Neues Frauenhaus für Ludwigsburg: Landkreis unterstützt mit 500.000 Euro

Ludwigsburg – Angesichts des akuten Bedarfs an Schutzplätzen für Frauen und Kinder stellt der Landkreis Ludwigsburg eine halbe Million Euro für ein neues Frauenhaus zur Verfügung. Der Verein Frauen für Frauen e.V. plant, das „Alte Kurhotel“ in der Marbacher Straße in ein modernes Schutzhaus umzubauen. Mindestens 20 Frauen und Kinder sollen dort künftig einen sicheren Zufluchtsort finden. Das Konzept sieht ein offenes und gleichzeitig geschütztes Umfeld vor, das den Bewohnerinnen sowohl Sicherheit als auch Raum zur Erholung bietet.

Zusätzlich zu der Unterstützung des Landkreises hat der Verein einen Förderantrag beim Land Baden-Württemberg eingereicht, um die Finanzierung weiter abzusichern. Die Entscheidung über die Landesmittel steht noch aus.

Ein Zufluchtsort für Frauen in Not: Ludwigsburg setzt auf Sicherheit ohne Geheimhaltung

Das „Alte Kurhotel“ in der Marbacher Straße soll zu einem Zufluchtsort für Frauen und Kinder in Not werden. Ein Schutzhaus mit offenem Konzept – das ist in Deutschland bislang eine Seltenheit. Statt einer geheimen Adresse setzt der Landkreis auf ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept vor Ort. „Der Schutz von Frauen und Kindern ist keine Aufgabe, die warten kann“, sagt Landrat Dietmar Allgaier und betont damit die Dringlichkeit des Projekts.

Die Entscheidung für das „Alte Kurhotel“ ist nicht zufällig gefallen. Fast ein Jahr lang haben der Landkreis und der Verein Frauen für Frauen e.V. nach einer geeigneten Immobilie gesucht. „Es ging nicht nur um Platz, sondern auch um Sicherheit und schnelle Nutzbarkeit“, erklärt Allgaier. Elf mögliche Standorte wurden geprüft, viele scheiterten an hohen Sanierungskosten oder mangelnder Eignung. Dass es nun doch geklappt hat, sei ein „Glücksfall“, meint Allgaier.

Rückschlag für den Schutz von Frauen

Die Notwendigkeit des Projekts wurde auch durch die abrupte Einstellung des Bundesförderprogramms im Jahr 2023 noch verschärft. Plötzlich standen viele Frauenhäuser vor dem Aus, und neue Projekte gerieten ins Stocken. „Der Bund hat uns in eine Zwangslage gebracht“, kritisiert Allgaier. Der Landkreis musste reagieren und beteiligt sich nun mit einem Investitionskostenzuschuss von 500.000 Euro.

Dass die Wahl ausgerechnet auf das „Alte Kurhotel“ fiel, liegt auch an der besonderen Raumaufteilung, die sich für ein Frauenhaus mit offenem Konzept eignet. „Es ist nicht die versteckte Anonymität, die hier Schutz bietet, sondern eine hohe Präsenz und ein umfassendes Sicherheitskonzept vor Ort“, sagt eine Sprecherin des Vereins Frauen für Frauen.

Ein mutiger Schritt – doch die Finanzierung bleibt eine Herausforderung

Obwohl die Grundfinanzierung mit dem Zuschuss gesichert ist, bleibt das Projekt riskant. Der Verein hat beim Land Baden-Württemberg einen weiteren Förderantrag gestellt. Der Bedarf an Schutzplätzen ist seit Jahren hoch, die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich.

Die Entscheidung, auf Offenheit statt auf Anonymität zu setzen, ist mutig – und birgt Risiken. Doch die Verantwortlichen sind überzeugt: Das neue Konzept könnte als Modellprojekt gelten, um Frauenhäuser aus der Unsichtbarkeit zu holen. „Wir werden die Entwicklungen auf Bundes- und Landesebene genau beobachten“, sagt Allgaier.

red