UPD kritisiert Versorgung in der Zahnmedizin

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Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) beobachtet besorgt, dass laut Beratungserfahrung jungen Patienten in der Zahnmedizin häufig Behandlungen unter Vollnarkose und hochbetagten Patienten teure Implantate an Stelle von Prothesen bei der Versorgung des zahnlosen Kiefers angeboten werden. Im jüngst veröffentlichten Monitor Patientenberatung werden diese Trends von der UPD als Beispiele für Problemlagen im Gesundheitswesen beschrieben. Dazu als Indikator für eine Fehl- oder Überversorgung und als Gefahr für die Patientensicherheit.

Im Jahr 2019 wurden die Berater der UPD häufig von besorgten Eltern gefragt, ob eine zahnmedizinische Behandlung ihrer Kinder tatsächlich nur unter Vollnarkose in Frage komme. Offenbar, so die Organisation, wurden sie über Alternativen häufig nicht oder nicht ausreichend aufgeklärt. Teilweise hätten Zahnärzte eine Behandlung ihrer Kinder ohne Vollnarkose von vornherein abgelehnt.

“In der individuellen Beratung kann unser zahnmedizinisches Team darüber aufklären, dass die Vollnarkose eine Option sein kann, wenn andere Alternativen wie etwa die Lokalanästhesie oder ein beruhigendes Gespräch nicht in Betracht kommen”, sagt Thorben Krumwiede, Geschäftsführer der UPD. Aus medizinischer Sicht müsse sie aber immer der Ausnahmefall bleiben, bezahlt wird sie von den Kassen auch nur dann, wenn sie medizinisch begründet sei.

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Anlass zur kritischen Rückmeldung sieht die Patientenberatung auch beim Thema Zahnersatz für Ältere. Denn immer wieder berichten gerade Senioren oder deren Angehörige, dass Zahnärzte von vornherein von einer konventionellen Zahnprothese abraten und stattdessen deutlich teurere Implantate empfehlen.

“Viele Ratsuchende können die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Versorgungsformen nicht einschätzen. Gleichzeitig fürchten sie die hohen Kosten von Implantaten. Würde die im Patientenrechtegesetz klar geregelte Aufklärungspflicht der Zahnärzte in der Praxis durchgängig beherzigt, könnten die Patienten besser beurteilen, ob ein Implantat mit Blick auf Lebensqualität und Aufwand des Eingriffs für sie die beste Wahl ist”, moniert Krumwiede. Eine Überversorgung der Patienten könnte dadurch wahrscheinlich häufig vermieden werden.

Ralf Loge