Von Ayhan Güneş
Gewalt gegen Frauen ist auch in Ludwigsburg und der Region bittere Realität – und die Stadt will handeln. Als erste Kommune in Deutschland richtet Ludwigsburg im November 2026 den bundesweit ersten Gleichstellungs- und Sicherheitsgipfel pro femina aus. Ziel: Ein interdisziplinärer Schulterschluss gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Ab sofort sind Fachleute aus Medizin, Wissenschaft, Recht und Beratung dazu eingeladen, Themenvorschläge für den Kongress einzureichen. Die Frist endet am 31. Dezember 2025.
Ludwigsburg – Mit dem bundesweit ersten Gleichstellungs- und Sicherheitsgipfel pro femina (GSG fem) im Jahr 2026 will die Stadt Ludwigsburg ein neues Kapitel im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt aufschlagen. Der interdisziplinäre Kongress, der vom 24. bis 26. November 2026 im Forum am Schlosspark stattfinden soll, richtet sich an Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Medizin, Recht und Praxis – und ab sofort können diese ihre Themenvorschläge einreichen. Die Frist endet am 31. Dezember 2025.
Hinter dem ambitionierten Vorhaben steht ein wachsender Katalog kommunaler Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt an Frauen und Mädchen. Bereits im Frühjahr hatte Ludwigsburg den 10. März als offiziellen Gedenktag ausgerufen – für Mädchen und Frauen, die Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt geworden sind oder werden.
Mit dem GSG fem zielt die Stadt nun auf Prävention durch Wissenstransfer und Vernetzung. „Der Gipfel ist weit mehr als ein innovativer Impuls. Wir in Ludwigsburg wollen Gewalt gegen Mädchen und Frauen gezielt an der Wurzel bekämpfen. Dazu sind wir auf verlässliche Daten ebenso angewiesen wie auf die Rückmeldungen von eng miteinander vernetzten Fachleuten“, sagt Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht.
Die Stadt verweist auf die sogenannte Istanbul-Konvention – ein europaweit geltendes Übereinkommen, das in Deutschland seit 2018 rechtlich bindend ist. Der Austausch im Rahmen des Gipfels erfülle genau diese Verpflichtung. Die Website für thematische Einreichungen ist unter www.ludwigsburg.de/gsgfem erreichbar.
Besonders gefragt sind Themen aus der Allgemeinmedizin, Forensik, Neurologie, Zahnmedizin, Geriatrie, Kinder- und Jugendmedizin, Gynäkologie, Orthopädie, Gendermedizin, Psychologie, Psychiatrie und der Rechtswissenschaft. Aber auch Fachkräfte aus der Täterarbeit, der Beratung oder der Polizeiarbeit sind eingeladen, ihre praktischen Erfahrungen einzubringen.
„Mit dem GSG fem leiten wir einen Wechsel ein: Der Fokus liegt künftig nicht mehr nur auf der Hilfestellung nach einer Gewalterfahrung. Stattdessen bringen wir mit dem Kongress pro femina ein Instrument zur nachhaltigen Verhütung von geschlechtsspezifisch gegen Mädchen und Frauen gerichteter Gewalt auf den Weg“, erklärt Dr. Kristina Wolff, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt.
Ludwigsburg will mit dem Gipfel nicht nur konkrete Handlungsempfehlungen erarbeiten, sondern auch eine langfristige wissenschaftliche Plattform schaffen – und seine Rolle als Vorreiterin im Kampf gegen Gewalt weiter ausbauen.
Kommentar: Mutiger Schritt mit Wirkung – aber die Realität muss mithalten
“Mit dem geplanten Gleichstellungs- und Sicherheitsgipfel „pro femina“ setzt die Stadt Ludwigsburg ein deutliches Signal: Der Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt soll nicht nur lokal sichtbar, sondern auch wissenschaftlich unterfüttert und bundesweit wirksam werden. Das ist begrüßenswert – aber auch ambitioniert.
Dass die Stadtverwaltung jetzt Fachleute aufruft, ihre Themenvorschläge einzureichen, ist ein konsequenter nächster Schritt nach dem symbolischen Gedenktag am 10. März. Der geplante Kongress zeigt, dass die Verantwortlichen mehr wollen als Betroffenheitsrhetorik– sie wollen vernetzen, forschen und vorbeugen. Genau das ist dringend notwendig, denn die Zahlen steigen, wie zuletzt auch die Polizei- und Kriminalitätsstatistiken für Stadt und Landkreis belegen.”
red









