So hoch wie nie: 10,1 Millionen Menschen sind in Kurzarbeit

Der Preis für den Lockdown in Deutschland ist sehr hoch: In vielen Unternehmen in Deutschland läuft wegen der Corona-Krise momentan wenig bis nichts. 725.000 Betriebe haben deshalb Kurzarbeit angezeigt – die Zahl der Kurzarbeiter in Deutschland hat im April ein bisher nicht gekanntes Ausmaß erreicht.

Bis zum 26. April haben Unternehmen für 10,1 Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet, wie die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in einer Pressemitteilung bekannt gab. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im April wegen der Pandemie im Vergleich zum März um 308.000 auf 2,644 Millionen Menschen gestiegen. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,7 Punkte auf 5,8 Prozent, teilte die Bundesagentur weiter mit. Damit liegen die Zahlen deutlich über den Prognosen der Bundesregierung, die mit etwa 2,1 Millionen Kurzarbeitern gerechnet hatten. Damit hat die Coronavirus-Krise ein bisher nicht gekanntes Ausmaß erreicht. Während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 waren in der Spitze bis zu 1,4 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit.

Die Anzeigen kommen aus nahezu allen Branchen. Schwerpunkte sind unter anderem der Einzelhandel und das Gastgewerbe, heißt es in der Mitteilung weiter.

red

Erdölmärkte mehrfach unter Druck

Aufruhr auf den Erdölmärkten: Corona-Krise, Preiskrieg und Förderkürzung mischen das Ölgeschäft kräftig auf. Ökonomen beschäftigen sich nun mit den Szenarien der weiteren Preisentwicklung. Marktsimulationen am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin sollen zeigen, wie sowohl Angebot, als auch Nachfrage den Ölpreis destabilisiert haben. Die Ergebnisse geben Aufschluss, welche Preispfade möglich sind, aber auch welche Relevanz dabei Corona-Krise, Preiskrieg und anstehenden Förderkürzungen haben.

Parallel zu den Finanzmarkt-Turbulenzen hat sich der Ölmarkt 2020 zunehmend destabilisiert – ein Preiseinbruch von etwa 70 Prozent macht Ölproduzenten zunehmend zu schaffen. Zuletzt konnten sogar negative Preise für einzelne Ölsorten beobachtet werden.

Zu Beginn des Jahres 2020 kostetet Erdöl noch rund 70 Dollar pro Fass. Mit der Ausbreitung des Corona-Virus setzte ein zunehmender Nachfragerückgang den Ölpreis allerdings unter Druck. Im März sorgte schließlich der Zusammenbruch der Gespräche über eine Verlängerung des OPEC+-Abkommens an den Märkten für Entsetzen und schickte den Preis endgültig auf Talfahrt.

Im April einigten sich die OPEC-Staaten und andere Produzenten wie Russland, Mexiko und Oman in Angesicht des Nachfrageeinbruches schließlich auf umfangreiche Förderkürzungen. Diese sollen insgesamt etwa zehn Millionen Fass tägliche Produktion umfassen, was mehr als zehn Prozent der aktuellen täglichen Fördermenge entspricht. Inwieweit die Förderkürzungen letztlich umgesetzt werden, aber auch welchen Preiseffekt dies in Anbetracht der Nachfrageentwicklung hat, ist derzeit noch nicht absehbar.

Kurzfristig haben die Ankündigungen nicht ausgereicht, um einen weiteren Einbruch der Preise zu verhindern. Die US-Erdölsorte WTI ist unlängst sogar ins Minus gerutscht. “Dies geschah, nachdem Händler nicht mehr in der Lage waren, ihre vorherigen spekulativen Käufe umzusetzen, da dafür eingeplante Erdöllager bereits an ihren Kapazitätsgrenzen operieren”, erklären die Wirtschaftswissenschaftler. Diesen Lagern komme üblicherweise eine Pufferfunktion am Markt zu: Bei Schwankungen von Angebot und Nachfrage könne das Einlagern beziehungsweise Entnehmen von Erdöl zu einer Stabilisierung der kurzfristigen Preise beitragen. Weil Lager durch ihre Kapazitätsbeschränkungen diese Funktion nicht mehr ausreichend erfüllen können, droht sich der Nachfragerückgang auf den Markt durchzudrücken.

Die Studie legt nahe, dass die Corona-Krise bislang einen deutlicheren Effekt auf den Erdölpreis hatte als die Eskalation zwischen Saudi-Arabien und Russland. Die Schätzungen zeigen, dass eine Rückkehr zu den Produktionsniveaus vom Januar 2020 bei der aktuellen Nachfrage nur zu Preisen von unter 40 Dollar pro Fass führen würde.

Der zukünftige Preispfad sei weitgehend unsicher, da sowohl Angebots-, als auch Nachfrageentwicklungen zurzeit höchst dynamisch seien. Jüngst angekündigte Förderkürzungen seitens großer Ölproduzenten hätten prinzipiell das Potenzial, Preise wieder auf das Vorkrisenniveau zu heben, allerdings sei unklar, inwieweit die Ankündigungen tatsächlich umgesetzt würden.

Vor allem sei nicht absehbar, wie schnell sich die Nachfrage erholen wird: Die Effekte der Corona-Krise scheinen anzuhalten und Erdöllager stehen zunehmend nicht mehr zur Verfügung, um den Nachfragerückgang abzufedern. Der Abwärtsdruck auf die Preise könnte sich somit in den kommenden Wochen noch verstärken und weitere spontane Reaktionen ähnlich des Marktzusammenbruchs der US-Sorte WTI hervorrufen.

Lars Wallerang

So schlimm steht es um die Lufthansa wirklich

Die Flugbranche ist in der Corona-Krise in arge Turbulenzen geraten. Besonders heftig hat es die Lufthansa erwischt. Der Flugbetrieb ist weitgehend eingestellt, der Kranich klebt am Boden. Das schlägt sich jetzt in der Bilanz nieder.

Operativ (bereinigtes Ebit) wurde im ersten Quartal 2020 ein Verlust von 1,2 Milliarden Euro eingeflogen. 2019 hatte das Minus in dem traditionell schwachen Quartal zu Jahresbeginn noch 336 Millionen Euro betragen. Allein im März habe man knapp 1,4 Milliarden Euro Umsatz verloren, teilte der Dax-Konzern mit. Im gesamten Quartal lagen die Erlöse mit 6,4 Milliarden Euro in einer ähnlichen Größenordnung unter dem Vorjahreswert von 7,8 Milliarden Euro. Nun droht der Lufthansa sogar der Abstieg aus dem deutschen Leitindex. Die nächste Überprüfung des Index findet im Juni 2020 statt.

Aktuell verfüge Lufthansa nach erneuten Kreditaufnahmen insgesamt über 4,4 Milliarden Euro flüssige Mittel, die allerdings in den “nächsten Wochen” deutlich zurückgehen werden, heißt es weiter. Der Konzern rechnet nicht damit, den entstehenden Kapitalbedarf mit weiteren Mittelaufnahmen am Markt decken zu können.

Lufthansa steckt Angaben zufolge in Verhandlungen mit den Regierungen der Airline-Heimatländer Deutschland, Schweiz, Österreich und Belgien. Es geht um Finanzierungsinstrumente, um kurzfristig die Zahlungsfähigkeit zu erhalten. Neben Bürgschaften, Krediten und stillen Beteiligungen wird auch über direkte Staatsbeteiligungen diskutiert, berichtet “tagesschau.de”.

Ralf Loweg

Stimmung bei deutschen Unternehmen ist katastrophal

Die Stimmung unter den deutschen Unternehmen ist katastrophal. Das geht zumindest aus dem Ifo-Geschäftsklimaindex hervor. Ifo-Chef Fuest beschreibt die Situation drastisch. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im April auf 74,3 Punkte abgestürzt, nach 85,9 Punkten im März. Dies ist der niedrigste jemals gemessene Wert. Einen stärkeren Rückgang hat es noch nicht gegeben. Das ist vor allem auf die massive Verschlechterung der aktuellen Lage zurückzuführen heißt es in der Mitteilung. Die Unternehmen blickten zudem noch nie so pessimistisch auf die kommenden Monate. Die Coronakrise trifft die deutsche Wirtschaft mit voller Wucht.

Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Geschäftsklimaindex auf den niedrigsten Wert seit März 2009 gefallen. Die aktuelle Geschäftslage der Industriefirmen verschlechterte sich dramatisch. Die Erwartungen sind von einem massiven Pessimismus geprägt. Der Erwartungsindikator fiel auf ein historisches Tief. Die Nachfrage nach Industrieprodukten ist eingebrochen.

Im Dienstleistungssektor ist der Geschäftsklimaindikator auf einen Tiefstwert gefallen. Die Dienstleister beurteilten ihre Lage noch nie so schlecht. Auch bei den Erwartungen herrscht Pessimismus ohne Beispiel.

Im Handel hat sich der Sturzflug des Geschäftsklimaindikators fortgesetzt. Die Urteile zur aktuellen Geschäftslage haben sich noch nie so schnell verschlechtert. Der Negativrekord vom März bei den Erwartungen wurde nochmals unterboten.

Im Bauhauptgewerbe ist der Index noch nie so stark gesunken. Gleiches gilt für den Indikator der aktuellen Lage sowie den der Erwartungen. Mit ihrer aktuellen Lage sind die Baufirmen jedoch mehrheitlich noch zufrieden.

red

Brauereien steht das Wasser bis zum Hals

Rund 1.500 Brauereien gibt es in Deutschland. Bier ist Kulturgut. Doch wegen abgesagter Feste und geschlossener Lokale bricht der Absatz des Gerstensaftes in der Corona-Krise dramatisch ein.

“Wir befürchten, dass in den kommenden Wochen eine Vielzahl von Gaststätten und Brauereien aufgeben muss”, sagt Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. “Ohne staatliche Hilfen werden viele diese Krise nicht überstehen.”

Die deutsche Braubranche hat gleich ein doppeltes Absatzproblem: Zum einen sind die Exportmärkte wegen Corona weggebrochen. 20 Prozent der Produktion ging bisher ins Ausland. Ausgerechnet das besonders vom Coronavirus heimgesuchte Italien ist mit fast 3,4 Millionen Hektolitern der wichtigste Auslandsmarkt, gefolgt von China. Zum anderen ist das Gastronomie-Geschäft in Deutschland weggefallen.

Wegen der Ansteckungsgefahr sind Restaurants, Gaststätten, Kneipen, Discos und Biergärten geschlossen. Konzerte, Festivals und Volksfeste wie das Münchner Oktoberfest wurden abgesagt. Nicht einmal eine neue Bierkönigin wird es 2020 in Bayern geben, wie “tagesschau.de” berichtet.

Auch die Party zum “Tag des Deutschen Bieres” mit hunderten Besuchern findet nicht statt. Der Ausschank von Freibier am Bierbrunnen in München, mit dem bayerische Brauer alljährlich den Erlass des Reinheitsgebotes durch die Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. am 23. April 1516 feiern, fällt aus – wegen Corona.

Ralf Loweg

Milliardenhilfe für Adidas

Keine Sportveranstaltungen, kein Geschäft: Die Corona-Krise setzt auch Sportartikelhersteller Adidas stark zu. Ohne staatlich Hilfe kommt der Konzern dabei nicht über die Runden. Jetzt springt die Bundesregierung ein. Man habe die Zusage erhalten, dass sich die staatliche Förderbank KfW mit einem Darlehen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro an einem Kredit beteiligt, teilte das Unternehmen mit. Dazu kämen Zusagen eines Konsortiums von sieben weiteren Banken aus Deutschland und aller Welt in Höhe von 600 Millionen Euro.

Bedingung für die Krisenunterstützung ist, dass Adidas das Geld bis Mitte 2021 zurückzahlt und auf Dividenden, also die Gewinnausschüttung für Aktionäre verzichtet, ebenso auf Bonuszahlungen für Vorstandsmitglieder.

Weil weltweit der Verkauf in Läden wegen der Corona-Krise vorübergehend eingestellt wurde, ist der Umsatz bei Adidas um 60 Prozent eingebrochen. Verkauft werden Sportartikel derzeit nur online oder in China, wo erste Geschäfte wieder öffnen dürfen.

“Die Situation stellt sogar gesunde Unternehmen vor ernsthafte Herausforderungen”, sagt Adidas-Vorstandschef Kasper Rorsted. Der Däne dankte der Bundesregierung für die Bereitschaft, mit einem Staatskredit auszuhelfen.

Ralf Loweg

 

Autohandel: Der Druck wird stärker

Für Autohäuser geht es in Sachen Corona-Lockdown um Hunderttausende von Euro – die in der Kasse fehlen. So hat die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) errechnet, dass eine “Halde” von 300 derzeit unverkäuflichen Autos seit dem Stopp des Autohandels am 18. März 2020 Kosten von mehr als 240.000 Euro verursacht hat, auf denen der Händler sitzenbleibt.

Wie die Automobilverbände macht sich die DAT deshalb für die “Wiedereröffnung des physischen Automobilhandels” und vor allem für die Öffnung aller Zulassungsstellen im Zuge der Lockerungsmaßnahmen stark, um den “Zulassungsstau” zu beheben: “Wenn bereits neue Pkw in sechsstelligen Stückzahlen produziert und große Teile davon vom Handel vorfinanziert wurden, dann wäre es in höchstem Maße fahrlässig, diese herumstehenden Fahrzeuge nicht endlich zum Verkehr zuzulassen. Es ist den Zulassungsstellen zuzumuten, die hierfür notwendigen Vorsichtsmaßnahmen umzusetzen”, so Jens Nietzschmann, Sprecher der DAT-Geschäftsführung.

Jeder Tag des Lockdowns koste den Handel bares Geld, weil neben dem Wertverlust durch das steigende Fahrzeugalter etwa auch die Finanzierungskosten weiterliefen. Dazu kämen Kosten wie die Beseitigung von Standschäden oder die Miete für die Lagerflächen. Die DAT gehe davon aus, dass sich nach dem Ende des Lockdowns auch Veränderungen im Konsumentenverhalten einstellen könnten. Nietzschmann: “Wir rechnen damit, dass je nach Kaufkraft kleinere Fahrzeuge oder auch ältere und somit günstigere Gebrauchtwagen wieder stärker in den Fokus der Interessenten rücken werden.”

Rudolf Huber

 

Corona-Krise: 725.000 Unternehmen haben Kurzarbeit angemeldet

Lockdown in Deutschland: In vielen Unternehmen in Deutschland läuft wegen der Corona-Krise momentan wenig bis nichts. 725.000 Betriebe haben deshalb Kurzarbeit angezeigt – und es könnten noch mehr werden.

Bis Ostermontag haben rund 725.000 Betriebe bei den Agenturen für Arbeit Kurzarbeit angemeldet. Das ist ein Anstieg um zwölf Prozent innerhalb einer Woche. Wie viele Menschen damit von Kurzarbeit betroffen sein werden, lässt sich zunächst nicht beziffern, wie die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt gab.

Genaue Zahlen kann die Behörde erst mitteilen, wenn die Kurzarbeit abgerechnet wird. Die BA geht nach früheren Angaben aber davon aus, dass ihre Zahl “deutlich” über dem Niveau der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 liegen wird, als in der Spitze bis zu 1,4 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit waren. Die Regierung rechnet mit etwa 2,1 Millionen Kurzarbeitern.

Die Anzeigen kommen aus nahezu allen Branchen. Schwerpunkte sind unter anderem der Einzelhandel und das Gastgewerbe, heißt es in der Mitteilung weiter. Die Daten basieren auf Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit und bilden nicht die amtliche Statistik ab.

red

Finanzpolitik lindert den Wirtschafts-Schock

Die Wirtschaft steht unter Schock. Experten erwarten eine Rezession der deutschen Wirtschaft in einer Größenordnung von 4,2 Prozent. Die Finanzpolitik versucht, das Schlimmste zu verhüten. Es gibt aber auch vorausschauenden Optimismus: Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sagen in ihrem Frühjahrsgutachten für das kommende Jahr 2021 eine Erholung und ein Wachstum von 5,8 Prozent voraus.

Bereits im ersten Quartal 2020 dürfte das Bruttoinlandsprodukt um 1,9 Prozent geschrumpft sein. Im zweiten Quartal bricht es dann als Folge des Shutdowns um 9,8 Prozent ein, prognostizieren die Experten. Dies ist der stärkste je seit Beginn der Vierteljahresrechnung im Jahr 1970 gemessene Rückgang in Deutschland und mehr als doppelt so groß wie jener während der Weltfinanzkrise im ersten Quartal 2009.

“Die Rezession hinterlässt deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt und im Staatshaushalt”, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. “In der Spitze wird die Arbeitslosenquote in diesem Jahr auf 5,9 Prozent und die Zahl der Kurzarbeiter auf 2,4 Millionen hochschnellen.” Im Durchschnitt werden die Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr um knapp eine Viertelmillion auf 2,5 Millionen steigen.

“Deutschland bringt gute Voraussetzungen mit, den wirtschaftlichen Einbruch zu verkraften und mittelfristig wieder das wirtschaftliche Niveau zu erreichen, das sich ohne die Krise ergeben hätte”, sagt Wollmershäuser. Die günstige Finanzlage ermöglicht es dem Staat, weitgehende Maßnahmen zur Abfederung der kurzfristigen negativen Folgen für Unternehmen und private Haushalte zu ergreifen. Diese führen in diesem Jahr zu einem Rekorddefizit beim Gesamtstaat (Bund, Länder, Gemeinden, Sozialversicherung) von 159 Milliarden Euro. Der Bruttoschuldenstand des Staates wird in diesem Jahr auf 70 Prozent in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt steigen.

Die mit dieser Prognose verbunden Abwärtsrisiken sind erheblich. So könnte sich die Pandemie deutlich langsamer abschwächen als angenommen. Auch das Wiederhochfahren der wirtschaftlichen Aktivitäten könnte schlechter gelingen und eine erneute Ansteckungswelle auslösen. Zudem könnten weitere Maßnahmen zur Infektionsbekämpfung in Kraft treten, die die Produktion länger oder in größerem Umfang stilllegen. Verwerfungen im Finanzsystem als Folge zunehmender Unternehmensinsolvenzen, die durch staatliche Schutzschilde nicht verhindert werden könnten, würden wahrscheinlicher.

Die Gemeinschaftsdiagnose wird vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, vom Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) München, vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) Kiel, vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) Halle und vom Rheinisch-westfälischen Institut (RWI) in Essen erarbeitet.

Lars Wallerang

Kleine Händler flüchten in die Online-Welt

Die Zahl der Händler, die ihre Waren online im eigenen Webshop zu verkaufen, nimmt rasant zu. So stiegen bei einem großen Anbieter zwischen 15. und 31. März 2020 die Webshop-Bestellungen im Vergleich zu den beiden Vorwochen um über 240 Prozent.

“Viele kleine Händler haben bisher nicht mit dem Gedanken gespielt, ihre Waren auch online zu verkaufen. Plötzlich brachte die Coronakrise sie quasi über Nacht in die Lage, dass das Internet der einzige verbleibende Vertriebskanal ist”, sagt etwa Strato-Chef Dr. Christian Böing. “Gerade für kleine, stationäre Händler muss der Start in den E-Commerce jetzt so schnell und einfach wie möglich sein.”

Den Umzug stationärer Händler ins Web belegt der Blick auf die Internet-URLs, die im März 2020 registriert wurden: Hatte zwischen dem 1. und dem 14. März nur etwa jeder siebte Webshop-Betreiber (15 Prozent) auch ein stationäres Ladengeschäft, ist dieser Anteil zwischen dem 15. und dem 31. März mehr als viermal so hoch (66 Prozent).

Am verbreitetsten sind aktuell Angebote für Lebensmittel: Etwa jede sechste Webshop-URL (17 Prozent), die in den letzten zwei März-Wochen registriert wurde, gehört einem Shop mit Getränken oder Nahrungsmitteln. 13 Prozent verkaufen Bekleidung und weitere zwölf Prozent der Läden handeln mit Artikeln rund um das Thema Wohnen.

Besonders auffällig: Seit dem 15. März hatte jeder achte neue Webshop (zwölf Prozent) Waren mit direktem oder indirektem Bezug zur COVID-19-Pandemie wie Schutzmasken, Plexiglasscheiben oder Desinfektionsmittel im Angebot.

Rudolf Huber