“Das Eis wird immer dünner für die Clubs und den Sport insgesamt” – Ein Gastbeitrag von René Rudorisch

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Gastbeitrag von René Rudorisch: 

Der Profisport erlebt, genau wie viele anderen Branchen auch, eine schwierige und existenzbedrohende Zeit. Hier schlägt die Corona Pandemie zu und tatsächliche Schäden und Folgen sind Stand heute noch nicht abzusehen. Weder im Bereich des Nachwuchssportes, der seit Oktober komplett still steht, noch im Bereich des Profisports, der unter eingeschränkten Bedingungen um das wirtschaftliche Überleben kämpft.

Noch lebt der Sport, wenn auch vollkommen anders als gewohnt. Die reine Tätigkeit und die Erbringung der sportlichen Höchstleistungen dürfen, wie in anderen Unternehmen unseres Landes die Produktion und Geschäftstätigkeit von Firmen, unter der Berücksichtigung der allgemein notwendigen Hygienebestimmungen, erbracht werden. Der Sport wurde durch die Vorgaben der Behörden, angepasst dem aktuellen Pandemiegeschehen,um den wichtigen Teil des Events rund um die Sportwettkämpfe reduziert. Eine Sonderstellung, wie oftmals falsch in den Medien proklamiert, hat er nicht. Der Sport wurde um seinen erlösträchtigen Eventbereich reduziert und stelltausschließlich die unternehmerische Tätigkeit zum Erhalt der Arbeitsplätze und der Leistungsfähigkeit seiner Athleten dar.

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Dass damit wesentliche benötigte Einnahmen wegfallen, liegt auf der Hand. Der aktuelle Zustand hat fehlende Ticketing- und Cateringerlöse zur Folge, aber auch Auswirkungen auf die Zuwendungen im Sponsoringbereich. Insgesamt machen bei einem DEL2-Clubs diese Erlöspositionen zirka 85 Prozent des Umsatzes aus. In vielen anderen Sportarten und Ligen ist es ähnlich.

Umso dankbarer ist dieser Sport über die erst letzte Woche nochmal konkretisierten Unterstützungsleistungen des Bundes in Form der Corona-Beihilfe für den professionellen Mannschaftssport. Dank dieser Hilfen wurden bereits 2020 die verloren gegangenen Ticketeinahmen, immerhin zirka 35 Prozent des Umsatzes eines DEL2-Clubs, zu großen Teilen ausgeglichen. Diese Leistungen wurden für das Jahr 2021 verlängert, teilweise erweitert und zudem um eine Fixkostenhilfe, gemäß den von Seiten der EU vorgegebenen Grenzen für die Kleinbeihilfe, ergänzt. Die Hilfe wirkt, wenn auch einschränkend, da es im Vergleich mit den Hilfspaketen der freien Wirtschaft Abweichungen bezüglich der Höhe der Unterstützungsleistung und der Antragsvoraussetzungen gibt. Umso wichtiger ist eine schnelle Umsetzung der zuletzt getroffenen Beschlüsse, sowie eine Anpassung der bestehenden Richtlinien und eine beschleunigte Durchführung der Antragsstellung mit einer vorangehenden  Antragsprüfung und Auszahlung der notwendigen Leistungen. Die finanzielle Unterstützung wird jetzt im aktuell laufenden Wettkampfbetrieb gebraucht.  Nur so kann die Liquidität der Clubs aufrecht erhalten werden.

Gleichzeitig muss, wie auch für Kultur, Events und Gastronomie, der Blick nach vorn gerichtet werden. Mit Hilfe der aktuellen Unterstützungsleistungen des Staates, leidenschaftlichen Sponsoren und deutlichen Kosteneinsparungen auf Seiten der Clubs wird eine solche Saison überwindbar, aber nicht wiederholbar sein. Der Sport wird die tatsächlichen Folgen und Schäden, die die Pandemie und die notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung dieser, erst zeitversetzt in der kommenden Saison wahrnehmen. Während in der laufenden Spielzeit unter den für alle neuen Bedingungen die Sponsoren weitestgehend die Notwendigkeit der Unterstützung des Sports auch ohne Zuschauer in den Arenen als wichtig angesehen haben, werden sie eine weitere Saison ohne Zuschauer oder mit deutlichenZuschauereinschränkung nicht mehr mitgehen können. Allein deswegen bedarf es neben den Hilfen jetzt gemeinsamer positiver Strategien und umsetzbarer Konzepte, die Arenen ab dem Spätsommer wieder mit Zuschauern zu füllen. Es braucht wieder deutlich mehr Normalität für den Sport, genau wie für alle anderen Branchen im Event und Erlebnisbereich, da ansonsten die langfristigen Schäden und Folgen nicht mehr aufzuhalten sind.

Gleiches gilt für den gesamten Freizeit-, Breiten- und Nachwuchsleistungssport als Motor der sportlichen Entwicklung im Hochleistungssport. Schließlich steht das Geschehen im organisierten Sport seit Oktober still. Zahlreiche Kinder und Jugendliche können seit über einem halben Jahr keinem geordneten Sportbetrieb mehr nachgehen. Gerade in einem Alter, wo Koordination und sportliche Fähigkeiten wesentlich erlernt werden, fehlt derzeit jegliche Entwicklung. Dieser Zustand kann verheerende sportliche Auswirkungen haben, vor allem wenn nicht zeitnah Möglichkeiten zur Rückkehr erarbeitet werden.