Stadtbahn in Ludwigsburg: Kreistag beschließt Gründung von Zweckverband

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V o n  U w e  R o t h

Der Kreistag hat am Freitag die Gründung eines Zweckverbands zum Bau einer Stadtbahn beschlossen. Die positive Abstimmung in der Sitzung lassen die Pläne nach jahrelangen Beratungen zwischen der Stadt Ludwigsburg sowie der Landkreisverwaltung konkret werden. Der Zweckverband übernimmt die Planung und später den Betrieb der Bahn. Höchste Priorität hat die Reaktivierung der Strecke Ludwigsburg-Markgröningen. Es könnte aber sein, dass die Deutsche Bahn dort fahren wird – und nicht die Stadtbahn. Weil es in der Umsetzung so einfach schneller geht.

Der ursprüngliche Zeitplan ist längst hinfällig. Eigentlich sollten im laufenden Jahr 2020 Züge auf der reaktivierten Bahnlinie zwischen Markgröningen und Ludwigsburg pendeln. So hatte es im Jahr 2017 der damalige Oberbürgermeister Werner Spec versprochen. Doch bis heute wächst im Gleisbett das Unkraut. Der Schotter, der ausgetauscht werden sollte, ist noch der alte.

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Doch es geht voran, wenn auch zeitverzögert: Am Freitag hat der Kreistag die Gründung eines Zweckverbands zum Bau einer Stadtbahn beschlossen. Die soll einmal den Landkreis von Ost nach West und in der Mitte die Stadt Ludwigsburg durchqueren. Der Zweckverband ist Voraussetzung, damit die Kommunen entlang der Trassen zusammenarbeiten und Kosten gemeinsam tragen können – und hoffentlich an einem Strang ziehen. Neben Ludwigsburg und dem Landkreis sind dies Remseck, der Zweckverband Pattonville, Möglingen und Markgröningen.

Die Abstimmung im Kreistag ist nötig, weil er für alles politisch verantwortlich ist, was im Landkreis auf Schienen verkehrt. Das Netz der Deutschen Bahn ist davon ausgenommen. Zu den anfänglichen Plänen Ludwigsburg hatte gehört, zusätzlich zur Strecke für eine Niederflurbahn ein Trassen-Netz für Schnellbuslinien (BRT) aufzubauen. Zusätzliche Buslinien könnte die Stadt in Eigenregie und ohne die Zustimmung des Landkreises einrichten.

Solche XXL-Busse mit eingebauter Vorfahrt waren ebenfalls eine Idee des 2019 abgewählten Spec. Doch seit ihm Matthias Knecht als Rathauschef nachgefolgt ist, spricht niemand mehr von Schnellbussen oder gar von BRT – nicht nur, weil deren Antriebstechnik unausgereift sind. Ein BRT ist zumindest im Europa weit von seinem technischen Durchbruch entfernt.

Stattdessen werden nun in der Stadt einfache Spuren eingerichtet, ohne die Fahrbahn baulich zu verändern, auf denen normale Linienbusse beschleunigt und gegenüber dem Straßenverkehr vorberechtigt vorwärtskommen. Auf der Schloss- und der Schorndorfer Straße sind solche Beschleunigungsspuren in Betrieb genommen worden. Dort ist auch der Radverkehr zugelassen. Künftig wird die Busbeschleunigung in den 39 Kreiskommunen zu 50 Prozent vom Landkreis gefördert. Der Kreistag hat dazu am Freitag ein Programm mit einer halben Million Euro für das laufende und das kommende Jahr beschlossen.

Der Ludwigsburger Stadtverwaltung hängt auch nach dem OB-Wechsel der Ruf nach, auf die Stadtbahn gerne verzichten zu können. „Das stimmt nicht“, stellt der für die Mobilität zuständige Bürgermeister Michael Ilk klar. „Wir unterstützen den Landkreis weiterhin tatkräftig bei den Planungen.“ Demnach führt die Trasse von Remseck-Aldingen nach Pattonville, dann Richtung Ludwigsburg über die Oststadt und der Hindenburgstraße zum Bahnhof. Von dort geht es über die Mylius- und der Wilhelmstraße nach Ossweil und eventuell noch nach Schlösslesfeld. In sechs Bauabschnitten solle das Netz realisiert werden, sagt Ilk. Spätesten 2022 könnten die Planungen abgeschlossen sein und mit der Realisierung begonnen werden.

Am Bahnhof schließt die Stadtbahn-Trasse an die bestehende, 2005 aber komplett stillgelegte Eisenbahntrasse nach Markgröningen an. Doch welches Transportmittel darauf verkehren wird, ist offen. Das hat nicht zuletzt bürokratisch-technische Gründe: Obwohl auf der 8,4 Kilometer langen Strecke seit 1975 keine Personenzüge mehr fahren, hat sie immer noch eine Betriebserlaubnis. Diese gilt jedoch nicht für eine Stadtbahn, auch wenn die Spurbreite die gleiche ist. Doch die Antriebstechnik ist eine andere.

Sind die Gleisanlage und die Eisenbahnsignale zwischen Ludwigsburg und Markgröningen instandgesetzt, könnten auf der reaktivierten sofort Züge fahren, ohne grünes Licht seitens des Eisenbahnbundesamtes abzuwarten. Ein Genehmigungsverfahren für den Betrieb einer Stadtbahn könnte hingegen bis zu zehn Jahre dauern. Eine Zweisystem-Stadtbahn, die auch als Eisenbahn zugelassen ist, könnte die Lösung sein. In Karlsruhe ist eine solche im Einsatz.

In die Diskussion um weitere Schienenverbindungen im Landkreis ist ein weiteres Vorhaben geraten: Die Erweiterung der sogenannten Schusterbahn vom reinen Güter- auf den Personenverkehr. Auf ihr könnte in naher Zukunft eine S-Bahn verkehren. Die startet in Bietigheim-Bissingen, fährt durch Ludwigsburg, quert den Neckar auf dem Münsterviadukt quert und hat Plochingen als Fahrtziel. Ob es so kommt, darüber entscheidet die Regionalversammlung des Verbands der Region Stuttgart.