Finanzpolitik lindert den Wirtschafts-Schock

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Die Wirtschaft steht unter Schock. Experten erwarten eine Rezession der deutschen Wirtschaft in einer Größenordnung von 4,2 Prozent. Die Finanzpolitik versucht, das Schlimmste zu verhüten. Es gibt aber auch vorausschauenden Optimismus: Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sagen in ihrem Frühjahrsgutachten für das kommende Jahr 2021 eine Erholung und ein Wachstum von 5,8 Prozent voraus.

Bereits im ersten Quartal 2020 dürfte das Bruttoinlandsprodukt um 1,9 Prozent geschrumpft sein. Im zweiten Quartal bricht es dann als Folge des Shutdowns um 9,8 Prozent ein, prognostizieren die Experten. Dies ist der stärkste je seit Beginn der Vierteljahresrechnung im Jahr 1970 gemessene Rückgang in Deutschland und mehr als doppelt so groß wie jener während der Weltfinanzkrise im ersten Quartal 2009.

“Die Rezession hinterlässt deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt und im Staatshaushalt”, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. “In der Spitze wird die Arbeitslosenquote in diesem Jahr auf 5,9 Prozent und die Zahl der Kurzarbeiter auf 2,4 Millionen hochschnellen.” Im Durchschnitt werden die Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr um knapp eine Viertelmillion auf 2,5 Millionen steigen.

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“Deutschland bringt gute Voraussetzungen mit, den wirtschaftlichen Einbruch zu verkraften und mittelfristig wieder das wirtschaftliche Niveau zu erreichen, das sich ohne die Krise ergeben hätte”, sagt Wollmershäuser. Die günstige Finanzlage ermöglicht es dem Staat, weitgehende Maßnahmen zur Abfederung der kurzfristigen negativen Folgen für Unternehmen und private Haushalte zu ergreifen. Diese führen in diesem Jahr zu einem Rekorddefizit beim Gesamtstaat (Bund, Länder, Gemeinden, Sozialversicherung) von 159 Milliarden Euro. Der Bruttoschuldenstand des Staates wird in diesem Jahr auf 70 Prozent in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt steigen.

Die mit dieser Prognose verbunden Abwärtsrisiken sind erheblich. So könnte sich die Pandemie deutlich langsamer abschwächen als angenommen. Auch das Wiederhochfahren der wirtschaftlichen Aktivitäten könnte schlechter gelingen und eine erneute Ansteckungswelle auslösen. Zudem könnten weitere Maßnahmen zur Infektionsbekämpfung in Kraft treten, die die Produktion länger oder in größerem Umfang stilllegen. Verwerfungen im Finanzsystem als Folge zunehmender Unternehmensinsolvenzen, die durch staatliche Schutzschilde nicht verhindert werden könnten, würden wahrscheinlicher.

Die Gemeinschaftsdiagnose wird vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, vom Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) München, vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) Kiel, vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) Halle und vom Rheinisch-westfälischen Institut (RWI) in Essen erarbeitet.

Lars Wallerang