Vom Interimspräsidenten zum künftigen Architekten einer neuen VfB-Ära – Im Gespräch mit Dietmar Allgaier

Von Ayhan Güneş

Dietmar Allgaier hat die Richtung vorgegeben – für sich und für den VfB Stuttgart. Am 22. März 2025 fällt die Entscheidung, wer den Traditionsclub aus Bad Cannstatt dauerhaft führen wird. Der Interimspräsident, der den Verein durch stürmische Gewässer navigiert hat, setzt nun alles auf eine Karte: Er will den VfB Stuttgart nicht nur stabilisieren, sondern in eine neue erfolgreiche Ära führen. Doch was hat den Landrat des Landkreises Ludwigsburg dazu bewegt, seinen ursprünglichen Plan zu revidieren und für das Präsidentenamt zu kandidieren? In einem exklusiven Gespräch spricht Allgaier über die Balance zwischen Tradition und Fortschritt, die Chancen und Herausforderungen, die vor dem VfB liegen, und das Vertrauen der Fans, das ihm den Rücken stärkt. Und, natürlich, die alles entscheidende Frage: Gewinn des DFB-Pokals oder die Teilnahme an der Champions League – was hat für Allgaier höhere Priorität?

LB24: Wie würden Sie den aktuellen sportlichen Stand des VfB beurteilen?

Allgaier: Die Profis erreichen hoffentlich bald die magischen 40 Punkte, und die internationalen Plätze sind in Reichweite. Mit dem Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals ist ein echtes Highlight im Bereich des Möglichen. Die Frauen sind klar auf Aufstiegskurs Richtung 2. Bundesliga, und auch die U21 kann durchaus noch die 3. Liga halten. Wir liegen also absolut im Plan. Unsere Mannschaften spielen dabei oftmals einen  begeisternden Fußball und auch unsere Sportlerinnen und Sportler in den Vereinsabteilungen überzeugen in ihren Sportarten.

Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie würden Sie die aktuelle Entwicklung des VfB bewerten und warum?

Allgaier: Die Entwicklungsfelder sind zu divers, um das an einer Zahl festzumachen. Teilweise gibt es noch Luft nach oben, aber auf jeden Fall stimmt der Trend: nach oben, Richtung Spitze.

Zu Beginn Ihrer Amtszeit sagten Sie, dass Sie nur als Interimspräsident zur Verfügung stehen würden. Was hat Ihre Meinung letztlich verändert und Sie dazu bewogen, sich nun dauerhaft für das Präsidentenamt zu bewerben?

Allgaier: Mit der Ankündigung meiner Kandidatur habe ich das den Mitgliedern, Gremien, weiteren Gruppen und auch der Öffentlichkeit ausführlich erläutert. Es ist ein Vierklang. Erstens: Ich bekomme es zeitlich organisiert, ohne dass an einer Stelle ein Nachteil entsteht; zweitens: Die Aufgabe erfüllt mich, und wir haben schon viel bewirkt; drittens: ich halte mich für mit meiner Eignung für die richtige Person für den VfB und viertens, das wichtigste: Ich bin beseelt davon, noch viel mehr mit und für den VfB zu erreichen. Ich will für die Mitglieder eintreten, die Positiventwicklung der AG weiter mitgestalten und den Verein professionalisieren und inhaltlich wie vom Angebotsspektrum her voranbringen. 

In Ihrer Zeit als Interimspräsident haben Sie gemeinsam mit Andreas Grupp Stabilität in den Verein gebracht. Welche konkreten Maßnahmen haben Sie ergriffen, um den VfB in dieser turbulenten Phase zu stabilisieren?

Allgaier: Das waren nach der vereinspolitisch aufgeregten Zeit vor allem kommunikative und moderative Maßnahmen in den Gremien und gegenüber allen Anspruchsgruppen. Ganz viel Präsenz, verstehen, diskutieren, aber auch konkrete organisatorische Dinge wie die Terminierung und Vorbereitung der Mitgliederversammlung. Zudem bin ich als Präsident wieder der Vorsitzende des Aufsichtsrats geworden.

Sie haben die Leidenschaft und den Zusammenhalt der VfB-Familie betont, die Sie sehr berührt haben. Welche spezifischen Gespräche oder Rückmeldungen der Fans haben Ihre Entscheidung beeinflusst, sich für das Präsidentenamt zu bewerben?

Allgaier: Das waren ganz viele Rückmeldungen aus allen Ebenen und Gruppierungen. Ich habe ja ständig Kontakt zu VfBlern. Und es gab ausschließlich Stimmen, die mich darin bestärkt und motiviert haben, dieses ehrenvolle Amt für sie und den Verein weiter zu bekleiden. Ich verspüre einen unglaublichen Rückhalt. Besonders wichtig war mir das aus dem Munde vieler engagierten Mitglieder sowie organisierten Fans zu vernehmen.

Sie sprachen von der Einführung einer hauptamtlichen Stelle im e.V., um den Verein zu professionalisieren. Was ist Ihre Vision für den VfB Stuttgart? Welche wesentlichen Ziele möchten Sie in den kommenden Jahren erreichen?

Allgaier: Wir haben schon jetzt eine fantastische Vereinskultur und tolle Abteilungen. Noch dazu fungieren das Präsidium und der Vereinsbeirat unter anderem als starke Interessensvertretung der Mitglieder. Diese Mandate werden natürlich vollständig bei den gewählten Personen bleiben. Allerdings haben wir auf der Geschäftsstelle gerade einmal drei Mitarbeiter für über 120.000 Mitglieder und ganz viele Aufgaben. Abseits des Fußballs ist noch so viel operativer Gestaltungsspielraum, der konzeptionell in Verantwortung des Präsidiums angegangen werden muss. Seien es gesellschaftliche Angebote, Sportarten, Infrastruktur, Mitgliederformate, Events und so weiter. Dazu braucht es dringend einer Aufstockung und Strukturerneuerung – und zwar unabhängig von mir.

Wie möchten Sie als Präsident sicherstellen, dass die traditionellen Werte des VfB Stuttgart gewahrt bleiben, während gleichzeitig moderne Führungskonzepte und Strukturen eingeführt werden?

Allgaier: Tradition und Moderne schließen sich nicht aus – sie ergänzen sich. Die Werte, die den VfB stark gemacht haben – Gemeinschaft, Leidenschaft und Verantwortung – bleiben unser Fundament. Gleichzeitig braucht ein Verein in der heutigen Zeit professionelle Strukturen, klare Prozesse und moderne Führung, um erfolgreich zu sein. Ich werde beides verbinden: die Wurzeln achten und den Blick nach vorne richten.

Es gibt Stimmen, die sich fragen, ob die Doppelbelastung als VfB-Präsident und gleichzeitig Landrat langfristig tragbar ist. Wie gehen Sie mit solchen Bedenken um?

Allgaier: Diese Bedenken nehme ich ernst, schließlich war das ja auch der wesentlichste Punkt meiner Überlegungen, bevor ich mich entschied zu kandidieren. Nach den gemachten Erfahrungen der letzten Monate wird das Zeitmanagement beides ermöglichen, ohne dass es zu irgendwelchen Effekten kommt. Ich weiß zu priorisieren und zu strukturieren. Beim VfB wird das Präsidium ja wieder aus drei Personen bestehen und wir wollen die Organisation weiter entwickeln. Meine Rolle als Landrat werde ich weiter mit voller Kraft, Aufmerksamkeit und Energie ausüben.

Ihre Amtszeit begann nach Jahren der Unruhe und Führungsprobleme im Verein. Wie gehen Sie mit dem Erbe Ihrer Vorgänger um? Was möchten Sie aus der Vergangenheit des VfB in Ihre Arbeit einfließen lassen?

Allgaier: Wir wollen unbedingt nach vorne schauen und dafür in aller Offenheit aus dem Vergangenen lernen.

Wenn Sie im März 2025 zum Präsidenten des VfB Stuttgart gewählt werden sollten, unter welchem Motto soll Ihre Amtszeit stehen?

Allgaier: Ganz unter dem Motto des VfB und seiner Mitglieder.: „Für den VfB, für die Region, für uns alle“

Das Lebensmotto Ihrer Großmutter, ‚Tue recht und scheue niemand‘, hat Sie inspiriert. Wie setzen Sie dieses Prinzip konkret in Ihrer Arbeit als Präsident um, besonders in schwierigen Vereinsfragen und der Kommunikation mit kritischen Mitgliedern?

Allgaier: Indem ich klare Entscheidungen treffe, offen kommuniziere und Verantwortung übernehme, auch wenn es einmal unbequem wird. Kritik nehme ich ernst, denn nur im offenen Dialog können wir den Verein gemeinsam voranbringen.

Was glauben Sie, was den VfB Stuttgart langfristig erfolgreicher machen wird: die tief verwurzelte Tradition oder eine stärkere Ausrichtung auf Innovation, Modernisierung und. Kommerz?

Allgaier: Wie schon gesagt, es ist die Kombination aus beiden, befeuert mit der Liebe der Dunkelroten.

Auf welchem Bundesligaplatz landet der VfB am Ende der Saison?

Allgaier: Das ist noch zu früh zu prognostizieren. Ich vertraue den sportlich Verantwortlichen, dass sie das Beste für den VfB herausholen und uns so weit oben platzieren, wie es eben erreichbar ist.

Wenn Sie sich etwas wünschen dürften, wäre das entweder: der Gewinn des DFB-Pokals oder das erneute Erreichen der Champions League?

Allgaier: Um eines oder bestenfalls beide äußerst ambitionierten Ziele zu erreichen, werden meine Wünsche nicht reichen. Aber wenn ich träumen darf; so magisch und lukrativ die Champions League auch ist; ein DFB-Pokalsieg wäre unbezahlbar und bliebe für immer. Noch ist er jedoch weit weg, und es bedarf noch viel realer Arbeit, vor allem eines Siegs im Halbfinale. Das wäre mein erster Wunsch.

Herr Allgaier, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Von der Übergangsführung zur festen Präsidentschaft: VfB-Interimspräsident Dietmar Allgaier will dauerhaft an die Spitze

Von Ayhan Güneş

Stuttgart/Ludwigsburg – Dietmar Allgaier hat sich (um)entschieden: Der bisherige Interimspräsident und Landrat des Kreises Ludwigsburg will sich dauerhaft an die Spitze des VfB Stuttgart stellen. Eine Ankündigung, die nicht nur eine persönliche Wende markiert, sondern auch die Weichen für die Zukunft des Traditionsvereins stellen könnte.

Nach turbulenten Jahren mit Führungsstreitigkeiten und Machtkämpfen hat der VfB Stuttgart unter der Übergangsführung von Allgaier und Präsidiumsmitglied Andreas Grupp Stabilität gewonnen. Doch ob diese Ruhe von Dauer sein würde, blieb bis jetzt unklar. Allgaiers Entscheidung, sich um das Präsidentenamt zu bewerben, wird von vielen als Zeichen der Kontinuität gesehen – ein Wert, den der Verein dringend benötigt, um sich strategisch und sportlich weiterzuentwickeln.

Warum die Kehrtwende?

Allgaier hatte ursprünglich betont, dass die Doppelbelastung als Landrat und Vereinspräsident auf lange Sicht nicht tragbar sei. Seine Rolle als Interimspräsident sah er als Übergangslösung. Doch die Erfahrungen der letzten Monate und die Resonanz aus der Mitgliedschaft haben ihn zum Umdenken bewegt.

„Die vielen Gespräche, die ich mit den Fans geführt habe, haben mich tief berührt.“ „Die Leidenschaft und der Zusammenhalt der VfB-Familie sind einfach einzigartig“, erklärt Allgaier. Besonders die Rückmeldungen aus den Reihen der Mitglieder hatten ihn in seinem Entschluss bestärkt, Verantwortung zu übernehmen. Mit der geplanten Einführung einer hauptamtlichen Stelle im eV wird er das Präsidium entlasten und den Verein auf eine professionellere Basis stellen. „Das ist ein notwendiger Schritt, um den VfB zukunftssicher zu machen“, betont er.

Ein klarer Kurs für den Verein

Die bisherige Amtszeit von Allgaier und Grupp war geprägt von der Rückgewinnung des Vertrauens der Mitglieder und der strategischen Neuausrichtung. Die Rückverlagerung des Aufsichtsratsvorsitzes in den eV sowie die Vorbereitung der Mitgliederversammlung im März 2025 sind Beispiele für die strukturierte Arbeit des Duos. Allgaier sieht jedoch noch ungenutzte Potenziale, insbesondere in der Verbindung von Tradition und moderner Vereinsführung.

Stabilität und Perspektive

Für viele Fans ist Dietmar Allgaier ein Garant für die Stabilität, die dem VfB Stuttgart in den letzten Jahren oft fehlte. „Endlich haben wir wieder eine Führung, die für Ruhe und Klarheit sorgt“, lautet ein Kommentar in den sozialen Medien. Die Fanszene schätzt die transparente Kommunikation und die sichtbaren Fortschritte, die unter seiner Führung erzielt wurden.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Skeptiker fragen sich, ob Allgaier der Doppelbelastung aus seinem Hauptamt als Landrat und dem Ehrenamt als Vereinspräsident auf Dauer gerecht werden kann. Zudem wird die geplante hauptamtliche Stelle im eV von einigen als kostspielig und möglicherweise unnötig angesehen. Allgaier ist sich dieser Bedenken bewusst, zeigt sich jedoch überzeugt: „Ich nehme die Herausforderungen an und werde mein Bestes geben, um den Verein weiterzuentwickeln.“

Ein Hoffnungsträger für die Zukunft ?

Mit seiner Entscheidung, für das Präsidentenamt zu kandidieren, hat Allgaier ein klares Signal gesetzt: Er möchte den eingeschlagenen Kurs der Stabilität und Kontinuität fortsetzen. Gemeinsam mit Andreas Grupp hat er darauf hingewiesen, dass er den Verein in schwierigen Zeiten führen und eine Basis für künftigen Erfolg schaffen kann. Die Wahl im März 2025 wird zeigen, ob die Mitglieder diesem Weg weiterhin vertrauen.

Fazit: Dietmar Allgaier steht für Ruhe, Stabilität und eine klare Vision für den VfB Stuttgart. Seine Kandidatur ist nicht nur ein persönliches Bekenntnis, sondern auch eine Chance, den Verein langfristig in ruhigeres Fahrwasser zu führen. Mit seiner Erfahrung, seinem Netzwerk und seiner Entschlossenheit könnte er die Grundlage für eine neue, erfolgreiche Ära beim VfB schaffen.

Emmanuel Macron bleibt laut Prognose französischer Präsident

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist laut einer Prognose mehrerer französischer Fernseh- und Radiosender wiedergewählt. Demnach kam Macron auf 58,2 Prozent, seine Herausforderin Marine Le Pen auf 41,8 Prozent. Das Ergebnis für Macron ist damit zwar ein paar Punkte besser, als die Umfragen erwarten ließen, aber deutlich schlechter als bei der Stichwahl vor fünf Jahren.

Damals kam Macron im zweiten Wahlgang auf 66, Le Pen auf rund 34 Prozent. Da allgemein erwartet wird, dass sich die Prognose in der Wahlnacht nicht mehr dreht, kann Macron wohl weitere fünf Jahre als Präsident im Amt bleiben.

red / dts

Endspiel um den Posten des Vereinspräsidenten steht

Der Auswahlprozess ist beendet. In einer Mitteilung des Vereinsbeirats wurden die beiden Kandidaten für die Wahl des Präsidenten vorgestellt: Christian Riethmüller und Claus Vogt werden sich den VfB-Mitgliedern im Rahmen der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 15. Dezember 2019 zur Wahl stellen.

Christian Riethmüller, Vorsitzender der Geschäftsführung der Osianderschen Buchhandlungen aus Tübingen, und der Böblinger Unternehmer Claus Vogt sind am Ende einer langen und intensiven Bewerbungsrunde, der zu Beginn des Auswahlverfahrens aus 9 Kandidaten bestand, übrig geblieben.

Wer am Ende das Spiel macht, werden die Mitglieder am 15. Dezember entscheiden.

 

Mitgliederversammlung am 15. Dezember – Bernd Gaiser übernimmt kommissarisch

Nach dem Rücktritt von Wolfgang Dietrich von seinen Ämtern beim VfB Stuttgart kamen die Gremien zusammen, um die notwendigen nächsten Schritte zu besprechen.

Nach der Satzung des VfB Stuttgart 1893 e.V. ist es zwingend erforderlich, dass für die Zeit bis zur nächsten außerordentlichen Mitgliederversammlung am 15. Dezember 2019, die in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle stattfindet. In einer Sondersitzung des Vereinsbeirats wurde Hans H. Pfeifer interimsweise als zusätzliches Mitglied ins Vereinspräsidium berufen. Damit werden die Geschäfte bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung vom Vizepräsidenten Dr. Bernd Gaiser und Hans H. Pfeifer geführt. Pfeifer, bislang selbst Mitglied im Vereinsbeirat in der Säule „Sport und Verein“, tritt mit sofortiger Wirkung von seinem Amt als Vereinsbeirat zurück.

Bis zum 15. September 2019 haben ab sofort alle Mitglieder die Möglichkeit sich für das Amt des Präsidenten beim Vereinsbeirat schriftlich zu bewerben oder vorgeschlagen zu werden. Gleichzeitig wird auch der Vereinsbeirat aktiv werden, um geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu suchen. Dieser entscheidet dann wiederum, ob den Mitgliedern am 15. Dezember 2019 ein oder zwei Kandidaten zur Wahl vorgeschlagen werden und ob der neue Präsident haupt-, neben- oder ehrenamtlich tätig sein wird.

Für die anstehende Mitgliederversammlung stehen somit schon drei wesentliche Tagesordnungspunkte fest, nämlich die Wahl eines neuen Präsidenten für die verbleibende Amtszeit bis zur nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung im Jahr 2020, sowie eines Vereinsbeiratsmitglieds und eines dritten Präsidiumsmitglieds jeweils bis zum Jahr 2021. Die Präsidiumskandidaten Werner Gass und Rainer Mutschler standen bereits am 14. Juli zur Wahl, die jedoch aufgrund des Abbruchs der Mitgliederversammlung nicht durchgeführt werden konnte. Beide Kandidaten haben versichert, ihre Kandidatur bis zum Dezember aufrecht zu erhalten.

Der Aufsichtsrat der VfB Stuttgart 1893 AG hat Dr. Bernd Gaiser für die Zeit bis zur Wahl eines neuen Präsidenten zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. Der Präsidialausschuss besteht zukünftig aus Dr. Bernd Gaiser, Wilfried Porth und Hermann Ohlicher.

Personelle Wegwerfmentalität im Profi-Fußball: Ein offener Brief von Manfred Haas

In einem offenen Brief hat der ehemalige VfB-Präsident Manfred Haas (79) sich zur aktuellen Lage des Vereins aus Cannstatt geäußert. Haas, der in der Zeit zwischen 2000-2003 Präsident des VfB war, wendet sich in dem Schreiben an alle VfB’ler.

Hier der offene Brief im Wortlaut: 

“Liebe VfB-Freunde,

mein Herz blutet, wie das Eure auch. Mir fällt es unglaublich schwer anzunehmen, dass wir schon wieder abgestiegen sind.

Es sind  Fehler gemacht worden. Von meiner Seite nochmal ins Detail zu gehen, gibt keinen Sinn. Alles liegt von den verschiedenen Seiten offen auf dem Tisch. Unser Präsident nimmt sich nicht aus und übernimmt durch eigene Aussagen auch die Verantwortung. Aber wer handelt, hat nie die Garantie, dass alles gut ausgeht. Eines sollte man gerechterweise anmerken: ich kann nicht erkennen, dass irgend etwas nicht in guter Absicht geschehen ist. Ich kann auch nicht erkennen, dass Präsident Dietrich alles alleine entschieden hat. Mehr oder weniger war die ganze Führung des VfB beteiligt.

Auch aus meiner eigenen früheren Erfahrung weiß ich, dass der Präsident immer an allem schuld ist. Aber so einfach kann man es sich nicht machen.

Inzwischen ist von den Verantwortlichen entscheidend gehandelt worden. Aus dieser Verantwortung sollten wir auch niemand entlassen. Die personelle Wegwerfmentalität, die inzwischen in der Bundesliga eingekehrt ist, halte ich nicht für etwas Gutes. Was gewinnen wir bei einer Abwahl des Präsidenten? Eine monatelange Führungslosigkeit an der Spitze. Das könnte schon ein Punkt sein, der einen sofortigen Wiederaufstieg erschwert. Die Diskussion über einen geeigneten Kandidaten kann uns noch weiter entzweien. Wolfgang Dietrich und seine Kollegen können Aufstieg. Das sollen sie uns auch nochmal beweisen.

Bei der Abstimmung über den Antrag zur Abwahl des Präsidenten geht es für mich vordergründig um eine Person. Um alte Rechnungen, aus einer Zeit vor einem Engagement beim VfB und um Genugtuung für den sportlichen Misserfolg, für den viele verantwortlich sind, zuallererst die Mannschaft.

Am Sonntag geht es um etwas weitaus Größeres, nämlich die Frage, in welche Richtung unser Verein langfristig geht und wer die Geschicke des VfB in Zukunft nachhaltig bestimmt. Die Kräfte, die sich spontan und impulsiv von Emotionen leiten lassen, oder der Teil unserer Mitglieder, der sich nicht weniger leidenschaftlich, aber geleitet von Langfristigkeit, Substanz und der Vernunft für unseren Verein einsetzt.

Manfred Haas (79) war Nachfolger von Gerhard Mayer-Vorfelder und Präsident des VfB in der Zeit von 2000-2003.

Diese Richtungsentscheidung ist nicht mit einer Diskussion Pro- oder Contra Wolfgang Dietrich zu verwechseln. Wer meint, der Präsident hat schlechte Arbeit geleistet und müsse ersetzt werden, der möge im kommenden Jahr, nach Ende der regulären Amtszeit, einen anderen Kandidaten wählen. Unser Vereinsbeirat hat klar ausgedrückt, dass er in jedem Fall zwei Kandidaten vorschlagen wird. Es wird also mindestens eine Alternative zu Wolfgang Dietrich geben, falls dieser überhaupt noch einmal antreten wird.

Wer aber am Sonntag, mitten in der sportlichen Vorbereitung den Präsidenten abwählen will, den möchte ich gerne fragen, was er sich davon verspricht. Die sportlichen Weichen  für die kommende Saison sind mit Thomas Hitzlsperger, Sven Mislintat, Tim Walter und einem fast rundum erneuerten Kader fix gestellt. Eine Abwahl ändert also nichts an dem, um was es uns allen geht: dem sportlichen Erfolg oder Misserfolg der Mannschaft. Wenn überhaupt entstünde wie gesagt Unruhe zur Unzeit.

Wir haben eine tolle Mitgliederschaft. Sie war der Atem, der uns vor 2 Jahren in der zweiten Bundesliga getragen hat.  Ein phantastischer Zusammenhalt hat sich bei den Heimspielen in  durchschnittlich 53 000 Zuschauern gezeigt. Nur ein solcher Zusammenhalt kann uns in schweren Zeiten weiter führen. Wir haben wie andere Bundesligaclubs unterschiedliche Strukturen in der Mitgliedschaft. Die normalen und die extremen. Der Umgangston der zweiten Gruppe hat Formen angenommen, die unerträglich sind. Bei uns ist dies wohl in erster Linie die Retourkutsche für die Ausgliederung. Obwohl im Weltfußball die herkömmlichen Vereinsformen längst ausgedient haben. Das kann man bedauern, aber nicht ändern.

Solche Umgangsformen sind leider Teil unserer Gesellschaft allgemein geworden. Wir sollten an unserer gewachsenen VfB-Kultur festhalten und alle Auswüchse nicht tolerieren. Deshalb bitte ich Sie herzlich: Kommen Sie zur Mitgliederversammlung und geben Sie zu dem TOP-Punkt, Abwahl des Präsidenten, in diesem Sinne Ihre Stimme ab.

Herzlichst Euer ehemaliger Präsident

Manfred Haas

Bernhard Mattes bleibt für weitere 2Jahre VDA-Präsident

Bernhard Mattes bleibt Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Der ehemalige Ford-Manager wurde auf der Mitgliederversammlung in Berlin vom VDA-Vorstand in seinem Amt bestätigt und einstimmig für zwei Jahre gewählt.

Als Vizepräsidenten und weitere Präsidiumsmitglieder wurden Dr. Dieter Zetsche, Vorsitzender des Vorstands der Daimler AG, Dr. Daniel Böhmer, Vorsitzender der Geschäftsführung F. X. Meiller Fahrzeug- und Maschinenfabrik GmbH & Co. KG, und Arndt G. Kirchhoff, Geschäftsführender Gesellschafter der Kirchhoff Gruppe, wiedergewählt.

Neu in den VDA-Vorstand gewählt wurde Bram Schot, Kommissarischer Vorsitzender des Vorstands der Audi AG und Mitglied des Vorstands Vertrieb und Marketing. mid/rlo