Rewe gewinnt “Goldenen Windbeutel”

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Der “Goldene Windbeutel” ist eine Negativauszeichnung, die Foodwatch Firmen verleiht. Die Ernährungs-Überwacher haben diesmal die Supermarktkette Rewe aufs Korn genommen. Foodwatch bezichtigt Rewe der “Klimalüge”.

Bei einer Online-Abstimmung der Verbraucherorganisation Foodwatch wählten rund 28 Prozent der mehr als 63.000 Teilnehmer das als “klimaneutral” beworbene Hähnchenbrustfilet der Rewe-Eigenmarke “Wilhelm Brandenburg” zur “dreistesten Werbelüge des Jahres”. Die Werbung erwecke den Eindruck, dass sich die Produktion des Hähnchens nicht schädlich auf das Klima auswirke.

Tatsächlich werde das Hähnchenbrustfilet weder emissionsfrei hergestellt noch würde der bei der Produktion anfallende CO2-Ausstoß ausgeglichen. Recherchen von foodwatch haben ergeben: Das Wald-Projekt in Peru, durch das die Treibhausgas-Emissionen kompensiert werden sollten, schützt den dortigen Wald nicht. Fleisch als “klimaneutral” zu bewerben, sei zudem grundsätzlich irreführend, so foodwatch. Dreiviertel aller Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft entfallen auf die Tierhaltung.

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“Für den Klimaschutz muss Deutschland die Tierzahlen drastisch reduzieren”, sagt Manuel Wiemann, Wahlleiter des “Goldenen Windbeutels”. Rewe verkaufe Fleisch als gut für das Klima, was eine glatte Lüge sei. Mit diesem Greenwashing müsse Schluss sein.

Mit einer Aktion an der Rewe-Zentrale in Köln hat Foodwatch am heutigen Dienstag versucht, den Negativpreis an die Konzernführung zu überreichen. Eine lebensgroße Hähnchenverpackung protestierte mit dem Schild “Ich will keine Klimalüge sein!”. Die Aktivisten standen jedoch vor verschlossenen Türen: Rewe stand für ein Gespräch nicht zur Verfügung. In einer schriftlichen Stellungnahme hatte der Handelskonzern die Kritik bereits zurückgewiesen: Der Anbieter Climate Partner, über den die Supermarktkette die CO2-Zertifikate gekauft hatte, hätte versichert, die foodwatch-Vorwürfe seien unbegründet, so Rewe.

Manuel Wiemann von foodwatch sagt dazu, Rewe zeige den Verbrauchern die kalte Schulter. Der Ausgleich eigener Emissionen über den Kauf von C02-Zertifikaten sei ein moderner Ablasshandel, mit dem Unternehmen ruckzuck auf dem Papier “klimaneutral” werden können – ohne selbst ernsthaft etwas für mehr Klimaschutz tun zu müssen. Es könne nicht verwundern, dass die Profiteure dieses Geschäftsmodells sich gegenseitig eine weiße Weste bescheinigen.

Lars Wallerang / Lars Wallerang