Größte Solarthermie-Anlage Deutschlands fertiggestellt

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Ludwigsburg, Kornwestheim. Drei Jahre Zeit hatten die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim, um das kommunale Klimaschutz-Modellprojekt des Bundesumweltministeriums SolarHeatGrid “Errichtung und Anbindung der größten Solarthermie-Anlage in Deutschland an ein optimiertes Wärmeverbundnetz” auf  Ludwigsburger und Kornwestheimer Gemarkung umzusetzen. Die drei Jahre sind verstrichen – die Anlage ist fertiggestellt. Das Projekt, an dem die Stadt Ludwigsburg als Kooperationspartnerin beteiligt ist, konnte Ende Mai erfolgreich beendet werden. 

Johannes Rager, Geschäftsführer der SWLB, freut sich: „Den Bau der Solarthermie-Anlage haben wir voll im Zeitplan abgeschlossen. Allen involvierten Gewerken und unseren Projektleitern und -beteiligten gebührt größter Respekt für diese Punktlandung – und das trotz veränderter Arbeitsbedingungen während der Coronavirus-Pandemie. Nach drei intensiven Projektjahren kann die Solarthermie-Anlage nun für mindestens 25 Jahre die Früchte unserer Arbeit in Form von 100 Prozent erneuerbarer Energie ernten.“

Die neue Anlage mit 14.800 Quadratmeter Kollektorfläche läuft seit März im Testbetrieb und produziert seither kontinuierlich Energie. Mit rund 10 Millionen Euro hat der Bund das 15 Millionen teure Projekt gefördert. Das Ziel, im Rahmen des Klimaschutz-Modellprojektes die drei Fernwärme-Inselnetze an das Ludwigsburger Verbundnetz anzuschließen, konnte realisiert werden.

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Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit: „Ein Fernwärmenetz mit Sonnenwärme zu kombinieren ist zukunftweisend, zumal es die Machbarkeit kommunaler Wärmeversorgung mit regenerativen Energien unterstreicht. Dieses Projekt zeigt sehr deutlich, dass fossile gegen erneuerbare Energien ausgetauscht werden können. Ich gratuliere der Stadt Ludwigsburg und ihren Stadtwerken zur Fertigstellung – ganz besonders im Hinblick auf die CO2-Einsparung und die verbesserte Energieeffizienz.“. 

Der Oberbürgermeister der Stadt Ludwigsburg und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke, Dr. Matthias Knecht, unterstreicht: “Zukunftgerichtete energetische Lösungen sind angesichts des Klimawandels von herausragender Bedeutung. Ich bin stolz auf unsere Stadtwerke, die ein Erfolgsprojekt der Städte Ludwigsburg und Kornwestheim sind, dass sie hier so mutig vorangehen.”

Ursula Keck, Oberbürgermeisterin der Stadt Kornwestheim: „Für Kornwestheim ist Klimaschutz sehr wichtig. Es freut mich sehr, dass wir mit diesem Leuchtturmprojekt auf dem Römerhügel einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltige Energieversorgung gehen, obwohl wir uns in Kornwestheim die Entscheidung zum Bau der Anlage auf einer landwirtschaftlichen Fläche nicht leicht gemacht haben.

Durch die Anbindung des Fernwärmenetzes, das schon heute die Wärme mit überwiegend nachwachsenden Rohstoffen bereitstellt, an die zu Beginn des Projektes noch rein fossil befeuerten Netze Kornwestheim-Nord, Rotbäumlesfeld und Technische Dienste Ludwigsburg, wurde die Wärmequalität in den neu angeschlossenen Netzen deutlich erhöht. Gleichzeitig können die Heizwerke optional, zum Beispiel beim weiteren Ausbau der Fernwärmenetze, als Standorte für zusätzliche Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)-Erzeuger genutzt werden. Die Anlagen arbeiten so noch effizienter und die CO 2 – Emissionen können weiter gesenkt werden.

„Die Mammutaufgabe, mehrere Kilometer Fernwärmeleitungen innerhalb von zwölf Monaten zu legen, war eine große Herausforderung für unsere Projektleiter. Denn unser Wärmenetz haben wir bis dato jährlich „nur“ um eineinhalb bis zwei Kilometer Leitungen ausgebaut. Da haben wir im wahrsten Sinne des Wortes viel aufgewühlt und manche Anwohner- und Autofahrer-Nerven strapaziert. Um das Projekt zu stemmen, mussten wir die Wärmeadern in Windeseile verlegen. Im Nachhinein sei uns das bitte verziehen,“ resümiert Rager augenzwinkernd.

Auf dem Römerhügel fangen seit März 2020 1.088 Kollektoren die Sonne ein. In den Kollektoren wird das Wärmeträgermedium, ein Wasser-Glykol-Gemisch, auf bis zu 90 Grad erhitzt und die Wärme mithilfe eines Wärmetauschers in das Fernwärmenetz eingespeist. Das warme Wasser wird entweder im 20 Meter hohen Wärmespeicher neben dem Holzheizkraftwerk in Ludwigsburg mit fast zwei Millionen Liter Wasser Fassungsvermögen – so viel wie 13.333 Badewannen – zwischengespeichert oder direkt in die Haushalte geliefert.

Johannes Rager: „Die Pilotphase war schon sehr erfolgreich. Tagsüber können wir nun nahezu den kompletten Wärmebedarf in unserem Verbundnetz durch die in unsere Anlage eingespeiste Sonnenenergie decken. Kurz: Jeder, der sich die Hände wäscht oder duscht, nutzt das heiße Wasser, das von der Sonne erzeugt wurde,“ und ergänzt: „Bei starker Sonneneinstrahlung erzielt die Anlage Rekordwerte. Auch die Herausforderung, den Betrieb aller Anlagen im Verbund miteinander zu vernetzen, konnten wir erfolgreich, nach dem Einstellen unzähliger Parameter, umsetzen. Jetzt läuft die Anlage im Normalbetrieb.“

Die Anlage ist mit dem Holzheizkraftwerk und vielen Blockheizkraftwerken, die im Stadtgebiet verteilt liegen, so vernetzt und justiert, dass die Wärmeversorgung ständig gewährleistet ist.

„Mit der Fertigstellung der Solarthermie-Anlage setzen wir nicht nur im Rahmen der Klimawende erneut einen Meilenstein,“ hebt Christian Schneider, Vorsitzender der Geschäftsführung der SWLB, hervor und ergänzt: “SolarHeatGrid ist mehr! Gemeinsam mit der AVAT-Automation haben wir mit der Anlage zudem ein wichtiges digitales Puzzlestück gelegt: Unser Ziel ist der Sektor-übergreifende Zusammenschluss aller dezentralen Erzeugungsanlagen zu einem virtuellen Verbundkraftwerk und die dadurch abgeleitete Zurverfügungstellung unter anderem von Regionalstrom. Wir sehen uns als die digitale Infrastrukturdrehscheibe beim Ausbau eines urbanen, modernen Smart Grids.“

Die CO 2 -Einsparung ist mit 3.700 Tonnen pro Jahr beeindruckend. Das entspricht rund 1,6 Millionen Liter Benzin oder einer Waldfläche von rund 470 Fußballfeldern oder anders ausgedrückt: 500 Erdumrundungen mit dem Auto beziehungsweise 3.700 KFZ-Umsteigern auf ÖPNV.