Ökonomen kritisieren Riester-Rente

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Die Riester-Rente steht wieder in der Kritik. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin konstatiert: “Die Riester-Rente verfehlt ihr Ziel”. Nötig sei ein Neustart. Die Studie auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigt: Nur ein Viertel der Bevölkerung bis 65 Jahren hat einen Riester-Vertrag. Vor allem ärmere Haushalte “riestern” nur selten. Ein Großteil der Bevölkerung und insbesondere von Altersarmut bedrohte Zielgruppen werden demnach nicht erreicht.

“Die Riester-Rente erreicht nicht diejenigen, die sie am dringendsten brauchen würden”, sagt Studienautor Peter Haan. “Ihr Ziel, das sinkende Rentenniveau abzufedern und den Lebensstandard auch im Alter zu sichern, verfehlt sie somit weitgehend.”

Neben dem Bildungsniveau scheint vor allem die berufliche Position entscheidend für die Frage zu sein, wer einen Riester-Vertrag abschließt: Je höher die berufliche Position, desto häufiger wird ein Riester-Vertrag gehalten. So haben im Jahr 2020 rund 42 Prozent der Angestellten mit Führungsaufgaben einen Riester-Vertrag – aber nur elf Prozent der ungelernten Arbeiter.

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Rund 300 000 Personen beziehen aktuell bereits eine Riester-Rente. Durchschnittlich beziehen diese 83 Euro im Monat aus einer Riester-Rente. Dies entspricht etwa einem Anteil von fünf Prozent an allen eigenen Alterseinkommen dieser Gruppe. “In den nächsten Jahren werden mehr Riester-Sparer mit längeren Beitragszeiten in Rente gehen, der Anteil der Riester-Renten am durchschnittlichen Alterseinkommen wird also steigen”, prognostiziert Co-Autor Johannes Geyer. “Jedoch wird auch dieser Anstieg nicht ausreichen, um die Lücken im Versorgungsniveau der Bevölkerung zu schließen.”

Alternativvorschlag: Verpflichtender Vorsorgefonds nach schwedischem Vorbild. “Die Riester-Rente muss grundlegend reformiert werden”, fasst Co-Autor Markus M. Grabka das Ergebnis der Studie zusammen. “Die Riester-Rente sollte am schwedischen Modell der privaten Altersvorsorge ausgerichtet werden.”

In Schweden ist private Altersvorsorge obligatorisch. Von staatlicher Seite wird ein standardisiertes Vorsorgeprodukt mit geringen Bürokratiekosten angeboten. Dessen Rendite liegt deutlich über der von vielen Riester-Rentenverträgen in Deutschland, dabei gibt es in Schweden aber keine Beitragsgarantien. Ein solcher verpflichtender Vorsorgefonds könne auch für Deutschland ein Modell sein. Es müsse allerdings sichergestellt sein, dass auch Arbeitslose und Geringverdiener Beiträge leisten können, etwa indem der Staat die Beiträge für diese Gruppen subventioniert.

Lars Wallerang / glp