
Von Ayhan Güneş
Der Weg an die Spitze ist hart – und dort zu bleiben, noch härter. Beim 1:1 im Spitzenspiel gegen die SG Sonnenhof Großaspach spürte Tabellenführer SGV Freiberg Fußball, dass in dieser Liga nichts selbstverständlich ist. Wer glaubte, der Aufstieg sei nach der beeindruckenden Siegesserie nur Formsache, wurde am Samstag eines Besseren belehrt. Freiberg bleibt auch im vierten Spiel in Serie ohne Sieg.
Freiberg – Spitzenreiter ja, Selbstläufer nein: Der SGV Freiberg Fußball bleibt nach dem 1:1 im Derby gegen die SG Sonnenhof Großaspach Tabellenführer, spürt aber zunehmend den Gegenwind der Liga. Vor rund 1.500 Zuschauern im Wasenstadion erlebte die Mannschaft ein Spiel, das sie dominierte und doch nicht gewann.
Überlegenheit ohne Ertrag
Freiberg hatte mehr Ballbesitz, mehr Chancen, mehr Kontrolle – aber am Ende nur einen Punkt. Zweimal Aluminium, mehrere hundertprozentige Möglichkeiten und ein nicht gegebener Elfmeter ließen die Hausherren verzweifeln. „Wir haben sehr dominant gespielt, in der ersten Halbzeit drei klare Chancen, dazu ein Elfmeter, der uns verwehrt wurde“, sagte Trainer Kushtrim Lushtaku gegenüber Ludwigsburg24. „Dann kommst du aus der Pause, hast wieder die Möglichkeiten – aber machst die Tore nicht.“
Erste Halbzeit: Freiberg drückt, Großaspach verteidigt
Von Beginn an übernahm der SGV das Kommando, bestimmte das Tempo und verlagerte das Spiel tief in die Hälfte der Gäste. Immer wieder rollten Angriffe über die Flügel, doch im letzten Drittel fehlte die Präzision. Ein Schuss von Grobelnik zwang Torhüter Reule zu einer Glanzparade, kurz darauf traf Polauke nur die Latte. Großaspach kam kaum über die Mittellinie hinaus, verteidigte mit viel Einsatz und profitierte von der fehlenden Konsequenz der Freiberger.
Lushtaku, der das Spiel wegen einer Sperre von der Tribüne aus verfolgen musste, war nach dem Abpfiff sichtlich aufgebracht: „Ich fühle mich elend“, brachte er seine Enttäuschung unverblümt auf den Punkt. Seine Kritik an der Leistung von Schiedsrichter Tim Waldinger fiel scharf aus: „Die Schiedsrichterleistung war heute erneut ein Skandal. Aber am Ende sind wir selber schuld, dass wir nicht gewonnen haben – das macht mich sauer.“
Es war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass Lushtaku mit den Entscheidungen der Unparteiischen haderte.
Köhl trifft, Kleinschrodt kontert
Freiberg startete stark in die zweite Halbzeit: Nach schnellem Umschaltspiel traf Marius Köhl in der 53. Minute zur verdienten Führung. Doch ein weiter Einwurf brachte die Gäste zurück ins Spiel – Kleinschrodt nutzte die eine kleine Unordnung im Strafraum zum 1:1-Ausgleich (72.).
Die Defensive um Schmidt, Polauke, Bradara und Keeper Grawe zeigte ansonsten eine starke Leistung. „Sie haben keine einzige Torchance zugelassen“, lobte Lushtaku seine Verteidigung.
Verletzungen und Sperren als Belastung
Die personelle Situation blieb angespannt. „Pitsch und Kudala haben sich beim Warm-up verletzt. Die Spieler, die eigentlich für die Startelf gedacht waren, fielen aus“, erklärte Lushtaku. Auch Kapitän Kehl-Gomez musste seine Rot-Sperre absitzen. Einziger Lichtblick: Er kehrt im nächsten Spiel wieder zurück.
Führung verteidigt, Form offen
Mit 30 Punkten bleibt Freiberg Tabellenführer, Verfolger Steinbach Haiger rückt nach seinem Sieg jedoch bis auf vier Punkte heran. Ob der SGV aktuell ein Formtief durchlebt, lässt sich schwer sagen – die Gegner waren motiviert, die Spiele intensiv. Lushtaku bleibt kämpferisch: „Ich mache mir keine Gedanken. Wir haben die fitteste Mannschaft, müssen jedoch mutiger sein, die Lockerheit wiederfinden und endlich wieder mehr aufs Tor schießen.“
Auf die Frage, ob seine Mannschaft die Linie verloren habe, antwortete der Coach deutlich: „Wir hätten die letzten vier Spiele gewinnen müssen. Wir haben die beste und stärkste Mannschaft der Liga. Jetzt müssen wir nur wieder den Kompass finden.“
Fazit
Freiberg bleibt oben, aber der Weg wird rauer. Wer dachte, der Aufstieg sei nach der Siegesserie schon sicher, merkt jetzt: In dieser Liga wird nichts geschenkt.


