Fett-Alarm bei Kindern

ANZEIGE

Deutschlands Kinder werden immer dicker. In den vergangenen zehn Jahren hat die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre, die unter extremem Übergewicht leiden, um 24 Prozent zugenommen. Damit erhielten mehr als 11.000 KKH-Versicherte bis 18 Jahre die Schock-Diagnose “Adipositas”, wie eine aktuelle Datenerhebung der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeigt.

Im Geschlechtervergleich ist die Entwicklung vor allem bei den Jungen alarmierend. So lag der Anstieg zum Beispiel bei den 15- bis 18-Jährigen dreieinhalb Mal so hoch wie bei den gleichaltrigen Mädchen (35 zu 10 Prozent). Bei den 6- bis 10-jährigen Jungen ist die Steigerungsrate mit 32 Prozent ähnlich hoch.

“Wir beobachten diese Entwicklung voller Sorge”, sagt KKH-Ernährungswissenschaftlerin Dr. Anja Luci. “Denn jeder Heranwachsende, der fettleibig ist, hat ein hohes Risiko, spätestens als Erwachsener zu erkranken.” Zu den teils chronischen Begleit- und Folgeerkrankungen zählen Arteriosklerose, Diabetes, Gicht, Fettleber und Fettstoffwechselstörungen sowie Gelenkerkrankungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall.

ANZEIGE

Schokolade, Gummibärchen und Chips, Pommes und zuckerreiche Softdrinks, dazu immer größere Portionen: “Falsche, das heißt fett- und kalorienreiche Ernährung ist eine der Hauptursachen für Übergewicht bei Kindern”, erklärt Anja Luci. “Besonders tückisch ist es, wenn ungesundes Essen einhergeht mit Essattacken aus Frust oder Ärger in der Schule.”

Während der Corona-Krise hat sich das Problem der Fehlernährung verschärft. Eltern blieb wenig Zeit für gesundes Kochen, so dass oftmals Tiefkühlgerichte oder die Pizza vom Bringdienst auf dem Teller landete, was für zusätzliche Pfunde auf den Hüften sorgte.

Ursacheherd Nummer 2 dafür, dass immer mehr Kinder deutlich zu viele Kilos auf die Waage bringen: Bewegungsmangel. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bewegen sich mehr als 80 Prozent der schulpflichtigen Kinder zu wenig. 60 Minuten täglich – moderat bis anstrengend – sollten es sein, neben Sport auch Alltagsaktivitäten. Doch das schafft nur eine Minderheit.

Auch die stundenlange Nutzung von Smartphone und PC trägt dazu bei, dass Kinder lieber chatten, spielen und posten statt Rad zu fahren oder mit Gleichaltrigen draußen zu spielen.

Ralf Loweg / glp