Das Königreich für Tiere wechselt zum 10-jährigen Jubiläum den Besitzer

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Kornwestheim: „Du sollst schließlich nicht leben wie ein Hund“ ist ein nett gemeinter Spruch, wenn man jemandem etwas Gutes tun möchte. Doch wenn es ums „Königreich für Tiere“ im Kornwestheimer Gewerbegebiet geht, lohnt es sich durchaus, wie ein Hund zu leben. Zehn Jahre ist es jetzt her, seit Gabriele Wulff ihr Königreich eröffnete. Seither floriert das Hotel mit seinen schönen Zimmern und Freiläufen für Hunde und Katzen. Der Bedarf, für den tierischen Liebling eine vertrauenswürdige sowie liebevolle Betreuung zu bekommen, ist groß. Im März jedoch wird das Zepter an einen neuen Inhaber übergeben. 

Dabei war es anfangs gar nicht geplant, nach Kornwestheim zu kommen. „Ursprünglich war ich Tierheilpraktikerin mit eigener Praxis in Schorndorf und immer häufiger fragten mich Kunden, ob ich mich nicht während ihres Urlaubs um ihre Tiere kümmern könnte. Anfangs waren es nur Nager und Katzen, dann kamen auch die Anfragen für Hunde“, erinnert sich Gabriele Wulff noch genau an die Geburtsstunde ihrer Idee für ein Tierhotel. Drei Jahre suchte sie gemeinsam mit ihrem Mann Gunnar nach einem geeigneten Gelände für ihren Plan, Doch weder die Stadt Schorndorf noch Stuttgart, Reutlingen oder andere Gemeinden wollten den Wulffs die Umsetzung ihrer Idee genehmigen. „Es fürchteten wohl alle, ein Hundehotel würde zu viel Lärm machen, deshalb wurden wir überall abgelehnt“, vermutet Gabriele Wulff. Erst als sie in Kornwestheim anfragte, stieß die Tierheilpraktikerin auf offene Ohren. „Hier wurden wir vom gesamten Gemeinderat und dem Ersten Bürgermeister Dietmar Allgaier mit offenen Armen empfangen, das war ganz toll.“ 

Das Grundstück, auf dem sich das Königreich für Tiere befindet, liegt auf landwirtschaftlichem Gebiet. „Ganz früher war das wohl mal ein Pferdelazarett, danach war ein Schreiner drin, irgendwann mal eine Bank“, weiß Wulff. Von all dem übrig geblieben ist ein rund hundert Jahre altes, fabrikähnliches Gebäude ohne Wasser- und Stromanschluss. Gabriele und Gunnar Wulff kauften das Grundstück mitsamt dem Gebäude trotzdem, renovierten und bauten es liebevoll um, so dass 2009 zur Eröffnung vier schmucke Zimmer für elf Hunde zur Verfügung standen. „Vom ersten Tag an ist unser Tierhotel gut angenommen worden“, erinnert sich Wulff. Schon ein Jahr später kauften sie ein weiteres Grundstück dazu. „Das wurde unser Mini-Club, weil wir die kleinen Hunde von den großen trennen wollten, damit sich alle wohler fühlen.“ Die Nachfragen wuchsen, nicht nur für längere Ferienaufenthalte wenn Frauchen und Herrchen selbst Urlaub machten, auch berufstätige Hundebesitzer wollten täglich ihre Hunde in einer Art Tagesstätte gut untergebracht werden. „Also haben wir die ersten Jahre alles, was wir verdient haben, wieder in Umbauarbeiten des Königreichs investiert, um noch mehr Tiere aufnehmen zu können. Heute haben wir Platz für 20 große und 20 kleine Hunde“. Dazu kommen neun Katzenzimmer für rund 40 Samtpfoten. Im Außenbereich für die großen Hunde gibt es ein Schwimmbecken in Form eines Hundeknochens, das so groß und tief ist, dass die Tiere darin richtig schwimmen können. Im Mini-Club gibt es nur ein ganz flaches Becken, damit sich selbst ein Yorkshire-Terrier völlig unbedenklich abkühlen kann. 

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Angefangen hat Gabriele Wulf mit einer Praktikantin, die später sogar ihre Ausbildung zur Tierpflegerin im Königreich absolvierte. Heute beschäftigt sie zehn Mitarbeiter, dazu sie und ihr Mann. Doch jetzt nach zehn Jahren ist Schluss. Die Wulffs wollen in Rente gehen und haben ihr Königreich verkauft. Neuer Besitzer ab März ist Daniel Hagel, ein Unternehmer aus München. „Wir haben lange nach dem richtigen Käufer gesucht. Daniel Hagel ist Kaufmann, mit 40 noch jung, innovativ, modern, besitzt die Zulassung vom Amtstierarzt für Hunde und Katzen und wird das Königreich in unserem Sinne weiterführen.“, freut sich Gabriele Wulff. Auch die erfolgreiche Hunde-Academy, in der Hundetrainer über zehn Monate fundiert ausgebildet werden, wird selbstverständlich übernommen, ebenso das Personal. 

Die Wulffs selbst packen bereits die Kisten, denn am 26. Februar fährt der Möbelwagen vor das Tierhotel. Es geht zurück in die ursprüngliche Heimat nach Nordrhein-Westfalen. „Im Kreis Viersen bin ich geboren, da leben meine Kinder und Enkel. Jetzt freue ich mich auf einen neuen Lebensabschnitt“, sagt Gabriele Wulff und gesteht, dass ein Auge natürlich trotzdem weint. Denn sie und ihr Mann haben nicht nur mehrere hunderttausend Euro in den Aufbau ihres Königreichs gesteckt, sie haben auch ihr ganzes Herzblut dafür gegeben. 

Patricia Leßnerkraus