Homeoffice als Karriere-Bremse

ANZEIGE

Wer nicht persönlich am Arbeitsplatz anwesend ist, kommt nicht voran. Ganz nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn! Das ist die Sorge speziell jüngerer Arbeitnehmer, sollten sie in Zukunft weiterhin von zuhause aus arbeiten müssen.

Laut einer aktuellen Studie von Censuswide im Auftrag von LinkedIn befürchtet jeder zweite aus der Altersgruppe zwischen 16 und 24 Jahren (50 Prozent), dass sich das Homeoffice negativ auf die Karriere auswirken könnte. Gründe hierfür sind sowohl die Vermutung, dass sie dadurch weniger Kontakt zu ihren Vorgesetzten haben und von diesen beispielsweise bei Beförderungen übergangen werden, als auch fehlende Möglichkeiten, von Kollegen zu lernen.

Zudem bevorzugt etwa die Hälfte von ihnen (48 Prozent) auch künftig das Büro als Arbeitsort. Barbara Wittmann, Country Managerin bei LinkedIn DACH: “Die Sorge junger Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, im Homeoffice übersehen zu werden, ist nicht unberechtigt.” Wir alle würden unbewusst dazu tendieren, diejenigen Kollegen als besonders engagiert und kompetent wahrzunehmen, die wir täglich sehen. Führungskräfte müssten deshalb jetzt aktiv darauf achten, dass gerade junge Mitarbeiter, die noch viel von anderen und durch den persönlichen Kontakt lernen möchten, nicht zu kurz kämen.

ANZEIGE

Besonders in Bezug auf den Erwerb neuer Fähigkeiten und Kenntnisse machen sich die Deutschen Sorgen: Über alle Befragten hinweg glauben drei von fünf (61 Prozent), dass ihr berufliches Lernen teilweise oder stark negativ von der Corona-Pandemie beeinflusst wurde. Bei denjenigen im Alter von 16 bis 24 Jahren ist der Wert dabei mit 82 Prozent bei weitem am höchsten.

Konkret fehlen den Studienteilnehmern dabei weniger persönliche Trainings oder Weiterbildungen vor Ort, die vielerorts durch virtuelle Alternativen gut aufgefangen werden konnten. Sie vermissen die Möglichkeit, in lockeren Gesprächen oder bei der persönlichen Zusammenarbeit von ihren Kollegen zu lernen.

Zudem mangelt es ihnen an Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben – so herrscht eine gewisse Zurückhaltung, Kollegen im Homeoffice Fragen zu stellen, die in der Vergangenheit schnell im persönlichen Gespräch geklärt wurden. Mehr als jeder Dritte (35 Prozent) gibt zudem an, weniger zu lernen, da er bei persönlichen Gesprächen zwischen Kollegen nicht mehr zuhören und wichtige Informationen erfahren kann.

Auch die Arbeitgeber sind sich dieses Nachteils des Homeoffice bewusst, insbesondere der Auswirkungen für jüngere Arbeitnehmer: Neun von zehn deutschen Führungskräften (89 Prozent) glauben, dass deren Möglichkeit zu lernen beeinträchtigt wird, wenn sie aufgrund der Pandemie nicht im Büro arbeiten können.

Da diesen Mitarbeitern Gelegenheiten zum Netzwerken fehlen, genauso wie spontane Interaktionen, die ihre kreativen Fähigkeiten fördern, oder Lernmöglichkeiten für ein effektives Zusammenarbeiten mit anderen, gerät bei vielen die berufliche Weiterentwicklung ins Stocken.

Rudolf Huber / glp