Staatssekretärin besucht in Ludwigsburg Deutschlands größte Solarthermie-Anlage

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Von Uwe Roth

15 Millionen Euro hat die Solarthermie-Anlage am Alten Wasserturm in Ludwigsburg gekostet. Der Bund hat davon mit 10 Millionen Euro den größten Teil bezahlt. Ein Jahr nach Inbetriebnahme hat am Montag die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium Deutschlands größte Anlage dieser Art besucht, um zu schauen, ob das Geld aus der Staatskasse in Ludwigsburg gut angelegt ist. Rita Schwarzelühr-Sutter hatte 2017 den Förderbescheid überreicht und war nach ihrer Besichtigung, drei Jahre später, voll des Lobs. Insbesondere honorierte die SPD-Politikerin die Zusammenarbeit der beiden Städte Ludwigsburg und Kornwestheim, die über die gemeinsamen Stadtwerke das Projekt auf den Weg gebracht hatten. Die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim GmbH (SWLB) ist die Betreiberin der Anlage, die mit Sonnenkraft heißes Wasser erzeugt. Das wird über ein Wärmenetz an die angeschlossenen Haushalte verteilt. Eine eigene Heizung benötigen die Gebäude nicht.

Die Geschäftsführer der SWLB, Christian Schneider und Johannes Rager, erläuterten der Staatssekretärin die technische Seite der so bezeichneten SolarHeatGrid-Anlage. Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht und Kornwestheims Erster Bürgermeister Daniel Güthler unterstrichen den wichtigen Beitrag dieser Anlage zum kommunalen Klimaschutz. Knecht sagte, „im Hinblick auf den Klimawandel sind Lösungen mit erneuerbaren Energien von herausragender Bedeutung“.

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Der Oberbürgermeister berichtete, dass der Gemeinderat den Zeitpunkt, von dem an alle städtischen Einrichtungen klimaneutral betrieben werden, von 2050 auf das Jahr 2035 vorgezogen habe. „Das ist sportlich. Aber 2050 wäre zu spät gewesen“, so Knecht. Am 9. Und 10. Juli werde der Gemeinderat in einer Klausursitzung beraten, wie die Stadt das Ziel erreichen könne, das mit hohen Investitionen verbunden sei. Weiteres Geld zur finanziellen Unterstützung vom Bund wäre hoch willkommen, so Knecht und Güthler gegenüber Schwarzelühr-Sutter, die ihren Wahlkreis in Waldshut an der Grenze zur Schweiz hat.

Rund 3700 Tonnen C02 jährlich spart das Projekt SolarHeatGrid ein, 6562 Megawattstunden solare Wärme wurden bei einer Leistung von über zehn Megawatt in der absoluten Spitze im ersten Betriebsjahr erzeugt werden. „Das Projekt beweist, dass fossile gegen erneuerbare Energien getauscht werden können. Die Kombination des Fernwärmenetzes mit Sonnenwarme ist zukunftweisend, zumal dadurch die Machbarkeit kommunaler Wärmeversorgung mit regenerativen Energien unterstrichen wird”, führte die SPD-Politikerin aus.

Johannes Rager sagte: „Unsere Erwartungen hinsichtlich der Wärmemenge der Anlage wurden sogar übertroffen.“ In den sonnenreichen Monaten – von Ende Mai bis Ende September – wurde der komplette Wärmebedarf im Verbundnetz durch die in die Anlage eingespeiste Sonnenenergie gedeckt. Der 20 Meter hohe Wärmespeicher sichert die Wärmeversorgung auch in den Abend- und Nachtstunden, in denen die Sonne nicht mehr scheint. Mit 1088 Kollektoren auf 14800 Quadratmetern Fläche wird die Wärme klimafreundlich durch Sonneneinstrahlung erzeugt. Das Herz der Solarthermie-Anlage ist das Technikgebäude. Hier sind alle technischen Komponenten untergebracht. In den Kollektoren wird das Wärmeträgermedium, ein Wasser-Glykol-Gemisch, auf bis zu 90 Grad erhitzt und die Wärme mithilfe eines Wärmetauschers in das Fernwärmenetz eingespeist. Das warme Wasser wird entweder im Wärmespeicher – ein ebenso wichtiger Bestandteil des Modellprojektes – neben dem Ludwigsburger Holzheizkraftwerk mit fast zwei Millionen Liter Wasser Fassungsvermögen zwischengespeichert oder direkt an die Haushalte geliefert.

Im Rahmen des Klimaschutz-Modellprojekts wurden drei Fernwärme-Inselnetze an das Ludwigsburger Verbundnetz angeschlossen. Die Anlage ist mit dem Holzheizkraftwerk und vielen Blockheizkraftwerken, die im Stadtgebiet verteilt liegen, so vernetzt und justiert, dass die Wärmeversorgung ständig – auch in sonnenarmen Wintermonaten – gewährleistet ist. Das Projekt zielt darauf ab, den Anteil erneuerbarer Energien im Fernwärmenetz zu steigern und durch die so erzielte Verminderung des C02-Ausstoßes aktiv den Klimaschutz vor Ort voranzutreiben.

Daniel Güthler, Erster Bürgermeister der Stadt Kornwestheim, auf deren Gemarkung ebenfalls gebaut wurde, erklärt: „Wir sind stolz, dass wir Teil des deutschlandweiten Leuchtturmprojektes sind, das positive Auswirkungen auf unsere städtische Energiebilanz hat. SolarHeatGrid stellt einen großen regionalen Erfolg in der nachhaltigen Energieversorgung dar.“