“Schatz, ich bin jetzt Bundestrainer” – Ein Gedankensplitter von Klinsmann-Berater Roland Eitel

Der Rasen ist sattgrün, die Fans meistens in Ekstase, und der deutsche Fußballzirkus tanzt – vor allem aktuell – im grellen Scheinwerferlicht! Doch was passiert, wenn der Vorhang fällt und der Applaus verstummt? Tauchen wir ab in die Welt hinter den Glitzer und Glamour der letzten Tage und Monate, in eine Welt, die mehr verbirgt, als sie preisgibt.

In Ludwigsburg, wo einige Geheimnisse des Fußballs in den Windungen der Geschichte ruhen, lebt Roland Eitel. Er ist nicht nur ein ausgewiesener Fußball-Experte, sondern auch der Berater von Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann und früher Joachim Löw. Er kennt den Fußball von innen und außen wie kein anderer und enthüllt die Geheimnisse, Kuriositäten und Leidenschaften, die die deutsche Fußballszene prägen.

In einem exklusiven Beitrag für Ludwigsburg24 öffnet Roland Eitel das Buch seiner persönlichen Reflexionen und beleuchtet die aktuellen Ereignisse im deutschen Fußball aus seinem speziellen Blickwinkel.

 

“Schatz, ich bin jetzt Bundestrainer” – Ein Gedankensplitter von Roland Eitel

“Kennen Sie noch das Jackett von Uli Stielike, das er trug als er gemeinsam mit Erich Ribbeck am 9. September 1998 als Bundestrainer vorgestellt wurde? Kurz nachdem 17 Stunden lang Paul Breitner Bundestrainer war und man ihm nach seinem ersten Interview sagte, dass er es jetzt doch nicht wird?

Oder erinnern sie sich noch an den Abend im Jahr 2000, als der DFB wegen der Drogenprobleme des potenziellen neuen Nationaltrainers Christophs Daum eine Krisensitzung zuhause bei Reiner Calmund abhielt und weil das in Leverkusen war, hatte man auch den damaligen Bayer-Manager Rudi Völler auch eingeladen? Und ein paar Stunden später der Gast Rudi Völler plötzlich Bundestrainer war? Wie stellt man sich das vor? Als er geht, sagt er zuhause: „Ich muss da zu so einer Sitzung des DFB, die haben mich eingeladen.“ Und ein paar Stunden später kommt er heim und sagt: „Schatz, ich bin jetzt Bundestrainer.“  

Oder 2004, als die TFK (Trainer-Findungs-Kommission) des DFB wochenlang einen Bundestrainer suchte, eine Absage nach der anderen erhielt, dann in Kalifornien Jürgen Klinsmann aufstöberte, der bis zu diesem Tag kein einziges Spiel oder eine Trainingseinheit als Trainer absolviert hatte – und uns dennoch zwei Jahre später das legendäre „Sommermärchen“ beschert hat?

Jetzt ist wieder Unterhaltung garantiert, der DFB sucht einen Bundestrainer. Spätestens, als man Ausschnitte der DFB-Dokumentation aus Katar sah, Trainer-Beispiele von „Graugänsen“ und Spieler, die zu spät zu langatmigen Besprechungen kamen – also das genaue Gegenstück vom „Sommermärchen“ – war klar: Das geht keine Woche mehr gut.

Und katastrophale Kommunikation ist beim DFB fast immer inclusive. Wer die Meldung der Freistellung des Bundestrainers mittenrein in das Endspiel um die Basketball-Weltmeisterschaft veröffentlicht, der zeigt auch das Hauptproblem: Die Bodenhaftung, der Respekt vor der Leistung anderer, das Gefühl für die Fans ist irgendwo zwischen Moskau und Katar verloren gegangen.

Dabei ist die Ursachenforschung gar nicht so kompliziert. Oder wie motiviert sind Sie, wenn ihr Chef Tag für Tag nur übelgelaunt auftritt, ohne jegliche Energie, ohne jegliche Dynamik, ohne Vision, ohne Überzeugungskraft – und es am Ende nur Negativ-Erlebnisse gibt. Den Profifußball Fußball auf seinen Beruf zu übertragen – was ja auch der Realität entspricht – hilft immer weiter. Und dabei sollte man noch berücksichtigen, dass es sich beim Fußball um einen Beruf handelt, in dem Emotionen die entscheidende Rolle spielen.

Wie kann man drei Tage nach dem 1:4 gegen Japan 2:1 gegen Frankreich gewinnen? Wenn bei der einen Mannschaft alles stimmt, bringen die Spieler schon mal 120 Prozent – und wenn bei der anderen halt gar nichts mehr stimmt, bleibt`s bei denen bei 80. Wie im Beruf: Wenn dem Chef die Glaubwürdigkeit, die Kompetenz und die Energie fehlt, gehen die Mitarbeiter halt auch mal zehn Minuten vor Feierabend heim. Und das alles ist dann keine Frage des monatlichen Verdienstes.

Da braucht man nur auf die Ostalb schauen. Da kriegen die Spieler auch Geld für ihren Beruf. Im üblichen Rahmen. Aber Frank Schmidt ist jetzt seit 16 Jahren Trainer beim 1. FC Heidenheim und somit ab sofort der dienstälteste Coach im deutschen Profifußball. Er hat alleine mehr Leidenschaft und Energie als der gesamte Trainerstab der deutschen Nationalmannschaft zusammen. Auch nach so vielen Jahren brennt er für seinen Verein und steckt damit seine Spieler an.

Und es kommt auch nicht von ungefähr, dass der einzige Trainer, der Frank Schmidt diesen Rekord irgendwann mal abnehmen könnte, Christian Streich ist, inzwischen seit zehn 10 Jahren Cheftrainer des SC Freiburg. Alle Vereine wollen immer sein wie der SC Freiburg – aber wenn es zum ersten Mal ernst wird, handeln sie eben doch wie Schalke 04 oder Hertha BSC Berlin. Auch der VfB Stuttgart hat in der gleichen Zeit, in der Frank Schmidt Trainer in Heidenheim war, sage und schreibe 23 Trainer verpflichtet. Da kann sich Holger Sanwald gemütlich zurücklehnen und sagen: „Ich habe in meiner ganzen Zeit beim FC Heidenheim noch keinen einzigen Euro Abfindung an einen Trainer bezahlt.“ Und da kommen bei anderen Vereinen in ein paar Jahren schnell mal eine zweistellige Millionen-Zahl zusammen. Selbst beim Deutschen Fußball-Bund kann man da seit diesen Tagen nachfragen.”

 

Wer ist Roland Eitel?

Roland Eitel, leidenschaftlicher Bewohner Ludwigsburgs, trägt seit 1990 die Kappe des Sportberaters und hat im Laufe seiner Karriere prominente Persönlichkeiten wie Jürgen Klinsmann, Joachim Löw und Mario Götze betreut. Seine Expertise war bei sieben Fußball-Weltmeisterschaften, sechs Europameisterschaften und sogar vier Olympischen Spielen gefragt. Doch Roland Eitel ist mehr als nur ein Berater – er ist auch ein veröffentlichter Buch-Autor, Dozent an renommierten Hochschulen und ein gefragter Redner, der seine Leidenschaft für den Sport in inspirierenden Vorträgen teilt.

Ukraine-Krieg: Unsere Freunde – wo sind sie geblieben? Ein Gastbeitrag von Dr. Rainer Haas

Bis zum 24. Februar dieses Jahres waren wir nur von Freunden umgeben – und jetzt ist Krieg! Über Jahrzehnte hatten wir uns an den Frieden gewöhnt. Der Zweite Weltkrieg lag über 75 Jahre zurück, Europa gewährte uns ein Leben in Freiheit, die Mauer fiel, in der Europäischen Union stritt man sich über Schulden, Brexit, Flüchtlingsverteilung und Corona, und die Nato wurde als hirntot bezeichnet. Das alles hat uns blind gemacht, vor allem auch die politischen Ebenen bis hin zur Europäischen Union. In Deutschland wurden die Verteidigungsausgaben heruntergefahren und die “Wehrpflicht” abgeschafft. Die Wirtschaft florierte und trieb Handel weltweit. Produktion und Fertigung lebenswichtiger Medikamente und zentraler Komponenten unserer Industrie wurden in Länder außerhalb Europas verlagert, wo die Löhne am niedrigsten und die Preise am günstigsten waren, und die für einen Wirtschaftsstandort à la Bundesrepublik dringend notwendige Energie wurde zu einem immer größeren Teil aus Russland bezogen. Heute ist es fast nicht mehr vorstellbar, dass unsere Abhängigkeit von russischem Gas bis noch vor wenigen Wochen durch Nordstream II weiter zementiert werden sollte und dies bedeutende Politiker/innen standhaft als rein wirtschaftliches Projekt bezeichnet hatten. Deutschland bemühte sich darin, allen zu gefallen und entgegenzukommen. Es war die Zeit der “Appeasement-Politik”.

Was für ein böses Erwachen! Niemand auf der politischen Ebene, aber offensichtlich auch nicht in den maßgeblichen Wirtschaftskreisen hatte der Tatsache, dass der russische Präsident die Milliarden-Einnahmen aus dem Verkauf von Kohle, Erdöl und Gas an Deutschland und andere Staaten der Europäischen Union besonders gerne in Waffen und seine Armee investierte, die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt. Seine “militärischen Operationen” in Tschetschenien, Georgien waren zu weit weg, um bei uns größere Aufmerksamkeit zu erregen, der gelegentliche “Todesfall” eines Regimekritikers eher unbedeutend, und nicht einmal die Besetzung der Krim stand dem Nordstream II- Projekt entgegen!

Doch jetzt hilft es wenig, über die in der Vergangenheit gemachten Fehler zu lamentieren. Nach der nun eingetretenen “Zeitenwende” können wir nur nach vorne blicken und rasch die notwendigen Konsequenzen ziehen.

Ganz Europa befindet sich im Krieg! Der russische Präsident hat unserer europäischen, freiheitlich-demokratischen Grundordnung, der Art, wie wir leben, den Kampf angesagt. Diesen Kampf führen für uns die Ukrainerinnen und Ukrainer unter der Führung von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Wenn sie den Krieg verlieren sollten, weiß niemand, was der russische Präsident als nächstes plant zur Umsetzung seiner auf langer Hand geplanten Großmacht-Phantasien. Neben der Aufnahme von ukrainischen Kriegs-Flüchtlingen sind wir Europäer auch im eigenen Interesse zu konsequenten Sanktionen gegenüber Russland und Waffenlieferungen an die Ukraine verpflichtet. Es ist zu hoffen, dass beides erfolgt und nicht zu viel davon in politischen Debatten zerredet wird.

Deutschland kann nicht umhin, wieder einen deutlich größeren Verteidigungs-Beitrag zu leisten. Auf Amerika können wir uns nicht mehr verlassen. Das wissen wir seit der Amtszeit von Präsident Trump, aber wir wissen nicht, wie es in Amerika nach Präsident Biden weitergehen wird. Wir sollten – nicht nur deshalb – auch die Situation bei uns in Deutschland überdenken. Die Einführung eines sozialen Jahres für alle jungen Menschen – in einer sozialen Einrichtung in Deutschland, einem europäischen Mitgliedstaat oder aber in der Armee – sowie die stärkere Thematisierung der Bedeutung unseres Staatswesens und Europas im Schulunterricht würden die Verbindung zwischen Bürger und Staat/Europa stärken. Die Politik sollte auch im Übrigen nicht davor zurückschrecken, ihren Bürger/innen außer Ansprüchen und Rechten gelegentlich auch Pflichten aufzuerlegen. Und anstatt in immer größerem Maße Partikularinteressen Beachtung zu schenken, sollte dem Interesse der Allgemeinheit wieder mehr Bedeutung zugemessen werden. Dies ist für die Handlungsfähigkeit eines Staates unabdingbar. Dazu gehört auch die ehrliche Ansage an die Bevölkerung, dass der Krieg in der Ukraine Folgen haben wird für Deutschland und die Staaten der Europäischen Union – nicht nur in emotionaler und politischer Hinsicht, sondern auch wegen seiner finanziellen Konsequenzen. Dies wird auch Einschränkung und Verzicht bedeuten. Man sollte den Menschen nicht vorgaukeln, der Staat könne alles bezahlen und alles laufe weiter wie bisher.

Die letzten Skeptiker müssen endlich erkennen, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden darf! Als wäre die drohende Klimakatastrophe nicht schlimm genug, ist jetzt hoffentlich die geo-strategische Bedeutung der Energiegewinnung allen Verantwortlichen klar vor Augen geführt worden. Durch den Kauf fossiler Energien über zu viele Jahre haben wir totalitäre Staaten stark gemacht. Deutschland – und in der Folge Europa – muss energetisch autark werden. Der Ausbau von Windkraft und Photovoltaik muss konsequent und energisch vorangetrieben und darf nicht länger in politischen Hinterzimmern verzögert werden. Parallel dazu müssen wir auch in die Datensicherheit investieren. Spätestens die Abstimmung bei den Briten über den Brexit und die Trump-Wahl in den USA haben uns deutlich gemacht, dass heute von außen versucht wird, auf Abstimmungen und Wahlen auf digitalem Weg Einfluss zu nehmen. Schon lange ist im Netz ein Cyber-Krieg in vollem Gange. Auch sollte es nicht sein, dass die großen Provider vor allem in Amerika sitzen!

Wir alle in Europa müssen uns wieder auf die politisch-strategische Bedeutung der Europäischen Union und der Nato zurückbesinnen! Die Situation in einer von Großmächten dominierten globalen Welt, die drohende Klimakatastrophe, Corona und jetzt der Angriffskrieg auf die Ukraine haben uns eindrücklich vor Augen geführt, welche Rolle Deutschland, aber auch die übrigen europäischen Mitgliedstaaten – jeder für sich – spielen würden ohne das Gewicht der europäischen Gemeinschaft. Deutschland muss bereit sein, in der Europäischen Union mit Freunden und bewährten Partnern, wie den großen EU-Gründerstaaten Frankreich und Italien, eine Führungsrolle zu übernehmen. Mehr Mehrheitsentscheidungen sind das Gebot der Stunde, um Blockaden durch einzelne Mitgliedstaaten zu verhindern. Die Weiterentwicklung der Europäischen Union im Sinne einer immer engeren Zusammenarbeit, wenigstens im Rahmen eines “Europas der zwei Geschwindigkeiten”, ist heute wichtiger denn je – allerdings auch eine klare Kante gegenüber jenen Staaten, die von der Rechtsstaatlichkeit und anderen europäischen Werten abweichen. Europäisches Geld darf es hier nicht geben!

Der Angriffskrieg des russischen Präsidenten auf die Ukraine kann – neben allem furchtbaren menschlichen Leid – auch eine Chance sein. Nutzen wir sie mit unseren europäischen Freunden!

 

“Es ist Zeit” – Ein Gedankensplitter von Ayhan Güneş

Liebe Leserinnen und Leser,

dunkle und schwierige Tage liegen hinter uns und wahrscheinlich noch vor uns. Es ist eine Zeit, die uns sehr viel abverlangt, manch einem sogar zu viel. Seit Anbeginn der Zeit war die Menschheit immer wieder mit Katastrophen konfrontiert, doch sie schaffte es immer wieder diese zu überwinden.

Gerade an Weihnachten, der Zeit der Liebe und des Innehaltens, sollten wir uns unserer Stärke und Widerstandsfähigkeit bewusst sein und uns daran erinnern, dass wir die größten Herausforderungen nur gemeinsam bestehen können.

Es ist die Zeit des Glaubens und der Hoffnung.

Eine Zeit des Vertrauens und nicht des Täuschens.

Es ist die Zeit des Gebens.

Eine Zeit des Vergebens und des Vergessens.

Eine Zeit, in der das Hassen und das Kämpfen aufhört

Eine Zeit, um sich über das Gute zu freuen, das trotz alledem uns in jedem Augenblick umgibt.

Es ist Zeit!

Frohe Weihnachten wünscht Ihnen
Ayhan Eren Güneş

Geschäftsführer und Mitglied der Chefredaktion von Ludwigsburg24