Militärischer Standortübungsplatz bedroht Nachsorgeklinik in Tannheim

Ein Gastbeitrag von Günther Przyklenk – 1. Vorsitzender Förderverein der Deutschen Kinderkrebsnachsorge

Seit 30 Jahren gibt die Nachsorgeklinik Tannheim Familien mit schwer chronisch kranken Kindern neue Kraft und Hoffnung. Sie bietet familienorientierte Rehabilitationen bei krebs-, herz- oder mukoviszidoseerkrankten Kinder einer Familie.  Allein aus dem Landkreis Ludwigsburg waren es 300 Menschen, die im letzten Jahr in Tannheim Unterstützung erhielten.

Im April 2019 fand in der Ludwigsburger Musikhalle erstmals eine Benefizveranstaltung zugunsten der Nachsorgeklinik Tannheim statt. Schirmherr war der damalige Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec.

Wie schon 2019 benötigt die Nachsorgeklinik in Tannheim auch aktuell die Unterstützung der Ludwigsburgerinnen und Ludwigsburger. Wenn es nicht so Ernst wäre, müsste man eigentlich über diese Geschichte laut lachen.

Bewusst haben sich die Verantwortlichen der Klinik vor 30 Jahren für den Standort inmitten des Schwarzwaldes entschieden. Die Ruhe, Abgeschiedenheit sowie die Luftqualität waren ausschlaggebend für die Ansiedlung in der Umgebung vom verkehrsgünstig gelegenen Villingen-Schwenningen. Denn die betroffenen Familien benötigen eine Oase der Ruhe und Begegnung, um nach den schweren Krankheitsverläufen wieder als Familie ins Leben zurückzufinden.

Vor wenigen Wochen platzte jedoch eine „Bombe“ im friedlichen Tannheim. Fast schon dem Zufall ist es zu verdanken, dass man von den Planungen der Bundeswehr erfuhr, nur wenige Kilometer von der Klinik entfernt einen neuen Standortübungsplatz einzurichten. Es sollte wohl eine weitgehend geheime Operation bleiben, denn Baumaßnahmen der Bundeswehr werden üblicherweise nicht öffentlich diskutiert. Die Bevölkerung wird meist mit Tatsachen konfrontiert.

Das sehen die Verantwortlichen der Klinik aber nicht so und riefen eine Petition ins Leben, um diesen Standortübungsplatz zu verhindern. Zumal das geplante Gelände eine Naturschutzzone ist und im besonders geschützten Bereich des „Naturpark Südschwarzwald“ liegen würde.

Mehr als 30.000 Unterstützer haben aktuell bereits die Petition unterschrieben, die an Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages gerichtet ist. Um den Unmut über diese militärische Planung nachhaltig zum Ausdruck zu bringen, strebt man 50.000 Unterschriften an. Deshalb erhofft sich die Klinikleitung von den Leserinnen und Lesern von Ludwigsburg24 weitere Unterstützung. Wenn auch Sie mithelfen wollen, den Standortübungsplatz zu verhindern, können Sie mit nachfolgendem Link zur Petition der Nachsorgeklinik gelangen.

LINK: Petition für Nachsorgeklinik

Der Link kann natürlich kopiert und an Freunde und Bekannte weitergeleitet werden. Auch die Sparda-Bank hat in den letzten Tagen mit einem Aufruf bei Ihren Kunden dafür gesorgt, dass weitere 6.000 Unterschriften von Kundinnen und Kunden hinzukamen.

Inzwischen gibt es mehr als 6.800 – zum Teil – harsche Kommentare in der Petition zu den Planungen der Bundeswehr. Hier ein Beispiel:

„Die Neueinrichtung eines Standortübungsplatzes dieser Größe in bis dato militärisch ungenutztem Gebiet ist im Jahr 2020 nicht mehr zeitgemäß und völlig unangebracht. Noch absurder wird das Ganze, da bereits vor der Entscheidung zur Schließung des Standorts Immendingen (inklusive adäquatem Übungsplatz) klar war, dass für den Standort Donaueschingen dann keine ausreichenden Übungsmöglichkeiten im Umkreis mehr vorhanden sein würden. Es war jedoch politischer Entschluss Immendingen trotzdem aufzugeben und das Gelände an Daimler zu verkaufen. Jetzt muss die Politik auch die schmerzhafte Konsequenz gehen und den mittlerweile rein nationalen Bundeswehrstandort Donaueschingen aufgeben…“

Dieser beispielhafte Kommentar verdeutlich, welche militärischen Fehlplanungen jüngst in dieser Region geschehen sind. Die Klinikleitung legt allerdings großen Wert auf die Feststellung, dass diese Initiative sich nicht gegen die Bundeswehr im Allgemeinen richtet und Ihrer Aufgabe, für Recht, Frieden und Freiheit zu sorgen. Vielmehr steht die Petition für die nicht nachvollziehbare aktuelle Standortplanung gegenüber von Tannheim. Die Auflösung des Standortübungsplatzes im nahe gelegenen Immendingen im Jahr 2016 führt nun zu dieser unsäglichen Neuplanung. Und dass, obwohl aktuell in Meßstetten sowie in Stetten am kalten Markt genügend Übungskapazitäten vorhanden sind.

Wenn auch Sie die Petition unterstützen wollen, freut sich die Nachsorgeklinik in Tannheim sehr darüber.