Künstliche Intelligenz ist kein Babysitter

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Spielzeuge mit Künstlicher Intelligenz sind für gestresste Eltern durchaus eine verführerische Hilfe bei der Kinderbetreuung – doch dafür sind sie laut Experten gar nicht geeignet. Denn den menschlichen Kontakt ersetzen sie nicht.

Wenn die Puppe plötzlich spricht, ist das je nach persönlicher Einstellung ein Wunder oder Teufelswerk. Und so driften bei der Frage danach, ob künstlich-intelligentes Spielzeug den Kindern nutzt oder schadet, die Meinungen der Eltern auseinander. “Die einen befürchten, dass ihre Kinder von der Technik geschädigt werden und möchten sie unbedingt fernhalten. Die anderen wollen wissen, wie viel sie davon kaufen müssen, damit das Kind später auf dem globalen Arbeitsmarkt mithalten kann”, so Elterncoach Nicola Schmidt aus Bonn im Apothekenmagazin “Baby und Familie”.

Die Wahrheit liegt Schmidt zufolge wie so oft in der Mitte. Hätten Kinder genug Primärerfahrung, also prompte, direkte Zuwendung, menschlichen Kontakt und Erlebnisse in der Natur, könne sich ihre Persönlichkeit grundsätzlich gut entwickeln. Konkret bedeutet das: Statt mit einer Pferde-App zu spielen, sollte lieber öfter mal ein echtes Pferd gestreichelt werden. Wenn Eltern aber wegen Homeoffice gestresst sind und die Technik acht Stunden am Tag die Betreuung übernehmen lassen, werde es problematisch.

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Der Hintergrund: Bis zum vierten Lebensjahr wird bei den Kleinen ein Sprachschatz angelegt, sie lernen, wie sie sich ausdrücken und mitteilen. Mit die Sprache mit elektronischen Assistenten einzuüben ist kein Ersatz für die Interaktion mit Menschen. Die Kinder lernen schließlich auch über die Gestik und die Melodie der Sprache. An Mund und Augenpartie ihres Gegenübers können sie ablesen lernen, wie das Gesagte gemeint ist.

Das Experten-Fazit lautet daher: Auf die richtige Dosierung der Technik kommt es an. Im Kinderzimmer kann sie zwar als Spielzeug – etwa in Form eines lustigen Roboterhunds, der Befehle befolgt – vorhanden sein, darf aber auf keinen Fall als Babysitter für das Kind eingesetzt werden.

Rudolf Huber / glp