VDIK-Bilanz 2020: Schlechtestes Autojahr seit der Wiedervereinigung

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Der Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) Reinhard Zirpel lässt beim diesjährigen Jahresgespräch das Autojahr 2020 Revue passieren und gibt einen Ausblick auf 2020. Die Automobilmärkte müssen nie dagewesene Einbrüche verkraften durch die Corona-Pandemie, so Zirpel. Doch durch staatliche Förderung kam 2020 der Durchbruch für die Elektromobilität.

Reinhard Zirpel: “Für den deutschen Pkw-Markt rechnen wir im Gesamtjahr 2020 mit einem Rückgang um 20 Prozent auf rund 2,9 Millionen Neuzulassungen. Damit wurden 700.000 Pkw weniger zugelassen als 2019. Erwartet hatten wir einen Rückgang um höchstens 250.000 Einheiten. Der Markt erreicht 2020 damit das tiefste Niveau seit der Wiedervereinigung. Auffällig ist die stark unterschiedliche Entwicklung der beiden Halbjahre. Wir erlebten einen dramatischen Einbruch um 35 Prozent in den ersten sechs Monaten. Im zweiten Halbjahr kam es mit minus vier Prozent quasi zu einer leichten Erholung. Von den insgesamt 2,9 Millionen neuen Pkw sind damit allein knapp 1,7 Millionen von Juli bis Dezember zugelassen worden.”

Auch die internationalen Hersteller haben 2020 weniger Autos verkauft. Die VDIK-Mitglieder werden bis zum Jahresende rund 1,16 Millionen Pkw absetzen, das sind über 200.000 Fahrzeuge weniger als 2019. Die Importeure sind damit etwas weniger stark vom Einbruch betroffen als der Gesamtmarkt. Der Marktanteil steigt damit erstmals auf über 40 Prozent. Vier von zehn neuen Autos in Deutschland tragen das Logo einer internationalen Marke. Das liegt vor allem an der Stärke bei den Privatkunden. Hier liegt der VDIK-Anteil 2020 über 50 Prozent.

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Zu den Flotten- und Privatkunden sagt Zirpel: “Sehr unterschiedlich haben sich die verschiedenen Vertriebskanäle im Jahresverlauf entwickelt. Das Privatkundengeschäft ist im ersten Halbjahr stärker als der Gesamtmarkt um 36 Prozent eingebrochen. Die privaten Käufer haben also sehr sensibel auf den Lockdown und die erste Corona-Welle reagiert. Im zweiten Halbjahr steigen die privaten Zulassungen um acht Prozent. Im Gesamtjahr liegt das Minus nach unserer Schätzung bei rund 15 Prozent und entwickelt sich damit besser als der Gesamtmarkt. Die Neuzulassungen der Flottenkunden blieben dagegen im ersten Halbjahr mit einem Minus von nur minus 26 Prozent etwas stabiler. Die Erholung in der zweiten Jahreshälfte fällt dafür aber schwächer aus. Im Gesamtjahr lässt das Flottengeschäft um 17 Prozent nach.” Bei allen sonstigen Kanälen, also Kfz-Handel, Kfz-Bau und Vermieter, fällt laut VDIK der Rückgang mit minus 32 Prozent insgesamt höher aus.

Seit Anfang Juni zahlt der Bund für neu zugelassene Elektrofahrzeuge den doppelten Zuschuss. Zusammen mit dem Herstelleranteil kann die Förderung nun bis zu 9.000 Euro betragen. Der VDIK hatte diese Verdoppelung des Staatsanteils genau so vorgeschlagen. Die Automobilindustrie rechnet damit, dass 2020 über 350.000 batteriebetriebene Elektroautos, Plug-In-Hybride und Brennstoffzellenfahrzeuge neu zugelassen werden. Der Zuwachs gegenüber 2019 beträgt sage und schreibe 220 Prozent. Der Anteil am Gesamtmarkt steigt von knapp drei Prozent im Vorjahr auf nun zwölf Prozent.

Damit wird 2020 laut Reinhard Zirpel zum Jahr des Durchbruchs der Elektromobilität in Deutschland. Bis zum Jahresende sollen über 170.000 rein batterieelektrische Pkw neu zugelassen werden und über 180.000 Plug-In-Hybride.

Jutta Bernhard / glp