Tarifstreit spitzt sich zu: IG Metall ruft zu Streiks bei Volkswagen auf

Wolfsburg – Die IG Metall hat für Montag zu flächendeckenden Warnstreiks bei Volkswagen aufgerufen – losgehen soll es ab 9:30 Uhr. Dann werde die Arbeit zunächst in Zwickau niedergelegt, kündigte die Gewerkschaft an. Wolfsburg und weitere Standorte folgen ab 10 Uhr. Lediglich das Werk in Osnabrück ist nicht betroffen, da es nicht unter den Haustarif fällt.

Nachdem die Friedenspflicht bei Volkswagen nicht mehr gilt, hatte die IG Metall bereits mit Warnstreiks gedroht, “die das Unternehmen nicht übersehen kann”. Der Warnstreik am Montag soll laut Gewerkschaft jeweils rund zwei Stunden dauern. Er soll im Anschluss in jeder Schicht wiederholt werden.

Die Friedenspflicht endete am Samstag um Mitternacht. In dem Tarifkonflikt geht es um die Löhne für die rund 120.000 Beschäftigten in den VW-Werken mit eigenem Haustarif. Das Unternehmen lehnt Entgelterhöhungen ab und pocht wegen der derzeitigen Krise stattdessen auf Lohnkürzungen. Auch Werkschließungen schließt der Konzern nicht aus.

red

VW-Chef Blume: Sanierungsprogramm unumgänglich – Kosten in Deutschland müssen massiv gesenkt werden

VW-Konzernchef Oliver Blume sieht keine Alternative für ein Sanierung- und Sparprogramm bei der Marke Volkswagen. Die Fehler für die wirtschaftlichen Probleme bei VW seien in der Vergangenheit gemacht worden, sagte er der “Bild am Sonntag”.

“Die schwache Marktnachfrage in Europa und deutlich gesunkene Erträge aus China legen jahrzehntelange strukturelle Probleme bei VW offen.” Das gehe man jetzt konsequent an. Der Gesamtkonzern-Chef kündigte an: “Unsere Kosten in Deutschland müssen massiv runter.”

VW sei in der Heimat schlicht zu teuer: “Unser Arbeitskostenniveau ist beispielsweise hier oftmals mehr als doppelt so hoch, wie der Durchschnitt unserer europäischen Standorte. Auch bei unseren Entwicklungs- und Vertriebskosten und in weiteren Kostenbereichen besteht im Wettbewerbsvergleich ebenso Handlungsbedarf.”

Eigentlich, so der Konzern-Chef, stehe VW gut da: “Der Konzernumsatz liegt aktuell leicht über dem Vorjahr – unsere neuen Produkte kommen super an, was der Anstieg des Auftragseingangs im dritten Quartal belegt.” Das operative Ergebnis stehe aber nach neun Monaten, gerade wegen der hohen Kosten, enorm unter Druck und sei um mehr als 20 Prozent gesunken.

Deshalb wolle Blume die Sanierung jetzt umsetzen “Das Ziel für Kosten- und Kapazitätsanpassung steht.” Nur der Weg dorthin sei “flexibel gestaltbar”. Rund 900 Millionen Euro hat der Konzern dafür als Rückstellungen im Geschäftsbericht für die Maßnahmen eingestellt.

Der Um- und Abbau soll laut “Bild am Sonntag” durch Einstellstopp, keine Stellennachbesetzungen bei Rentenfällen, Ausweitung der Altersteilzeit und Frührente erreicht werden. Zudem soll es Abfindungspakte, Ruhestandsregelungen für die Jahrgänge 1961 bis 1964 und weniger Bonuszahlungen auch fürs Management geben.

VW-Personalvorstand Gunnar Kilian sprach von “einer historischen Weichenstellung für Volkswagen”. Die Richtung sei klar: “Wir müssen von unseren Kosten runter”, sagte er der “Bild am Sonntag”. Dafür fordert der Manager von der Belegschaft “die Bereitschaft, Einschnitte hinzunehmen” ein. Nur so könne VW “Investitionen in starke Autos, an denen unser Erfolg und damit unsere Arbeit hängen” stemmen.

Kilians Diagnose: “Der europäische Automobilmarkt stagniert. Besonders die Nachfrage nach Elektroautos, gerade in Deutschland, ist viel zu schwach. Überkapazitäten in unseren Werken sind die Folge.” Der Personalchef: “Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und zügig den Umbau angehen.” Die gesamte Auto-Branche habe aktuell zu kämpfen, so Kilian. “Volkswagen hat aber das Potential, die Kehrtwende dieses Negativtrends einzuleiten.”

red

Experte: VW wird durch Zölle gegen E-Autos nicht gerettet

Der Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Moritz Schularick, geht davon aus, dass die Extrazölle gegen E-Autos aus China Volkswagen nicht aus der Krise helfen werden. “Das Kernproblem von VW ist doch, dass es dem Konzern nicht gelingt, ein wettbewerbsfähiges E-Auto für den Massenmarkt zu bauen”, sagte Schularick der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (Donnerstagausgabe).

Chinesische Hersteller wie BYD würden auch trotz der zusätzlichen Zölle günstiger bleiben als VW. Schularick zufolge ist für den Konzern viel entscheidender, wie sich die E-Mobilität in Deutschland entwickeln wird.

Gleichzeitig begrüßte der Ökonom die Einführung der Ausgleichszölle. “Seit langer Zeit fördert China seine Industrie bis zu neunmal mehr als die Europäer.” Ohne die Maßnahme bestehe die Gefahr von Wettbewerbsnachteilen für Europa, vor allem in Zukunftsbereichen wie Batterietechnologie oder Elektromobilität. “Da müssen wir reagieren”, mahnte Schularick.

red

Weitere Hiobsbotschaften von VW: Gewinn bricht im dritten Quartal stark ein

Wolfsburg – VW in der Krise – Kaum ist der Sparkurs verkündet, trudeln auch schon weitere schlechte Nachrichten ein: Der Gewinn von Deutschlands größtem Autobauer bricht im dritten Quartal deutlich ein, meldet der Konzern.

Das operative Ergebnis liege bei 2,86 Milliarden Euro und damit 41,7 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Nach Steuern liegt das Ergebnis demnach bei 1,58 Milliarden Euro und damit im Vorjahresvergleich sogar 63,7 Prozent niedriger.

Im bisherigen Jahr 2024 liegt das Ergebnis laut Volkswagen bei 12,9 Milliarden Euro und damit 21 Prozent unter dem Neun-Monats-Ergebnis 2023 (16,2 Milliarden Euro). Das operative Ergebnis sei dabei durch die Performance der Markengruppe Core sowie “erhebliche Restrukturierungsaufwendungen” in Höhe von 2,2 Milliarden Euro beeinträchtigt, so der Konzern.

Beim Fahrzeugabsatz meldete Volkswagen einen Wert von 6,5 Millionen Verkäufen in den ersten neun Monaten 2024. Der Wert liegt 4 Prozent unter dem Ergebnis der ersten neun Monate im Jahr 2023 (6,8 Millionen). Insgesamt sei der Wachstum der Fahrzeugverkäufe in Nordamerika (+4 Prozent) und Südamerika (+16 Prozent) durch Rückgänge in Westeuropa (-1 Prozent) und vor allem in China (-12 Prozent) ausgeglichen worden, hieß es.

Die Volkswagen-Gruppe geht für das Gesamtjahr davon aus, dass die Auslieferungen an Kunden bei rund neun Millionen Fahrzeugen liegen werden (2023: 9,24 Millionen Fahrzeuge). Für den Konzernumsatz erwartet das Unternehmen einen Wert von rund 320 Milliarden Euro (2023: 322,3 Milliarden Euro). In Bezug auf das operative Ergebnis geht Volkswagen weiter davon aus, rund 18 Milliarden Euro zu erreichen.

red

VW-Betriebsrat: Volkswagen-Konzern plant Schließung von drei Werken

Volkswagen plant nach Angaben des Betriebsrats, mehrere Werke zu schließen. Nach Angaben des Gesamtbetriebsrates soll es sich um drei Werke im Inland handeln. Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo informierte die Mitarbeiter am Montag in Wolfsburg über die Sparpläne.

Laut Medienberichten soll es zudem möglicherweise eine Lohnkürzung um zehn Prozent geben. Hinzu kommen Nullrunden für die Jahre 2025 und 2026. Zudem sollen dem Betriebsrat zufolge 10.000 Arbeitsstellen gestrichen werden. Welche Werke von möglichen Schließungen betroffen wären, war zunächst unklar. Der Konzern selbst äußerte sich bisher nicht öffentlich zu den Sparplänen.

Die aktuelle Diskussion findet auch vor dem Hintergrund von Tarifverhandlungen statt, die am Mittwoch weitergehen sollen. Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Lohn für die Mitarbeiter.

red

Volkswagen konkretisiert Sparpläne: Harte Einschnitte für Kernmarke VW

Wolfsburg – Der Autokonzern Volkswagen hat seine Umbaupläne für die Kernmarke VW konkretisiert. Wie das “Handelsblatt” (Montagsausgabe) unter Berufung auf mehrere Konzerninsider berichtet, soll im Führungsgremium des Dax-Konzerns eine Liste von Maßnahmen diskutiert worden sein, mit denen Einsparungen von vier Milliarden Euro erzielt werden könnten.

Laut “Handelsblatt” befinden sich auf der Liste unter anderem eine pauschale Lohnkürzung um zehn Prozent sowie Nullrunden für die Jahre 2025 und 2026. Auch die Bonuszahlungen in der höchsten Tarifgruppe “Tarif Plus” sollen demnach womöglich gekappt werden, genau wie Extrazahlungen für Mitarbeiter-Jubiläen. Außerdem soll es mehrere Szenarien für die Schließung von VW-Standorten in Deutschland geben. Eine Unternehmenssprecherin sagte auf Anfrage der Zeitung, man beteilige sich nicht an Spekulationen rund um die vertraulichen Gespräche mit Betriebsrat und Gewerkschaft.

Am Mittwoch verhandelt VW zum zweiten Mal in diesem Jahr mit der Gewerkschaft IG Metall über einen neuen Haustarifvertrag bei dem Autobauer. Die Arbeitnehmerseite forderte bislang sieben Prozent mehr Lohn und eine bessere Bezahlung für Azubis. Dass es in der zweiten Verhandlungsrunde zu einer Einigung kommt, gilt als unwahrscheinlich.

red

Zukunft der E-Mobilität: Die wichtigsten Ergebnisse des Autogipfels

Der jüngste Autogipfel unter der Schirmherrschaft von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) endete am Montag ohne konkrete Beschlüsse. In einer anschließenden Pressekonferenz betonte Habeck, dass keine spezifischen Maßnahmen verkündet würden: „Ich hoffe, sie erwarten nicht, dass ich jetzt einzelne Maßnahmen kommentiere.“ Dennoch stellte er wesentliche Erkenntnisse des Treffens heraus, bei dem Vertreter der Automobilindustrie zusammenkamen, um über die Zukunft der Branche zu diskutieren.

“Trotzdem darf ich einige Linien vorstellen, die übereinstimmend genannt wurden. Alle haben gesagt, Planbarkeit ist das Wichtigste. Und zwar langfristige Planbarkeit, keine Strohfeuer.” Maßnahmen, wie etwa Prämien, hätten nur kurzfristige Effekte auf den Markt, so Habeck. Im Anschluss bestehe jedoch die Gefahr, dass dieser dann erneut absacke.

“Lieber keine Maßnahmen als Schnellschüsse oder Strohfeuer”, so der Bundeswirtschaftsminister. Einig seien sich jedoch alle darin, dass die Ladeinfrastruktur für E-Autos weiter ausgebaut werden müsse. Unter diesen Voraussetzungen habe man über verschiedene Möglichkeiten gesprochen. Die Ergebnisse des Gipfels wolle Habeck nun mit der Regierung “teilen und beurteilen”. “Insofern war das jetzt der Anfang einer größeren Gesprächsrunde”, so der Bundeswirtschaftsminister.

Der Gipfel mit Vertretern der Automobilindustrie war unter anderem wegen der Krise bei Volkswagen und anderen Herstellern einberufen worden. Anschließend entbrannte eine Diskussion um mögliche Maßnahmen zur Stärkung der Branche. Vertreter der SPD forderten etwa eine Abwrackprämie für Verbraucher, die von einem Verbrenner auf ein E-Auto wechseln. Die FDP bezeichnete den Vorstoß als “eins schlechtes Rezept aus der Vergangenheit”.

red

Autogipfel: VW fordert massive E-Auto-Förderung von Bundesregierung

Der kriselnde Volkswagen-Konzern will sich beim Autogipfel von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) einem Medienbericht zufolge für eine Neuauflage der Elektroauto-Prämie starkmachen. Der Autokonzern werde bei dem Branchentreffen fordern, dass der Staat künftig 4.000 Euro zum Kauf eines reinen Elektroautos (BEV) zuschießt, wenn der Hersteller zusätzlich einen Preisnachlass von 2.000 Euro gibt, schreibt der “Spiegel” unter Berufung auf eigene Informationen.

Volkswagen verlangt laut “Spiegel” von Habeck eine 180-Grad-Wende. Bis Dezember 2023 hatte der Bund mit dem sogenannten Umweltbonus Privatleute bei der Anschaffung eines rein batteriebetriebenen Pkw in der Regel mit 4.500 Euro gefördert. Mitte Dezember hatte das Ministerium die Prämie dann abrupt gestrichen.

Der Volkswagen-Vorschlag sieht dem Nachrichtenmagazin zufolge außerdem vor, die heimische Autoproduktion durch die Berücksichtigung des CO2-Fußabdrucks eines Autos zu fördern. In Frankreich erhalten Käufer von E-Autos nur dann eine Förderung von 5.000 bis 7.000 Euro, wenn ihre Produktion weniger als 14,75 Tonnen CO2 verursacht. Konkret trifft diese Einschränkung ausschließlich in China produzierte Fahrzeuge.

Neben der erneuerten E-Auto-Subvention will Volkswagen laut “Spiegel” zudem einen sogenannten BEV-Faktor beim Leasing von Elektroautos durch Betriebe fordern. Unternehmen, die einen rein elektrischen Dienstwagen für ihre Angestellten leasen, könnten dann die eineinhalbfachen Kosten bei der Steuer absetzen, bei einer Leasingrate von beispielsweise 400 Euro wären das also 600 Euro. Bislang fördert der Staat nur den Kauf von Elektro-Dienstwagen über das sogenannte Dienstwagenprivileg, das Habeck noch einmal ausweiten will.

red

Jens Spahn gibt früheren VW-Chefs Mitschuld an Autoindustrie-Krise

Berlin – CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hat früheren VW-Chefs die Schuld an der Krise der deutschen Autoindustrie gegeben und den Ruf nach einer Rücknahme des EU-Verbrennerverbotes bekräftigt. “Leider haben einige ehemalige VW-Lenker – womöglich als Ablenkung von ihrem Diesel-Skandal – plötzlich alles auf die Elektroauto-Karte gesetzt”, sagte Spahn der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (Samstagausgabe).

“Ich wage die These: Ohne den ein oder anderen früheren VW-Chef wäre Deutschlands Autoindustrie nicht in der Misere, in der sie gerade steckt”, so der CDU-Politiker. BMW sei “deutlich klüger” gewesen, habe auf neue Verbrenner, Wasserstoff und E-Autos gesetzt, und stehe davor, mehr E-Autos in Europa zu verkaufen als Tesla, so Spahn weiter.

“Ich setze weiterhin darauf, dass wir in der EU die Kurve noch nehmen und uns vom desaströsen E-Auto-Zwang verabschieden. Hunderttausende Arbeitsplätze hängen an der Verbrenner-Industrie. Das Verbrennerverbot war eine falsche Entscheidung der EU und wir wollen sie zurücknehmen.” Das Ziel laute Klimaneutralität und nicht Elektromobilität als Selbstzweck, sagte Spahn der NOZ.

Die Deutschen Autobauer hätten einen 100-jährigen Vorsprung beim Verbrenner. “Statt uns über den E-Auto-Vorsprung der Chinesen zu grämen, könnten wir ja erstmal unseren Vorsprung bei Diesel und Benzinern nutzen. Wir können Verbrenner-Autos ohne eine Schraube aus China bauen, aber Elektroautos können wir ohne Vorprodukte aus China nicht herstellen.”

red

Union kritisiert VW-Management: „Beschäftigte dürfen nicht die Leidtragenden sein“

Berlin – Die Union hat das VW-Management aufgefordert, eigene Fehler nicht auf dem Rücken der Beschäftigten abzuladen. “Es muss nun schnell zu einer gemeinsamen Lösung von VW, Betriebsrat und Gewerkschaft kommen”, sagte der sozial- und arbeitsmarktpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Stephan Stracke (CSU), der “Rheinischen Post”.

“Wichtig ist, dass die von den Beschäftigten zu tragenden Lasten so weit wie möglich begrenzt werden. Die Arbeitnehmer dürfen nicht den Preis zahlen für eine falsche Unternehmensstrategie”, sagte Stracke. “Und für die von der Ampel zu verantwortenden völlig unzureichenden politischen Rahmenbedingungen. Es war verkehrt von der Bundesregierung, die Menschen massiv in die Nutzung der E-Mobilität zu drängen und dabei andere Technologien zu verteufeln”, so Stracke.

red

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