Die giftigste Giulia

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Ein herrlicher Sonnentag begrüßt uns in der Klassikstadt im Ostend von Frankfurt am Main. Perfekte Bedingungen also für den Motor-Informations-Dienst (mid) die Alfa Romeo Giulia in der geschärften GTA Version Probe zu fahren. Der Namenszusatz GTA steht für “Gran Turismo Alleggerita” – bedeutet übersetzt “Gran Turismo Leichtbauweise”. Dass das nicht nur als Marketingphrase verstanden werden kann, sieht man auf den ersten Blick, wenn man die schon sehr sportlich anmutende Giulia Quadrifoglio neben die Giulia GTA stellt.

Anlässlich des 110-jährigen Firmenjubiläums von Alfa Romeo feierte diese Extrem-Giulia in einer auf 500 Exemplare limitieren Edition 2020 ihren Marktstart. Aufgeteilt in zwei Versionen, die Giulia GTA und die Giulia GTAm. Die drei Standardlackierungen sind der Italienischen Flagge nachempfunden, es gibt sie in Montreal-Grün, Trofeo-Weiß oder GTA-Rot.

Die im Vergleich zur Giulia Quadrifoglio stolze 75 Kilogramm leichtere GTA hat noch eine böse Schwester. Ganze 100 Kilogramm leichter ist die GTAm Version, also keine 1.680 Kilogramm Leergewicht (Quadrifoglio), sondern 1.605 Kilogramm (GTA) – respektive 1.580 Kilogramm (GTAm).

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Um diese Gewichtsreduktion zu erreichen, wurde an großzügigem Einsatz von Kohlefaser nicht gespart, die Motorhaube und das Dach gab es bereits in der Quadrifoglio aus Carbon. Hinzu kommt nun ein umfangreiches Bodykit mit 50 Millimeter breiteren Radkästen (vorne und hinten), Frontsplitter, V-förmige Niere (V-Scudetto), Heckdiffusor, Außenspiegelkappen, vordere Kotflügel, Seitenschweller und Heckspoiler. Sogar das Glas in der Heckscheibe wurde durch Lexan ersetzt, um Gewicht zu sparen.

Um das Fahrzeug auch in der Aerodynamik zu optimieren, wurde bei Sauber Engineering in der Schweiz im Windtunnel getestet, der Unterboden ist zum Beispiel fast komplett verkleidet, die Seitenschweller leiten die Luft am Auto entlang, die Radkästen sind hinten entsprechend angepasst und in der GTAm Version lässt sich sogar der Heckspoiler verstellen (mehr Anpressdruck oder höhere Geschwindigkeit).

Die großen 20-Zoll-Felgen sind aus Leichtmetall, bezogen mit Michelin Pilot Sport Cup 2 Connect Reifen 265/30 R20 vorn, hinten Heckantrieb-typisch etwas breiter in 285/30 R20 Ausführung. Dass ordinäre Stahlbremsen nun nicht ins Bild passen, ist klar – hier greift man auf ein Karbon-Keramik System mit Brembo Bremsbacken mit 6-Kolben-System vorn und 4-Kolben-System hinten zurück.

Angetrieben wird die Giulia GTA von einem 2,9 Liter Hubraum großen V6 Biturbo-Benzinmotor, der in 90 Grad Anordnung eingebaut ist und von Ferrari geliefert wird. 30 PS Mehrleistung als in der Giulia Quadrifoglio gibt es obendrauf, ergibt dann 397 kW/540 PS, die bei 6.500 U/min anliegen. Das Drehmoment fällt mit 600 Nm bei 2.500 U/min ebenfalls passend aus. Daraus resultiert eine Sprintzeit von 0 – 100 km/h von 3,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 300 km/h. Um den Motorsound passend zu untermalen, ist serienmäßig eine Akrapovic Titan Doppelrohr-Auspuffanlage verbaut.

Das Erbgut, also die DNA für einen Rennstreckenräuber ist vorhanden. Passend dazu lässt sich im Innenraum via Fahrmodi-Drehschalter der Modus zwischen D (Dynamic), N (Neutral) und A (All Weather) einstellen, ein Sondermodus “Race”, in dem die Assistenzsysteme abgeschaltet werden, ist obligatorisch.

Auch im Innenraum wurde Gewicht optimiert, die Sparco Sportschalensitze sind aus Carbon gefertigt und bieten sehr guten Halt, Kniefreiheit passt ebenso. Für die Fondpassagiere gibt es ausreichend Platz. Wer die Rückbank nicht benötigt, greift zur GTAm Version, hier wird sie durch einen Überrollbügel und einen Feuerlöscher ersetzt – dazu gibt es dann noch für Fahrer und Beifahrer Sechspunkt-Hosenträger Anschnallgurte. Auch der Wegfall nicht benötigter Assistenzsysteme (zum Beispiel eine Spurhaltewarnung gibt es nicht) spart Gewicht, eine Rückfahrkamera ist noch vorhanden, könnte aber ein wenig höher aufgelöst sein.

Klassische Rundinstrumente begrüßen den Fahrer vor dem Multifunktionslenkrad, das Alfa Connect Infotainmentsystem wird auf einem 8,8 Zoll großen Bildschirm ausgegeben und unterstützt Android Auto oder Apple Car Play – Navigation und Digitales Radio sind auch an Bord. Die Soundanlage macht einen sehr guten Eindruck, man kann hier auch ohne Probleme lauter hören, ohne dass der Klang leidet oder blechern wird.

Die Achtgang-Automatik kann über massive Schaltwippen am Lenkrad knackig durchgeschaltet werden, diese Wippen könnten aber für den ein oder anderen ein wenig zu groß ausfallen. Die Teile des Innenraums, die nicht in Carbon ausgeführt sind, wurden mit Alcantara bezogen (Armaturenbrett, Dachhimmel, Türverkleidungen, Armlehne, Schaltknauf), alles wirkt sehr wertig verarbeitet.

Im Praxistest bestätigt sich dann der Ersteindruck, die Giulia GTA hat auch ohne Allradantrieb Grip und Power ohne Ende, im Race Modus feuert die Akrapovic Auspuffanlage biestig, die Bremsen packen hart zu, die Lenkung reagiert sehr präzise und das Fahrwerk ist eine Freude – hoffentlich wird dieses Fahrspaßmobil sein Dasein nicht in diversen Sammlergaragen fristen, dieses Auto muss auf die Straße/ Rennstrecke!

All diese Anpassungen haben natürlich einen stolzen Aufpreis – 173.000 Euro kostet die Giulia GTA, die GTAm Version kommt auf 178.000 Euro, die “normale” Giulia Quadrifoglio startet bereits bei 86.000 Euro.

Mike Neumann / mid