Den Ermittlern der Kriminalpolizeidirektionen der Polizeipräsidien Ludwigsburg und Aalen sind im Kampf gegen den Drogenhandel nach eigenen Angaben ein wichtiger Schlag gelungen. In Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart, dem Landespolizeikommando und dem Landeskriminalamt Vorarlberg sowie der Kantonspolizei St. Gallen wurde eine international agierende, vorwiegend albanische Tätergruppe ausgehoben, die größere Mengen Kokain und Marihuana sowohl in Süd- und Mitteldeutschland als auch in Österreich und der Schweiz abgesetzt haben soll. Im Zuge des Verfahrens stellten die Ermittler 74 Kilogramm Marihuana, etwa 1,8 Kilogramm Kokain und über 160.000 Euro Bargeld sicher. 14 Tatverdächtige befinden sich mittlerweile in Untersuchungshaft. Das gab das Polizeipräsidium am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt.
Bereits im Frühjahr 2019 hatten sich bei der Kriminalpolizeidirektion Waiblingen erste Hinweise auf einen 39-jährigen bulgarisch-albanischen Staatsangehörigen aus dem Rems-Murr-Kreis und dessen 43-jährigen Komplizen aus Ludwigsburg ergeben, heißt es in der Mitteilung. Diese Hinweise korrespondierten mit Erkenntnissen der Ludwigsburger Kripo. Die weiteren Ermittlungen wurden daher im Rahmen einer Kooperation in Ludwigsburg geführt. Im Sommer 2019 zog der 43-Jährige nach Offenbach um und organisierte von dort aus den Rauschgifthandel in Richtung Süddeutschland. Die mitunter verdeckt geführten Ermittlungen führten schließlich am 16. Mai 2020 zur Sicherstellung von über 65 kg Marihuana auf einem Firmenparkplatz in Steinheim an der Murr, das mit einem Lkw aus Spanien angeliefert worden war, heißt in der Mitteilung weiter. Der 34-jährige Fahrer sowie die beiden 30 und 27 Jahre alten Abholer aus Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen wurden festgenommen. Gegen den 34-Jährigen wird zwischenzeitlich auch wegen internationalen Waffenhandels ermittelt. Ein 43-jähriger Bosnier aus Bielefeld, der den Transport koordiniert hatte, wurde laut der Meldung am 14. August festgenommen.
Wie die weiteren Ermittlungen ergaben, hatte der 39-Jährige zusammen mit einem Familienmitglied und einem ebenfalls albanischen Fahrer unterdessen zahlreiche Rauschgiftbeschaffungsfahrten sowohl in Deutschland als auch ins Ausland durchgeführt und versorgte zahlreiche Abnehmer in Süddeutschland und im schweizerisch-österreichischen Grenzgebiet mit Kokain und Marihuana im Kilogrammbereich, gab die Polizei bekannt. Während sich das Familienmitglied und der Mittäter ins Ausland absetzten, soll der 39-Jährige die Rauschgiftgeschäfte ab Januar 2020 zunächst alleine weiter geführt haben.
Hier setzten nunmehr intensive grenzüberschreitende Ermittlungen ein, die am 19.06.2020 zur Festnahme des 39-Jährigen in Österreich führten, nachdem er dort einen türkischen Abnehmer mit zuvor in Karlsruhe gelagertem Marihuana beliefern wollte. In seinem Pkw stellten die österreichischen Einsatzkräfte in einem professionellen Versteck 5,5 kg Marihuana sicher. Die Gruppierung steht nach Abschluss der dortigen Ermittlungen im Verdacht, unter maßgeblicher Vermittlung eines aus der Schweiz agierenden kroatischen Staatsangehörigen zumindest seit Sommer 2019 bis Mitte Juni 2020, im Großraum Dornbirn und Bregenz insgesamt etwa 25 kg Marihuana an türkische und türkischstämmige Abnehmer im Großraum Bregenz und Dornbirn geliefert, verkauft und mehrere 100 Gramm Kokain an einen Abnehmer in Vorarlberg übergeben zu haben. Darüber hinaus schmuggelten sie Marihuana und Kokain von Deutschland durch Vorarlberg in die Schweiz, heißt es in der Mitteilung.
Die Kantonspolizei St. Gallen legt den Tatverdächtigen nach umfangreichen Ermittlungen den Erwerb und Weiterverkauf von rund 800 Gramm Kokain und 27 kg Marihuana zur Last.
Nach der Festnahme des 39-Jährigen griffen die deutschen Ermittler in Karlsruhe zu und nahmen mit einem albanischen Brüderpaar im Alter von 37 und 42 Jahren weitere Mittäter des 39-Jährigen sowie einen weiteren Komplizen fest. Bei ihrer Festnahme transportierten die Brüder neben 2,4 kg Marihuana und 1,1 kg Kokain in ihrem Auto auch 52.000 Euro Drogengeld.
Mutmaßlich unter dem Eindruck der polizeilichen Maßnahmen wollte sich der 43-Jährige zusammen mit einem 25-Jährigen, als Kurierfahrer eingesetzten Mittäter nunmehr aus Deutschland absetzen. Sie wurden jedoch am 25. Juni auf der Tank- und Rastanlage Sindelfinger Wald an der A 8 festgenommen. Ein weiterer Kurierfahrer ging den Ermittlern mit einem präparierten Fahrzeug in Offenbach ins Netz. In diesem Auto stellten die Beamten knapp 70.000 Euro Bargeld sicher.
Am 06. Juli kam es in Ludwigsburg und Leinfelden-Echterdingen zur Festnahme zweier weiterer, 25 und 29 Jahre alter Tatverdächtiger sowie zur weiteren Sicherstellung von Bargeld und 100 Gramm Kokain. Am Rande dieses umfangreichen Ermittlungsverfahrens erfolgte am 05. August nach einem vereinbarten Rauschgiftgeschäft in der Ludwigsburger Innenstadt im Marstall-Center die Festnahme eines 34-jährigen Kosovaren und eines 33-jährigen Serben, die zuvor im Besitz von 500 Gramm Kokain waren. Die Festgenommenen waren laut der Polizei seit einiger Zeit im Bereich des Ludwigsburger Holzmarktes aktiv und sollen dort verschiedene Abnehmer versorgt haben. Bei dieser Festnahme kam es – wie wir bereits berichteten – zu einem polizeilichen Schusswaffengebrauch, nachdem ein 30-Jähriger Albaner bei seiner Flucht auf einen Polizeibeamten zugefahren war und ihn leicht verletzt hatte. Der 30-Jährige ist weiterhin auf der Flucht und hat sich laut der Polizei mutmaßlich ins Ausland abgesetzt.
Laut der Polizei agierten die Tatverdächtigen äußerst konspirativ und kommunizierten mitunter über abhörsichere Mobiltelefone. Zudem nutzten sie Störsender um Überwachungsmaßnahmen zu verhindern.
“Ich kann alle mit den Ermittlungen betrauten Kolleginnen und Kollegen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu diesem herausragenden Erfolg nur beglückwünschen,” so Polizeivizepräsident Frank Spitzmüller. “Wir haben es hier mit europaweit organisierter Kriminalität zu tun, deren Strukturen auch nur mit langem Atem und den notwendigen personellen wie finanziellen polizeilichen Ressourcen in grenzüberschreitender, vertrauensvoller Zusammenarbeit mit hochmotivierten Ermittlern und Staatsanwälten aufgebrochen werden können.”
red
Quelle: Polizei Ludwigsburg