
Ludwigsburg – Eine kurze Ablenkung reicht aus – und plötzlich ist alles anders: Ein Lkw kommt ins Schlingern, eine Fußgängerin tritt unvermittelt auf die Straße, ein Busfahrer hupt vergeblich. Szenen wie diese kennt fast jeder aus dem Alltag. Doch sie sind nicht nur ärgerlich, sondern hochgefährlich. Das Polizeipräsidium Ludwigsburg warnt nun eindringlich: Ablenkung im Straßenverkehr zählt inzwischen zu den größten Unfallursachen. Allein im laufenden Jahr registrierte die Polizei rund 190 Unfälle im Zuständigkeitsbereich, bei denen Ablenkung – etwa durch das Smartphone – ursächlich war. Sechs Menschen kamen dabei ums Leben.
Im Rahmen der europaweiten Kontrollaktion ROADPOL “Ablenkung” beteiligte sich das Polizeipräsidium Ludwigsburg vom 6. bis 12. Oktober 2025 an gezielten Schwerpunktkontrollen. Ziel war es, die verbotswidrige Nutzung von Mobiltelefonen im Straßenverkehr zu erfassen und zu sanktionieren. Das Ergebnis fällt deutlich aus: In nur einer Woche wurden 358 Verstöße festgestellt, davon 118 im Landkreis Böblingen, 144 im Landkreis Ludwigsburg sowie 96 durch die Verkehrspolizeiinspektion, die landkreisübergreifend zuständig ist. In den allermeisten Fällen handelte es sich um Autofahrerinnen und Autofahrer, die während der Fahrt zum Handy griffen – etwa um Nachrichten zu lesen, zu telefonieren oder Musik zu bedienen.
Dass die Problematik kein regionales Phänomen ist, zeigt auch der Sicherheitsbericht des Landes Baden-Württemberg 2024. Demnach war Ablenkung landesweit für über 13 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle verantwortlich und zählt damit zu den vier häufigsten Unfallursachen im Land. Das Thema bleibt also ein Dauerrisiko auf deutschen Straßen.
Auch außerhalb von Aktionswochen wird kontrolliert. Allein im Jahr 2025 wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ludwigsburg bereits über 7.600 sogenannte „Handy-Sünder“ angezeigt. Sie erwartet in der Regel ein Bußgeld von mindestens 100 Euro sowie ein Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg. Die Polizei appelliert daher eindringlich an alle Verkehrsteilnehmenden, sich bewusst auf das Verkehrsgeschehen zu konzentrieren. Denn ein Blick aufs Smartphone, eine hektische Bewegung im Auto oder ein abgelenkter Moment kann gravierende Folgen haben – nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Verkehrssicherheit, so betont das Polizeipräsidium, ist kein Zufall, sondern eine Frage der Verantwortung.
Thomas Wild, der Leiter des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, macht hierzu deutlich: “Wer nur ein bis zwei Sekunden lang Nachrichten auf dem Smartphone checkt, legt in dieser Zeit eine große Strecke im Blindflug zurück, ohne zu registrieren, was vor dem Fahrzeug passiert – ob zum Beispiel gebremst wird, die Ampel auf Rot schaltet oder plötzlich ein Kind auf die Fahrbahn läuft. Und setzt damit sein oder das Leben und die Gesundheit anderer aufs Spiel!”.
red


