Smartphone und Co.: Warum muss es immer neu sein?

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Viele Smartphone-Besitzer spielen alle zwei Jahre das gleiche Spiel: Mit der Verlängerung des Handy-Vertrags gibt es ein brandneues Gerät – obwohl das “alte” noch tadellos funktioniert. Auch bei den beliebtesten Weihnachtsgeschenken sind jedes Jahr Smartphones, aber auch Haushaltsgeräte oder Elektronikartikel ganz vorne dabei. Auch da wird oft ein noch funktionsfähiges Gerät ersetzt. Welchen Einfluss Konsumgewohnheiten auf die Überlebensdauer der Geräte haben, wie wichtig lange Haltbarkeit von Gebrauchsgegenständen im Vergleich zum neuesten technischen Stand ist und welche Rolle die Reparatur von Geräten spielt, damit hat sich eine aktuelle Umfrage der TU Berlin und des Fraunhofer Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration beschäftigt. Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage wurden 1.000 Personen ab 18 Jahren in persönlichen Interviews befragt.

“Grund für den Neukauf ist in vielen Fällen nicht das kaputte Altgerät: 67 Prozent der Befragten kaufen ein neues Smartphone und 35 Prozent eine neue Waschmaschine, obwohl das alte Gerät noch funktioniert. Vor allem bei Smartphones gibt es den starken Wunsch, immer up to date zu sein, und die Verlockung vieler neuer Angebote”, so Studienleiterin Prof. Dr. Melanie Jaeger-Erben. Der Nachteil: Moderne Elektronikgeräte werden mit einem hohen Einsatz von Ressourcen und einem erheblichen Ausstoß von Emissionen hergestellt. Dabei rechtfertigen sich diese ökologischen Kosten vor allem durch eine lange Einsatzdauer.

Aber es besteht Grund zur Hoffnung, Denn mit 67 Prozent fühlt sich das Gros der Bevölkerung verpflichtet, Geräte möglichst lange zu nutzen. “73 Prozent wollen damit einen Beitrag zur Umwelt leisten und 57 Prozent der Befragten hält Langlebigkeit von Geräten für einen wichtigen gesellschaftlichen Wert”, so die Wissenschaftlerin. Hinzu kommt ein Vergleich mit einer Befragung der TU Berlin von 2017. Demnach hat sich die Nutzungsdauer von Smartphones von im Schnitt 2,3 Jahre auf immerhin 2,7 Jahre erhöht.

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Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft also noch eine große Lücke. “Um einen nachhaltigeren Konsum von Elektronikgeräten zu fördern, braucht es keine Appelle an das Gewissen oder Verantwortungsgefühl. Vielmehr gilt es, die Handlungskosten für längere Nutzungsdauern zu verringern. Die Erleichterung von Reparatur sowie bessere und praktischere Möglichkeiten der Pflege und Wartung sind zwei Möglichkeiten unter vielen, Hemmnisse abzubauen und die Wertschätzung des Gebrauchten zu erleichtern”, so Jaeger-Erben.

Andreas Reiners