Gender-Medizin: Die Unterschiede zwischen Frau und Mann

ANZEIGE

Dass Frauen definitiv nicht grundsätzlich das schwache Geschlecht sind, hat sich inzwischen herumgesprochen. Das gilt auch im Bereich Medizin. So verläuft eine Covid-19-Erkrankung bei Männern im Schnitt schwerer und auch häufiger tödlich. Frauen dagegen überleben seltener einen Herzinfarkt – weil er von Ärzten zu spät erkannt wird.

Frauen und Männer sind eben verschieden, so das Gesundheitsmagazin “Apotheken Umschau”. Diese Erkenntnis hatte in weiten Bereichen der Medizin bis vor Kurzem durchaus etwas Revolutionäres. Bis auf die Gynäkologie orientierte sich die medizinische Forschung lange nur am Mann. Doch inzwischen befasst sich die Gendermedizin mit geschlechterspezifischen Unterschieden.

Ein Beispiel: Weil Testtiere in der Grundlagenforschung nach wie vor meist männlich sind, wird “eine Substanz, die nur bei Frauen wirkt, gar nicht erst entdeckt”, so Professorin Vera Regitz-Zagrosek. Mit ihrem Team am Institut für Geschlechterforschung in der Medizin der Berliner Charite setzt sich die Kardiologin dafür ein, dass die Verschiedenheit auch im medizinischen Alltag berücksichtigt wird.

ANZEIGE

Gleichberechtigung ist dabei in der Medizin nicht gleich Gleichmacherei. “Es bedeutet, die Verschiedenheit im Blick zu behalten”, sagt Regitz-Zagrosek. Und zwar umfassend: bei Prävention, Diagnose, Beratung und Therapie. Davon profitieren auch die Männer. Schließlich gibt es auch Krankheiten, die bei Männern schlechter behandelt werden, etwa Osteoporose oder Depressionen.

Ein anderes Beispiel für die Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Der Grund dafür, dass bei Frauen ein Herzinfarkt häufig nicht sofort festgestellt wird, ist der, dass sie oft keine starken Brustschmerzen verspüren – wie die Männer. Sie beschreiben eher plötzliche Übelkeit, Schweißausbrüche, Schmerzen in Bauch, Rücken und Kiefer – und bekommen daher oft eine Fehldiagnose.

Frauen leiden auch häufiger an Nebenwirkungen von Medikamenten. Einige Mittel gegen Herzrhythmusstörungen können bei ihnen zu lebensgefährlichem Herzrasen führen. Und noch eine Differenzierung zwischen Mann und Frau: Rauchen ist zwar grundsätzlich Gift für die Gefäße. Doch Frauen leiden unter den Schadstoffen deutlich stärker als Männer. Sie profitieren daher besonders deutlich, wenn sie aufs Nikotin verzichten.

Rudolf Huber / glp