Generalprobe im Impfzentrum des Landkreises Ludwigsburg – Los geht’s aber erst am 22. Januar

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Es sah alles echt aus: Impfwillige mit Mundschutz warteten vor dem Eingang geduldig in einer Schlange. In der Halle wurden sie registriert und bekamen einen Laufzettel mit QR-Code. Es folgte eine medizinische Beratung in Echtzeit. Sogar Spritzen gab es. Doch die waren ohne den begehrten Corona-Impfstoff. Denn alles war an diesem Donnerstagnachmittag lediglich eine Übung. Los geht es erst am Freitag, 22. Januar. Das Impfzentrum ist nicht nur für die Stadt Ludwigsburg, sondern für alle Kreisbewohner zuständig.

Für Landrat Dietmar Allgaier war die Generalprobe Gelegenheit, gemeinsam mit Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht und dem Sozialbürgermeister Konrad Seigfried Medienvertretern das 1600 Quadratmeter große Impfzentrum des Landkreises vorzustellen. Es ist in einem ehemaligen Fernsehstudio im Westen der Stadt in der Grönerstraße 33 untergebracht. Das Zweckgebäude liegt verkehrsgünstig in Autobahnnähe mit einigen Parkplätzen auf dem Gelände. Auch Linienbusse halten in der Nähe. Das Deutsche Rote Kreuz hat angekündigt, für Senioren einen Fahrdienst einzurichten.

Die Impfwilligen waren an diesem Statisten, zahlreiche Mitarbeiter des Landratsamts, die sich freiwillig beteiligten, wie der Landrat betonte. Das medizinische Fachpersonal war hingegen echt. Das Impfzentrum hat in der Endstufe eine Kapazität 2500 Impfungen am Tag. Weil die Mengen anfangs beschränkt sein werden, für die ersten beiden Wochen erwartet der Landrat lediglich 2000 Impfdosen, liegt die Hochrechnung bei 160 Impfungen pro Tag. „Das ist so. Aber wir stehen am Start und nicht am Ende“, so Allgaier, der sich überzeugt zeigte, dass die Liefermengen nach und nach zunehmen werden.

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Termine werden über die bundesweit geltende Nummer 116117 vergeben oder über die Webseite https://www.impfterminservice.de/impftermine. Die Termine für alle Kreisimpfzentren in Baden-Württemberg, also auch für das in Ludwigsburg, werden voraussichtlich ab dem Dienstag, 19. Januar freigeschaltet. „Eine andere Terminvergabe gibt es nicht“, stellt ein ‚Sprecher des Landrats klar. Für die Terminvergabe sei nicht der Landkreis zuständig. Höchste Priorität haben zu Beginn die über 80-Jährigen. Wer sich einen Termin besorgt, dieses Alter aber laut seinem Personalausweis noch nicht erreicht hat, kommt in die Halle nicht rein. Das Alter werde strikt kontrolliert, hieß es. Vetterleswirtschaft werde nicht möglich sein.

Andy Dorroch ist der Kreisbrandmeister. Aber als Katastrophenschutzbeauftragter ist er seit Wochen mehr damit beschäftigt, für einen reibungslosen Ablauf der Reihenimpfung zu sorgen. „Dummy-run“, nannte er den aufwendigen Probelauf unter Realbedingungen. „Wir haben den Ablauf sehr effektiv gestaltet“, so Dorroch. „Das Impfzentrum ist keine Wohlfühloase“, betonte er. Das Zentrum wird sieben Tage in der Woche von 7 bis 21 Uhr geöffnet sein. Die Belegschaft arbeitet im Zwei-Schichtbetrieb. Sicherheitskräfte bewachen rund um die Uhr die Impfvorräte, die in Containern bei minus 70 Grad Celcius untergebracht sind.

In der Halle sind zehn Impfstraßen eingerichtet, in denen der Ablauf derselbe ist: Nach der Registrierung schaut sich der Impfkandidat einen sechsminütigen Informationsfilm an. Sprache und Lautstärke kann er selbst wählen. Anschließend folgt ein Beratungsgespräch mit einem Arzt oder Ärztin. Das kann zwischen zehn und 30 Minuten, manchmal länger dauern. „Man kann jederzeit den Ablauf abbrechen und das Impfzentrum ohne Begründung wieder verlassen, falls Bedenken aufkommen sollten“, versicherte der Kreisbrandmeister. Die vorletzte Station ist die eigentliche Impfung durch einen Arzt. Zum Schluss kommt man in einen Wartebereich mit 70 Stühlen, in dem sich der Geimpfte eine halbe Stunde aufhalten soll, falls eine Nebenwirkung auftreten sollte. Der Bereich wird von Sanitätern, einem Arzt oder einer Ärztin überwacht. Es stünden genügend Ärzte*innen zur Verfügung. Ihre Anwesenheit wird mit 130 Euro vergütet.

Für die Impfwilligen ist der rund einstündige Durchlauf der Impfstraße unabhängig von ihrem Versicherungsstatus kostenlos. Der Bund bezahlt den Impfstoff. Die Kosten für den Betrieb des Impfzentrums werden vom Land Baden-Württemberg gemeinsam mit den Krankenversicherungen getragen. Die mobilen Impfteams werden ab dem 22. Januar zuerst zu den Alten- und Pflegeheimen fahren. Über 80-Jährige, die zuhause leben, können wegen der beschränkten Impfmengen nicht besucht werden. In einer zweiten Phase sollen die Impfungen zu einem Großteil über die Arztpraxen abgewickelt werden.

Uwe Roth