Der Preis für den Erfolg ist hoch: Ludwigsburg24 im Gespräch mit Jürgen Pflugfelder

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Er gehört zu den wichtigsten und einflussreichsten Unternehmern im Kreis Ludwigsburg. Denn wer auf der Suche nach einer schönen Immobilie zum Kaufen oder Mieten ist, kommt an Jürgen Pflugfelder und seinen Immobilien-Unternehmen kaum vorbei. Der 64-jährige hat aus einem kleinen Zwei-Mann-Maklerbüro eines der umsatzstärksten Immobilienunternehmen in der Region geschaffen. Im Gespräch mit Ludwigsburg24 erzählt der Unternehmer über seine Anfänge, über Dinge, die er heute anders machen würde und über das, was ihm im Leben wirklich wertvoll und wichtig ist.

Ein Interview von Patricia Leßnerkraus und Ayhan Güneş

Ihr Vater hat Pflugfelder Immobilien als One-Man-Show 1972 gegründet, 1980 sind Sie eingestiegen. Können Sie sich noch an Ihren ersten Verkaufserfolg erinnern?
Schon während meines Studiums habe ich in Düsseldorf bei Aengevelt, dem damals größten Maklerhaus in Nordrhein-Westfalen und einem der erfolgreichsten Immobilienunternehmen in Deutschland, als Assistent der Geschäftsleitung gearbeitet. Zu meinen Aufgaben gehörte unter anderem auch der Verkauf von exklusiven Eigentumswohnungen. Die Perspektive in dem Unternehmen war hervorragend und ich wollte mindestens fünf Jahre bleiben und weitere Erfahrungen sammeln. Dann verschlechterte sich allerdings der Gesundheitszustand meines Vaters und er bat mich, rasch zurück zu kommen, um ihn zu unterstützen. Mein erster erfolgreicher Abschluss war dann der Verkauf eines älteren Einfamilienhauses in Alt-Hoheneck, welches für 140.000 DM verkauft wurde.

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Wie war das, plötzlich den eigenen Vater als Chef zu haben?
Das hat hervorragend geklappt, da wir uns vom ersten Moment an auf Augenhöhe begegneten. Die Einzelfirma wandelten wir in die noch heute sehr erfolgreiche Maklergesellschaft, die Pflugfelder Immobilien Treuhand GmbH um und mein Vater und ich wurden gleichberechtigte Gesellschafter und Geschäftsführer. Meine Erfahrungen aus Düsseldorf setzte ich dann sofort um und professionalisierte die gesamten Geschäftsprozesse, sehr zur Freude meines Vaters, der nach seiner 27-jährigen Tätigkeit als Bürgermeister das Geschäft eher aus dem Bauch heraus betrieb.

Gab es wirklich keinen Konflikt zwischen Ihnen und Ihrem Vater, schließlich sind da plötzlich beruflich zwei Generationen und Persönlichkeiten aufeinandergeprallt?
Mein Vater war für mich und für die ganze Familie eine absolute Autoritätsperson. Trotzdem hat er mir von Anfang an freie Hand gelassen. Aus unserer Vater-Sohn-Beziehung wurde im Laufe unserer Zusammenarbeit immer mehr ein freundschaftliches und kollegiales Verhältnis. Er profitierte von meinem Studium, meinen Erfahrungen aus Düsseldorf und meiner Fachkompetenz, ich von seinen Marktkenntnissen und dem Netzwerk. Wir haben uns insofern hervorragend ergänzt und wurden sehr schnell echte Partner. Im Übrigen ein Modell, welches ich auch beim Unternehmenseintritt meines Sohnes Julian eins zu eins umgesetzt habe.

Gab es denn vom Vater hohen Erwartungsdruck Ihnen gegenüber?
Nein, den Druck habe ich mir immer selbst gemacht und das sieben Tage in der Woche. In den ersten Jahren waren Samstag und Sonntag für mich normale Arbeitstage. Den Sonntagmorgen habe ich in der Regel dafür genutzt Kunden anzurufen, um mit ihnen für nachmittags Besichtigungstermine zu vereinbaren. Durch die Professionalisierung des Vertriebs ist es mir gelungen, den „nebenberuflichen“ Umsatz meines Vaters im ersten Jahr schon zu vervierfachen.

Wer oder was hat Sie geprägt, dass Sie so erfolgreich werden konnten?
Schon als Jugendlicher war ich selbständig und stand sehr früh auf eigenen Beinen. Ab meinem 15. Lebensjahr habe ich mir Urlaube, Freizeitaktivitäten und später auch den Führerschein und mein erstes Auto selbst finanziert. Als Teenager habe ich auf dem Bau gearbeitet und Zeitungen ausgetragen. Mit 17 Jahren habe ich dann begonnen, als Sport- und Lokalfotograf bzw. Sportberichterstatter in erster Linie für die Ludwigsburger Kreiszeitung, aber auch für die Stuttgarter Zeitungen freiberuflich zu arbeiten. Das Bildhonorar lag bei 24 DM. Da ich mit Aufträgen gut versorgt wurde und auch eng mit der Verkehrspolizei zusammenarbeitete, die mich oft auch nachts über schwere Unfälle informierte, hatte ich bereits als Schüler ein auskömmliches Einkommen. Allerdings war der Job sehr anstrengend, da die Bilder nachts von mir entwickelt wurden und morgens bei der Redaktion sein mussten. Um 7:45 Uhr klingelte dann die Schulglocke und ich bastelte an der Robert-Franck-Schule mein Abitur. Da ich nebenher auch noch Handball gespielt habe und natürlich mit Freunden am Wochenende unterwegs war, war diese Zeit extrem anstrengend. Trotzdem hat mir die journalistische Tätigkeit unheimlich viel Spaß gemacht und ich habe jede Menge für mein weiteres Leben gelernt. Lange Zeit habe ich damit geliebäugelt, den Journalismus zu meinem Hauptberuf zu machen.

Warum haben Sie sich letztlich fürs Maklergeschäft und gegen den Journalismus entschieden? 
Da ich gerne ein Unternehmen aufbauen und selbstständig arbeiten wollte, habe ich mich schweren Herzens gegen den Journalismus und für den Immobilienberuf entschieden. Vor allem auch, weil die Einkommensperspektiven freier Journalisten sehr überschaubar waren.

Fotografieren Sie heute noch gerne?
Obwohl ich heute noch im Besitz einer Profifotoausrüstung bin, fotografiere ich leider aus Zeitgründen viel zu wenig. Daneben verzichte ich oft auf meine sperrige Kameraausrüstung und fotografiere digital, am besten gleich mit dem Handy. Meine Lieblingsmotive waren und sind auch heute noch Menschen, bevorzugt meine Enkel, gerne auch in schwarz-weiß.

Der Immobilienmarkt in Ludwigsburg und Umgebung ist ein heißes Pflaster. Wenn die Zahlen stimmen, suchen laut offiziellen Stellen derzeit mindestens 3.000 Menschen eine Wohnung. Was geht Ihnen angesichts dieser Zahl durch den Kopf?
Es ist mehr als traurig, dass 3000 Menschen im Raum Ludwigsburg eine Wohnung suchen und keine finden. Die Gründe liegen auf der Hand: Es wird viel zu wenig gebaut, kaum neues Bauland ausgewiesen und die Bebauungsplan- und Genehmigungsverfahren dauern viel zu lange. Eine Marktberuhigung, sowohl bei den Miet- als auch bei den Kaufpreisen erreicht man nur, wenn man das Angebot stark vergrößert. Diese einfache volkswirtschaftliche Regel lernt man bereits im ersten Studiensemester. Es ist deshalb für mich unfassbar, wie ignorant in Berlin mit diesem Thema umgegangen wird. Enteignung, ein Mietendeckel und eine Mietzinsfestschreibung über Jahre bremsen alle Investitionen. Statt mehr Wohnungsbauten, kommt es zu einer weiteren Angebotsverknappung mit katastrophalen Auswirkungen auf den Gesamtmarkt. Es wird spannend, wie der regierende Bürgermeister von Berlin und sein Senat zukünftig die rund 40.000 Einwohner, um die die Stadt Berlin jährlich wächst, mit Wohnraum versorgen wollen.

Es gibt den frei finanzierten und den öffentlich geförderten Wohnungsbau. Gerade im sozialen Wohnungsbau fehlen Wohnungen ohne Ende…
Aufgrund der stark gestiegenen Mieten müssen dringend für einkommensschwache Bevölkerungsschichten Sozialwohnungen gebaut werden. Dafür braucht man aber in erster Linie Bauland, was von den Kommunen viel zu wenig ausgewiesen wird. Trotz des augenblicklichen Darlehenszinses von unter 1 % bei zehnjähriger Zinsfestschreibung ist aus meiner Sicht eine direkte Förderung für Anspruchsberechtigte die beste Lösung. Am besten über ein erhöhtes Wohngeld in Abhängigkeit vom Einkommen. Dadurch kann auch das Hauptproblem von Sozialwohnungen, die Fehlbelegung, entschärft werden. In der Vergangenheit war es oft so, dass der Lehramtsstudent mit einem Wohnberechtigungsschein in die Sozialwohnung einzog und der Oberstudiendirektor als Pensionär sie immer noch bewohnte.

Der Markt wird sich allerdings nicht entspannen, wenn die Behörden für die Genehmigung eines Bauantrags zwei Jahre und länger und für einen Bebauungsplan bis Rechtskraft zehn Jahre Verfahrenszeit benötigen. Auch mit der Mietpreisbremse entsteht keine zusätzliche Wohnung.

Was können Sie als erfolgreicher Makler und jemand, der selbst jedes Jahr viele Wohnungen baut, dazu beitragen, dass auch die Menschen eine Wohnung finden, die den Cent mehrmals umdrehen müssen?
Bauen, bauen und nochmals bauen. Nur über ein größeres Angebot und den dadurch entstehenden Sickereffekt werden sich die Mietpreise langfristig stabilisieren.

Stichwort Wohnungsenteignung, die beispielsweise OB Palmer in Tübingen fordert… 
Enteignung ist weder bei Wohnungen noch bei Grundstücken ein probates Mittel gegen die Wohnungsnot, sondern ein Rückfall in kommunistische DDR-Ideologien. Unbebaute Grundstücke mit einer hohen Grundsteuer zu belegen, halte ich dagegen für durchaus legitim. Mithilfe einer solchen Maßnahme kann Bewegung in den Grundstücksmarkt kommen.

Haben wir aktuell eine Wohnungsnot in Ludwigsburg?
Heute von einer Wohnungsnot zu sprechen, halte ich für etwas übertrieben. Eine Wohnungsnot hatten wir unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg, als Millionen von Flüchtlingen aus der damals sowjetisch besetzten Zone und Osteuropa zu uns kamen und auf einzelne Gemeinden verteilt wurden. Mein Vater musste zum Beispiel 1948, als Bürgermeister in Beihingen, innerhalb kürzester Zeit 200 Flüchtlinge unterbringen. Direkt nach dem Krieg eine große Herausforderung, da sowohl Flüchtlinge als auch Hauseigentümer vor einem Scherbenhaufen standen. Aufgrund des großen gesellschaftlichen Zusammenhalts ist es damals trotzdem gelungen, im Laufe der Zeit alle Flüchtlinge zu versorgen. Im Gegensatz zu damals würde ich heute nicht von einer Wohnungsnot, sondern einer sehr angespannten Wohnraumsituation sprechen.

Haben wir eine Immobilienblase?
Nein, denn eine Immobilienblase haben wir erst dann, wenn über den Bedarf hinaus auf Vorrat gebaut wird. Die aktuelle Situation ist genau umgekehrt, der Bedarf ist deutlich höher als das momentane Bauvolumen.

Aber die Preise sind völlig überzogen.
Betrachtet man allein die Bau- und Kaufpreisentwicklung, könnte man zu dem Schluss kommen. Doch Achtung: die Preise korrespondieren immer mit den Finanzierungskosten und diese waren noch nie so günstig wie heute. Zinsen von unter 6 % bei zehnjähriger Zinsfestschreibung waren in den letzten 30 Jahren eher die Ausnahme. Heute beträgt der Darlehenszins nur noch ein Zehntel also 0,6 %. Dies bedeutet vereinfacht ausgedrückt, dass heute der zehnfache Kaufpreis bei gleicher Zinsbelastung finanziert werden kann. Die Immobilienpreise sind aber nicht um das Zehnfache, sondern in den letzten 30 Jahren um das Drei- vielleicht auch das Vierfache gestiegen. Trotz der heute zu empfehlenden höheren Tilgung war es deshalb aus meiner Sicht noch nie günstiger, Wohneigentum zu erwerben.

Ist es Ihnen schon mal passiert, dass verzweifelte Wohnungssuchende Sie bedroht haben, wenn Sie ihnen nicht helfen konnten?
Nein, das ist weder mir noch einem meiner Mitarbeiter bislang passiert, weil wir grundsätzlich sehr kunden- und serviceorientiert arbeiten, egal ob uns ein Kauf- oder Mietkunde aufsucht. Wir vermitteln im Jahr rund 200 Mietwohnungen und haben eigentlich durchweg gute Erfahrungen mit Mietinteressenten gemacht. Oft fällt es uns natürlich schwer, Interessenten, die dringend eine Wohnung benötigen, abzusagen, weil sich der Vermieter für einen anderen Mieter entschieden hat. Leider haben wir auf diese Entscheidung keinen Einfluss, da die Vermieter in der Regel selbst entscheiden, an wen sie ihre Immobilie vermieten.

Wie viele Immobilien bewohnt Jürgen Pflugfelder rein privat?
Ich bewohne ein Einfamilienhaus in Asperg und eine kleine Wohnung auf Mallorca, die ich hoffentlich zukünftig etwas intensiver nutzen kann.

Warum haben Sie sich gerade für Mallorca entschieden? Mit Ihren finanziellen Möglichkeiten hätten Sie sich auch locker etwas in der Karibik oder sonst wo auf der Welt leisten können. 
Mallorca finde ich einfach wunderschön, weil mir das Klima hervorragend bekommt und ich deshalb besonders im Winter, im Frühjahr und im Herbst die Insel besuche. Ende Februar genehmige ich mir wieder einige Tage auf der Insel. Die Außentemperaturen liegen dann meistens zwischen 15 und 20 Grad und ich genieße es, ausgedehnte Spaziergänge am Meer zu machen, ohne Tausenden von Touristen zu begegnen. Langstreckenflüge vermeide ich so gut wie möglich.

Gehen Sie vor Mallorca auch mit dem eigenen Boot segeln?
Nein, um Gottes willen! Ein Boot, selbst ein eigenes Segelboot, ist für mich eine reine Geldvernichtungsmaschine.

Das heißt, Sie achten sehr darauf, wofür Sie Ihr Geld ausgeben. Sind Sie ein sparsamer Mensch? 
Ich lebe bescheiden. Mein Lebensglück besteht nicht aus Yacht, Jagd, Pferden und Champagner.

Was ist dann Ihr Lebensglück?
Mein Lebensglück ist, viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen, durch den Wald zu joggen, Sport zu treiben und auf meiner Terrasse zu sitzen und zu lesen. Ich bevorzuge dabei Fachliteratur und Magazine wie Focus, Capital, das Manager Magazin und drei verschiedenen Tageszeitungen. Aber bitte nicht online, denn ich liebe es konservativ die Zeitung in den Händen zu halten und zu blättern. Der wöchentliche Zeitungslesehöhepunkt ist der Sonntagmorgen mit der Welt am Sonntag und der FAZ.

Sind Sie ein Kunstfan?
Ich bin ein großer Kunstfan, aber kein Kunstexperte. Wenn ich auf der Welt unterwegs bin, besuche ich grundsätzlich Museen. Besonders interessieren mich dabei Bilder und Plastiken. Bilder hängen bei mir auch zu Hause, aber keine Originale. Ein bisschen beeinflussen in der Vergangenheit konnte mich dabei meine Nichte Dr. Nicole Fritz, die sehr erfolgreiche Direktorin der Kunsthalle in Tübingen.

Welche Kunstrichtung oder welchen Maler bevorzugen Sie?
Ich bin da nicht festgelegt. Mich begeistern die französischen Impressionisten wie Claude Monet, Paul Gauguin oder Camille Pissarro genauso wie Pablo Picasso, Salvator Dali oder Andy Warhol.

Was gönnen Sie sich, wenn Sie sich etwas Gutes tun wollen?
Sehr gerne treibe ich Sport und lasse mich anschließend massieren. Immer wieder gönne ich mir auch eine schöne Reise. Im Mittelpunkt steht dabei immer Bewegung, Fitness und Gesundheit.

Vor kurzem war ich für 14 Tage in einem wunderschönen Ayurveda Hotel in Österreich. Immer wieder besuche ich auch ein Detoxhotel am Tegernsee oder in Lans. Egal wie ich Urlaub mache, ich bin immer in Bewegung, laufe, schwimme, mache Wanderungen oder schaue mir eine Stadt beziehungsweise Museen an. Nur am Strand rumliegen und faulenzen war noch nie mein Ding. Ich brauche Aktivität.

Sie sehen mit 64 Jahren noch sehr sportlich aus. Gehören Sie zur Zunft der Golfer?
Nein, ich golfe nicht mehr. Über 20 Jahre lang war ich Mitglied im Golfclub in Kornwestheim. Ich habe jedoch während dieser Zeit maximal 40 Mal gespielt. Es fehlte mir einfach an der Zeit. Fit halte ich mich durch täglichen Frühsport zu Hause in meinem Fitnessraum. In der Regel mache ich dabei 30 Minuten Ausdauer und 30 Minuten Krafttraining.

Sündigen Sie gelegentlich beim Essen?
Früher leider immer wieder. Bis vor zehn Jahren habe ich regelmäßig täglich abends schwer gegessen und Süßigkeiten aller Art konsumiert. Danach habe ich meine Ernährung komplett umgestellt. Heute esse ich erst zu Mittag etwas und lebe im Grunde genommen fleischlos. Obwohl ich schon früher wenig getrunken habe, verzichte ich heute komplett auf Alkohol. Der Schwerpunkt meiner Ernährung liegt auf Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst. Jeden Morgen bereite ich mir 1 l grünen Tee und 1 l Entgiftungstee, die ich aus Thermoskannen den Tag über trinke. Überzeugt bin ich vom Intervallfasten nach Professor Dr. Michalsen und versuche, dies konsequent in meinen Tagesablauf zu integrieren.

Ist Ihnen die Umstellung sehr schwergefallen?
Nein, überhaupt nicht. Schon nach kurzer Zeit bemerkt man, dass eine 16-stündige Essenspause dem Körper guttut. Für mich steht auch fest, dass man sich ohne Alkohol einfach besser fühlt. Mein Weinkeller ist dennoch gut gefühlt. Sehr zur Freude meiner Familie und meiner Freunde.

Gab es einen Grund für die Ernährungsumstellung?
Vor Jahren habe ich einen gesundheitlichen Nackenschlag erhalten. Daraufhin habe ich den Hebel umgelegt, mich mehr bewegt, die Ernährung umgestellt und mein Gewicht reduziert. Jetzt fühle ich mich deutlich wohler.

Relativiert eine ernsthafte Krankheit Erfolg und Reichtum? 
Absolut. Wenn man ernsthaft erkrankt und nicht mehr weiß, wie es weitergeht, wird plötzlich völlig unwichtig, welches Auto man fährt, ob man ein wunderschönes Haus besitzt oder wie hoch die Geldbestände auf dem Konto sind. Es gibt nur noch einen Wunsch – nämlich gesund zu werden! Gesundheit ist nicht käuflich.  Mir hat meine Erkrankung gezeigt, dass ich jahrzehntelang mit meinem Körper einfach Raubbau betrieben habe. Ich habe ununterbrochen gearbeitet, wenig Urlaub gemacht, mich ungesund ernährt und zu wenig geschlafen. Irgendwann bekommt man dafür – der eine früher, der andere später – von seinem Körper die Rechnung präsentiert. Ich habe sie relativ früh bekommen und meine Konsequenzen daraus gezogen.

Wenn Sie im Leben die Zeit zurückdrehen könnten, was würden Sie dann anders machen?
Auf jeden Fall würde ich bewusster leben, stärker auf meinen Körper Rücksicht nehmen, mir mehr Regenerationszeit gönnen, gesünder essen, mehr Sport treiben und regelmäßig in den Urlaub fahren. Vor allem aber mehr Zeit mit meiner Familie verbringen.

Der Leitspruch Ihres Vaters war auch Ihre Devise: Vor dem Verdienen kommt das Dienen. War aber nicht genau das die Basis für Ihren Erfolg?
Selbstverständlich wären wir ohne die Verinnerlichung des Dienstleistungsgedankens nicht so weit gekommen und heute nicht so erfolgreich. Doch der Körper ist nicht unbegrenzt belastbar. Wenn man sich für sein Unternehmen zu 100% auspowert, kann man den Körper nicht noch dadurch zusätzlich belasten, dass man abends anstelle von Regeneration ausgiebig feiert und sich ungesund ernährt. Es gibt Menschen, die das problemlos verkraften. Ich gehöre leider nicht dazu. Zum Glück lebt mein Sohn deutlich bewusster und gesünder als ich in seinem Alter.

Haben Sie, als Sie Ihre Diagnose bekamen, je darüber nachgedacht, Ihren Job an den Nagel zu hängen und nur noch Ihr Leben zu genießen?
Nein, nicht eine Sekunde. Das war für mich zu keinem Zeitpunkt eine Alternative. Ich habe umfangreiche Therapien über mich ergehen lassen. Die beste Therapie war jedoch, immer kontinuierlich, auch während der Therapie, weiter zu arbeiten. Alle mich behandelnden Ärzte haben mir dies auch im Nachhinein bestätigt. Ich habe deshalb beschlossen, auch zukünftig, wenn auch mit etwas angezogener Handbremse, weiter zu arbeiten. Nach wie vor genieße ich jede Stunde im Büro. Arbeit ist für mich im Grunde genommen das größte Lebenselixier.

Warum? 
Unser Unternehmen hat sich zwischenzeitlich mit über 70 Mitarbeitern hervorragend weiterentwickelt. Ein Verdienst meines Sohnes, der sämtliche Prozesse optimiert und viele junge engagierte Mitarbeiter eingestellt hat. Das große Vertrauen, das er ihnen entgegenbringt, danken sie ihm mit einer hohen Loyalität und einem sehr engagierten Einsatz. Unter diesen Umständen fällt es mir natürlich leicht, immer mehr loszulassen. Mein Sohn Julian führt jetzt das Unternehmen und ich stehe ihm mit Rat und Tat zur Seite.

Sie haben ja auch noch eine Tochter…: 
Ja, meine Tochter hat ebenfalls Immobilienwirtschaft studiert. Sie lebt in Stuttgart und hat drei kleine Kinder. Sie ist hauptberuflich Mutter, unterstützt aber, wenn es notwendig wird, sowohl meinen Sohn als auch mich.

Wie darf man sich Jürgen Pflugfelder als Opa vorstellen? Sitzen Sie mit den Enkeln auf dem Boden und spielen Lego oder Eisenbahn?
Ja, logisch, mit großer Begeisterung. Ich liebe Kinder und erwarte in den nächsten Tagen meinen fünften Enkel.

Sie engagieren sich ehrenamtlich ebenfalls für Kinder.
Der Kinderschutzbund ist mir extrem wichtig. Erst im Januar haben wir den Vertrag für weitere fünf Jahre verlängert. Augenblicklich gehen die letzten Spenden aus unserer Benefiz Veranstaltung und meinem Geburtstag, den ich ebenfalls zu Gunsten des Kinderschutzbundes ausgerichtet habe, ein. Schon jetzt zeichnet sich der bislang höchste Spendenbetrag ab. Mit etwas Glück werden wir sogar sechsstellig. Ein Großteil des Spendenaufkommens stammt von unserer Benefiz Gala, die wir alle zwei Jahre veranstalten.

Zu Ihren engsten Freunden gehört Ex-EU-Kommissar Günther Oettinger. Sie selbst sind auch politisch interessiert. Warum hat es Sie nie in die aktive Politik gezogen?
Ich bin politisch stark interessiert und hätte mir auch gut vorstellen können, mich in der Politik zu engagieren. Allerdings ist die Gefahr sehr groß, dass einem Immobilienunternehmer, der sich zum Beispiel auf kommunaler Ebene engagiert, Eigeninteressen unterstellt werden. Dem wollte ich ganz einfach aus dem Weg gehen.

Was hätte Sie an der aktiven Politik gereizt?
Wirtschafts- und Finanzthemen finde ich extrem spannend. Bei der kommunalpolitischen Tätigkeit wären für mich die Wohnraumentwicklung und die Schaffung von Arbeitsplätzen im Mittelpunkt gestanden. Auch die Konsolidierung der Haushalte hätte mich sehr interessiert.

Die Kommunalpolitik wäre für Sie interessanter gewesen als die Landes- oder sogar die Bundespolitik?
Als junger Mann wollte mich ein etablierter Politiker für die Landespolitik aktivieren. Da ich gleichzeitig in der Aufbauphase unseres Unternehmens war, habe ich das sofort ausgeschlossen. Als Berufspolitiker hätte mich natürlich in erster Linie die Bundespolitik interessiert. Ehrenamtlich wäre nur Gemeinderat oder Kreistag in Betracht gekommen.

Wie beurteilen Sie momentan unsere gesamtpolitische Lage? 
Die gesamte politische Lage betrachte ich im Augenblick extrem kritisch, weil wir uns gerade selbst den Ast absägen, auf dem wir alle sitzen. Selbstverständlich brauchen wir ein gutes Klima, sollten aber nicht die vielen Arbeitsplätze vergessen, die notwendig sind, um unseren Wohlstand zu erhalten. Denken Sie nur an die Kfz-Industrie, die natürlich durch zahlreiche Betrügereien viel Kredit verspielt hat, aber trotzdem der größte Wohlstandsmotor in der Region ist und in naher Zukunft auch bleiben wird. Nach berechtigter Kritik und viel Gerichtsverfahren ist es jetzt wieder an der Zeit, gemeinsam nach vorne zu schauen und diese Schlüsselindustrie sowohl politisch als auch in der Öffentlichkeitsarbeit nachhaltig zu unterstützen. Für mich war auch nie der Spontanausstieg von Frau Merkel aus der Atomindustrie nachvollziehbar. Wir hatten die besten und sichersten Atomkraftwerke gebaut und haben diese technische Führerschaft verspielt. Heute entstehen um uns herum in europäischen Nachbarstaaten neue Atomkraftwerke, die allerdings nicht von uns, sondern von amerikanischen und französischen Konzernen gebaut werden. Auch das Thema CO2 Bilanz hätten wir wesentlich entspannter angehen können, wenn die von uns stillgelegten Atomkraftwerke heute noch in Betrieb wären. Scheint keine Sonne und weht kein Wind erhalten wir jetzt Atomstrom aus dem Ausland – ein absoluter Wahnsinn!

Machen Sie sich auch Sorgen, wie es in der CDU nach Angela Merkel weitergeht?
Ja, große Sorgen. Ich würde mich natürlich freuen, wenn Friedrich Merz nach dem Rücktritt von Frau Kramp-Karrenbauer sowohl Parteivorsitzender als auch Kanzlerkandidat werden würde. In der jetzigen weltwirtschaftlichen Situation brauchen wir dringend einen Leitwolf mit hoher wirtschafts- und finanzpolitischer Kompetenz und gleichzeitig starken Führungsqualitäten. Leider ist die Personaldecke in der CDU nach Angela Merkel sehr ausgedünnt.

Zurück zu Ihnen: Sie haben fast alles erreicht, was haben Sie noch für Ziele und Träume?
Im Grunde genommen habe ich in meinem Leben alles erreicht. Wichtig ist mir ein harmonisches Umfeld aus Familie, Freunden und Mitarbeitern, in dem ich mich rundum wohlfühle. Toll wäre es, wenn ich weiterhin fit und gesund bleibe, um meinen vielfältigen, sportlichen und sonstigen Aktivitäten nach zu kommen und viel Zeit mit meinen Enkeln zu verbringen.

Sind Sie ein glücklicher Mensch? 
Ja, ich bin sehr glücklich und zufrieden.

Herr Pflugfelder, wir danken Ihnen für das Gespräch!