„Wenn ich etwas mache, dann mache ich es auch richtig.“ Ludwigsburg24 im Gespräch mit Jochen Eisele

Von  Patricia Leßnerkraus und Ayhan Güneş

Als Jochen Eisele 2014 für den neuen Gemeinderat kandidierte, ahnte er nicht, dass er sich die Arbeit mit nur einem FDP-Kollegen würde teilen müssen. Trotzdem hat er sich reingehängt und alles gegeben nach dem Motto: Ganz oder gar nicht! „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es auch richtig“, bestätigt der 52-jährige Kreis- und Stadtrat. Er stellte sich ein zweites Mal zur Wahl und stieg auf zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden. Jetzt warten neue Aufgaben auf den hauptberuflichen Physiotherapeuten, der mit seiner gleichaltrigen Frau Heidrun eine sechsköpfige Praxis betreibt. Als neuer Vorsitzender des MTV Ludwigsburg tritt er in die Fußstapfen von Matthias Knecht, der diese Aufgabe mit seiner Wahl zum Oberbürgermeister aufgeben musste. Im Gespräch mit Ludwigsburg24 gewährte Jochen Eisele ein paar Einblicke in sein Leben und bisheriges Wirken.

Herr Eisele, ein Gespräch zwischen uns auf Augenhöhe ist – zumindest gemessen in Zentimetern – nicht möglich. Verraten Sie uns, wie groß Sie sind?

(lacht) Ich bin 1.98m groß.

Bei so einer imposanten Größe passen Sie in Ihrem neuen Amt als MTV-Chef doch locker in die Fußstapfen Ihres Vorgängers…

Noch bin ich nicht gewählt, die Wahl wird voraussichtlich am 25. September auf der Mitgliederversammlung sein. Allerdings bin ich schon seit April durch den Vorstand gewählt und kommissarisch mit den Aufgaben betraut. Den Lockdown konnte ich somit geschickt nutzen, um mich schon mal in die umfassende Thematik einzuarbeiten.

Wie kam es denn dazu, dass Sie die Nachfolge vom jetzigen OB Knecht antreten? Hat er Sie empfohlen oder haben Sie sich in der Vergangenheit besonders im Verein hervorgetan?

Weder noch, denn ich war bislang weder Vereinsmitglied, noch hatte ich mit Matthias Knecht persönlich etwas zu tun. Ich kenne ihn eigentlich vorwiegend nur durch den Gemeinderat und durch meinen Sohn, der sein persönlicher Referent ist. Aber ich möchte doch gleich mal anmerken, dass mein Sohn Hannes und ich Privatleben und Beruf strikt trennen und ich nicht etwa automatisch alle Ideen vom OB unterstütze. Ich bleibe kritisch. Doch zurück zu Ihrer Frage: Für die Präsidentschaft beim MTV habe ich mich nicht beworben, ich wurde für mich ganz überraschend vom zweiten Vorsitzenden gefragt, ob ich nicht Lust hätte, diese Aufgaben zu übernehmen. Als ehemaliger aktiver Handballer von der TSG Oßweil bin ich natürlich sportaffin und durch meine politischen Aufgaben habe ich gute Kontakte sowohl in die Stadtgesellschaft als auch in die Stadtverwaltung hinein.

Und Sie hatten und haben Lust?

Na ja, das habe ich mir schon gut überlegt, denn ich habe mit meiner Praxis und meinen Funktionen als Stadt- und Kreistrat schon ganz gut zu tun. Auch meine Frau sagte: Musst du das jetzt auch noch machen? Ich habe mich intensiv mit dieser Frage beschäftigt und mich dann dafür entschieden, nachdem ich die Strukturen des Vereins ein bisschen besser kennengelernt und festgestellt habe, dass es einen zwölfköpfigen Vorstand sowie eine Geschäftsstelle mit vielen Hauptamtlichen gibt, so dass ich viele Aufgaben delegieren kann. Der MTV ist mit seinen 7.500 Mitglieder jedenfalls ein reizvoller Verein mit großen Herausforderungen, die es jetzt zu meistern gilt.

Wie geht es dem Verein derzeit?

Dem Verein geht es jetzt schlechter als vor Corona, es gibt durchaus Einbußen. Dieser große Verein ist quasi ein kleines Unternehmen. Die Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit, die Kosten liefen trotzdem weiter. Es wurde ein Kampfsportzentrum gebaut, für das wir die Darlehen bedienen müssen. Die zwei Fusionen mit 07 und SCL haben uns ebenfalls Geld gekostet und wir haben Schulden mitübernommen. Dann haben wir Auszubildende und duale Studenten, die man nicht in Kurzarbeit schicken kann und für die man zahlen muss. Dazu kommen die finanziellen Ausfälle im Kurs- und Rehasportbereich oder beim Fitnessstudio. Das bewegt sich alles in einem nicht gerade kleinen Rahmen, was wir da stemmen müssen. Deshalb überlegen wir gerade, ob wir uns bewerben und Gelder aus dem Rettungsschirm für Vereine beantragen. Dafür hat das Land 15 Euro pro Mitglied auferlegt. Allerdings ist diese Auszahlung nicht nur an Einbußen, sondern auch an einen Liquiditätsengpass gebunden. Das muss aber klar definiert und eidesstattlich versichert sein. Und eine eidesstattliche Versicherung ist schon eine große Sache, die gut überlegt sein muss.

Wie haben sich die Mitglieder während der Corona-Zeit verhalten? Waren sie solidarisch oder haben sie Geld zurückverlangt, weil sie das sportliche Angebot nicht nutzen konnten?

Ins Fitnessstudio konnte man zwei Monate nicht rein, aber die Beiträge werden halbjährlich abgebucht. Wir habend deshalb das Angebot gemacht, fürs nächste Halbjahr nur vier Monate abzubuchen. Da haben sich schon einige Mitglieder zurückgemeldet und gesagt, wir sollen die volle Summe abbuchen. Das ist natürlich eine tolle Solidaritätsbekundung. Dennoch rechnet unser Geschäftsführer fürs nächste Jahr mit einer deutlich geringeren Mitgliederzahl, aber das müssen wir jetzt mal abwarten. Momentan liegen wir bei 7.500 Mitgliedern. Für 2021 rechnen wir mit höchstens 6.500 bis 7.000 Mitgliedern. Das wäre ein Mitgliederverlust von 500 bis 1.000 Personen. Es wäre schön wenn es nicht so wäre, aber wir müssen uns überraschen lassen. Denn: Multipliziert man das mit rund 100 Euro Mitgliedsbeitrag pro Person, kommt man auf eine stattliche Fehlsumme, die irgendwie kompensiert werden muss.

Wie würden Sie diese Summe kompensieren wollen?

Das geht eigentlich fast nur, indem man an Angeboten spart und Neuanschaffungen oder Um- bzw. Ausbauten erstmal auf Eis legt. Auch neue, zusätzliche Sportangebote müssten hintenangestellt werden.

Hätten Sie das Amt angetreten, wenn Sie rechtzeitig gewusst hätten, was da für eine Situation auf Sie zukommt?

Da ich noch nicht gewählt bin, habe ich doch die Aufgaben des Vorsitzenden schon kommissarisch übernommen trotz des vollumfänglichen Wissens der Schwierigkeiten und Herausforderungen. Ich könnte jetzt immer noch entscheiden, im September nicht zur Wahl anzutreten. Aber das tue ich nicht, weil ich den Kopf nicht in den Sand stecke und ich inzwischen viele Menschen im Verein aus Vorstand, Geschäftsstelle und Übungsleitern kennengelernt habe, die total engagiert sind. Die lasse ich jetzt nicht nur wegen finanzieller Schwierigkeiten des Vereins im Stich, zumal ich davon überzeugt bin, dass der MTV diese Krise überstehen wird.

Wie viele Stunden investieren Sie in Ihre Nebenjobs?

Für den Gemeinderat sind es mit Sitzungen und Vorbereitungszeit wöchentlich zwischen 10 und 15 Stunden, für den MTV kommen momentan nochmal rund 5 Stunden dazu.

Wo bleibt Ihr Privatleben?

Das findet schon noch statt und kommt auch nicht zu kurz, denn ich sehe meine Frau ja täglich in der Praxis, in der wir beide als Physiotherapeuten arbeiten. Mittags essen wir immer zusammen und können uns in diesen eineinhalb Stunden intensiv austauschen. Wir nehmen uns auch sonst die gemeinsame Zeit, weil wir sie auch brauchen. Unsere Kinder sind 20 und 23 Jahre alt und leben noch daheim, aber die gehen ihre eigenen Wege. Unsere Tochter Greta macht in Stuttgart gerade eine Ausbildung zur Physiotherapeutin und wird später vielleicht mal unsere Praxis übernehmen., was mich sehr freuen würde. Aber ich gebe zu, dass meine Frau vom MTV-Angebot zuerst wenig begeistert war. Wir haben dann viel geredet und ich glaube, mittlerweile steht sie voll dahinter.

Werden Sie denn in diesem Jahr mit Ihrer Frau in den Urlaub fahren oder verzichten Sie wegen Corona?

Wir haben Ende August eineinhalb Wochen Urlaub und werden uns je nach aktueller Lage spontan entscheiden, ob und wohin wir fahren. In den vergangenen Jahren sind wir sehr gerne in den Norden vom Comer See in ein kleines Örtchen namens Colico gefahren. Dort können wir uns jedes Mal gut erholen.

Was für ein Urlaubstyp sind Sie denn – Sonnenbader oder Wanderer?

Als Sonnenbader bin ich nach einer Stunde durch, das ist nicht meins. Wir schauen uns gerne andere Ortschaften und Städte an. Ansonsten essen wir gerne gut und genießen dazu einen tollen Wein. Aber Genuss gönnen wir uns auch daheim, nicht nur im Urlaub.

Sie sind gebürtiger Ludwigsburger, Ihre Frau kommt aus Waldshut-Tiengen. Wie haben Sie sich kennengelernt?

Sie hat damals ein freiwilliges Soziales Jahr gemacht und ich war bei der Bundeswehr. In einer Tagesstätte in St. Ulrich sind wir uns begegnet, weil wir beide zu zwei unterschiedlichen Seminaren dort waren. Als wir zufällig ins Gespräch kamen, stritten wir zuerst darüber, warum ich nicht verweigert habe. Trotzdem sind wir uns danach nähergekommen, haben uns besucht und irgendwann war klar, dass wir zusammengehören.

Was gab bei Ihnen den Impuls Physiotherapeut zu werden?

Ausschlaggebend waren letztlich meine eigenen Verletzungen durch den Sport. Mal knickt man um, mal schlägt einem irgendeiner in den Arm beim Werfen, mal zwickt die Schulter. Deshalb habe ich als Sportler selbst viel Zeit bei der Physio verbracht. Trotzdem habe ich nach dem Abitur zuerst vier Semester Mathematik studiert. Und obwohl ich Mathe-Leistungskurs hatte, habe ich im Studium gar nichts mehr kapiert. Das war sowas von abstrakt, absolut ätzend. Meine Frau, die zuerst an der PH in Ludwigsburg auf Grund- und Hauptschullehramt studiert hat und auch nicht wirklich glücklich damit war, und ich haben uns dann beide entschieden, eine Physiotherapeuten-Ausbildung zu absolvieren und uns später selbständig zu machen. Dieser Beruf hat mich schon immer interessiert. Ihn ergreift man nicht, um reich zu werden, sondern diese Berufswahl ist begleitet von viel Idealismus. Ich brauche den Umgang mit den Menschen und freue mich, wenn ich durch meine Arbeit dazu beitragen kann, dass sich die Patienten nach der Behandlung schmerzfreier fühlen. Unsere eigene Praxis haben wir bereits 1995 aufgemacht und 1996 noch eine zusätzliche Ausbildung als Osteopath begonnen.

Was war der Grund für Ihr politisches Engagement?

Auch hier wurde ich gefragt, ob ich nicht für den Gemeinderat kandidieren wolle. Irgendwie rutsche ich immer in Sachen rein, die mir dann total Spaß machen. Politisch war ich zwar interessiert, habe das eine oder andere gelesen, aber ich hatte nie von mir aus beabsichtigt, mich auch politisch zu engagieren. Ende 2013 hat mich jedoch FDP-Gemeinderat Martin Müller angesprochen und gefragt, ob ich mich auf die Kandidatenliste setze lassen würde. Ich gab mein Okay, wurde auf Platz elf gelistet. Dann sind genau zwei von der FDP gewählt worden, der eine war Johann Heer, der andere war ich. Martin Müller kam auf den dritten Platz, das tat mir sehr leid. Ich wurde somit ins kalte Wasser geworfen und musste von Beginn an die ganze Arbeit mit Johann Heer allein stemmen. Das waren fünf intensive Jahre, in denen ich viel gelernt habe. Jetzt sind wir zu viert und können die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen.

Was macht Ihnen an der politischen Arbeit Spaß?

An den politischen Aufgaben macht mir Spaß, dass ich gestalten kann in meinem direkten lokalen Umfeld. Bei Bauvorhaben entscheide ich mit und sehe dann irgendwann mal das Ergebnis. Außerdem sehe ich die Arbeit im Gemeinderat und Kreistag wie meinen früheren Mannschaftssport Handball. Man bekämpft sich eine Stunde lang auf dem Spielfeld und nach Abpfiff hat man mit dem Gegner gemeinsam im Foyer ein Bier getrunken. So ist es auch in der Politik. Man streitet in der Sache, danach sitzt man im Ratskeller zusammen.

Sie wollten eigentlich nicht in den Gemeinderat, Sie wollten auch von sich aus nicht MTV-Chef werden. Was, wenn Sie demnächst jemand fragt, ob Sie Oberbürgermeister werden wollen?

(lacht herzhaft) Dieses Amt strebe ich garantiert nicht an und würde mich auch nicht zur Wahl stellen. Egal, wie sehr man mich bitten würde. Erstens bin ich jetzt 52 und der amtierende OB regiert noch sieben Jahre. Mit 59 wird man garantiert nicht zum ersten Mal OB. Auch bin ich vom Wissen her zu wenig Verwaltungsmensch. Außerdem hat ein OB nur gewisse Gestaltungs- und Entscheidungsgrenzen, denn bei den ganz großen Themen liegt die letzte Entscheidung immer beim Gemeinderat wie gerade erst geschehen. Der OB wollte mit dem Weihnachtsmarkt lieber ins Schloss, der Gemeinderat hat jedoch für den Marktplatz gestimmt.

Die Entscheidung zum Weihnachtsmarkt wird von den Bürgern sehr kontrovers diskutiert. Für welche Variante haben Sie gestimmt und warum?

Wir als FDP haben uns für den Marktplatz als Standort entschieden. Uns war zuerst einmal wichtig, dass der Weihnachtsmarkt überhaupt stattfinden kann, nachdem alle anderen Events wie Pferdemarkt, Brauttage, Venezianische Messe, Weinlaube abgesagt wurden. Das Hauptargument für den Marktplatz von mir und vielen anderen Gemeinderäten war, dass der Weihnachtsmarkt im Schlossgarten nur zwei Wochen möglich gewesen wäre, weil Volker Kugel sein eigenes Programm bis einschließlich 6. Dezember verlängert hat. Ich habe zuvor mit vielen Händlern vom Weihnachtsmarkt gesprochen, die ganz klar signalisiert haben, dass sich zwei Wochen für sie nicht lohnen. Natürlich hätte ein Weihnachtsmarkt im Schlossgarten großen Charme gehabt, aber wir würden dadurch eine Parallelwelt zur Innenstadt aufbauen, was ebenfalls kontraproduktiv wäre. Aber jetzt müssen wir erstmal abwarten, ob es nicht doch zu einer zweiten Corona-Welle kommt und wir den Weihnachtsmarkt dann überhaupt noch stattfinden lassen dürfen.

Während die Entscheidung zum Weihnachtsmarkt eher deutlich ausfiel, kam es bei der Abstimmung zur Auflösung der noch verbliebenen elf Parkplätze in der Myliusstraße nach der Abstimmung im Ausschuss auch im Gemeinderat zu einem Patt. Wie kam das Thema überhaupt in den Gemeinderat?

Das war ein Antrag der Grünen. Der Gemeinderat umfasst mit dem OB 41 Stimmen und das Ergebnis war 20 zu 20 bei einer Stimme Enthaltung. Enthalten hat sich ausgerechnet Grünen-Unterstützer Hayrettin Dogan vom Bündnis für Vielfalt, der sich zuvor genau informiert hat. Das Hauptargument der Grünen für die Abschaffung der Parkplätze war das schlechte Durchkommen der Busse und die daraus entstehenden Verspätungen, weil die Straße vor 20 Jahren viel zu eng gebaut wurde. Herr Dogan hatte mit den Busfahrern geredet und die hatten ihm eine neue Sicht der Dinge vermittelt.

Die da wäre?

Die Busse kommen nicht wegen der elf Parkplätze nicht durch, sondern weil die Lieferwägen für die Geschäfte oder die von DHL, Hermes etc. immer in zweiter Reihe parken. Und das würden die auch dann tun, wenn die Parkplätze weg wären. CDU, Freie Wähler, FDP und auch die Stadt waren dafür, die Parkplätze zu erhalten. In der Myliusstraße gibt es viele Ärzte, Apotheken, einen Optiker, ein Sanitätsgeschäft, die auch von vielen älteren Menschen aufgesucht werden. Die müssen doch irgendwo parken können. Die nächsten Parkhäuser sind einfach zu weit weg für eine Person, die vielleicht am Rollator läuft oder wie auch immer eingeschränkt ist.

Zurück nochmals zum OB. Die FDP hat sich bei der Oberbürgermeisterwahl neutral verhalten. Wie zufrieden sind Sie mit dem neuen OB Knecht?

Wir waren neutral, weil wir mit OB Spec sehr gut zurechtgekommen sind und er in der Vergangenheit gute Arbeit geleistet hat, auch wenn er im Umgang nicht immer einfach war. Werner Spec war ein absoluter Macher, manchmal vielleicht ein Quäntchen zu viel. Aber die Stadt lebt, es ist richtig was los, das ist durchaus sein Verdienst. OB Knecht kam jetzt leider Corona dazwischen, er muss Geld sparen. Dennoch präsentiert er sich bislang gut. Er ist ein ganz anderer Typ, menschlicher, nahbarer, umgänglicher.

Im Gemeinderat sitzen inzwischen viele neue Gesichter. Was hat sich zu früher verändert?

Da ich selbst erst seit 2014 dabei bin, kann ich das nicht so richtig beurteilen. Ich weiß, dass, seit einige Gemeinderäte, die gerne mal den alten OB so richtig angingen, weg sind, es wesentlich ruhiger zugeht. Verschoben hat sich die Anzahl der Gemeinderäte in den Fraktionen seit der letzten Wahl. Wir haben uns verdoppelt und dadurch etwas mehr Gewicht, die SPD hat sich verkleinert, CDU und Grüne haben sich vom Stimmenverhältnis gedreht, die Linke ist mit zwei Leuten immer noch dabei. Ich finde es auch gut, dass mit Hayrettin Dogan das Bündnis für Vielfalt vertreten ist und die Menschen mit Migrationshintergrund somit eine Stimme haben, die sie vertritt. Eventuell kommt es im nächsten Jahr durch die Bundestags- und Landtagswahl zu kleinen Stellungskämpfen bei uns im Gemeinderat, auch wenn das Thema eigentlich nicht in den Gemeinderat gehört. Warten wir es ab.

Zuletzt noch eine Frage an den Physiotherapeuten: Wie stark spüren Sie Corona in Ihrer Praxis?

Der Zulauf ist zurückgegangen und es ist ruhiger geworden in der Praxis. Es gibt doch viele Patienten, die noch immer Angst haben und lieber daheimbleiben, wenn es der Gesundheitszustand zulässt. Wir arbeiten unter den vorgeschriebenen Sicherheitsbedingungen, was bedeutet, dass Therapeuten und Patienten eine Maske tragen. Das macht zwar keinen Spaß bei diesen Temperaturen, ist aber unerlässlich. Ich bin ja froh und dankbar, dass ich überhaupt arbeiten darf, denn viele andere Menschen sind in Kurzarbeit oder haben ihren Job komplett verloren.

Hatten Sie seit dem Lockdown Existenzängste?

Wenn man 25 Jahre eine Praxis betreibt, dann erlebt man immer mal wieder unterschiedliche Wellen, auch wenn in der Krankengymnastik eigentlich immer was los ist. Kritischer ist es mit der Osteopathie, die wirtschaftlich für die Praxis sehr wichtig, aber keine Kassenleistung ist, sondern von den Patienten privat finanziert werden muss. Wenn man über einen gewissen Zeitraum nur 20 Prozent seiner üblichen Patienten hat, denkt man schon mal kurz darüber nach was passiert, wenn das jetzt so bleibt. Als Existenzangst würde ich meine Gefühle jedoch nicht bezeichnen, das Wort Demut beschreibt sie besser.

Herr Eisele, wir danken Ihnen für das Gespräch!

„Wer ist hier eigentlich der Chef hier bei den Grünen?

Eine Kolumne von Swantje Sperling, Gemeinderätin der Stadt Remseck am Neckar, Sprecherin des Kreisvorstands der BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN im Landkreis Ludwigsburg

„Wer ist hier eigentlich der Chef hier bei den Grünen?“ – Ich stehe dem Fragenden, immerhin einem politischen Mandatsträger, etwas ratlos gegenüber: „Wie meinen Sie das?“ Antwort: „Naja wer ist denn der Vorsitzende der Grünen im Kreis?“.
Der Groschen fällt: „Bei uns nennt sich das Sprecher*in. Wenn Sie das mit Chef meinen, dann bin ich das.“

Eine Erfahrung, die so keiner meiner Vorgänger, die hier ihre Gedankensplitter veröffentlichen durften, mit mir teilt. Das ist erklärlich. Wenn sie danach gefragt werden, wer denn hier der Chef, der Abgeordnete oder der Entscheidungsträger ist, dann sind es die Herren ja meist sie selbst. Sie erleben weitaus seltener Diskriminierung, auch keine sprachliche.

Empfindsamkeit für Ungerechtigkeit entsteht meist, wenn man sie selbst erlebt oder zumindest nachfühlen kann. 75 Prozent der systemrelevanten Berufe  – vom Gesundheitswesen über die Altenpflege und den Einzelhandel bis zur Kita – werden von Frauen ausgeübt, meist massiv unterbezahlt. Das hat viele Gründe, wird aber trotz des öffentlichkeitswirksamen Klatschens nicht wirklich bekämpft. Für mich liegt einer der Gründe in der mangelnden Repräsentanz der Frauen in unseren Parlamenten. Dort, wo die Rahmenbedingungen für gerechte Entlohnung und die Aufwertung von Berufsgruppen unter anderem gelegt werden. Über drei Jahrzehnte waren männliche Abgeordnete in Bund und Land fast unter sich. Mehrheitlich ein Herrenclub – noch immer. Der Landtag von Baden-Württemberg ist das einzige deutsche Landesparlament, in dem noch nie ein Anteil von wenigstens 30% weiblichen Abgeordneten erreicht wurde. Keine gute Lobby für die 75 % hart arbeitenden systemrelevanten Frauen. Dabei möchte ich ausdrücklich nicht, dass Geschlechtergerechtigkeit alleine den Frauen als Thema überantwortet wird. Weibliche Repräsentanz alleine bedeutet nicht automatisch eine geschlechtergerechte Politik. Die politischen Führerinnen der Welt, von Margaret Thatcher bis Angela Merkel, machen es vor – auch als Frau kann man geschlechterspezifische Problemlagen ignorieren

Was hier zu tun ist – nicht weniger als ein gesamter struktureller Wandel. Im Denken wie im Handeln. Vor allem im Bereich der bezahlten wie auch unbezahlten (da privaten) Care-Arbeit, also des sich „um Andere Kümmerns“.

Jegliches Handeln beginnt allerdings mit Sprache. Und diese Sprache bestimmt, wie wir unsere Umgebung und andere Menschen wahrnehmen und bewerten. Sie bestimmt unser Denken und unser Handeln, sogar unsere Körperbewegung. Und dabei sind Wörter nur die Spitze des Eisbergs – hinter einzelnen Ausdrücken konstruiert unser Gehirn einen ganzen Deutungsrahmen, der aus unseren Erfahrungen mit der Welt resultiert. Abhängig von unserer Wortwahl werden bestimmte Fakten und Realitäten hervorgehoben. Andere treten in den Hintergrund.

Ein konkretes Beispiel sind die Wörter „Klimawandel“ und „Klimakrise“. Eigentlich drücken sie das gleiche aus. Die Erwärmung unseres Klimas mit allen Konsequenzen. Doch mit zwei völlig unterschiedlichen Deutungsrahmen. Das Wort Wandel ist von jeher sprachlich neutral, im häufigeren Sprachgebrauch positiv besetzt. Ja, oft geschieht ein Wandel auch von selbst, ohne menschliche Einwirkung.
Das Wort „Krise“ ist hingegen nie positiv besetzt.

Was ich mir wünsche: dass wir unsere gesamte Sprachwahl überdenken. Und zwar nicht nur, wenn einzelne eine Freude daran zu haben scheinen, sich über Gendersternchen und eine vermeintliche Verschandelung der Sprache zu echauffieren. Vor allem, wenn sie zuvor selbst nicht durch besondere Spracheleganz aufgefallen sind. Wenn dies dazu führt, dass wir grundsätzlich über die Deutungsmacht von Sprache nachdenken – dann wäre diese Debatte ein Gewinn.
Es geht um unseren gesamten Sprachgebrauch und unseren Blick auf die Welt.
Blicken wir gemeinsam darauf!

Deutsche Wirtschaft wächst wieder

Die deutsche Wirtschaft erholt sich in der Corona-Krise schneller als erwartet. So stiegen die Bestellungen im Juni 2020 um immerhin 27,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Mai hatte es bereits ein Plus von 10,4 Prozent gegeben. Im März und April waren die Bestellungen eingebrochen, als in zahlreichen Industriestaaten die Wirtschaft heruntergefahren wurde.

Analysten hatten zwar im Schnitt einen kräftigen Anstieg im Monatsvergleich erwartet, waren aber nur von einem Zuwachs um 10,1 Prozent ausgegangen. Wie stark sich die Corona-Krise aber nach wie vor auf den Auftragseingang auswirkt, zeigt der Blick auf den Jahresvergleich: Demnach lagen die Bestellungen immer noch 11,3 Prozent unter dem Niveau von Juni 2019.

Die Aufträge aus dem Inland stiegen im Juni 2020 den Angaben zufolge um 35,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat, die Auslandsaufträge erhöhten sich um 22 Prozent. Dabei nahmen die Auftragseingänge aus der Euro-Zone um 22,3 Prozent zu. Die Bestellungen aus dem restlichen Ausland stiegen um 21,7 Prozent.

Das Bundeswirtschaftsministerium sieht in den Zahlen einen “großen Schritt voran” für das verarbeitende Gewerbe. Die Auftragseingänge hätten bereits wieder ein Niveau von 90,7 Prozent der Bestellungen vor Ausbruch der Pandemie im vierten Quartal 2019 erreicht.

Ralf Loweg

Achtung: Falsche Pannenhelfer unterwegs

Fakes werden immer mehr zur Plage des Alltags. Jetzt treiben sie sogar auf den Straßen ihr Unwesen. Denn die ADAC Versicherung AG warnt aktuell vor falschen Pannenhelfern, die sich als Gelbe Engel ausgeben.

Die “Gelben Bengel” würden den Reisenden viel Geld für Abschlepp- und teils unnötige Werkstattleistungen abknöpfen, teilt Europas größter Automobilclub mit. Außer in Ungarn und Serbien sind die Betrüger jetzt auch vermehrt in Bulgarien, Kroatien und Slowenien aktiv. Dazu sind die Slowakei, Litauen und Polen betroffen.

Um die Urlauber in die Falle zu locken, nutzen die Betrüger Fahrzeuge in der farblichen Gestaltung der Pannenhilfe-Autos, mit dem Logo des Clubs oder der Aufschrift “Im Auftrag des ADAC”. Auch das Personal tritt im Gewand der ADAC-Straßenwachtfahrer auf. Aber: Im Ausland betreibt der ADAC keine eigene Straßenwacht-Flotte und die dortigen Vertragspartner dürfen weder auf ihren Fahrzeugen noch an Werkstätten ADAC-Logos verwenden.

Es gibt jedoch eine Ausnahme: In Norditalien ist ein Gelber Engel ganzjährig als Pannenhelfer für die ADAC Notrufstation tätig.

Der ADAC gibt folgenden Tipp: Bei einer Panne außerhalb Deutschlands sollte der Auslandsnotruf unter der Nummer 00 49 89 22 22 22 kontaktiert werden. Hier wird dann ein Pannenhelfer oder ein Abschleppdienst vor Ort vermittelt. Der “echte” Pannenhelfer kennt die Mitgliedsdaten des Liegengebliebenen oder kann im Zweifelsfall die Daten abrufen, um so den Nachweis zu erbringen, dass er tatsächlich im Auftrag des ADAC handelt.

Ralf Loweg

Analyse: In diesen Branchen hagelt es Kündigungen

Unzufriedenheit, Ärger mit den Kosten oder einfach nur etwas Neues ausprobieren: Gründe zu kündigen, gibt es viele. Welche Verbraucher der 30 größten Städte Deutschlands die meisten Abonnements und Verträge kündigen, hat jetzt der Vertragsmanager Volders untersucht. Bei dieser Analyse wurden die Kündigungen seit dem 1. Januar 2018 bis zum 15. Juli 2020 berücksichtigt und für jeweils 100.000 Einwohner skaliert.

Alle Städte der Untersuchung verzeichnen die meisten Kündigungen in der Telekommunikationssparte (insgesamt rund 183.000). Auf dem zweiten Platz landen die Fitnessstudios mit etwa 94.000 Vertragsbeendigungen seitens der Kunden.

Nur in Dresden und Chemnitz kündigen Verbraucher mehr Abonnements bei Magazinen beziehungsweise Versicherungen. Verträge mit Assekuranzen beenden die Bürger aller Städte am drittmeisten. Es folgen die Wirtschaftszweige der Zeitschriften beziehungsweise Magazine (etwa 45.000 Kündigungen) sowie der Streaminganbieter (rund 44.700 Vertragsbeendigungen).

Bürger aus Duisburg trennen sich häufiger von ihren Abos und Verträgen als die anderer Städte: Mit 3.760 Kündigungen auf 100.000 Einwohner nehmen Duisburger den ersten Platz des Rankings ein. Mit rund zehn Vertragsauflösungen weniger (3.749) folgen Verbraucher aus Mannheim. Essener komplettieren die Spitze der kündigungsfreudigsten Einwohner mit 3.741 Abo-Beendigungen.

Ralf Loweg

 

Was in Ludwigsburg und der Region los war

Marbach am Neckar: Pfefferspray gegen Kontrahenten eingesetzt

Im Bereich der Straße Wiesbadener Platz in Marbach am Neckar, Wohngebiet Hörnle, kam es am Donnerstagabend, gegen 20.45 Uhr, zu Streitigkeiten zwischen einem 54- und einem 28-Jährigen. Nach derzeitigem Kenntnisstand gerieten die beiden Kontrahenten in Streit, weil der Ältere den Jüngeren kritisierte. Im Verlauf des Streits habe der Jüngere den 54-Jährigen beleidigt und diesem schließlich noch Pfefferspray ins Gesicht gesprüht. Der 54-Jährige erlitt dadurch leichte Verletzungen, eine medizinische Behandlung war jedoch nicht erforderlich. Der 28-Jährige muss nun mit einer Anzeige wegen Beleidigung und gefährlicher Körperverletzung rechnen.

Pleidelsheim: Farbschmierer treibt sein Unwesen – Tatverdächtiger ermittelt

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurde in Pleidelsheim eine Person von Zeugen dabei beobachtet, wie sie ihre Abneigung gegen eine politische Partei zum Ausdruck brachte, indem sie einen Schriftzug an vielen Gebäuden und Gegenständen im öffentlichen Raum mit Farbe anbrachte. Aufgrund der Zeugenhinweise konnte ein 39-jähriger Tatverdächtiger im Rahmen einer polizeilichen Fahndung noch in der Nacht auf einem Spielplatz in Pleidelsheim vorläufig festgenommen werden. Nach bisherigen Ermittlungen wurden entsprechende Farbantragungen im Bereich der Bushaltestelle “Wiegehalle”, der Grundschule sowie einer Tankstelle festgestellt. Den Tatverdächtigen erwartet daher eine Anzeige wegen Sachbeschädigung. Er wurde nach Durchführung der polizeilichen Maßnahmen wieder auf freien Fuß gesetzt. Weitere Geschädigte werden gebeten, sich mit dem Polizeirevier Marbach am Neckar, Tel. 07144 900-0, in Verbindung zu setzen.

Großbottwar: Mit Funkenschlag und Alkohol auf dem Roller

Einer Polizeistreifenwagenbesatzung fiel am Donnerstagabend, gegen 22.40 Uhr, ein Motorrollerfahrer auf, welcher in Schlangenlinien auf der Kleinbottwarer Straße in Großbottwar unterwegs war. Außerdem konnten die Polizisten Funkenflug an dem Fahrzeug erkennen. Bei einer im Anschluss durchgeführten Verkehrskontrolle konnten die Gründe sowohl für die Fahrt in Schlangenlinien als auch für den Funkenflug ermittelt werden. Ein bei dem 58-jährigen Rollerfahrer durchgeführter Atemalkoholtest ergab knapp zwei Promille. Die Stütze des Rollers berührte aufgrund eines technischen Defekts den Boden und verursachte so den Funkenflug. Den Rollerfahrer erwartet eine Anzeige wegen Trunkenheit im Verkehr.

Ludwigsburg: Unfall im Kreuzungsbereich

Etwa 50.000 Euro Sachschaden forderte am Donnerstagabend gegen 22:30 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Kreuzung Vischerstraße/Fuchshofstraße. Der 77-jährige Fahrer eines Mercedes war auf der Vischerstraße in Richtung Fuchshofstraße unterwegs und achtete beim Überqueren des Kreuzungsbereichs nicht auf den von rechts heranfahrenden Mercedes eines 20-Jährigen. Beim Zusammenstoß der Autos wurde der Mercedes des 20-Jährigen nach rechts abgewiesen und stieß am Fahrbahnrand gegen einen geparkten Renault. Alle drei Fahrzeuge waren nicht mehr fahrbereit und mussten abgeschleppt werden. Die Fahrer blieben unverletzt.

Ludwigsburg: Radfahrer leicht verletzt

Leichte Verletzungen hat sich ein 19-jähriger Radfahrer am Donnerstag gegen 10:50 Uhr bei einem Verkehrsunfall auf der Stuttgarter Straße zugezogen. Er wartete dort an einer Fußgängerampel, um die Straße zu überqueren. Als die Ampel auf Grün umschaltete, fuhr er los. Die 66-jährige Fahrerin eines Hyundai achtete vermutlich nicht auf das Rotlicht der Lichtzeichenanlage und stieß mit dem Radfahrer zusammen. Der wurde über die Motorhaube zu Boden geworfen. Er wurde vom Rettungsdienst an der Unfallstelle versorgt.

Ludwigsburg: Auf geparkten Lkw aufgefahren

Vermutlich aufgrund einer Kreislaufschwäche ist der 40-jährige Fahrer eines Transporters am Donnerstag gegen 15:40 Uhr in der Maybachstraße ungebremst auf einen geparkten Lkw aufgefahren. Dabei entstand Sachschaden von etwa 35.000 Euro. Der 40-Jährige blieb unverletzt. Sein Transporter war nicht mehr fahrbereit und wurde abgeschleppt.

Kornwestheim: Betrügerischer Rohrreiniger

Einem betrügerischen Rohrreiniger ist eine Frau in Kornwestheim am Dienstagabend aufgesessen. Nachdem das Wasser in der Badewanne nicht mehr abgelaufen war, suchte sie im Internet nach einem Rohrreinigungsservice. Wenig später kam ein Monteur vorbei, war zweieinhalb Stunden bei der Arbeit und verlangte dafür über 1.800 Euro. Dabei berechnete er am Dienstag sogar einen “Sonntagszuschlag”. Die verblüffte Frau bezahlte direkt per EC-Karte.

Die Polizei rät:

Überlegen Sie genau, ob sie ein aufgetretenes Problem außerhalb der normalen Geschäftszeiten beheben lassen müssen und dafür einen Notdienst brauchen.

Klären Sie vor Auftragserteilung die Art der Bezahlung. Seriöse Firmen bieten immer die Zahlung nach Rechnungsstellung an.

Wenn ihnen die Rechnung übertrieben hoch vorkommen, dann verweigern sie eine direkte Bezahlung. Sollten sie vor Ort zur direkten Zahlung gedrängt werden, dann verständigen Sie die Polizei.

Quelle: Polizei Ludwigsburg

Nach Schliessung des Caro-Werkes in Ludwigsburg: Stadt kauft Teile des Nestlé-Areals

Die Stadt Ludwigsburg und die Caro Carré GmbH haben sich mit der Nestlé Deutschland AG über den Erwerb des ehemaligen Betriebsgeländes im Bereich Pflugfelder Straße/Franckstraße geeinigt und jetzt einen Kaufvertrag abgeschlossen. Nach lösungsorientierten und zielführenden Verhandlungen ist man zu einem guten Ergebnis gekommen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Ludwigsburg. Die Verwaltung hatte nach Einstellung des Betriebs der Firma auf dem Franck-Areal die Gespräche über den Erwerb des Gebiets aufgenommen und will die leerstehenden Gebäude nun bald wieder nutzen.

Die Stadtverwaltung hat dabei den nördlichen Teil des zwei Hektar großen Gewerbegrundstücks gekauft. Auf dieser etwa 0,9 Hektar großen Fläche besteht die einmalige Gelegenheit, den Ludwigsburger Bahnhof als zukunftsfähige Drehscheibe für neue Mobilität weiterzuentwickeln, heißt es in der Mitteilung weiter. Mit direkter Anbindung an das Westportal ist dort viel Platz für weitere nachhaltige Verkehrsformen vorhanden. Darüber hinaus bietet das Franck-Areal mehr Raum für neue Formen des Arbeitens. Insgesamt soll auf dem Areal ein modernes, urbanes Stadtquartier entstehen. Die historische Bausubstanz ist dabei eine große Herausforderung – und bietet gleichzeitig einzigartigen Charakter und eine besondere Atmosphäre.

Franck-Areal bietet neue Perspektiven für den Bahnhof und die Weststadt

Die südliche Teilfläche hat die Caro Carré GmbH erworben. Die mit ihr verbundene SOVDWAER GmbH wurde vor 30 Jahren in der Weststadt gegründet. Das IT-Unternehmen mit rund 160 Mitarbeitenden ist seit 2005 Mieter auf dem Areal. Für den Geschäftsführer Heribert Beck sind die Sicherung des Standorts, aber auch das Interesse am Erhalt des industriegeschichtlich bedeutenden Fabrikanwesens vorrangige Gründe für das Engagement. Nach der Sanierung soll das Gebäudeensemble der Südseite Flächen für Büros und Gewerbe bieten.

Die Stadtverwaltung und die Caro Carré GmbH haben sich frühzeitig über die weiteren Entwicklungsabsichten für das gesamte Areal verständigt und stehen dazu weiterhin in engem Austausch, heißt es in der Meldung. Zentrales gemeinsames Anliegen ist der Erhalt der historischen Gebäudesubstanz. Die städtischen Fachbereiche arbeiten schon intensiv an möglichen Nutzungskonzepten, die gemeinsam mit dem Gemeinderat und den Bürgern besprochen und weiterentwickelt werden sollen, gibt die Stadtverwaltung an.

„Ich freue mich sehr über den positiven Verlauf der Verhandlungen“, erklärt Ludwigsburgs Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht. „Das Franck-Areal ist ein Stück Ludwigsburg – wir möchten das historische bauliche Erbe sichern und die für die Stadtentwicklung wichtige Fläche optimal nutzen. Unter anderem bieten sich durch den Erwerb ausgezeichnete Möglichkeiten für die Weiterentwicklung des Bahnhofs und dafür notwendige nachhaltige Mobilitätsangebote.“

red

Lufthansa-Krise verschärft sich

Die Flug-Branche bleibt in der Corona-Krise im Sinkflug. Besserung ist nicht in Sicht. So hat die Lufthansa das 2. Quartal 2020 mit einem milliardenschweren Verlust abgeschlossen. Um Sonderfaktoren bereinigt sei ein Betriebsverlust von 1,7 Milliarden Euro angefallen, teilte die Kranich-Airline mit. Der Nettoverlust belief sich demnach auf 1,5 Milliarden Euro.

Bei nur noch vier Prozent der Fluggäste im Vergleich zum Vorjahreszeitraum brach der Umsatz um 80 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro ein. “Wir erleben gerade eine Zäsur des globalen Luftverkehrs”, sagte Vorstandschef Carsten Spohr. “Vor 2024 rechnen wir nicht mehr mit einer anhaltenden Rückkehr der Nachfrage auf das Vorkrisenniveau.” Vor allem auf den Langstreckenverbindungen werde es keine schnelle Erholung geben.

Und was bedeutet das für die Mitarbeiter? Der Plan, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, sei angesichts der Entwicklungen im weltweiten Luftverkehr und der Verhandlungen mit den Gewerkschaften auch für Deutschland nicht mehr realistisch, teilte der inzwischen teilverstaatlichte Konzern bei der Vorlage seiner Quartalsbilanz mit.

Der Plan zum Abbau von weltweit etwa 22.000 Vollzeitstellen liegt bereits auf dem Tisch. Derzeit wird mit der Arbeitnehmerseite über ein Entgegenkommen verhandelt, um die Einschnitte noch zu begrenzen, berichtet “tagesschau.de”.

Wegen der Reisebeschränkungen in der Corona-Krise waren kaum Passagierflüge im 2. Quartal möglich. Erst ab Mitte Juni 2020 konnte mit der Aufhebung der Reisewarnungen innerhalb Europas das Angebot wieder ausgebaut werden.

Ralf Loweg

Wo die Spritpreise purzeln

 In der Corona-Krise meiden viele Menschen öffentliche Verkehrsmittel und fahren wieder verstärkt mit dem Auto. Da wird der Blick zu den Preistafeln der Tankstellen schnell zur Normalität. Und die jüngste Entwicklung dürfe den Autofahrern gefallen, denn die Preise purzeln aktuell wieder etwas.

Die Spritpreise in Deutschland sind laut einer ADAC-Analyse binnen Wochenfrist im bundesweiten Mittel zurückgegangen. Ein Liter Super E10 kostet demnach 1,243 und ist damit 1,0 Cent günstiger als in der Vorwoche. Einen Rückgang von 0,5 Cent gibt es beim Diesel. Ein Liter kostet hier aktuell 1,085 Euro.

Eine große Bedeutung für die Entwicklung der Kraftstoffpreise haben die Rohölnotierungen und der Dollarkurs. Ein Barrel der Sorte Brent kostet aktuell rund 44 Dollar und liegt damit weit entfernt vom Jahreshöchststand von knapp 70 Dollar. Der Euro bewegt sich nach wie vor in der Nähe seines Zwei-Jahres-Hochs und steht bei 1,18 Dollar.

Ralf Loweg

Bei Medikamenten auf den Arzt hören

Bei einer schweren Erkrankung vertrauen Patienten bei der Arzneimittelwahl dem Arzt ihres Vertrauens und nicht dem Apotheker. Das sagen drei Viertel der Deutschen in einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Biotechnologie-Unternehmens Amgen.

Aktuell dürfen Apotheker bei der Verschreibung von chemisch-synthetisch hergestellten Arzneimitteln auch günstigere Generika ausgeben. Für Biosimilars soll ebenfalls eine Austauschmöglichkeit eingeführt werden. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) entwickelt derzeit entsprechende Empfehlungen.

“Es gibt viele gute Gründe gegen die automatische Substitution von Biopharmazeutika in der Apotheke”, sagt Dr. Roman Stampfli, Geschäftsführer der Amgen GmbH. “Biopharmazeutika sind hochkomplexe Arzneimittel, und Biosimilars können daher nicht wirkstoffgleich mit dem Originalprodukt sein.”

Bei der Behandlung von schweren chronischen Erkrankungen sind die Abstimmung zwischen Arzt und Patient, die richtige Medikation und die Therapietreue wesentlich für die Gesundheit des Patienten, erläutert der Experte. Deshalb muss der Arzt die zentrale Rolle bei der Erstverordnung sowie beim Wechsel der Therapie einnehmen.

Der aktuelle Biotech-Report des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) zeigt, dass sich die Marktanteile von Biosimilars sehr gut entwickeln. Bereits im ersten Jahr nach ihrer Einführung erreichen sie im Wettbewerb mit Originalpräparaten Marktanteile von bis zu 60 Prozent.

Bei leichteren Erkrankungen sind die Deutschen geteilter Meinung, ob Arzt oder Apotheker die Entscheidung zwischen chemisch-synthetisch hergestelltem Originalpräparat oder Generika treffen soll. Je ein Drittel will die Entscheidung dem Arzt und dem Apotheker überlassen. Ein weiteres Drittel sagt, es komme auf den Einzelfall an. Grundsätzlich ist die Akzeptanz für Generika bei leichten Erkrankungen sehr hoch: So greifen drei Viertel der Deutschen beim eigenständigen Kauf von Medikamenten gern auf ein günstigeres Nachahmerprodukt zurück.

Ralf Loweg