Landstraße: Gefährliche Idylle

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Gefahren lauern oft dort, wo man sie vom Augenschein her nicht vermutet. Landstraßen mögen idyllisch aussehen. Jedoch: Genau dort kommen jedes Jahr mehr Menschen ums Leben als auf allen anderen Straßen zusammen. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes hatten dort im Jahr 2020 1.592 Menschen einen tödlichen Verkehrsunfall – mehr als die Hälfte (58,6 Prozent) aller Verkehrstoten.

“Auf Landstraßen ereignen sich Unfälle viel seltener als innerorts, aber ihre Folgen sind weit dramatischer”, sagt Stefanie Ritter, Unfallforscherin bei der Dekra. Die teils schmalen Fahrbahnen und unübersichtlichen Streckenverläufe, aber auch viele Kreuzungen und unterschiedlich schnelle Verkehrsteilnehmer trügen zu dem höheren Risiko bei. “Auto- und Motorradfahrer müssen dies beachten und ihre Fahrweise den örtlichen Gegebenheiten anpassen”, betont Ritter.

Wer auf einer schmalen, unübersichtlichen Landstraße mit hoher Geschwindigkeit dem Gegenverkehr ausweichen will und von der Fahrbahn abkommt, muss mit fatalen Folgen rechnen, zumal viele Straßen von Bäumen gesäumt sind. Wegen der hohen Aufprallenergie auf einer kleinen Fläche gehören Kollisionen mit Bäumen zu den schwersten überhaupt.

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Auch das Überholen ist auf Landstraßen nicht selten eine riskante Sache. Oft wird nicht bedacht, dass hinter einer Kuppe oder uneinsehbaren Kurve jederzeit ein anderes Fahrzeug auftauchen kann. “Überholen Sie daher im Zweifel nie”, sagt die Verkehrsexpertin. Die eingesparte Zeit stehe in keinem Verhältnis zum Risiko eines schweren Unfalls.

Außerdem ist auf Landstraßen damit zu rechnen, dass ein Traktor oder Mähdrescher, der schon durch seine Ausmaße und die niedrige Geschwindigkeit ein Gefahrenpotenzial birgt, unvermittelt einbiegen oder kreuzen kann. Motorradfahrer müssen hier besonders wachsam sein, da sie aufgrund ihrer schmalen Silhouette leichter übersehen werden.

“Neben vorausschauender Fahrweise und angepasstem Tempo kommt es auf Landstraßen darauf an, sich voll und ganz aufs Fahren zu konzentrieren und sich nicht ablenken zu lassen”, sagt Ritter. Wer zwischendurch aufs Smartphone schaut, könne auf einen einbiegenden Traktor oder den Radfahrer hinter der nächsten Kurve unter Umständen nicht rechtzeitig reagieren.

Lars Wallerang / glp