Finanzminister Lindner will Spekulationsfrist für Aktiengewinne einführen

Bundesfinanzminister und FDP-Chef Christian Lindner hat sich für die Einführung einer Spekulationsfrist für Wertpapiergewinne ausgesprochen.

“Ich will eine Spekulationsfrist bei Wertpapiergeschäften. So wie die Immobilie nach zehn Jahren steuerfrei veräußert werden kann, so wünsche ich mir das nach einem Zeitraum von zum Beispiel zwei bis drei Jahren auch bei Wertpapieren”, sagte Lindner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben). Das werde Teil des nächsten Wahlprogramms der FDP sein.

Zudem konkretisierte Lindner die Reform der privaten Altersvorsorge, an der das Bundesfinanzministerium derzeit arbeitet. Der FDP-Chef verspricht dabei einen “historischen Paradigmenwechsel in der privaten Altersvorsorge in Deutschland.” Die Riester-Rente sei vor allem deshalb wenig rentabel gewesen, weil aufgrund der 100-prozentigen Beitragsgarantie gewisse Anlageklassen ausgeschlossen worden sein. Nun schaffe man Wahlfreiheit: Künftig könne man zwischen einer 100-, einer 80- und einer 0-prozentigen Beitragsgarantie wählen.

“Wer auf volle Sicherheit aus ist, kann sich weiterhin garantieren lassen, dass das gesamte eingezahlte Kapital der Vorjahre mit Auszahlungsbeginn zur Verfügung geht”, sagte Lindner. Bei der 80-prozentigen Garantie gebe es ein Restrisiko, dafür sei aber mit einem höheren Betrag zu rechnen. “Wer die 0-Prozent-Garantie wählt und beispielsweise in Wertpapiere im eigenen Vorsorgedepot investiert, hat die Möglichkeit, über Jahrzehnte eine hohe Rendite bei geringem Risiko zu erwarten. Ausschließen lässt sich das Risiko aber nicht”, führte der Finanzminister aus.

Mit der Reform erhofft sich Lindner auch eine Stärkung der privaten Aktienkultur in Deutschland. “Manche Skeptiker mögen sich von Schwankungen wie jüngst bestätigt fühlen. Doch diese Skeptiker sind leider auch nicht dabei, wenn der Aufschwung kommt”, sagte Lindner.

red

So ticken Anleger

Über 70 Prozent der Anleger aus europäischen Ländern investieren in den amerikanischen Markt. Das ergibt eine Analyse des globalen Finanzportals Investing.com in Zusammenarbeit mit der Marketing-Suite SEMrush. Das Ergebnis ist wenig verwunderlich, denn acht der zehn weltweit größten Unternehmen, gemessen an der Marktkapitalisierung, kommen aus den Vereinigten Staaten.

Ein großes Interesse für Aktien des US-Marktes zeigt sich besonders in osteuropäischen Ländern wie Kroatien, Serbien oder Albanien. Das mag auch an dem vereinfachten Zugang zu Wertpapieren der Wall Street liegen. Mittlerweile können Händler leicht auf Apps und Online-Broker zurückgreifen.

Während die Anleger der kleineren Länder Europas im Allgemeinen amerikanische Aktien favorisieren, ziehen die größeren Länder es vor, in lokale Aktien zu investieren. Robert Zach, der Deutschland-Korrespondent von Investing.com, erklärt: “Die Investoren ziehen lokale Marken vor, weil sie diese ihr ganzes Leben lang kennen und ein grundlegendes Vertrauen besteht.”

Ähnlich geht es Frankreich, Italien, Spanien und Russland. Diese Länder investieren in lokale Aktien, da diese scheinbar zuverlässige und sichere Anlagen sind. Nur ein Land fällt aus der Reihe: Großbritannien. “Zwei Dinge spielen hierbei eine Rolle”, erklärt Clement Thibault, Senior Analyst bei Investing.com. “Erstens sind Großbritannien und die USA kulturhistorisch sehr ähnlich. Zweitens ist die Unsicherheit durch den Brexit definitiv ein großer Faktor.” wid/rlo