Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände streiten sich seit jeher um die Anzahl von Arbeitsstunden bei vollem Lohn. Nun machte ein Jungunternehmer ein Experiment und führte die 25-Stunden-Woche ein. Aus dem Pilotprojekt wird jetzt mehr. Seit 2017 arbeiten Angestellte von Lasse Rheingans fünf Stunden am Tag – bei vollem Gehalt. In einem Interview mit “Zeit Online” sagt Rheingans, mehr Chefs sollten seinem Beispiel folgen.
Der Unternehmer betreibt in Bielefeld eine IT-Agentur. Statt 40 Stunden lässt er seine Mitarbeiter nur 25 Stunden arbeiten – fünf Stunden am Tag. Das heißt im Regelfall: Um 13 Uhr läutet die Werksglocke. Dazu schrieb der 38-Jährige nun ein Buch: “Die 5-Stunden-Revolution”.
“Damit es klappt, geht bei uns die Arbeit um Punkt acht richtig los. Richtig heißt: konzentriert und leise”, sagt Rheingans in dem Interview. “Früher lief im Büro meistens noch irgendeine Spotify-Playlist.” Das gebe es heute nicht mehr. Auch Meetings habe man von einer Stunde auf eine Viertelstunde gekürzt – das reiche meistens aus, wenn man den Smalltalk weglasse und eine klare Agenda habe.
Wirtschaftlich erwies sich das Modell als tragfähig und soll deshalb regulär weiter geführt werden. Jedoch: “Ein Team entwickelt sich nicht nur durch gemeinsame Arbeit, sondern auch durch persönlichen Austausch”, räumt der IT-Unternehmer ein. “Für uns hat sich schnell herausgestellt, dass wir Teamevents brauchen, wenn das Modell funktionieren soll.” Jeden Freitag gebe es jetzt nach Feierabend einen Kochclub und gelegentlich gemeinsame Events, um sich auch über Themen austauschen zu können, die nicht arbeitsrelevant sind.
Lars Wallerang