Eine Stadt unter finanziellem Druck: Ludwigsburg spart Personal und Millionen ein

Von Ayhan Güneş

Steigende Personalkosten, unsichere Einnahmen, ein Defizit von über 20 Millionen Euro: Die Stadt Ludwigsburg steht finanziell unter Druck. Mit fast 43 gestrichenen Stellen und einem zusätzlichen Risikoabschlag will die Verwaltung gegensteuern – doch Oberbürgermeister Matthias Knecht warnt: Das reicht noch nicht.

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Ludwigsburg – Die finanzielle Lage der Stadt Ludwigsburg bleibt deutlich angespannt – und das hat nun weitere konkrete Folgen. Im Rahmen ihrer Herbstklausur am Freitag (10. Oktober) und Samstag (11. Oktober), die in Steinheim stattfand, hat die Stadtverwaltung dem Gemeinderat die nächsten Schritte des Konsolidierungsprogramms WIN LB vorgestellt. Im Zentrum: der Abbau von Stellen und ein vorsorglicher Risikoabschlag in Millionenhöhe.

„Das Defizit im Haushalt 2026 wird erneut über 20 Millionen Euro liegen“, erklärte Stadtkämmerer Harald Kistler. „Es gibt noch mehrere Fragezeichen. Wir müssen die Steuerschätzung im November abwarten – und auch, wie viel aus dem Sondervermögen des Bundes unterm Strich in Ludwigsburg landet.“

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Wie groß die finanziellen Unwägbarkeiten sind, zeigt auch die noch unklare Wirkung des kommunalen Finanzausgleichs des Landes für die Jahre 2025 und 2026.

Personalabbau als Signal – fast 43 Stellen weniger

Der größte Ausgabenblock bleibt das Personal. Für 2025 stiegen die Kosten durch Tarifverhandlungen um neun Millionen Euro. Jetzt zieht die Stadt Konsequenzen: Für 2026 ist eine spürbare Kürzung im Stellenplan vorgesehen – 14,6 unbefristete und 28,7 befristete Stellen sollen entfallen.

„Wir werden einen Abschlag von 11,6 Millionen Euro einplanen, um die voraussichtliche Erhöhung in Grenzen zu halten“, sagte Susanne Karstedt, Leiterin des Fachbereichs Organisation und Personal. „Es ist unser Ziel, das im Rahmen von WIN LB mit Aufgaben- und Stellenreduzierungen zu erreichen.“

OB Knecht verteidigte den Schritt als notwendig – auch wenn er betonte, dass damit die Arbeit nicht erledigt sei: „Das ist ein wichtiger Schritt zur Konsolidierung des Haushalts“, verkündete Knecht. „Aber es reicht noch nicht. Wir müssen bei WIN LB am Ball bleiben. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Stadtverwaltung, Gemeinderat und Stadtgesellschaft.“

Einsparungen bisher: rund 11,7 Millionen Euro

Seit dem Start des Programms WIN LB im Jahr 2024 seien laut Patrick Sekinger, Leiter der Geschäftsstelle, bereits 9,16 Millionen Euro an Einsparungen erzielt worden. Hinzu kämen rund 2,58 Millionen Euro durch die Reduktion von Personalstellen – macht zusammen 11,74 Millionen Euro.

Doch die Stadt plant noch einen weiteren Schritt: Für den Haushalt 2026 soll ein zusätzlicher Risikoabschlag von sechs Millionen Euroeingeplant werden. Die Summe basiert auf nicht ausgeschöpften Mitteln aus Vorjahren und wird auf alle vier Dezernate verteilt.

OB Knecht: „Wir müssen Abstriche machen und Verzicht üben“

Knecht macht keinen Hehl daraus, dass harte Einschnitte nötig sind: „Wir werden mit dem Gemeinderat auch weiterhin harte Entscheidungen treffen müssen, um unsere Haushaltssituation nachhaltig zu verbessern. Wir müssen Abstriche machen und Verzicht üben.“

Gleichzeitig versicherte der OB, dass trotz aller Sparmaßnahmen die Attraktivität Ludwigsburgs nicht aufs Spiel gesetzt werden dürfe. Man werde Lösungen finden, um „unsere Stadt auch in dieser schwierigen Situation weiterhin für die Menschen attraktiv zu halten“.

Wie geht es weiter? – Nächste Schritte im Gemeinderat

Der Haushaltsentwurf für das Jahr 2026 soll am Mittwoch, 5. November offiziell in den Gemeinderat eingebracht werden. Eine Stellungnahme des Gremiums ist für den 19. November vorgesehen. Die eigentlichen Haushaltsberatungen erfolgen in zwei Sitzungen am 2. und 3. Dezember, die Verabschiedung ist für den 17. Dezember geplant.

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