Liebe Sünde: Kia Stinger 3.3 T-GDI AWD GT

Seit der Einführung des Kia Stinger Ende 2017 wurden europaweit rund 10.000 Einheiten verkauft, davon fast 3.000 in Deutschland. Für das aktuelle Modelljahr 2021 haben die Koreaner ihr schnellstes Pferd im Stall optisch behutsam modifiziert und im Inneren weiter veredelt. Assistenzsysteme und Navigation des Sport-Coupes erhielten ein Update inklusive der Online-Dienste UVO Connect. Der GT mit dem doppelt turbogeladenen 3,3-Liter-V6 und Allradantrieb ist die derzeit einzige noch erhältliche Version des Stinger. Wie sie sich anfühlt, hat der Motor-Informations-Dienst (mid) auf Testfahrten herausgefunden.

Autos ohne mindestens ein E im Nummernschild bringen angesichts der strengen EU-Abgasvorschriften nicht nur die Flottenbilanz der Hersteller ins Minus. Auch das persönliche ökologische Gewissen, sensibilisiert durch die nicht mehr zu verharmlosenden Folgen des Klimawandels, erhebt beim Einstieg in den Testwagen mit einem 366 PS starken Sechszylinder unter der Haube mahnend den Finger.

Immerhin bietet der Kia Stinger trotz seiner eleganten Coupe-Silhouette in luxuriösem Ambiente nicht nur zwei, sondern vier Personen reichlich Platz. Auch hinten können zwei Erwachsene bequem sitzen. Bei Größen ab 1,80 Meter wird es allenfalls mit der Kopffreiheit etwas eng. Für das Gepäck stehen hinter der Fließheckklappe 406 Liter zur Verfügung, umgeklappt sind es 1.104 Liter. Für die meisten Fahrten des Alltags ist das allemal ausreichend.

Ein Druck auf den Startknopf, über den Drive Modus Drehknopf verschämt “Sport” gewählt, das Gewissen hat jetzt mal Pause zu machen. Nach dem Tritt auf das Gaspedal erwacht der TwinTurbo mit einem kräftigen, aber nicht aufdringlichen Sound und der Stinger (übersetzt: Stachel) prescht nach vorne. 510 Nm maximales Drehmoment drücken einen nach den Regeln der Physik mit Nachdruck in die Sitze.

Ganze 5,4 Sekunden vergehen auf der langen Geraden bis zum Tempo 100 km/h, derweil die von Kia entwickelte Acht-Gang-Automatik die Kraft schnell und verzögerungsfrei an alle vier Räder verteilt. Auf den Hinterradantrieb der ersten Generation ihres Gran Turismo verzichten die Koreaner mit dem Facelift, ebenso wie auf den Basisbenziner und den Diesel. Der Grund: Der Sechszylinder war die bisher erfolgreichste Variante auf dem deutschen Markt. Wenn Stinger, dann dieser.

In den lang gezogenen Serpentinen hinauf auf den großen Feldberg sorgen das verfeinerte Fahrwerk und die leichtgängige Lenkung für genau das richtige Verhältnis zwischen sportlicher Agilität und Komfort. Einzig in engen Kurven drücken die 1,9 Tonnen Gewicht der coupehaften Reiselimousine auf die Leichtigkeit des Seins. Bei Bedarf verzögern vorne 350 und hinten 340 mm große Brembo Bremsen den Stinger zuverlässig zum Stand.

Schon regt sich das Gewissen. Sportliches Fahren, bis zur rein theoretisch bleibenden Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h, fordert natürlich seinen Tribut beim Verbrauch. Knapp 12 Liter Benzin auf 100 km/h sind es im Schnitt. Bei moderater Fahrweise lässt sich eine neun vor dem Komma abringen, kurze Fahrten in der Stadt quittiert der Bordcomputer mit schon mal 14 Litern auf 100 km/h. Zugegeben, das entspricht nun wirklich nicht dem aktuellen (Verbrauchs-) Zeitgeist.

Vielleicht lässt sich ja über den Preis Abbitte tun. Der Kia Stinger 3.3 T-GDI AWD GT startet mit 57.900 Euro, was das schnellste aller Kia-Modelle zum echten Schnäppchen gegenüber Mitbewerbern aus München, Ingolstadt und Stuttgart macht.

Der Ausstattungsumfang ist üppig, umfasst Voll-LED-Scheinwerfer, Head-up-Display, einen adaptiven sowie smarten, Navi-gestützten Tempomat, Sitzkühlung vorn sowie Sitzheizung auf vier Plätzen, Zweizonenklimaautomatik, ein Harman-Kardon Audiosystem mit 15 Lautsprechern und einen großen farbigen Infotainmentbildschirm inklusive UVO-Connect – einem Paket, das via Telefon App den Zugriff auf Fahrzeugfunktionen ermöglicht.

Smart-Key, Rückfahrkamera und 19-Zoll-Alufelgen sowie wie sportliche Elemente wie eine Auspuffanlage mit Doppel-Twin-Endrohr, Sportpedale und Sportlenkrad sind immer an Bord. Wer für einen besonders brabbelnden Sound eine Sportgasanlage mit Klappensteuerung braucht, muss 2.590 Euro investieren. Ansonsten sind nur ein Panoramadach, Metalliclackierung und Velourlederausstattung aufpreispflichtig.

Solveig Grewe / mid

Technische Daten Kia Stinger 3.3 T-GDI AWD GT:

– Länge / Breite / Höhe: 4,83 / 1,87 / 1,49 Meter

– Motor: Sechszylinder Benziner

– Hubraum: 3.342 ccm

– Leistung: 269 kW / 366 PS

– max. Drehmoment: 510 Nm

– Achtgang-Automatik

– 0 bis 100 km/h: 5,4 Sekunden

– Höchstgeschwindigkeit : 270 km/h

– Normverbrauch: 10,4 l / 100 km

– Preis: ab 57.900 Euro

– Preis des Testwagens: 59.310 Euro

Neuer Deutschland-Chef für Kia

Stühlerücken in der Chefetage: Kwang Hyuk Kim, bisher Vize-Präsident Business Strategy von Kia Motors Europe, ist neuer Präsident und Geschäftsführer (CEO) von Kia Motors Deutschland. Er verantwortet zusammen mit Steffen Cost (COO) und Sung Tae Cho (CFO) das Deutschland-Geschäft des Importeurs. Sein Vorgänger bei Kia Motors Deutschland, Duk Hwa Jung, hat im Gegenzug Kims bisherige Position bei Kia Motors Europe übernommen.

Kwang Hyuk Kim arbeitet seit langem für den koreanischen Automobilhersteller und hat in seiner Karriere umfassende internationale Erfahrungen gesammelt, teilt der Autobauer mit. Er war in verschiedenen Funktionen bei Kia Motors Australia in Sydney sowie in der Kia-Regionalzentrale für Mittel- und Südamerika in Miami tätig, ehe er 2016 in die Europazentrale der Marke wechselte. Als Präsident von Kia Motors Deutschland berichtet Kim weiterhin direkt an Yongkew Park, den Präsidenten von Kia Motors Europe. mid/rlo