Kinderarmut erreicht in Deutschland neuen Höchststand

In Deutschland ist das Armutsrisiko für Kinder und Alleinerziehende im vorigen Jahr auf einen Höchststand gestiegen. Das zeigt eine neue Datenabfrage der Linksfraktion beim Statistischen Bundesamt, über die die Zeitungen des “Redaktionsnetzwerks Deutschland” in ihren Freitagausgaben berichten. Laut den Zahlen, die die Armutsgefährdung aufgrund der Einkommensverteilung berechnet, ist der Anteil der von Armut bedrohten Unter-18-Jährigen im Jahr 2022 von 21,3 Prozent im Vorjahr auf 21,6 Prozent gestiegen.

Unter allen Haushaltstypen waren laut der Statistik Alleinerziehende mit einem Anteil von 42,9 Prozent mit Abstand am häufigsten von Armut bedroht. 2021 waren es noch 42,3 Prozent gewesen, 2020 waren es 40,4 Prozent. Die Linksfraktion sieht deshalb die Bundesregierung in der Pflicht.

“Kinder und Jugendliche sind die Verlierer der Inflation. Die Kinderarmut springt auf einen neuen Rekordwert”, sagte Linksfraktionschef Dietmar Bartsch dem RND. Die Ampel müsse nun handeln: “Die Kindergrundsicherung darf nicht zur nächsten Chaosnummer werden. Wir brauchen in diesem Jahr eine Kindergrundsicherung, die diesen Namen verdient.”

Familienministerin Lisa Paus (Grüne) müsse zügig mehr vorlegen als allgemeine Eckpunkte, forderte Bartsch. Die Daten aus dem Mikrozensus berücksichtigen den aktuellen Kaufkraftverlust noch nicht. Der verwendeten Definition von Armutsgefährdung liegt ein Vergleich der Einkommen zugrunde: Wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat, ist demnach von Armut bedroht.

Gemessen daran ist das Armutsrisiko im vorigen Jahr insgesamt gesunken: Waren 2021 noch 16,9 Prozent der Menschen von Armut gefährdet, waren es 2022 noch 16,7 Prozent. Für die Linke ist es deshalb besonders verwerflich, dass im Gegensatz dazu Kinder und Alleinerziehende stärker von Armut bedroht sind als im Vorjahr. “Die Bekämpfung der Kinderarmut muss uns auch das notwendige Geld wert sein”, forderte Bartsch.

“Wenn Kanzler und Finanzminister 100 Milliarden Euro über Nacht für die Bundeswehr locker machen können, dürfen sie notwendige Mittel für Familien nicht blockieren”, so der Linkenpolitiker.

red

Kretschmann kritisiert Parteifreund Habeck: “Zu schnell und unkollegial”

Stuttgart – Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) übt deutliche Kritik an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und der gesamten Ampel-Koalition. “Das ist alles ein bisschen übertrieben mit der Heizungsdebatte”, sagte er der “Zeit”. Die Wärmewende sei nicht das größte Problem des Landes, und so komme es “auf ein paar Monate” hin oder her nicht an, so Kretschmann, der den eingeschlagenen Weg zum energiesparenden Heizen ohnehin für schwierig hält.

“Bei einem komplexen Gefüge wie den Heizungen, mit Verboten vorzugehen, ist ein Ritt auf der Rasierklinge”, so der Ministerpräsident, der sich in seinem eigenen Haus in Oberschwaben gerade noch eine Holzpellet-Heizung installieren ließ. Bundeswirtschaftsminister Habeck sei “zu schnell” gewesen, kritisiert Kretschmann seinen Parteifreund: “Politik ist nun mal eine sehr pragmatische Veranstaltung, man kann nicht mit dem Kopf durch die Wand.” Kretschmann, der in Stuttgart einem schwarz-grünen Bündnis vorsteht, stellt auch die Arbeitsweise der Bundesregierung infrage: “Wenn ich in meiner Koalition zuließe, dass wir uns derart öffentlich beharken, wie es die Berliner Koalition tut, dann, so möchte ich mal behaupten, würden wir das keine sechs Wochen aushalten.”

Es sei ihm “schleierhaft”, wie man “so unkollegial” agieren könne: “Dem Partner 100 Fragen zum Heizungsgesetz zu stellen, statt zehn Lösungsvorschläge zu machen, so wie es die FDP macht: Was ist denn das für eine Politik?” Darüber hinaus kritisiert er auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): “Dass eine Koalition zusammenarbeitet, ist eine Hauptaufgabe des Regierungschefs.” Auch die Kommunikation der Regierung sieht der Grünen-Politiker kritisch: Die “Bazooka-Rhetorik” von Bundeskanzler Scholz halte er “für überzogen”. Denn die Menschen in Deutschland würden künftig für die wichtigen Dinge des Lebens mehr Geld ausgeben müssen, für Energie, für Lebensmittel und Sicherheit.

“Damit haben wir für weniger wichtige Dinge dann weniger übrig.” Das werde nicht ohne Zumutungen ablaufen, im Gegenteil, so Kretschmann: “Es wird wehtun.”

red