Patienten aufgepasst: Das kommt nach dem Krankenhaus

Wird ein Patient aus dem Krankenhaus entlassen, ist die Behandlung häufig noch nicht abgeschlossen. Es geht zur Reha oder zur Nachuntersuchung beim Facharzt. Gesetzlich Versicherte können das sogenannte “Entlass-Management” in Anspruch nehmen. “Das Krankenhaus muss sicherstellen, dass der Patient nach der stationären Behandlung bei Bedarf eine nahtlose medizinische Weiterversorgung erhält”, sagt Heike Morris, juristische Leiterin der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD).

Das Entlass-Management soll dafür sorgen, dass sich der Patient nach dem Aufenthalt im Krankenhaus nicht allein gelassen fühlt. Darüber hinaus verfolgt es das Ziel, Patienten und Angehörige zu entlasten und eine reibungslose Kommunikation zwischen der Klinik und nachbehandelnden Einrichtungen zu ermöglichen. Die nötigen Informationen, unter anderem zur Erkrankung und bisherigen Behandlung des Patienten, sollen strukturiert und sicher weitergeben werden.

Der zuständige Krankenhausarzt stellt zunächst fest, welche medizinischen Anschlussleistungen nach der Entlassung des Patienten notwendig sind. “Die Klinik muss dann frühzeitig die entsprechenden Personen oder Leistungserbringer kontaktieren”, sagt Heike Morris. Dazu gehören zum Beispiel Ärzte, Physiotherapeuten oder Reha-Kliniken. Gut zu wissen: Bevor das Krankenhaus das Entlass-Management durchführen kann, muss es die schriftliche Einwilligung des Patienten einholen.

Auch das Ausstellen von Verordnungen für Medikamente, Hilfsmittel (zum Beispiel Gehhilfen) oder Heilmittel (zum Beispiel Logopädie) sowie Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen gehört zum Entlass-Management. Benötigt der gesetzlich Versicherte eine Rehabilitation, einen Pflegegrad oder häusliche Pflege, kümmert sich das Krankenhaus um die Anträge und nimmt Kontakt zur Krankenkasse oder Pflegekasse auf. Am Tag der Entlassung erhält der Patient einen Entlass-Brief, in dem alle getroffenen Maßnahmen und Verordnungen aufgeführt sind.

Sollten Patienten während des Krankenhausaufenthaltes bemerken, dass das Entlass-Management nicht rechtzeitig veranlasst wird, können sie sich an den Sozialdienst des Krankenhauses wenden. “Dieser muss sich dann um eine nahtlose Weiterversorgung kümmern”, sagt Heike Morris. Betroffene können zudem ihre Krankenkasse um Hilfe bitten.

Ralf Loweg / GLP

RKI meldet am Montag 6.729 Corona-Neuinfektionen

Die Lage in Deutschland am Montag 25. Januar:

Das RKI meldet im Vergleich zur Vorwoche erneut weniger Neuinfektionen und Todesfälle. Binnen 24 Stunden wurden weitere 217 Menschen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben sind verzeichnet. Außerdem wurden +6.729 neue Corona-Infizierte übermittelt. Vergangenen Montag waren 7.141 Corona-Neuinfektionen und 214 Todesfälle gemeldet  worden. Gestern waren es 12.257 Corona-Fälle. (Stand: 25.01.)

Insgesamt haben sich seit Beginn der Corona-Krise laut RKI mindestens 2.141.665 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 52.087. Das sind 217 mehr als am Vortag. Rund 1.823.500 (+16.000) Menschen haben die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden. (Stand: 25.01.)

Da am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter ihre Daten übermitteln und auch weniger Tests vorgenommen und analysiert, liegen die Werte des RKI sonntags und montags in der Regel niedriger als an anderen Wochentagen.

Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) liegt laut RKI fast unverändert im Vergleich zum Vortag bei 111,2. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden.

red

Das sind die beliebtesten Hunderassen

Der Hund ist der beste Freund des Menschen. Doch welche Rasse erobert besonders viele Herzen? Das ist ganz klar der Labrador. Der sitzt jetzt schon eine ganze Weile auf dem Thron, wenn es um die beliebteste Hunderasse in Deutschland geht.

Auch 2020 haben Check24-Kunden für diese Rasse am häufigsten eine Hundehaftpflichtversicherung über das Vergleichsportal abgeschlossen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Modehunde Französische Bulldogge und Chihuahua.

Neu unter den Top Ten sind der Border Collie, der Malteser und der Dackel. Diese drei Neuzugänge haben Bolonka Zwetna, Havaneser und Yorkshire Terrier aus der Spitzenliste verdrängt. Am meisten zugelegt hat der Jack Russel Terrier, der einen Sprung von Platz sechs auf Rang vier machte.

Den Labrador halten übrigens Männer etwas häufiger als Frauen. Bei der Französischen Bulldogge, dem Chihuahua und dem Jack Russel Terrier ist das Verhältnis umgekehrt. Hier sind Frauen häufiger die Halterinnen.

Außerdem fällt auf, dass es die Französische Bulldogge bei den Haltern über 55 Jahren nicht unter die ersten fünf Plätze schafft. Dafür sind der Deutsche Schäferhund und der Yorkshire Terrier vertreten.

Ralf Loweg / glp

Steuererklärung: Das bringt die Home-Office-Pauschale

In der Corona-Krise hat der Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden an Bedeutung gewonnen. Und das soll sich auch auf dem Bankkonto bemerkbar machen. Jetzt können Arbeitnehmer im Home-Office bis zu 600 Euro im Jahr steuerlich absetzen. Der Lohnsteuerhilfeverein Vereinigte Lohnsteuerhilfe e. V. (VLH) zeigt, worauf Arbeitnehmer nun achten sollten und wer von der Home-Office-Pauschale wirklich profitiert.

Pro Arbeitstag im Home-Office darf ein Arbeitnehmer eine Pauschale von fünf Euro von der Steuer absetzen, allerdings höchstens 600 Euro im Jahr. Das entspricht 120 Tagen Home-Office.

Die Home-Office-Pauschale wird in den Arbeitnehmer-Pauschbetrag (Werbungskostenpauschale) eingerechnet – und der liegt bei 1.000 Euro. Arbeitnehmer, die ihre Steuererklärung abgeben, erhalten automatisch den Arbeitnehmer-Pauschbetrag – oder anders gesagt: Das Finanzamt rechnet jedem Arbeitnehmer pauschal 1.000 Euro Werbungskosten als Steuervergünstigung an.

Den größten Posten machen die Fahrtkosten aus. Da für einen Arbeitnehmer im Home-Office allerdings die Fahrten zur Arbeit wegfallen, können ihm auch weniger Kosten für das Pendeln über die Pendlerpauschale abgezogen werden. Das bedeutet: Etliche Arbeitnehmer würden bei ihrer Steuererklärung finanziell besser dastehen, wenn die Home-Office-Pauschale zusätzlich zum Arbeitnehmer-Pauschbetrag absetzbar wäre.

Wichtig: Je länger der Arbeitsweg eines Arbeitnehmers ist, desto mehr steigen die Chancen, dass er – trotz Home-Office – über die 1.000 Euro Arbeitnehmer-Pauschbetrag kommt. Deshalb sollte jeder, der an seiner Steuererklärung sitzt, die Pendlerpauschale genau nachrechnen und mit der Home-Office-Pauschale von fünf Euro pro Tag summieren, betonen die Steuer-Experten.

Die neue Home-Office-Pauschale wurde am 10. Dezember 2020 mit dem Jahressteuergesetz 2020 im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages beschlossen. Die Pauschale gilt zunächst befristet für zwei Jahre, also für die Steuererklärungen 2020 und 2021.

Ralf Loweg / glp

Medizinische Masken in Bus und Bahnen werden ab Montag Pflicht

Die neue Corona-Verordnung des Landes sieht eine Tragepflicht von medizinischen Masken (FFP2- oder OP-Masken) im öffentlichen Personennahverkehr und beim Einkaufen vor. Ab Montag, 25. Januar, 0 Uhr, gilt in allen Bahnhöfen und Haltestellen im gesamten VVS die neue Regelung. Stoffmasken, Kinnvisiere, Schals, Buffs und ähnliches sind damit während der Fahrt und beim Warten nicht mehr erlaubt. Medizinische Masken filtern Viren und haben deshalb haben eine höhere Schutzwirkung als Alltagsmasken sowohl für den Träger selbst und auch für andere. Dies ist gerade vor dem Hintergrund möglicher besonders ansteckender Mutationen des Virus entscheidend.

VVS, S-Bahn, SSB und die regionalen Busunternehmen werden Fahrgäste über ihre Medien, in der Dynamischen Fahrgastinformation (DFI) und mit Durchsagen auf die Pflicht hinweisen.

Die Bahnen und Busse im VVS fahren weiterhin in vollem Umfang (nur mit geringen Einschränkungen im Nacht- und Schülerverkehr). Damit können wichtige Wege zum Einkaufen, zum Arzt oder zur Apotheke auch weiterhin mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden. Auch Fahrgäste in systemrelevanten Berufen sowie Pendler können sich damit auf Bus und Bahn verlassen. S- Bahnen und viele Stadtbahnen werden viel weniger genutzt als früher, vor allem auch weil keine Schüler fahren. Teilweise sind Bahnen und Busse nur noch zu einem Drittel besetzt. Dadurch haben Fahrgäste sehr viel Platz in den Fahrzeugen und können weitgehend den Abstand untereinander einhalten.

red

Gesundheitsamt Stuttgart: Corona-Südafrika-Mutation erstmals in Stuttgart nachgewiesen

In Stuttgart ist nun zum ersten Mal die sogenannte Südafrika-Variante des neuartigen Coronavirus nachgewiesen worden. Der Typ B.1.351 ist eine Mutation des herkömmlichen Virus. Entdeckt wurde er bei einem Ehepaar, das aus Südafrika nach Baden-Württemberg eingereist ist. Wie das Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Stuttgart am Sonntag, 24. Januar, mitteilte, handelt es sich dabei um die beiden ersten bestätigten Fälle dieser neuen Virusmutation in Stuttgart.

Nach Angaben des Gesundheitsamts kehrte das Paar Anfang Januar von einem Aufenthalt in Südafrika nach Stuttgart zurück. Bereits vor der Abreise aus Südafrika und unmittelbar nach der Einreise nach Deutschland seien PCR-Tests gemacht worden – beide Male mit einem negativen Ergebnis. Nach der Einreise habe sich das Paar pflichtgemäß in Quarantäne begeben. „Im Verlauf entwickelten beide Eheleute milde Krankheitssymptome“, heißt es im Bericht des Gesundheitsamts weiter. „Folglich sind die beiden abermals getestet worden. Das Ergebnis fiel positiv aus.“

Die im Labor des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg daraufhin durchgeführten Untersuchungen ergaben, dass der nachgewiesene Erreger aufgrund typischer Mutationen der Linie B.1.351 zugeordnet werden kann – also eben jener Variante, die zuerst in Südafrika identifiziert wurde.

In Europa und auch in Deutschland existieren derzeit vor allem zwei relevante Virusvarianten, die hierzulande bislang vereinzelt nachgewiesen wurden: die Variante B.1.1.7, die zuerst in Groß-Britannien aufgetaucht ist, und die Variante B.1.351, von der aus Südafrika berichtet wurde. Beide Mutationen sollen nach derzeitigen Erkenntnissen ansteckender sein als das bisherige Virus.

Prof. Stefan Ehehalt, Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamts, warnte am Sonntag, 24. Januar, deshalb eindringlich: „Die Virusmutationen beobachten wir mit Sorge. Bislang lässt sich nur schwer abschätzen, welche Krankheitsverläufe die neuen Varianten nehmen. Aber die Statistiken in den Ursprungsländern zeigen, dass sie sich schneller übertragen. Umso wichtiger ist daher, dass die Corona-Regeln – allen voran die Kontaktreduktion sowie die Abstands- und Hygieneregeln – jetzt besonders sorgfältig und gewissenhaft eingehalten werden.“

red

„Die Impfung allein macht nicht glückselig“ – Ludwigsburg24 im Gespräch mit OB Matthias Knecht

Der Lockdown trifft auch den Ludwigsburger Einzelhandel hart. Oberbürgermeister Matthias Knecht hofft nicht nur daher auf eine baldige Rückkehr zur Normalität. Auch weil er seine Pläne, mit denen er im September 2019 hoffnungsvoll sein neues Amt angetreten hat, endlich in die Tat umsetzen kann. Im Gespräch mit Ludwigsburg24 verrät das Stadtoberhaupt der Barockstadt, wie er beruflich und privat durch die Corona-Zeit gekommen ist, was er an der Corona-Politik von Bund und Ländern hält und mit welchen Maßnahmen die Stadtverwaltung den lokalen Einzelhandel unterstützt.

Ein Interview von Patricia Leßnerkraus und Ayhan Güneş

Herr Oberbürgermeister, zwei Tage vor Silvester haben Sie Ihren 45. Geburtstag gefeiert. Mit welchen Vorsätzen sind Sie sowohl ins neue Jahr als auch ins neue Lebensjahr gestartet?
Der dienstliche Vorsatz ist, dass wir den Strategieprozess, denn wir bereits im März 2020 beginnen wollten, wegen Corona nun mit einem Jahr Verspätung starten und konsequent durch- und umsetzen. Ich möchte auch unbedingt wieder stärker erlebbar und erreichbar sein für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt, was während des Lockdowns leider stark zurückgefahren werden musste und weitestgehend nur über die sozialen Medien, übers Telefon oder sonstige Kommunikationsmittel möglich war.

Privat habe ich mir fest vorgenommen, wieder mehr Sport zu treiben. Eigentlich habe ich in der Vergangenheit regelmäßig pro Woche dreimal Sport gemacht. Das ist natürlich einerseits mit dem neuen Amt eine zeitliche Herausforderung, andererseits konnte ich wegen der Corona-Maßnahmen meine beiden Lieblingssportarten Tennis und Basketball auch gar nicht ausüben.

Heißt das, dass Sie derzeit nicht fit sind?
Doch, selbstverständlich fühle ich mich fit, aber ich würde gerne mehr tun. Das ist für mich nicht nur eine Frage der Fitness, sondern auch der Freude und des Spaßes am Sport.

Fehlt Ihnen der Sport als Ausgleich zum Job?
Was die Work-Live-Balance während Corona anbelangt: Ich hatte viel weniger Veranstaltungstermine Zwar habe ich viel und intensiv Zeit im Rathaus verbracht, aber tatsächlich auch gelegentlich mal die Möglichkeit gehabt, abends um 19.00 Uhr mit meinem Sohn Lego zu spielen, zu malen oder ein Buch vorzulesen. Das war dann auch Ausgleich, weniger in körperlicher Betätigung, dafür im familiären Miteinander, was ich sehr genossen habe.

Sie können Corona also etwas Positives abgewinnen…
Auf mich persönlich trifft das tatsächlich zu. Für die Gesellschaft an sich ist der Corona-Lockdown eine dramatische Veränderung mit großen Einschränkungen, die für viele Menschen bedrohlich waren oder noch sind. Dabei denke ich beispielsweise an den Einzelhandel, die Gastronomie oder an alle Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Aber für uns als Familie hatte der Lockdown durchaus auch positive Seiten.

Was vermissen Sie als Mensch denn am meisten durch die Pandemie?
Im Wahlkampf und während des ersten halben Jahres meiner Amtszeit habe ich über Bürgergespräche am Marktplatz, bei Besuchen von unglaublich vielen Veranstaltungen von Vereinen, von Kunst, Kultur und Sport wirken können als Person Matthias Knecht. Und diesen persönlichen Kontakt vermisse ich definitiv am meisten.

Als Belastung empfinde ich, dass uns als Stadtverwaltung oftmals die Hände gebunden sind. Nehmen wir nur mal als Beispiel die Themen Kreisimpfzentren, Impfstoff, Informationen über Impfkampanien. Da erleben wir vor Ort einen unglaublichen Handlungsbedarf, doch wir sind selbst oft nur Zuschauer. Zwar können wir über den Städtetag an Land und Bund unser Missfallen bekunden oder konstruktive Vorschläge machen, aber mehr können wir als Stadt leider nicht tun. Das ist deshalb belastend, weil man sich natürlich als OB verantwortlich fühlt für seine Stadt, seine Wirtschaft, seine Mitmenschen.

Haben Sie selbst belastende Einschnitte im persönlichen Bereich erlebt?
Direkt zu Beginn der Pandemie und des ersten Lockdowns ist die Mutter meiner Frau verstorben, allerdings nicht an Covid 19. Sie wurde mit einer Schultersprengung ins Krankenhaus eingeliefert und operiert. Im Anschluss mussten wir sie aufgrund ihres Krankheitsbildes in Pflege geben, was sehr schwierig für uns war, weil wir gezwungen waren, den direkten persönlichen Kontakt zu ihr aufzugeben. Das hatte zur Folge, dass sie an der Verletzung, den Schmerzen und dem Alleingelassensein innerhalb von wenigen Wochen verstorben ist. Das war ein schwerer familiärer Schlag. Und auch jetzt beim zweiten Lockdown fällt es uns sehr schwer, auf den persönlichen Kontakt zu Eltern und Großeltern zu verzichten, obwohl ich weiß, dass gewisse Maßnahmen notwendig sind, um die Welle der Pandemie zu brechen.

Es sind also die Menschen, die Ihnen fehlen. Sie klagen weniger über die fehlenden Friseur- und Restaurantbesuche oder vermissen sonstigen Lifestyle?
Wenn Sie jetzt auf meine Haarpracht anspielen, dann vermisse ich den Friseur wie alle anderen auch. Gestern sagte ein sehr enger Mitarbeiter im Scherz: “Herr Knecht, wenn das jetzt nochmal vier Wochen dauert, dann schneiden wir Ihnen notfalls die Haare.“ Natürlich würde ich gerne die Friseure unterstützen oder wieder mal essen gehen. Aber wenn man abwägt zwischen Todesfällen und familiären Schicksalsschlägen, dann kommen Bedürfnisse wie Friseur oder Restaurant erst im dritten Glied, selbst wenn eine Unterstützung aus der Sicht dieser Betroffenen existentiell wichtig wäre.

Die Corona-Anordnungen kommen aus Berlin bzw. von der Landesregierung, Sie setzen sie lediglich um. Was erwidern Sie wütenden BürgerInnen, die Ihnen vorwerfen, ihnen die Freiheit zu nehmen?
Egal ob Bund, Land, Kreis oder Stadt, wir alle haben die Notwendigkeit der Maßnahmen erkannt. Also Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Abstand halten, das alles haben wir mitgetragen und halten es für sinnvoll. Ich entgegne diesem Vorwurf, dass beispielsweise das Tragen der Maske oder der Verzicht auf persönliche Kontakte und vertrauliche Gesten wie Umarmungen zur Begrüßung für einen relativ kurzen Zeitraum eine geringe Einschränkung sind, verglichen damit, dass an anderer Stelle Menschen in Krankenhäusern um ihr Leben kämpfen, oder dass die Mitarbeiter im Gesundheitswesen täglich gefährlichen Ansteckungen ausgesetzt sind. Ich finde, eine Gesellschaft muss dies für einen begrenzten Zeitraum aushalten können, zumal es uns selbst mit den Einschränkungen noch deutlich besser geht als vielen anderen Ländern. Wobei ich selbstverständlich nicht ausschließe, dass diese Einschränkungen im Einzelfall schlimme Auswirkungen haben können.

Rechnen Sie denn mit einer weiteren Spaltung unserer Gesellschaft durch die erneuten Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung?
Als Corona letztes Jahr bei uns angekommen war und wir Mitte März das erste Mal in den Lockdown gingen, gab es ein großes Einvernehmen im ganzen Land für diesen Schritt. Fast jeder hatte Angst und fühlte sich in seiner Gesundheit bedroht. Ab dem 4. Mai sind wir dann wochenweise in die Aufweichung dieser Einschränkungen gegangen. Im Juli/August gab es sogar eine Phase von zehn Tagen ohne neue Fälle und die Hoffnung, Corona im Griff zu haben. Seit wir im Herbst in den immer härteren Lockdown gehen, merken wir mit jeder Verschärfung und Verlängerung, dass der soziale Frieden und Zusammenhalt immer mehr gefährdet wird. Es gibt immer mehr Menschen, die beklagen diese Schere zwischen den verständlichen Maßnahmen zugunsten der Gesundheit aller und den massiven Auswirkungen im öffentlichen Leben wie Insolvenzen in der freien Wirtschaft, in der Gastronomie, im Einzelhandel oder den Einschränkungen im persönlichen Bereich zum Beispiel durch Homeschooling unter mittelmäßig guten Bedingungen in einer halbwegs digitalisierten Schulwelt. Bis 14. Februar kann man den Lockdown jetzt noch durchhalten, aber dann müssen wir übers Impfen, Maskenpflicht und disziplinierte Hygiene mit einer Exitstrategie wieder Stück für Stück in ein normales Leben zurückkommen, vorausgesetzt, es kommt, insbesondere wegen der Mutationen, keine neue Welle.

Was haben Sie selbst gefühlt, als Sie von der Lockdown-Verlängerung gehört haben und was bedeutet das für die Stadt Ludwigsburg, vor allem wenn dann der eigene Ministerpräsident zeitgleich zu der Verkündung der Bundeskanzlerin andeutet, eventuell eigene Wege zu gehen?
Wenn die Bundeskanzlerin einen gemeinsamen Beschluss für die Bevölkerung verkündet und zeitgleich einzelne Bundesländer wieder ausscheren, wird immer wieder die Glaubwürdigkeit solcher Entscheidungen infrage gestellt. Wir in Ludwigsburg hätten uns schon während der ganzen Pandemie gewünscht, dass bundesweit eine einheitliche Linie verfolgt wird. Ich bin ein großer Freund des Föderalismus. Aber in solchen Ausnahmesituationen, in denen wir als Gesellschaft in ganz besonderem Maße herausgefordert sind und wir in der Glaubwürdigkeit und Wirkung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern unbedingt Einheitlichkeit brauchen, sollten Entscheidungen vom Bund über das Land, über die Kreise bis zu den Kommunen gemeinsam getragen werden. Und so war auch mein Empfinden bei der Verkündung der Kanzlerin. Ja, wir brauchen diese zwei Wochen nochmal, um die Inzidenzwerte zu senken, um dann in kleinen Schritten wieder eine Lockerung einzuführen. Gleichzeitig habe ich mich dann aber beim Ausscheren der ersten Bundesländer gefragt, ob wirklich eine einheitliche Linie gefunden wurde und wir sie durchhalten. Und natürlich ist jede weitere Woche Lockdown nicht nur eine gesellschaftliche Herausforderung, sondern auch eine für uns als Stadt. Wir wollen wieder mit den Bürgern, den Unternehmen, den Mitarbeitern zusammenkommen, wir wollen Projekte auf den Weg bringen, diskutieren und im positiven Sinne streiten, was über die digitalen Wege weitaus schwieriger ist als in der persönlichen Begegnung.

Was würde passieren, wenn in Ludwigsburg der Inzidenzwert unter 50 fallen würde? Müssen Sie sich dann trotzdem an die Vorgaben halten oder haben Sie als Stadt bzw. Kreis die Möglichkeiten zur Lockerung der Auflagen?
Das ist ja der Hoffnungsschimmer, dass wir bei besseren Werten die Auflagen langsam lockern können. Im Kreis liegen wir bei ca. 90, als Stadt bei rund 110 (Anm. der Redaktion – Stand: 20.01). Seit mehreren Tagen sinken die Zahlen kontinuierlich. Bleibt dieser Trend stabil und die Zahlen verbessern sich weiter, muss damit einhergehen, dass die Verantwortlichen in der Politik den Menschen ein Licht am Ende des Tunnels zeigen. Doch auch hier müssen wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Jedes Ausscheren, egal von wem, führt erneut zu sozialem Unfrieden und Ungleichheit.

Glauben Sie, dass die Impfung die Lösung sein wird in dieser Pandemie?
Zunächst herrscht große Frustration, dass wir gar nicht genügend Impfstoff zur Verfügung haben. Der Landrat und das Gesundheitsamt haben gute Arbeit geleistet und ein technisch absolut gut funktionierendes Kreisimpfzentrum in der Weststadt geschaffen. Wir hoffen, dass dort bald ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, damit wir wirklich 1.600 bis 2.500 Menschen am Tag impfen können. Trotzdem glaube ich, dass der Impfstoff allein nicht glückselig macht. Es wird eine Kombination sein aus Impfung und weiterer Zurückhaltung bei den Begegnungen im privaten wie öffentlichen Bereich. Aber auch die weitere Erforschung sowie die Weiterentwicklung der medizinischen Therapie gehören unabdingbar dazu.

Würden Sie sich selbst impfen lassen?
Ja, ich würde mich impfen lassen.

Wie würden Sie die Covid-19-Impfung für Ihren Sohn Jakob, der in die erste Klasse der Grundschule geht, entscheiden?
Die Impfung von Kindern ist ja noch nicht möglich. Wenn sie es wäre, würden wir einer Covid-19-Impfung aber zustimmen. Meine Frau und ich sind mit Impfen generell sehr vorsichtig und Jakob hat bislang nur die aus medizinischer Sicht notwendigen Impfungen bekommen.

Aus der Politik kommen immer wieder Stimmen, die sagen, dass geimpfte Menschen schneller wieder ins normale Leben zurückkehren sollten, sei es bei Restaurantbesuchen oder auch Reisen. Was halten Sie davon?
Diese Bevorzugung lehne ich ab, weil ich sicher bin, dass solche Unterscheidungen den sozialen Frieden und Zusammenhalt gefährden. Natürlich würde ich verstehen, wenn der Einzelhandel, die Gastronomie oder Friseure diese geimpften Menschen gerne als Kundschaft hätten, um endlich wieder Geld zu verdienen. Trotzdem glaube ich, dass wir bei einem solchen Zugeständnis auch in eine Diskussion geraten, die wir dann auch bei anderen Krankheiten führen müssten. Ich kann mir aus verfassungsrechtlichen Gründen auch nur in sehr eingeschränkten Bereichen einen Zwang vorstellen Die Arbeit im Gesundheits- und Schulwesen könnte z.B. an eine Impflicht gekoppelt werden. Vergleichbares haben wir beispielsweise für Kitas und Schulen mit einer Verpflichtung zur Masern-Impfung . Nur das halte ich rechtlich und moralisch für haltbar.

Der Einzelhandel tut sich sehr schwer, viele Geschäfte kämpfen um ihre Existenz. Wie kann die Stadt den Geschäften in Ludwigsburg konkret helfen?
Mit unserer Wirtschaftsförderung und dem Einzelhandelsverein LUIS haben wir zwei Akteure, die sich sehr um diese Problematik kümmern. Schon im letzten Jahr haben wir beispielsweise der Gastronomie ohne Gebührenerhöhung im Außenbereich mehr Fläche zur Verfügung gestellt. Wir haben im ersten Schritt unseren städtischen Mietern und Pächtern ihre monatlichen Zahlungen gestundet und im zweiten Schritt auf Beschluss des Wirtschaftsausschusses bei dramatischen Fällen Mieten und Pachten sogar erlassen. Im Einzelhandel haben wir im Herbst über vier Wochen die Parkgebühren zwischen 15.00 und 19.00 Uhr in unseren städtischen Parkhäusern erlassen. Gleichzeitig haben wir im Wert von 12.000 Euro LUIS-Einkaufsgutscheine verteilt. Wir haben jetzt versucht, die Aktionen ‚Call and Collect‘ sowie ‚Click and Collect‘ zu unterstützen. Außerdem überlegen wir gemeinsam mit den Stadtwerken, ob wir bei der Versorgung zusätzlich Reduzierungen anbieten können. Wir werden uns auf jeden Fall weitere Aktionen für die Geschäfte einfallen lassen. Auch das Märzklopfen soll nicht ersatzlos ausfallen, falls wir bis dahin noch nicht so weit sein sollten. Wir haben mit dem Gemeinderat beschlossen, dieses Event notfalls auf den Termin des Pferdemarktes zu verschieben.

Helfen Sie auch als Privatmann dem Ludwigsburger Einzelhandel?
Ja, gerade in den letzten Wochen haben wir als Familie darauf geachtet, ausschließlich über den Ludwigsburger Einzelhandel einzukaufen. Ich habe drei Paar Schuhe erstanden über ‚Call and Collect‘. Ich habe dort angerufen, der Einzelhändler hat mir dann über WhatsApp Bilder geschickt und ich habe dann drei verschiedene Modelle in Größe 11 bestellt und abgeholt. Wir haben auf diese Weise für Jakob Spielzeug gekauft, ein Wellholz für die Küche und Bücher. Ich kann das jedem nur empfehlen, das funktioniert wunderbar.

Bleibt es auch bei der Aussetzung der Kita-Gebühren während der Lockdown-Verlängerung?
Ja, da sind wir sehr konsequent, auch wenn wir vor Weihnachten im Gemeinderat beschlossen haben, grundsätzlich die Gebühren um drei bzw. fünf Prozent zu erhöhen, weil wir andererseits enorm in diesem Bereich investieren müssen. Dafür erstatten wir konsequent in dem Moment, in dem wir keine Leistungen erbringen können und das Kind nicht in der Notbetreuung ist. Das sind erhebliche Beträge. So ein monatlicher Ausfall kostet uns rund 700.000 Euro. Aber wir machen das jetzt wirklich jeden Monat und hoffen wieder sehr auf eine Gebührenrückerstattung von Bund oder Land. Im ersten Lockdown haben wir vom Land rund 2 Millionen Euro zurückbekommen für erlassene Kita-Gebühren. Doch momentan gehen wir für unsere Familien in Vorleistung, die noch nicht abgesichert ist.

Nach Gabriele Nießen verlassen nun weitere wichtige Mitarbeiter den Bürgermeisterstab wie Konrad Seigfried und Michael Ilk. Macht Ihnen das Sorge oder nehmen Sie es, wie es ist?
Als ich mich 2019 zur Wahl gestellt habe, wusste ich bereits, dass Konrad Seigfried aufgrund seines Alters und dem Gesetz nach bald in Ruhestand gehen würde. Das ist jetzt im April 2021 der Fall. Ich habe die gemeinsame Zeit mit ihm als Mentor und erfahrenem Ersten Bürgermeister sehr genossen. Ich habe immer gesagt, dass ich ein Jahr brauche, um mich in alles einarbeiten zu können. Dieses Jahr hatte ich und nun bin ich absolut in der Lage, meinen eigenen Weg mit der Stadt und der Stadtverwaltung zu gehen und darauf freue ich mich auch. Mit Frau Schwarz als Nachfolgerin von Frau Nießen habe ich eine tolle Kollegin dazubekommen. Die einzige Überraschung war, dass Michael Ilk, nicht wieder kandidiert. Ich bedauere dies sehr. Kann aber seine Entscheidung, die er nach reiflicher Überlegung getroffen hat, als Mediator in die Privatwirtschaft zu gehen, gut verstehen. Jetzt werden wir zunächst einen Nachfolger für Konrad Seigfried finden, danach einen für Michael Ilk. Für den Posten des Ersten Bürgermeisters liegen uns 33 Bewerbungen vor, davon zehn sehr gute – das zeigt, dass die Stadt interessant ist und etwas zu bieten hat. In zwei Schritten werden wir die Auswahl so reduzieren, dass sich am 24. März die besten Bewerber dem Gemeinderat vorstellen werden.

Würden Sie sagen, Sie gehen aus dem Krisenjahr 2020 gestärkt hervor und sind gewappnet für alles, was noch kommt?
Ja, definitiv würde ich sagen, dass nicht nur ich als Person, sondern wir als Stadt gestärkt hervorgehen, weil wir einiges gelernt haben in der Krise. Wir müssen uns im Bereich Digitalisierung noch verbessern. Wir haben gelernt, wie wir uns im Bereich Notfallstrukturen richtig aufstellen müssen. Wir gehen also gestärkt als Stadt insgesamt hervor, wenn wir – und das ist die Bedingung – auch für die Innenstadtentwicklung, also für Einzelhandel, Gastronomie etc. die richtigen Weichen stellen. Unabhängig von Corona müssen wir jetzt wieder an die Zukunft denken und geplante Projekte endlich in die Hand nehmen.

Herr Dr. Knecht, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Auf dem Weg in den Profifußball: Der Bietigheimer Arel Demir (18) kämpft gegen Ungewissheit

Von Uwe Roth

Arel Demir hat einen festen Plan A: Der 18-Jährige, der in Bietigheim-Bissingen im Kreis Ludwigsburg bei seiner Familie lebt, möchte Profifußballer werden. “Ich arbeite seit Jahren darauf hin”, sagt er diese Woche im Gespräch mit Ludwigsburg24. Schon als Kind sah er sich in der höchsten Liga mitspielen. Mit zehn Jahren begann er in einem Verein ernsthaft zu kicken, damals beim SGV Freiberg. Seine Chance, dieses Traumziel der Nachwuchstalente zu erreichen, standen bislang nicht schlecht. Der Gymnasiast trainiert im Nachwuchsleistungszentrum des Karlsruher SC. Dieses gehört zu den renommiertesten in Deutschland. Dort reinzukommen, war ein Etappensieg: “Man hat überzeugt, dass man an sich glaubt und es schaffen will.” Seit Juli 2019 spielt Arel in der U19. Aktuell ist sein Team auf Platz 10 in der Bundesliga Süd/Südwest. Es läuft, könnte man feststellen, gäbe es Corona nicht. Der Virus wirbelt Trainings- und Spielpläne durcheinander – und später vielleicht den Karriereplan.

Arel Demir ist seit vier Jahren beim Karlsruher SC. Schritt für Schritt ging es aufwärts. Regelmäßig beobachteten Talentscouts vom Spielfeldrand seine Leistung auf dem Rasen. Nun sind wegen der Lockdown-Vorschriften seit bald einem Jahr die Zuschauerränge meistens leer gewesen. Kein Live-Scouting. Die Talentsucher schauen sich die Geisterspiele irgendwo später auf Video an, wenn mal eines stattfindet. In der laufenden Saison gab es bislang erst drei Begegnungen. “Wenn ich mir etwas wegwünschen könnte, dann wäre das die Ungewissheit. Sie ist momentan das Schlimmste. Nicht zu wissen, wie es weitergeht”, stellt er fest. Ihm bleiben ein paar Jahre, bis spätestens im Alter von Mitte 20 das Zeitfenster ins Profilager endgültig zugeht. Diese Zeit will er nutzen. Und er klagt nicht über die Umstände. Dass die Ungewissheit verschwindet und seine Familie gesundbleibt – “mehr wünsche ich mir nicht.”

Training der U19 geht weiter – Maskenpflicht gilt bis zum Spielfeldrand

Er kann von Glück sagen, dass er weiterhin mit seiner Mannschaft real trainieren darf. Seine U19 zählt zur Liga des Leistungssports, für den es Ausnahmen gibt. So pendelt er viermal in der Woche bereits in den Trainingsklamotten von Bietigheim-Bissingen nach Karlsruhe. Umkleideräume und Duschen sind geschlossen. Bis zum Spielfeld gilt Maskenpflicht. Dann wird trainiert, 2,5 Stunden. Die athletischen Trainingseinheiten absolviert er in Eigenverantwortung. “Das Trainingsniveau ist relativ gleichgeblieben. Es hat sich nicht so viel geändert.” Arel will in seinem Leistungsniveau keinesfalls zurückfallen und unbedingt an seinem Plan A festhalten. Zu dem gehört ein Abitur, das er 2022 machen will. Danach hofft er, auf der Zielgerade zum Profifußballer sein. Sollte Plan A doch kippen, wird daraus ein Plan A-B: “Irgendwas mit Sport in jedem Fall. Trainer werden oder eine Fußballschule aufmachen”, überlegt er.

Laut der DFL werden aktuell etwa 5600 Jungs in Nachwuchsleistungszentren ausgebildet. Nur rund 70 davon schaffen jährlich den Sprung in die Profikader der 1. und 2. Bundesliga. Foto: KSC
Laut der Deutschen Fußball Liga (DFL) werden aktuell etwa 5600 Jungs in Nachwuchsleistungszentren ausgebildet. Nur rund 70 davon schaffen jährlich den Sprung in die Profikader der 1. und 2. Bundesliga. Foto: KSC

Michael Bischof ist der sportliche Leiter der GRENKE-aKAdemie des Karlsruher SC. Neben der U19 ist auch die U17 in der Jugendbundesliga. Somit stehen in zwei Mannschaften 40 junge Menschen im aktiven Training. Die Jüngeren müssen online am Ball bleiben, so gut es eben geht. Die Athletiktrainer haben Pläne ausgegeben, an denen sich der Fußballernachwuchs orientieren soll, um in Eigenverantwortung fitzubleiben. “Es ist schwer zu beurteilen, ob die Corona-Beschränkungen die Karrierepläne der jungen Spieler erschweren”, sagt Bischof. Klar, es fehlten Chancen, “sich und ihre Leistungen zu präsentieren”. Auch könnte der teilweise Wegfall des Trainings die Leistung schmälern. Wäre das der Fall, könnten die Spieler nach dem Lockdown die Leistungsdelle “relativ schnell kompensieren”, ist er überzeugt. Größere Nachteile sieht Bischof für den aktuellen Spielernachwuchs nicht: “Es muss ja etwas nachkommen.” Der Spielermarkt funktioniere trotz der Einschränkungen. Die Erfolgsaussichten hingen aber auch davon ab, wie die Vereine nach Corona finanziell dastehen. Wenn das Geld wegen der aktuell fehlenden Einnahmen knapp bleibt, können die Ablösesummen und die Spielergehälter im Niveau sinken.

VfB Stuttgart setzt auf Trainingsdisziplin der Nachwuchskicker

Auch beim VfB Stuttgart sind die Jugendmannschaften seit drei Monaten auf einem Rasen nicht mehr im Wettbewerb eingetreten. Die Spiele der Jungen Wilden sind ausgefallen. Daniel Teufel ist einer der Ausbildungsleiter beim VfB. “Die U17 und die folgenden Mannschaften trainieren wie üblich auf dem Platz, sieben Mal die Woche”, berichtet der 35-Jährige. “Trotzdem fehlt ein Jahr in der Entwicklung”, stellt er fest. Die U16 und jünger trainieren virtuell. Obwohl es eine Genehmigung gebe, in abgespeckter Form auf einem Platz zu trainieren. Doch das Risiko wolle der Verein nicht eingehen. Inzwischen gebe es gute Apps, die jungen Leute online in ein Trainingsprogramm einzubinden.

Online sei es einfacher, Promis für die Jugend zu engagieren und ihre Begeisterung zu wecken. So habe es ein virtuelles Training mit einem Profi-Freestyler gegeben. Teufel betont die Vorteile eines vorübergehend anderen Trainingsprogramms: “Es ist für den Entwicklungsprozess gar nicht schlecht, eigenständig und ohne ständige Aufsicht zu trainieren. Es muss nicht immer ein Trainer sagen, was als nächstes getan werden muss.” Über Apps und Fitnesstracker werden die Leistungen, Trainingsdaten festgehalten und dem Trainer übermittelt. “Aber es ersetzt nicht die Praxis”, gibt der Ausbildungsleiter zu. Der Profiverein betreut ungefähr 200 Spieler im Jugendbereich. Corona sieht er nicht als einen Karrierenkiller. “Corona oder nicht: Die wenigsten werden am Ende Profifußballer”, sagt er. Die Toptalente könnten aktuell weiter gefördert werden. Daniel Teufel sieht keinen Grund zu klagen. So wichtig Fußball für die Gesellschaft für den sozialen Frieden sei, die Bedeutung des Profisports dürfe in der aktuellen Lage nicht überhöht werden. “Es gibt andere, die unter der Corona-Krise mehr leiden müssen. Man beschwert sich im Moment viel zu viel.” Arel Demir sieht das ähnlich. An seinem Ziel, Profifußballer zu werden, will er trotzdem weiter hart arbeiten.

Brand in Flüchtlingsunterkunft in Möglingen – 80.000 Euro Sachschaden

Am Freitagnachmittag gegen 15:30 Uhr ist im Parkweg in Möglingen in einer Wohnung im ersten Stock eines als Flüchtlingsunterkunft genutzten Mehrfamilienhauses aus noch ungeklärter Ursache ein Brand ausgebrochen.

Nach Erkenntnissen der Polizei und Feuerwehr konnten alle Personen das betroffene Gebäude verlassen. Am Einsatz der Lösch- und Rettungsarbeiten waren neun Fahrzeuge der Feuerwehren Möglingen, Asperg und Ludwigsburg mit 43 Kräften sowie sieben Fahrzeuge des Rettungsdienstes mit 14 Helfern beteiligt. Die Bahnhofsstraße musste für die Einsatzmaßnahmen von 16.00 Uhr bis 17.15 Uhr für den Linienverkehr des öffentlichen Personennahverkehrs voll gesperrt werden.

Ein 35-jähriger Bewohner erlitt eine Rauchgasintoxikation und wurde vorsorglich in einem umliegenden Krankenhaus behandelt. Die evakuierten Bewohner der drei nicht mehr nutzbaren Wohnungen konnten zwischenzeitlich durch Vertreter der Gemeinde Möglingen in nahegelegenen Notunterkünften untergebracht werden. Der entstandene Sachschaden wird auf 80.000 Euro geschätzt. Die Ermittlungen zur Brandursache dauern an.

red

Wohnen darf kein Luxus sein – Ein Gastbeitrag von Colin Sauerzapf

Bietigheim-Bissingen auf dem 30. Platz, Remseck auf Platz 22, Kornwestheim auf Platz zwölf, Ditzingen auf zehn und Ludwigsburg auf Platz acht. Der Landkreis Ludwigsburg ist Spitzenreiter bei den Mietpreisen (Quelle: F+B Mietspiegelindex 2019). Fast die Hälfte der TOP 30 Städte mit den teuersten Mieten kommen aus Baden-Württemberg, die meisten davon aus unserer Region.

Auch wenn Baden-Württemberg gerne als „Ländle der Häuslebauer“ bezeichnet wird, wohnt doch knapp die Hälfte der Menschen in unserem Bundesland zur Miete. Viele Studierende können sich das WG-Zimmer in der Universitätsstadt nicht leisten und bis in den Mittelstand hinein fehlt bei immer mehr Menschen am Ende des Monats das Geld, weil sie über 40% ihres Einkommens für die Miete aufbringen müssen. Das Wohnen in unseren großen und kleinen Städten wird für immer mehr Menschen unbezahlbar.

Aber gerade unsere Städte leben vom Austausch von Menschen mit unterschiedlichen Interessen, Ausbildungen, Hintergründen und damit auch Einkommen. Die angespannte Wohnungssituation wird auch immer mehr zum Hemmnis unserer schwäbischen Wirtschaft. Deshalb brauchen wir eine neue und starke Wohnungspolitik, um den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu stärken. Immer mehr Menschen merken, dass der freie Markt allein für viele nicht funktioniert.

Eine Stadt, die seit über 100 Jahren eine ganz andere, sozialdemokratische, Wohnungs- und Bodenpolitik betreibt, ist Wien. 62 % aller Wohnungen der österreichischen Hauptstadt gehören der Kommune oder sind genossenschaftlich organisiert und gefördert. Eine Wohnung in Gemeindebau in Wien kostet maximal 5 € auf den Quadratmeter. Und vor allem: Die Stadt baut selbst, auch aktuell, neue Wohnungen und wird damit dem Zuzug besser gerecht als die meisten deutschen Städte.

Auch Wien ist nicht perfekt. Die restlichen rund 40% der Wohnungen auf dem Privatmarkt haben in den letzten Jahren starke Preissteigerungen erfahren und für viele ist der Zugang zum Gemeindebau, obwohl nötig, nicht gegeben.

Trotzdem können wir aus meiner Sicht von Wien lernen. Städte und Gemeinden müssen einfacher und schneller an Bauland kommen, um die dringend gebrauchten Wohnungen realisieren zu können. Im Grundgesetz steht neben dem Schutz des Eigentums auch: „Eigentum verpflichtet“. Wenn junge Familien oder Rentner aus ihren Heimatstädten wegziehen müssen, weil sie keine für sie bezahlbare Wohnung finden, müssen wir diesen Satz auch ernst nehmen.

Auch müssen unsere Wohngebäude bis 2050 klimaneutral werden. Dabei brauchen Eigentümerinnen und Mieter strukturelle und finanzielle Unterstützung, damit wir diese Mammutaufgabe bewältigen können, ohne dabei die Mieten explodieren zu lassen.

Kommunaler Wohnungsbau muss auch vom Land unterstützt werden. Wir werden es in den nächsten Jahren zwar nicht schaffen Wien beim Anteil an städtischen Wohnungen einzuholen, aber wer nicht anfängt, wird sein Ziel nie erreichen. Wohnungsbau ist Langstrecke und kein Sprint.

Mit diesen und vielen weiteren Maßnahmen, wie Baulückenschließung, Leerstandsbekämpfung oder seniorengerechtem Wohnen, sind die neue Landesregierung und unsere Städte und Gemeinden gefragt das Problem anzupacken, um unser Ländle gerechter und Lebenswerter zu gestalten.

Kaum ein Fleck Erde ist reicher als Baden-Württemberg. Wer wenn nicht wir, kann es schaffen, die Probleme unserer Zeit anzugehen und zu lösen.

Info: Colin Sauerzapf ist Stadtrat in Remseck am Neckar und will 2021 als Abgeordneter für die SPD in den Landtag einziehen.