Freiheit, Unterdrückung, Widerstand – Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg widmet Simone Weil eine Ausstellung

Simone Weil stellte unbequeme Fragen zu Macht, Unterdrückung und Gerechtigkeit – jetzt widmet ihr das Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg eine Sonderausstellung. Mit eindringlichen Texten und Fotografien weltbekannter Künstler lädt die Schau dazu ein, über gesellschaftliche Verantwortung und Freiheit nachzudenken. Die Eröffnung findet am 20. Februar statt.

Ludwigsburg – Sie kämpfte gegen Unterdrückung, lebte freiwillig in Armut und hinterließ ein beeindruckendes philosophisches Erbe: Die französische Intellektuelle Simone Weil steht im Mittelpunkt einer neuen Sonderausstellung im Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg. Unter dem Titel „Die gefährlichste Krankheit“ verbindet die Schau ihre eindringlichen Texte mit Fotografien weltbekannter Künstler – ein Projekt der Friedensbibliothek/Antikriegsmuseum in Berlin.

Eine Denkerin, die sich nicht einordnen ließ

Simone Weil (1909–1943) war Lehrerin, politische Aktivistin und eine radikale Denkerin. Sie nahm am Spanischen Bürgerkrieg teil, engagierte sich für Gewerkschaften und entschied sich bewusst für ein Leben in Armut und Solidarität mit den Unterdrückten. Ihre Schriften über Macht, Gewalt und Gerechtigkeit inspirierten Generationen – und stellen bis heute unbequeme Fragen.

Die Ausstellung kombiniert ihre Worte mit Fotografien von August Sander, André Kertész, Richard Avedon, Josef Sudek und Edouard Boubat. Die Bilder zeigen Gesichter und Momente, die Weils Gedankenwelt widerspiegeln: Menschen am Rand der Gesellschaft, Gesichter voller Geschichten, Augenblicke des Widerstands.

Warum im Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg?

Das Museum ist ein Ort, der sich mit Gefangenschaft, Strafe und gesellschaftlicher Ausgrenzung beschäftigt. Häftlingskleidung, eine originale Gefängniszelle und sogar Relikte aus der RAF-Zeit in Stammheim gehören zu den Exponaten. Simone Weils Texte über Unterdrückung und Freiheit passen genau hierher.

Eröffnung mit Gesprächsrunde

Am 20. Februar 2025 um 19 Uhr wird die Ausstellung mit einer Diskussionsrunde eröffnet. Denis Bury, der neue Leiter des Museums, spricht mit Jochen Schmidt, einem langjährigen Aktivisten der Friedensbibliothek, über die Relevanz von Simone Weil in der heutigen Zeit.

„Ich möchte über sie schreiben, ihrer Stimme Stimme geben, aber ich weiß: ich schaffe es nicht, ich bin ihr nicht gewachsen“, schrieb der Nobelpreisträger Heinrich Böll einst über Weil. Die Ausstellung bietet nun die Gelegenheit, sich selbst ein Bild von ihrer beeindruckenden Persönlichkeit zu machen.

Ein Museum mit Geschichte

Das Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg befindet sich im ehemaligen Tollhaus der Stadt, einem der ältesten Gebäude Ludwigsburgs. Auf zwei Etagen zeigt es über 5000 Exponate zur Geschichte von Haft und Strafe – von mittelalterlichen Folterinstrumenten bis zu modernen Justizvollzugsanstalten.

Besuchszeiten und Informationen

Ort: Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg, Schorndorfer Straße 38, 71638 Ludwigsburg

Anlässlich des Wahlwochenendes: Freitag bis Sonntag, 11–17 Uhr

Regulär: Mittwoch und Sonntag, 13–17 Uhr (Führungen auf Anfrage)

Der Eintritt ist frei. 

Diese Ausstellung ist mehr als nur eine Hommage an eine Denkerin. Sie ist eine Einladung, über Freiheit, Unterdrückung und gesellschaftliche Verantwortung nachzudenken – an einem Ort, der diese Themen wie kaum ein anderer verkörpert.