OB Knecht verteidigt Kurswechsel bei Stadtbahn und warnt vor finanzieller Überlastung

Von Ayhan Güneş

Das Großprojekt „Stadtbahn LUCIE“ steht vor einer Zäsur: Angesichts leerer Kassen, wachsender Zweifel und offener Finanzierungsfragen schlägt die Stadtverwaltung eine drastische Reduzierung der bisherigen Pläne vor. Statt zentraler Innenstadtlinien und Trassen bis nach Pattonville sollen nur noch ausgewählte Strecken gebaut werden – ergänzt durch Buslösungen. OB Knecht spricht von Priorisierung in schwierigen Zeiten. 

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LUDWIGSBURG. In der Stadtbahn-Debatte um das Projekt LUCIE hat sich nun auch Oberbürgermeister Matthias Knecht öffentlich zu Wort gemeldet. Nach der teils scharfen Kritik von Landrat Dietmar Allgaier und dem Zweckverband Stadtbahn verteidigte Knecht am Mittwoch (22. Oktober) im Gemeinderat die neue Linie der Stadtverwaltung. Die angespannte Haushaltslage zwinge zur Priorisierung, so der OB.

Laut Knecht sei der Grundsatzbeschluss von 2022 ein „goldener Moment“ gewesen, doch viele Voraussetzungen hätten sich seither fundamental verändert. Die ursprünglich beschlossenen Trassen seien teilweise nicht realisierbar, und die finanzielle Situation der Kommunen sei „so kritisch wie seit 30 Jahren nicht“. Die Stadt will daher nur noch die Reaktivierung der alten Bahnstrecke von Markgröningen über Möglingen zum Ludwigsburger Bahnhof weiterverfolgen. Für den Lückenschluss nach Pattonville ist ein Expressbus vorgesehen und als „innovatives Pilotprojekt“ ein autonomer Shuttle zwischen Bahnhof und Blühendem Barock.

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Stadt bekennt sich zum Zweckverband – aber mit Einschränkungen

Die Stadtverwaltung schlägt vor, Mitglied im Zweckverband Stadtbahn zu bleiben, aber nicht mehr alle Streckenäste weiterzuverfolgen. Konkret empfiehlt sie:

Ja zur Reaktivierung der Schienenverbindung Markgröningen – Möglingen – Ludwigsburg

Ja zum Ausbau der SSB-Strecke Aldingen – Pattonville

Nein zur Weiterführung über Friedrichstraße, Leonberger Straße, Oßweil und Schlößlesfeld

Letztere Trassen seien laut Verwaltung verkehrlich nicht umsetzbar oder führten zu „unzumutbaren Belastungen“. Die Stadt will stattdessen den Bahnhof als zentrale Anlaufstelle einbinden – bevorzugt mit einer Einfahrt auf Gleis 6. Ein autonomer Shuttle zwischen Bahnhof und Innenstadt soll als innovatives Nahverkehrsprojekt der Stadtwerke realisiert werden. Die SWLB prüfen derzeit Möglichkeiten, die bestehende Glasfaserinfrastruktur und Sensorik effizienter auszulasten. OB Knecht dazu: „Seit 2019 arbeiten wir als Stadt und Stadtwerke bereits am Thema autonomes Fahren. Es ist der richtige Zeitpunkt zu zeigen, was darin für Möglichkeiten stecken. Ein tolles, innovatives Projekt auf das wir uns sehr freuen. Stillstand ist woanders, nicht in Ludwigsburg!“

Stadt beziffert ihre künftige Kostenbeteiligung

Insgesamt rechnet die Stadt Ludwigsburg mit einem verbleibenden Kostenanteil von 4,5 bis 5,5 Millionen Euro für den reduzierten Streckenausbau bis zum Bahnhof. Bereits geflossen seien rund 3,9 Millionen Euro. Bis 2030 seien weitere 19 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen – ein Punkt, der im politischen Raum zunehmend kritisch hinterfragt wird.

Entscheidung fällt Mitte November – Bürgerbeteiligung angekündigt

Die Stadt kündigt für die kommenden Wochen einen mehrstufigen Prozess an: Am 5. November werden Befürworter und Kritiker der Stadtbahn im Kulturzentrum öffentlich zu Wort kommen. Erst am 19. November soll der Gemeinderat über den Vorschlag der Stadtverwaltung endgültig abstimmen.

Knecht betont: “Wir nehmen unsere Verantwortung als Stadt Ludwigsburg sehr ernst, zukunftsfähige Lösungen für den öffentlichen Personennahverkehr zu finden und wollen auch gegenüber allen Partnern im Zweckverband verlässlich sein.