
Stillstand sieht anders aus: Während das Holzheizkraftwerk in Ludwigsburg pausiert, arbeiten dutzende Fachkräfte an Reinigung, Reparaturen und Wartung. Die Anlage liefert jedes Jahr Strom für 3.000 Haushalte und deckt rund die Hälfte des städtischen Fernwärmebedarfs. Ab Herbst geht das Kraftwerk nach der Generalüberholung in seine 16. Saison – verstärkt durch neue Biomethan-Motoren.
Ludwigsburg – Sommerpause im Holzheizkraftwerk der Stadtwerke? Klingt nach Stillstand, bedeutet in Wahrheit aber Hochbetrieb. Denn während die Anlage im Südwesten Ludwigsburgs ruht, arbeiten dutzende Hände daran, dass sie im Herbst zuverlässig zurück ans Netz gehen kann.
Das Kraftwerk ist ein zentraler Baustein der lokalen Energiewende: Rund 10.000 Megawattstunden Strom und 50.000 Megawattstunden Fernwärme werden hier jährlich aus Holzhackschnitzeln und Grünschnitt erzeugt. Damit lassen sich rechnerisch 3.000 Haushalte mit Strom versorgen, etwa die Hälfte des städtischen Fernwärmebedarfs wird gedeckt.
Revision statt Ruhe
„Um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, muss die Anlage jedes Jahr auf Herz und Nieren geprüft werden“, sagt Stefan Seele, Bereichsleiter bei den SWLB. Der Stillstand zwischen Mai und September ist bewusst gewählt – in dieser Zeit übernimmt die Solarthermieanlage SolarHeatGrid auf dem Römerhügel den Großteil der Wärmeversorgung.
Für Betriebsmeister Simon Schneider und sein Team bedeutet die „Pause“ allerdings: volle Einsatzpläne. Rund 50 Fachkräfte aus 20 Firmen arbeiten parallel an Reinigung, Reparaturen und dem Austausch von Verschleißteilen. Schon im Januar beginnt die Planung für diese Mammutaufgabe.
Schwergewicht in der Wartung
Besonders eindrucksvoll ist die Wartung des Holzgreifers. Etwa alle fünf Jahre wird er ausgebaut und im Herstellerwerk geprüft. Das Gerät bewegt im Jahreslauf rund 100.000 Tonnen Biomasse – ohne ihn würde kein einziger Span in den Ofen gelangen.
Mittlerweile ist der Greifer zurück an seinem Platz. Ab Ende September soll das Werk wieder hochfahren und im Oktober in seine 16. Saison starten.
red
Hintergrund: Als damals modernstes und größtes seiner Art in Baden-Württemberg – Stichwort Organic Rankine Cycle-Technik (ORC) – ging das Holzheizkraftwerk der SWLB 2010 ans Netz. Schon zu seinem zehnjährigen Jubiläum im Jahr 2020 hatte es über 100 Millionen Kilowattstunden Strom und 452 Millionen Kilowattstunden Wärme aus Biomasse erzeugt. Im Rahmen des Fernwärmeverbundnetzes Ludwigsburg bildet das Holzheizkraftwerk als bislang größte Erzeugungsanlage das Führungsheizwerk, das von den anderen Heizzentralen bei Bedarf durch Einspeisung eines entsprechenden Heizwasservolumenstroms unterstützt wird. Ab der kommenden Heizperiode wird es um die großen Biomethan-Motoren am neuen Erzeugungsstandort Waldäcker III im Ludwigsburger Westen ergänzt.


