabei auf seine eigene Gesundheit achtet, erzählt der erfahrene Klinikchef ausführlich im Interview mit Ludwigsburg24.

Ein Interview von Patricia Leßnerkraus und Ayhan Güneş

Professor Martin, die wichtigste Frage in diesen Zeiten zuerst: Wie geht es Ihnen?

Danke, mir geht es sehr gut. Wir haben jetzt zwar ein hartes, anstrengendes Jahr hinter uns und es wird auch noch eine Weile so weitergehen, aber dank toller Mitarbeiter haben wir alles ganz ordentlich hinbekommen und die Aufgaben gut bewältigt.

Heißt das, dass Sie selbst bislang nur beruflich mit Corona konfrontiert waren?

Gott sei Dank, ich selbst habe bislang kein Corona gehabt, aber ich habe mich auch immer geschützt und kürzlich meine erste Impfung mit AstraZeneca bekommen. Diesen Impfstoff habe ich mir aus Überzeugung geben lassen, weil ich ihn für sehr, sehr gut halte. Dazu mache ich jeden Tag einen Schnelltest, bislang war er immer negativ.

Testen Sie sich selbst oder lassen Sie testen?

Eine meiner Mitarbeiterinnen in der Verwaltung ist gelernte Krankenschwester. Sie führt jeden Morgen bei mir einen medizinischen Schnelltest durch. Wir bieten dies auch allen anderen Mitarbeitern fünfmal die Woche an, was sehr rege genutzt wird. Zusätzlich testen wir die Patienten ebenfalls zwei- bis dreimal pro Woche, damit versuchen wir wirklich auf der sicheren Seite zu sein, um möglichst früh eine Infektion zu erkennen und isolieren zu können.

Wie achten Sie außerhalb des Berufsalltags auf Ihre Gesundheit? Nehmen Sie zusätzliche Präparate wie beispielsweise Vitamin D?

Nein, ich nehme nichts in diese Richtung und ergreife auch keine anderen Maßnahmen. Ich lebe genauso weiter wie ich sonst auch immer gelebt habe. Natürlich versuche ich, einigermaßen gesund zu essen, gönne mir gelegentlich ein Gläschen Wein dazu.

Treiben Sie regelmäßig Sport?

Wenn es die Zeit erlaubt, dann gehe ich gerne Joggen. Zuhause habe ich ein Heimrudergerät, da setze ich mich hin und wieder drauf. Das hilft, um von den Belastungen herunterzukommen und mich abzureagieren. Ebenso gerne und oft gehe ich mit unserem Hund spazieren. Das ist ein Rauhaar Vizla, ein ungarischer Jagdhund, diese Rasse sieht man aber nur sehr selten.

Hat sich Ihr Arbeitspensum seit Ausbruch der Pandemie sehr erhöht?

Nein, das kann ich so nicht bestätigen, denn ich hatte schon immer ein sehr hohes Arbeitspensum, da wir eine sehr große Organisation sind. Die Anzahl und die Form der Sitzungen haben sich jedoch enorm verändert. Dadurch, dass wir die meisten Sitzungen jetzt per Videokonferenz durchführen, sind diese durch den Wegfall der Wegezeiten natürlich noch enger getaktet. Sie schalten quasi um und sind schon in der nächsten Sitzung drin. Durch diese veränderte Arbeitsweise gönne ich mir alle zwei Wochen auch mal einen Tag Homeoffice. Mit den Videokonferenzen lässt sich das jetzt alles sehr gut organisieren.

Werden Sie diese Arbeitsweise auch nach Corona beibehalten?

Da wir eine große Holding sind, werden wir diese Form der Sitzungen sicherlich in großen Teilen beibehalten, wobei ich dafür plädiere, zwischendurch auch mal eine Präsenzsitzung abzuhalten, um den sozialen Austausch zu ermöglichen. Es ist enorm wichtig, in Pausen mal das eine oder andere Wort zu wechseln. Corona hat tatsächlich in der Digitalisierung einen enormen Schub gebracht und das werden wir auch nicht mehr zurückschrauben.

Wo liegen momentan für Sie die allergrößten Herausforderungen?

Die größten Herausforderungen für uns waren die zweite und dritte Welle. Die erste Welle hatte die größte Herausforderung, ausreichend Schutzkleidung zu beschaffen, was extrem schwierig war. In der zweiten Welle hatten wir einen immensen Ausfall von Mitarbeitern, durch viele Erkrankungen. Die dritte Welle zieht sich nun schon ziemlich lange hin, obwohl die Zahlen rückläufig sind. Da die älteren Menschen meist geimpft sind, behandeln wir inzwischen sehr viel jüngere Patienten, die aber genauso schlimm erkranken und lange bei uns auf Intensiv liegen. Wir haben fünf ECMO-Konsolen, also künstliche Lungen, die sind immer besetzt. Unser Thema ist derzeit, dass die Mitarbeiter in den Corona-Bereichen mittlerweile ausgebrannt und leer sind. Über ein Jahr Krise mit einer Übersterblichkeit, das ist einfach eine enorme Belastung und nimmt die Mitarbeiter doch sehr mit.

Wie werden die Mitarbeiter aufgefangen?

Wir versuchen selbstverständlich mit verschiedenen Angeboten zu helfen. Wir haben ein Sorgentelefon, bieten Yoga und Massage an. Damit wollen wir die Mitarbeiter motivieren, die das mit großem Engagement annehmen.

Gibt es Mitarbeiter, die wegen der Corona-Belastungen aufgegeben und den Dienst quittiert haben?

Von zwei Mitarbeitern weiß ich definitiv, dass sie in diesem Beruf nicht mehr weiterarbeiten werden. Sie suchen sich eine andere Aufgabe eventuell im ambulanten Pflegedienst oder machen etwas ganz Anderes außerhalb der Medizin, weil sie es mental nicht mehr aushalten. Wenn Sie auf einer Intensivstation einen Corona-Beatmungspatienten zwei, drei Wochen versorgen und er dann stirbt, dann erleben Sie das nicht nur einmal, sondern innerhalb dieser Pandemie eben sehr viel häufiger. Nach wie vor liegt die Corona-Sterblichkeit auf den Intensivstationen leider noch sehr hoch.

Wie viel Kontakt haben Sie als Klinikchef überhaupt zu Mitarbeitern und Patienten?

Da ich nicht mehr als Arzt arbeite, habe ich auch keinen Kontakt mehr zu Patienten. Mitarbeiterkontakte habe ich immer wieder, meist dann, wenn ich mal einen Besuch auf einer Station abstatte. Aber bei insgesamt zwölf Kliniken und einem Managementmandat in Reutlingen gibt es jede Menge anfallende Arbeit, um die ich mich kümmern muss, so dass ich auch nicht immer vor Ort sein kann. Was wir allerdings machen, ist zweimal die Woche eine zehn- bis fünfzehnminütige Lageinformation per Videochat, die ich nach Möglichkeit persönlich abhalte.

Wie sieht es bei Ihnen in der Klinik in Ludwigsburg aus, stoßen Sie bereits an die Grenzen Ihrer Kapazitäten?

Wir waren des Öfteren an der Grenze unserer Kapazitäten. Aber genau deshalb haben wir in Baden-Württemberg ein Clustersystem eingeführt, das heißt, dass wir das Bundesland rund um die Standorte der Universitätskliniken in sechs Großregionen eingeteilt haben, also Heidelberg, Ulm, Tübingen und Freiburg plus die Cluster Ludwigsburg-Stuttgart und den Cluster Karlsruhe. Jeder hat die Daten der anderen Kliniken zur Verfügung. Wenn also eine Überfüllung einer Intensivstation drohte, konnte man den oder die Patienten in eine andere Klinik mit noch freien Kapazitäten verlegen, so dass die Versorgung sowohl der Covid-Patienten, aber auch der anderen Notfall-Patienten zu jeder Zeit gewährleistet war. Es hat zu keiner Zeit Grund zur Panik bestanden. Während der zweiten Welle gab es in Baden-Württemberg über 400 Verlegungen, was zwar mit einem großen Organisationsaufwand verbunden war, aber immer für einen guten Ausgleich gesorgt hat.

Eines Ihrer formulierten Ziele ist, die Klinikgruppe als Komplettversorger auf dem allerhöchsten medizinischen Niveau ansiedeln wollen. Wo stehen Sie mit Ihrem Ziel aktuell und hat Corona Ihre Pläne durcheinandergewirbelt?

Wir sind extrem gut aufgestellt, weil wir mit Ludwigsburg einen Maximalversorger haben, der außer Herzchirurgie nahezu alle Fachgebiete hat. Wir haben einen Spezialversorger in Markgröningen und noch kleinere Versorgungskrankenhäuser. Durch den Mangel an Schutzkleidung während der ersten Welle, hat uns das in weiteren Aktivitäten nahezu gelähmt, das muss ich leider sagen. Wir hatten tatsächlich Stillstand und konnten die Pläne nicht so weiterentwickeln, wie wir es wollten. In der zweiten sowie dritten Welle haben wir unsere Vorhaben wieder ein Stück vorangetrieben, was beispielsweise die Vernetzung oder Ambulantisierung betrifft oder die Kooperationen und den Aufbau der Präventionsmedizin.

Wie haben Sie die Gesundheits- und Krisenpolitik auf Bundes- sowie Landesebene empfunden. Waren Sie zufrieden und hatten das Gefühl, die wissen schon was sie tun? Oder haben Sie sich eher im Stich gelassen gefühlt?

In der ersten Welle sind wir wirklich alle überrascht worden, wobei eigentlich schon 2012 Szenarien durchgespielt wurden, was passiert, wenn eine Pandemie kommt. Deswegen war ich schon etwas perplex, dass gerade bei der Schutzkleidung kein Minimalvorrat angelegt worden war. Das haben wir schnell erkannt und haben rechtzeitig vor der zweiten Welle uns einen eigenen Vorrat in Teilbereichen mit einer Reichweite von bis zu fünf Monaten aufgefüllt. Das hat natürlich eine Menge Geld gekostet. In der zweiten und vor allem in der dritten Welle sehe ich schon sehr die Politik in der Verantwortung. Im Oktober letzten Jahres hat man zuerst einen Lockdown light angeordnet. Der hat nicht gewirkt, weshalb man das Ganze zunächst verschärft, aber dann zu Weihnachten wieder gelockert hat. Die Quittung dafür haben wir prompt im Januar erhalten. Danach gingen die Zahlen wieder schön runter. Am 3. März war die Ministerpräsidentenkonferenz und die Inzidenz lag in Deutschland bei 60. Damals hätten sich die Politiker dafür entscheiden müssen, nochmals einen Lockdown von zwei bis drei Wochen dranzuhängen, so, wie es andere Länder auch gemacht haben. Wahrscheinlich hätten die Inzidenzen anschließend nur noch bei rund 20-25 gelegen. Stattdessen hat man wieder aufgemacht und postwendend kam die dritte Welle, weil die Impfungen noch nicht weit genug waren. Das waren rein politische Entscheidungen, über die wir nicht erfreut waren, zumal es die Experten anders vorausgesagt hatten. Wir haben im letzten Jahr knapp 1.900 Covid-Patienten behandelt. In diesem Jahr sind es jetzt schon über 1.000, was eine ganz enorme Zahl ist.

Die Inzidenz im Kreis Ludwigsburg sinkt. Glauben Sie, dass wir den Peak der dritten Welle überschritten haben?

Neben der Inzidenz schaue ich mir auch immer den R-Wert an, der nahezu in allen Altersgruppen inzwischen unter 1 liegt. Am niedrigsten ist er derzeit bei der Gruppe der über 80-Jährigen, weil da die meisten Menschen durchgeimpft sind. Wir haben den Peak sicherlich überschritten, aber wir Krankenhäuser merken das erst drei bis vier Wochen später. Der Peak bei uns ist quasi erst diese Woche erreicht.

Können Sie uns aktuell den jüngsten und den ältesten Patienten auf Ihrer Intensivstation nennen?

Aktuell habe ich es nicht im Kopf, aber ich weiß, dass wir einen 23-Jährigen hatten und über 90-Jährige. Derzeit liegt der Durchschnitt unter 60.

Können Sie die Wirkung der Impfungen bereits erkennen?

Die Wirkung ist da, weil wir jetzt nicht mehr die geimpften über 80-Jährigen auf Intensiv haben, sondern die ungeimpften jüngeren Menschen. Das heißt also, dass die Impfung essenziell etwas bringt. Impfung und Test sind letztlich das A und O, dazu die Einhaltung der Corona-Regeln. Wir müssen schauen, dass wir mit dem Impftempo vorankommen. Wir haben derzeit auf den Intensivstationen sehr hohen Prozentsatz an Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen, die aus sozial schwierigen Gebieten kommen. Da muss die Politik noch mehr drauf reagieren, indem man in diese Brennpunkte hineingeht, vermehrt Aufklärung auch in den Landessprachen betreibt und vermehrt Impfangebote macht. Denn es sind genau die Menschen, die nicht ins Impfzentrum kommen, aber die müssen wir eben auch erreichen. Wir selbst haben uns die Aufklärungsbogen in zehn Sprachen besorgt und haben unsere Corona-Informationen, AHA-Regeln und Impferklärungen in einfacher Sprache verfasst.

Wie gut wird das Impfen bei Ihren Mitarbeitern angenommen?

Das wird hervorragend angenommen. Die Mitarbeiter sehen ja täglich das Leid der Patienten. Wir haben anfangs nur AstraZeneca zum selber Impfen bekommen, das lief gut an. Dann gab es Diskussionen über diesen Impfstoff, da haben dann zwar ein paar der Mitarbeiter abgesagt, aber laut meiner Betriebsärzte haben wir eine Impfdurchdringung von 70 bis 80 Prozent, was schon sehr gut ist.

Wie geht man mit Mitarbeitern in den Hochrisikobereichen um, die sich einer Impfung verweigern?

Neben der Impfung ist der zweite wichtige Schutz die Testung, die wir wie schon gesagt fünfmal pro Woche anbieten. Diese Möglichkeit nutzen viele fast täglich, weil sie mit dem Ergebnis auf dem Handy somit beispielsweise auch zum Friseur gehen können.

Stichwort Fachkräftemangel: Laut Statistischem Bundesamt verdienen Vollzeit-Fachkräfte im Schnitt 3.500 € brutto. Zu Beginn der Pandemie hat man schnell gesehen, dass es sich hier um eine systemrelevante Berufsgruppe handelt. Es gab von der Bevölkerung Applaus als besondere Wertschätzung. Das reicht den Betroffenen nicht, sie fühlen sich zu schlecht bezahlt…

Insgesamt stimmt das und ich sage das nicht erst seit Ausbruch von Corona. Eine Pflegekraft; die viel Verantwortung trägt und für den Patienten da ist, ist nicht wirklich gut bezahlt. Das betrifft aber auch Erzieherinnen und ähnliche Berufsgruppen. Hier muss ein gesellschaftlicher Konsens her, dass uns deren Arbeit mehr wert ist, so wie es beispielsweise in der Schweiz ist. Aber das muss bezahlt werden können, was im Endeffekt bedeutet, dass die Krankenversicherung eben nicht mehr 15,5 Prozent kostet, sondern evtl. 17 Prozent. Wenn ich Geld ausgeben will, muss ich mir überlegen, woher es kommen soll. Die Politik muss uns zu einem gesellschaftlichen Konsens hinführen und die Tarifparteien müssen es aushandeln. Dennoch: Geld ist sicherlich ein ganz wichtiger Motivator, aber eben auch nicht der einzige.

Woran denken Sie noch als Motivation?

Wir machen uns derzeit Gedanken, wie wir den Pflegeberuf attraktiver machen können. Wir haben deshalb mit einer Akademisierungswelle angefangen, denn der Wissenschaftsrat empfiehlt, dass 10 bis 20 Prozent der Pflegekräfte akademisiert sein sollen, um ihnen mehr Aufgaben übertragen zu können. Die Autonomie der Arbeit ist ein wesentlich größerer Motivator als Geld. Wer diesen Beruf ergreift, weiß zudem, dass er samstags, sonntags und auch nachts arbeiten muss, was in der heutigen Zeit nicht sehr attraktiv ist.

Das monetäre ist nicht alles, richtig, dennoch finden es die Pflegekräfte nicht gerecht, wenn der Gesundheitsminister sich schwertut, noch nicht mal den versprochenen Bonus von 500 € an alle auszuzahlen…

Wir haben jetzt wieder einen Zuschuss bekommen und mit dem Betriebsrat so besprochen, dass wir nicht jedem Mitarbeiter gleich viel auszahlen, sondern splitten, weil die Mitarbeiter bislang unterschiedlich belastet waren. Wir haben eine Vierergruppierung gemacht, die besagt: Intensivkräfte mit Covid bekommen am meisten, die Pflege, die nur gelegentlich mit Covid zu tun hat, bekommt etwas weniger, die im Bettenhaus kriegen nochmal weniger und die Mitarbeiter in Verwaltung und Technik erhalten den Rest. Das ist eine kleine, einmalige Motivationshilfe, aber die hält nicht lange.

Wie begegnen Sie den Menschen, die Corona verleugnen und die angeordneten Maßnahmen als Eingriff in ihre Grundrechte sehen?

Persönlich habe ich damit ein riesiges Problem und meine Mitarbeiter ebenfalls. Wir sehen jeden Tag das Leid, das Corona auslöst. Und wenn ich dann Corona-Demos in Stuttgart auf dem Wasen sehe, wo 10.000 Menschen ohne Maske und Abstand in großen Gruppen zusammenstehen, da frage ich mich schon, wo wir leben. Wir haben Meinungsfreiheit, aber das Bundesverfassungsgericht hat weise erklärt, dass gegen diese Ausgangssperren nicht ad hoc entschieden werden kann, sondern dass das Gericht Zeit dafür braucht. Es hat aber auch gesagt, dass jetzt zunächst alles getan werden muss, um diese Pandemie in den Griff zu bekommen. Allerdings bekommen wir als Deutschland das Problem nicht allein bewältigt, denn wir leben in einer globalen Welt. Und solange Corona in Indien oder Afrika so durch die Decke geht, werden wir alle ein Problem haben.

Wo sehen Sie die Lösung für dieses Problem?

Es bedarf einer weltweiten Impfaktion. Ich bin ein großer Gegner vom Aufhebeln der Patentrechte, weil sonst niemand mehr Lust hat zu forschen. Vielmehr müssen wir die Produktionskapazitäten ausweiten. Jetzt kommt mit Curevac aus Tübingen ein ganz toller Impfstoff, der bei plus fünf Grad lagern kann, also ideal, um ihn auch für die Dritte Welt zu verimpfen.

Was halten Sie von der mRNA-Technologie?

Die ist super, ein Quantensprung. Bevor die ersten Impfstoffe auf dem Markt waren, gab es riesige Ängste und Diskussionen, ob der Stoff in die DNA eingreift. Inzwischen ist es umgekehrt. Die alten Vectorimpfstoffe werden verteufelt und alle wollen mRNA-Technik. Der Vorteil ist, dass man durch diese Technologie sich sehr schnell auf plötzliche Mutanten einstellen und entsprechend reagieren kann. Ich bin sicher, dass die mRNA-Technik weitergehen wird. Nicht nur beim Impfen, sondern vor allem auch in der Tumortherapie. Dafür sind die Firmen ja ursprünglich gegründet worden.

Die dritte Welle ist rückläufig, Experten und Politiker machen Hoffnung auf einen normalen Sommer. Rechnen Sie dennoch mit einer vierten Welle?

Ja, wir werden jetzt ein paar schöne Monate haben, davon bin ich ebenfalls überzeugt. Aber wir stellen uns ab November auf eine vierte Welle ein, doch wird sie nicht so hoch und dramatisch werden. Die Welle wird nicht nur jahreszeitlich bedingt sein. Es ist auch so, dass es sich politisch nicht durchsetzen lässt, die zur Vermeidung einer nächsten Welle notwendigen Beschränkungen so streng aufrecht zu erhalten. Denken Sie einfach mal an die vielen Jugendlichen, die jetzt mehr oder weniger seit einem Jahr quasi wie eingesperrt sind, das ist schon heftig. Wir werden eine Generation Corona haben, und zwar die Generation, die jetzt zur Schule geht. Denen fehlt einfach ein wichtiges Jahr. Doch wir werden diese Pandemie in den Griff bekommen. Mit einer Durchimpfung von 70 bis 80 Prozent haben wir die Herdenimmunität geschaffen, falls nicht irgendein Mutant kommt, der auf den Impfstoff nicht reagiert. Ansonsten fangen wir wieder von vorn an. Aber wir werden uns trotzdem darauf einrichten müssen, mit Corona zu leben. Wir müssen lernen, mit einer gewissen Inzidenz zwischen 0 und 10 umzugehen.

Wie werden Sie persönlich im Sommer mit dem Thema Urlaub umgehen?

Momentan habe ich geplant, im Juli für ein paar Tage nach Wien zu fahren. Dort lebt mein Sohn, den ich seit einem Jahr nicht mehr von Angesicht zu Angesicht gesehen habe. Einen Urlaub im Ferienhaus in Frankreich habe ich ebenfalls gebucht, den kann ich aber bei veränderter Corona-Lage noch drei Tage vor Antritt wieder stornieren.

Sie sind ursprünglich Anästhesist, haben früher selbst viel auf Intensiv gearbeitet. Warum sind Sie ins Gesundheitsmanagement gewechselt?

Wie so oft ist es auch bei mir bedingt durch viele Zufälle. Ich habe mich schon während meiner klinischen Zeit sehr für Qualitätsmanagement und Management interessiert. Und wie es sich gehört für Ärzte und Pfleger, hat man einen gemeinsamen Feind, nämlich die Verwaltung. Man kritisiert, was und wie man alles besser machen muss. Als man mir dann genau diese Aufgabe angetragen hat, musste ich mich entscheiden. Ich war sehr gerne Arzt und es hat mir auch im ersten Jahr meiner Verwaltungstätigkeit sehr weh getan, keinen Patientenkontakt mehr zu haben. Aber ich habe mich der neuen Aufgabe sehr konsequent gewidmet, bin von einem Tag auf den anderen vom Patientenbett weg ins Management gegangen und habe es nie bereut.

Sie sind jetzt hier bis 2023 gewählt. Können Sie sich eine Verlängerung vorstellen oder ist dann eher Schluss?

Das kann ich heute noch nicht sagen, denn darüber habe ich mir bislang noch keine Gedanken gemacht. Ich mache meinen Beruf mit allen Widrigkeiten sehr, sehr gerne, weil ich eine sehr gute Belegschaft habe und viel bewegen kann.

Sie sind gebürtiger Hesse aus Alsfeld, zum Studium ins Schwabenland gekommen und geblieben – aus Überzeugung?

Ich wohne in Stuttgart und bin inzwischen überzeugtester Wahlschwabe. Nachdem ich 15 Jahre Kehrwoche regelmäßig gemacht hatte, merkte ich, dass ich angekommen bin, als mir mein Nachbar seine Stihl-Motorsäge ohne Aufsicht geliehen hat. Das war dann der schwäbische Ritterschlag.

Herr Prof. Martin, wir danken Ihnen für das Gespräch! 

Dr. Karlin Stark: “Wir müssen unbedingt von den hohen Zahlen runter, es steht auf Messers Schneide”

Seit Februar ist Dr. Karlin Stark die neue Leiterin des Kreisgesundheitsamtes in Ludwigsburg. Zuvor war die engagierte Ärztin für Bevölkerungsgesundheit in leitenden Positionen im Gesundheitsamt Heilbronn tätig, zuletzt leitete sie fünf Jahre lang das Landesgesundheitsamt in Stuttgart. Im Alter von 58 Jahren den Job nochmals zu wechseln und in Ludwigsburg die Nachfolge des langjährigen Gesundheitsdezernenten Dr. Thomas Schönauer anzutreten, dafür entschied sich die mehrfache Mutter und zweifache Oma aus einem Grund: „Ich wollte wieder mehr fachlich arbeiten.“

Ein Interview von Patricia Leßnerkraus und Ayhan Güneş

Frau Dr. Stark, die ersten drei Monate im Kreisgesundheitsamt sind schon wieder vorbei. Konnten Sie sich gut einleben oder hat das Thema Corona Sie sofort überrannt?

Der Teil der Mitarbeiter, der mit Corona beschäftigt ist, sieht mich natürlich häufig. Aber es gibt tatsächlich auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die ich noch immer nicht auf der Straße erkennen würde.

Tauschen Sie sich mit Ihrem Vorgänger Dr. Thomas Schönauer aus?

Wir kennen uns persönlich schon viele, viele Jahre, von daher habe ich immer noch Kontakt zu Thomas Schönauer. Zuletzt haben wir uns vor etwas über zwei Wochen gesehen. Ich weiß, dass er für mich jederzeit ansprechbar wäre. Er hat auch darauf hingewirkt, dass ich hier einen guten Einstieg hatte und auf ein tolles Mitarbeiterteam sowie ein angenehmes Arbeitsklima gestoßen bin. Den Schritt von Stuttgart nach Ludwigsburg habe ich bis heute nicht bereut. Ich bin eine kommunale Pflanze, kenne die kommunalen Strukturen und fühle mich von daher in Ludwigsburg sehr wohl.

Sie gelten als Workaholic, arbeiten von morgens um 6.00 Uhr bis mindestens 19.00 Uhr abends. Das ist ein taffes Programm. Haben Sie an Ihr Team auch so strenge Erwartungen?

Nein, ich empfinde mich nicht als streng, auch mit mir selbst nicht. Ich ziehe einfach die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben nicht so strikt wie es andere Menschen tun und lasse mich auch am Wochenende oder im Urlaub anrufen. Das mache ich von jeher so, weil es meinem Selbstverständnis und meinem Pflichtbewusstsein entspricht, aber es muss auch mit dem Privatleben zusammenpassen und sollte ein gewisses Maß nicht überschreiten. Seit Ausbruch von Corona ist mein Leben natürlich sehr dienst- und arbeitslastig. Es gibt kein Wochenende mehr, an dem ich nicht meine Mails durchgehe oder die neuesten Zahlen und Informationen zu Corona checke.

Gleiches erwarten Sie von Ihren Mitarbeitern wirklich nicht?

Natürlich habe ich auch an meine Mitarbeiter eine Erwartungshaltung, denn anders geht es in einem so großen Betrieb nicht. Es muss einfach funktionieren. Auf der anderen Seite habe ich gegenüber meinen Mitarbeitern eine Fürsorgepflicht. Das ist Teil meines Verständnisses als Führungskraft. Ich halte mich für keine gewöhnliche Führungskraft, weil Fürsorge und Befindlichkeit der Mitarbeiter für mich ganz wesentliche Faktoren sind und ich mich wirklich dafür interessiere, wie es ihnen geht. Meine tiefe Überzeugung ist, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen sollten, dass es ihnen gut gehen muss und dass die Arbeitswelt auch zusammenpassen sollte mit dem, was sie an anderen, privaten Belastungen und Anforderungen haben. Wenn man hier das richtige Maß findet, dann arbeiten die Menschen am effektivsten und sind zufrieden. Von daher habe ich kein fixes Anforderungsprofil, sondern es wächst an der Realität. Allerdings habe ich durchaus schon Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gefühlt an ihre Grenzen gefordert, aber ich habe an mich selbst den Anspruch, diese Grenze nicht zu überschreiten. Ich will nicht, dass sich jemand komplett aufopfert und letztlich Schaden nimmt durch seine Arbeit.

Wie halten Sie es mit der eigenen Work-Life-Balance?

Wahrscheinlich antworte ich jetzt anders als mein Mann es tun würde. Ich habe wirklich einen extrem geduldigen Mann, der meine Arbeitsauffassung akzeptiert und sehr stoisch damit umgeht, wenn ich mal später heimkomme oder am Wochenende plötzlich an den PC verschwinde. Persönlich habe ich schon das Gefühl, das richtige Maß zu halten. Unsere sechs Kinder sind glücklicherweise alle gesund und erwachsen, so dass ich mir es von der persönlichen Situation leisten kann, 50 bis 60 Stunden oder mehr pro Woche für die Arbeit aufzubringen. Das ist mir wichtig, weil es die aktuelle Situation auch verlangt.

Ihre Familie nimmt das also mahn- und klaglos hin…

Na ja, meine Kinder und mein Mann machen gelegentlich Bemerkungen, dass ich weniger arbeiten sollte, aber letztlich leidet aktuell niemand hart darunter, dass ich gerade so viel arbeite.

Wenn Sie dann doch mal abschalten, wie regenerieren Sie am besten?

Das Wichtigste für mich ist meine Familie und die soziale Umgebung. Meine älteste Tochter hat zwei Kinder und lebt eigentlich in Hamburg. Momentan ist sie aber quasi Dauergast hier im Süden. Deshalb habe ich im Schnitt einen Tag pro Woche die Enkel bei mir. Meine Enkelin ist vier Jahre alt, ihr Bruder ist drei, beide sind sehr lebendig und aktiv. Sind sie bei mir, gehöre ich voll und ganz ihnen.

Neben der Fachliteratur lese ich jeden Tag in Büchern, die ich gerade spannend finde, selbst wenn es nur wenige Seiten sind. Außerdem bin ich eine leidenschaftliche Brett- und Kartenspielerin. Mit meinem Mann spiele ich häufig zwei Klassiker: Carcassonne und Phase 10, neu entdeckt haben wir jetzt das Kartenspiel SKYO. Ich mag Spiele, die mehrdimensional und strategisch sind. Einmal pro Woche spielt meine Tochter mit ein paar Verwandten online Cluedo, da habe ich mich schon mehrfach eingeklinkt.

Sport treiben Sie nicht?

Doch, natürlich betätige ich mich sportlich. Zweimal pro Woche fahre ich mit dem Fahrrad von daheim in Freudental bis nach Ludwigsburg und wieder zurück, das sind rund 20 Kilometer pro einfache Strecke. Einmal pro Woche jogge oder walke ich mit einer Freundin. Im Alltag vermeide ich bewusst Aufzüge und Rolltreppen, um mich mehr zu bewegen.

Corona dominiert derzeit Ihren Arbeitsalltag. Haben daneben noch andere Themen Platz?

In Ludwigsburg bin ich zusätzlich zuständig fürs Veterinäramt, was für mich Neuland ist. Wir haben immer wieder Tierschutzfälle und zuletzt die Geflügelpest, wo wir hurtig handeln mussten. Aber auch Tuberkulose oder das Tigermückenproblem in Korntal-Münchingen beschäftigen uns aktuell. Es tauchen ebenso immer wieder andere meldepflichtige Erkrankungen auf, um die wir uns kümmern müssen. Dazu kommen Veranstaltungen, zuletzt zu Todesbescheinigungen und zum Masernschutzgesetz.

Sie haben früher in Praxen für Allgemeinmedizin direkt am Patienten gearbeitet, aber Ihren Facharzt für Gesundheitswesen gemacht und sind dann in den Öffentlichen Gesundheitsdienst gewechselt. Vermissen Sie die Arbeit am Patienten oder wäre das auf Dauer nichts für Sie gewesen?

Doch, ich bin ziemlich sicher, dass mir die Arbeit in einer Praxis sehr gut gefallen hätte, denn ursprünglich wollte ich Internistin werden. In den Öffentlichen Gesundheitsdienst bin ich gewechselt, als mein erstes Kind zweieinhalb Jahre alt war und dieser Wechsel familiär die beste Lösung war. Die Arbeit dort war mir weitestgehend fremd, aber ich habe dann schnell Feuer gefangen für diesen Fachbereich. Individualmedizin fasziniert mich nach wie vor und ich wende sie im kleinen Familienkreis auch durchaus an. Ich habe auch viele Jahre ein Kinderferienprogramm medizinisch betreut als Lagersanitäterin. Dann habe ich im Öffentlichen Gesundheitsdienst sehr viele Jahre Einschulungsuntersuchungen oder Begutachtungen durchgeführt, die ebenfalls zur Individualmedizin gehören, eben nur ohne individuelle Behandlung.

Weshalb haben Sie für den Fachbereich öffentliche Gesundheit Feuer gefangen? Was fasziniert Sie an dieser Arbeit?

Mir gefällt der große Gedanke. Richtig beseelt bin ich von der Primärprävention, die für mich die „goldene Disziplin“ ist. Das heißt, Erkrankungen zu verhindern und darauf hinzuarbeiten, dass die Menschen ein gesundes, selbstbestimmtes, positives Leben führen. Man kann da strukturell sehr viele Dinge durch Verhaltens- und Verhältnisprävention tun, indem man aufklärt und gleichzeitig die dafür notwendigen Lebensbedingungen schafft, damit gesundheitsförderliches Verhalten nahegelegt wird. Das ist ein ganz breites Feld, das wir in Baden-Württemberg versuchen, durch verpflichtende kommunale Gesundheitskonferenzen in allen Landkreisen auf die kommunale Ebene zu projizieren. Dabei wird überlegt, was man in einer Kommune tun kann, um Menschen zu gesunder Lebensweise anzuregen. Das finde ich richtig spannend, denn das beginnt bei der Anlage eines Baugebiets, geht über individuelle Angebote bis hin zu strukturellen Fragen. Beispielsweise, wie bekomme ich einen Landarzt dorthin, wo er benötigt wird? Wie schaffen wir es, dass sich die Kinder in der Schule gesund ernähren? Was können wir tun, damit sich ältere Menschen mehr bewegen? Unsere drei großen Themen sind: Ernährung, Bewegung und soziales Miteinander. Schon allein das hinzukriegen ist ein Lebenswerk. Wenn das aber gut gelingt, werden die ganzen Lebensstil-assoziierten Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes oder Erkrankungen, die mit dem Bewegungsapparat zu tun haben, vermindert.

Wenn man Sie so hört, darf man davon ausgehen, dass Sie selbst keine gesundheitsschädlichen Laster haben.

Leider bin auch ich immer wieder Opfer meiner Gelüste und kenne meine Schwachstelle „Essen“ sehr gut. Ich esse sehr gerne und viel Süßes, ich esse überhaupt gerne zu viel. Aber ich toleriere durchaus meine eigenen Schwächen und sage mir, dass es schlimmere Probleme gibt.

Kommen Sie bei Ihrem Arbeitsaufwand noch dazu, selbst am Herd zu stehen und dabei auf gesunde Ernährung zu achten?

Nein, mein Mann musste sich damit abfinden, dass er keine Hausfrau geheiratet hat. Ich koche nur im absoluten Ausnahmefall und putze so gut wie nicht. Es ist für mich zudem eine Zeitfrage. Das Kochen hat mein Mann übernommen, auch am Wochenende. Er macht das ganz gern und auch sehr gut. Dafür lobe ich ihn, denn ich schätze das sehr. Dafür mache ich neben meinem Job noch sehr viel ehrenamtliche Arbeit. Vielleicht entdecke ich das Kochen später, wenn ich irgendwann mehr Zeit habe.

Nochmal zurück zu Corona: Zum jetzigen Zeitpunkt unseres Gesprächs liegt der Inzidenzwert bei 206,1. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation im Kreis Ludwigsburg?

Es ist besorgniserregend, denn die Entwicklung ist wirklich problematisch. Wir müssen unbedingt von den hohen Zahlen runter, es steht auf Messers Schneide. Momentan ist alles noch kompensierbar, aber wenn das Virus, aus welchen Gründen auch immer, exponentielles Wachstum aufnimmt, dekompensiert das System. Der wichtigste Indikator für mich ist die Belegung und die Kapazität von Intensivbetten und das wird wirklich immer knapper. In Ludwigsburg sieht es noch relativ gut aus, aber andere Kliniken melden bereits Notstand. Derzeit liegen vermehrt jüngere Menschen mit längerer Verweildauer auf Intensivstationen. Wenn wir jetzt nicht ganz schnell von den hohen Zahlen runterkommen, steuern wir geradewegs auf eine Versorgungsproblematik zu. Diese „englische Variante“ ist eigentlich ein neues Virus, das alles nochmals losgetreten hat mit problematischeren Eigenschaften, insbesondere einer leichteren Übertragbarkeit als das ursprüngliche Virus.

Seit letztem Wochenende gibt es eine Bundesnotbremse. Sind Sie mit den neuen und vor allem bundesweiten Einschränkungen einverstanden?

Was ich sehr begrüße und für den größten Gewinn halte, ist die Bundeseinheitlichkeit und deren Klarheit. Beides ist sehr wichtig für die Akzeptanz. Ich merke im privaten sowie beruflichen Umfeld, dass die Menschen es einfach nicht verstehen, dass die Situation nicht besser wird und sie sich weiterhin so einschränken müssen, was aber anscheinend nichts bringt. Auch die unterschiedlichen Handhabungen der Bundesländer verstehen die Menschen nicht. Ob die Maßnahmen der Bundesnotbremse ausreichen, werden die nächsten Wochen zeigen. Beim alten Virus wären die Maßnahmen ausreichend, ob sich aber der B1.1.7, die englische Virus-Mutante, so eindämmen lässt, damit wir den R-Wert unter Eins bekommen, bleibt abzuwarten.

Ist die Corona-Politik in Berlin und auf Landesebene für Sie vor Ort hilfreich oder eher hinderlich?

Es ist immer die Frage, was überwiegt. In der Corona-Bewältigung gab es in Bundes- und Landespolitik Phasen, in denen die fachlichen Argumente überwogen haben, und dann gab es Phasen, in denen andere Aspekte – beispielsweise politischer oder juristischer Art – wichtiger wurden. Ich habe bei Bundes- oder Landespolitik immer dann ein Problem, wenn das Leitende nicht die fachlichen Argumente ist. Dann wird es in meinen Augen immer schwierig.

Der Inzidenzwert, der den Besuch der Schule regelt, liegt bei 165 pro 100.000 Menschen an sieben Tagen. Halten Sie diesen Richtwert für angemessen oder liegt er zu hoch?

Die Inzidenzzahl 165 ist willkürlich, es gibt dafür keine wissenschaftliche Basis. Es kommt natürlich auch immer darauf an, wie man den Unterricht und die Kinderbetreuung durchführt. Und da haben wir sehr viel gelernt, so dass wir Ausbrüche in Einrichtungen durch Einsicht und gute Mitarbeit der Lehrer, Erzieher und Betreuer gut abgrenzen können. Es ist bekannt, dass ich eine große Befürworterin bin, die Schulen und Kitas so früh wie möglich zu öffnen und möglichst lange offen zu lassen. Vor allem im Kita- und Grundschulbereich hat eine zu lange Schließung weitreichende Folgen. In diesem Alter beziehen Kinder alles auf sich, weshalb ich es für schwierig halte, ein Kind als Gefahr zu erfassen und darzustellen. Für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinder unbedingt andere Kinder, die ich als Erwachsener daheim nicht ersetzen kann. Deshalb muss man hier einfach die Maßnahmen und das Kindeswohl abwägen. Richtig ist, dass beim B1.1.7 Kinder eine große Rolle spielen. Wir hatten noch nie so hohe altersspezifische Inzidenzen bei Kindern wie zurzeit. Das Offenlassen von Schulen und Kitas darf nicht dazu führen, dass uns die Pandemie aus dem Ruder gerät. Insofern halte ich die Schließungen aktuell für eine wirksame und vertretbare Maßnahme. Trotzdem würde ich persönlich ehrlicherweise lieber andere Bereiche einschränken.

Welche Einschränkungen wären Ihrer Ansicht nach sinnvoller?

Der Schlüssel ist Kontaktbeschränkungen und die sollten wir ausschöpfen. Das bedeutet, kontaktlos in den Unternehmen und Betrieben zu arbeiten, wo immer das möglich ist. Ich selbst habe bei Lebensmitteleinkäufen Situationen erlebt, die weit entfernt von den notwendigen Abständen waren, wo es viel zu eng und zu voll war. Auch beim öffentlichen Nahverkehr läuft es nicht immer optimal, vor allem dann nicht, wenn Busse und Bahnen voll werden. Da es dort keine vorgeschriebenen Sitzplatzregeln gibt, müssen es die Fahrgäste selbst regeln und das klappt häufig nicht. Das könnte alles optimiert werden.

Kann man konkret sagen, wo die meisten Infektionen stattfinden?

Nein, bei einem großen Anteil der Infektionen wissen wir nicht, woher sie kommen. Das Dunkelfeld ist auch genau das, was uns von Anfang an Probleme macht. Den Feind, den man sieht, kann man bekämpfen. Aber wenn man ihn nicht kennt, wird es schwierig. Bei hohen Inzidenzen muss man letztlich davon ausgehen, dass jeder positiv sein könnte, der einem näher als 1,50 Meter kommt.

Das Blühende Barock darf wieder öffnen. Befürworten Sie diese Entscheidung?

Das Blühende Barock liegt mitten in der Stadt und stellt eine Möglichkeit zur Naherholung dar, wo Menschen zu Fuß hingehen und sich im Freien bewegen können. Von daher befürworte ich die Öffnung, denn ansonsten nimmt man einen großen Freiraum weg, in dem man sich bei Einhaltung der Hygieneregeln mit einem geringen Infektionsrisiko draußen bewegen kann. Als das BlüBa zu war, bin ich regelmäßig mit dem Fahrrad durch die Bärenwiese gefahren und dort war es sehr voll. Durch das geschlossenen BlüBa wurde die verfügbare innerstädtische Grünfläche offensichtlich mehr frequentiert. Deswegen macht es für mich Sinn, Parkanlagen wie das Blühende Barock für eine kontrollierte Naherholung bei entsprechenden Hygienekonzepten wieder aufzumachen.

Um die Pandemie zu bekämpfen, sind die Infektionszahlen die eine Säule, eine andere ist das Impfen. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der Impfzahlen bei uns im Kreis? Derzeit liegen wir bei etwas über 65.000 Personen.

In dieser Zahl nicht erfasst sind die Impfungen in den Hausarztpraxen und die Impfungen, die unsere Bürgerinnen und Bürger in einem anderen Landkreis erhalten haben. Von daher zeigt diese Zahl nicht die wirkliche Durchimpfung im Landkreis Ludwigsburg, denn es sind definitiv mehr Menschen hier geimpft. Richtig zufrieden bin ich dennoch nicht. Wir haben noch immer zu wenig Impfstoff und sind gefühlt zu langsam. Das nimmt jetzt allerdings Fahrt auf und ich bin überzeugt, dass die Impfung der richtige Weg aus der Pandemie ist. Wenn wir allerdings zu langsam impfen, riskieren wir, dass uns das Virus doch wieder ein Schnippchen schlägt. Wenn es sich so verändert, dass die Impfung nicht oder nicht vollständig schützt, dann laufen wir in die nächste Problematik.

Dominiert die britische Virusvariante auch in Ludwigsburg das Geschehen?

Lange war dies nicht so, doch inzwischen haben wir auch hier im Kreis Ludwigsburg überwiegend die britische Variante.

Sie gehören zu den VIPs im Gesundheitswesen. Sind Sie somit schon geimpft?

Letzte Woche hatte ich meine erste Impfung. Ich wollte eigentlich ganz bewusst AstraZeneca, weil ich diesen für einen guten Impfstoff halte, aber weil ich noch unter sechzig bin, habe ich Moderna bekommen. Ich habe alles gut vertragen und hatte nur ganz leichte Impfnebenwirkungen.

Wir danken Ihnen für das Gespräch und bleiben Sie gesund.

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