
Von Ayhan Güneş
Die Stadt Ludwigsburg plant, das umstrittene Stadtbahnprojekt LUCIE deutlich zu verkleinern. Landrat Dietmar Allgaier und Zweckverbandschef Michael Ilk äußern deutliche Kritik: Die angestrebte Reduzierung gefährde zentrale verkehrspolitische Ziele und stelle die Förderfähigkeit des Projekts infrage. Auch das Verhältnis zu den Partnerkommunen steht auf dem Prüfstand.
Ludwigsburg – Nach der überraschenden Kehrtwende der Stadt Ludwigsburg in der Stadtbahnfrage wächst der Druck aus dem Landkreis. In einer Stellungnahme zum neuen Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung zeigt sich Landrat Dietmar Allgaier, Vorsitzender des Zweckverbands Stadtbahn, „klar ablehnend“ gegenüber dem neuen Kurs. Auch Zweckverbands-Geschäftsführer Michael Ilk äußert massive Zweifel an den Plänen.
Der aktuelle Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung sieht vor, das Projekt „Stadtbahn LUCIE“ deutlich zu verkleinern. Die einzige noch aktiv verfolgte Strecke soll demnach die Reaktivierung der alten Bahnlinie zwischen Markgröningen und dem Bahnhof Ludwigsburg sein. Alle anderen Streckenäste – darunter die Trassen durch die Innenstadt, nach Schlößlesfeld und Oßweil – sollen vorerst auf Eis gelegt oder vollständig gestoppt werden. Statt einer durchgehenden Schienenverbindung wird für den Abschnitt zwischen Bahnhof und Innenstadt ein autonomer Expressbus ins Spiel gebracht.
Allgaier warnt vor „massivem Bruch im Streckennetz“
„Das bisherige in sich geschlossene und dadurch verkehrlich besonders wirksame Stadtbahnsystem wird durch diesen Kurs aufgesplittert“, kritisiert Landrat Allgaier. Dadurch gehe ein zentraler Vorteil des Projekts verloren – die Schaffung einer leistungsfähigen Ost-West-Verbindung im Ballungsraum. Die Pläne für einen Expressbus auf dem zentralen Abschnitt bezeichnet Allgaier als „massiven Bruch im Streckennetz“, der den volkswirtschaftlichen Nutzen erheblich mindere. Dies gefährde nicht nur das Gesamtprojekt, sondern auch die Förderfähigkeit durch Bund und Land.
Laut Allgaier sei ein Rückzug Ludwigsburgs aus dem Zweckverband zwar satzungsrechtlich nicht möglich, doch er kündigte Gespräche im Verband an: „Wir werden bestrebt sein, in möglichst hohem Einvernehmen zu einer Lösung zu kommen.“ Allgaier erklärte weiter: “Unser Ziel muss es nach wie vor sein, den vom Verkehr geplagten Bürgerinnen und Bürgern in und um Ludwigsburg eine sinnvolle und zuverlässige Alternative zum eigenen Auto zu bieten.“
Michael Ilk: Fahrgastzahlen und Förderlogik ignoriert
Auch Geschäftsführer Michael Ilk übt deutliche Kritik. So seien zentrale Ergebnisse aus dem jüngsten Mandatsträgerforum – etwa Fahrgastpotenziale und Förderaussagen des Landes – in der Vorlage der Stadt „nicht berücksichtigt“ worden. Er verweist auf Berechnungen, wonach bei einem Halt am Bahnhof Westausgang täglich knapp 8.000 Fahrgäste möglich wären – deutlich mehr als bei einer Einfahrt in Gleis 6, wie sie die Stadt nun anstrebt.
Zudem zeigt sich Ilk irritiert über die Annahmen der Stadt zur verkehrlichen Belastung in der Friedrichstraße. Aktuell liege keine verlässliche Verkehrsprognose vor. Auch der Vorschlag eines autonomen Expressbusses wirft für Ilk Fragen auf: „Ein Betrieb auf einer so belebten Straße wie der Myliusstraße ist technisch nicht reif, rechtlich nicht zulässig – und wird noch viele Jahre nicht realisierbar sein.“
Fördermittel in Millionenhöhe auf der Kippe ?
Besonders brisant: Sollte der Gemeinderat den Vorschlag der Stadt vollständig übernehmen, steht die Förderfähigkeit des Gesamtprojekts auf dem Spiel. Der Nutzen-Kosten-Faktor, eine zentrale Voraussetzung für Fördermittel aus Berlin und Stuttgart, dürfte nach Einschätzung des Zweckverbands nicht mehr erreicht werden. Die Stadt könnte so auf einem erheblichen Teil der bisher eingeplanten Infrastrukturkosten sitzen bleiben.
Zugleich bringt der Alleingang der Stadt das Verhältnis zu den Partnerkommunen unter Druck. Der Vorschlag, das Stadtbahnprojekt nur noch auf ein Minimum zu reduzieren, wird in den kommenden Tagen im Zweckverband Thema sein. Ob ein Kompromiss möglich ist, bleibt offen.


